Nachspiel zum Hertha-Spiel: Anzeigen gegen Berliner Polizei

25.09.2009, 10:10 Uhr | 1044 Aufrufe
Im Heimspiel gegen Lübeck wurde gegen die Berliner Polizei protestiertDie Vorfälle mit der Berliner Polizei beim Gastspiel des Chemnitzer FC bei Hertha BSC II im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark werden für die Berliner Beamten ein juristisches Nachspiel haben. Eine Chemnitzer Anwaltskanzlei, wo derzeit Berichte und Zeugenaussagen der Opfer unter Mithilfe des Chemnitzer Fanprojekts zusammenlaufen, bereitet Klagen gegen den unverhältnismäßigen Einsatz der Polizisten vor. Aufgrund der gewalttätigen und völlig übermotivierten Übergiffe der Polizei wird seitens des CFC auch ein Schreiben an die Verbände NOFV und DFB vorbereitet. Interessanter Nebenaspekt ist dabei, dass dieselbe Einheit bereits einen Tag später erneut mit sinnloser Gewalt negativ auffiel. Bei einer Demonstration gegen "Überwachungswahn" wurde ein Radfahrer grundlos von den Beamten attackiert. Dieser Übergriff wurde zum Pech der Beamten mit einer Handy-Kamera dokumentiert und kursiert seit letzter Woche bei der Videoplattform "Youtube" als 'schlagender' Beweis für die Brutalität jener Berliner Polizisten, die tags zuvor auch gegen die Chemnitzer Fans vorgingen.

Die Chemnitzer Morgenpost nahm sich des leidigen Themas in der heutigen Freitags-Ausgabe ganz groß an und titelte auf der ersten Seite mit "CFC-Fans zeigen Berliner Polizei an". Im Innenteil wird in einem halbseitigen Artikel ausführlich über die Vorfälle in Berlin berichtet. Wir möchten aufgrund der Brisanz der Ereignisse und der vielen, direkt betroffenen CFC-Fans die Gelegenheit nutzen, den Artikel der Chemnitzer Morgenpost hier auszugsweise zu zitieren:

Himmelblaue Fans völlig grundlos traktiert

Chemnitz - Gewaltexzesse in, vor allem aber außerhalb von deutschen Stadien, sind heutzutage leider keine Seltenheit. In der Regel gelten "Problemfans", meist aus der Ultra- oder Hooligan-Szene, als Auslöser für Randale und Ausschreitungen. Das folgende Beispiel soll aber zeigen, dass die Polizei in letzter Zeit immer öfter den Knüppel schwingt, ohne dass ein erkennbarer Grund vorliegt.

Berlin, 11. September 2009, gegen 20.50 Uhr: Im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark wird das Regionalligaspiel zwischen Hertha BSC II und dem Chemnitzer FC (2:1) abgepfiffen. 326 Zuschauer, davon etwa 200 aus Chemnitz, verlassen die Arena. Während der 90 Minuten bleibt es im Stadion ruhig. Für einige der etwa 90 eingesetzten Beamten der 22. Einsatzhundertschaft aus Berlin, die gern mal die Fäuste sprechen lassen, offenbar viel zu ruhig. Scheinbar hatten sie damit gerechnet, dass sich die "berüchtigten" Chemnitzer daneben benehmen.
Als die CFC-Anhänger über einen unbeleuchteten Weg hinter dem Gästeblock abmarschieren, wird Schüler Anton E. [..] grundlos von mindestens vier Beamten von hinten aus vollem Lauf auf den Hinterkopf geschlagen und zu Boden gerissen. Freunde, die ihm helfen wollen, werden mit Schlagstock-Hieben ins Gesicht, Faustschlägen und Tritten vertrieben. Zwei Personen liegen daraufhin im Gras, ein Beamter kniet auf Tom W. [..] und brüllt ihn an: "Beweg dich nicht, sonst bekommst du die Fresse voll, das wirst du dein Leben nicht vergessen."
Auf dem Stadion-Vorplatz will Familienvater Robby F. (32) mit seinen Mitfahrern zu seinem Auto laufen. Ein Beamter stößt ihn von hinten, ein zweiter reißt ihn zu Boden. Begründung: keine. Als er gefesselt hochgehoben wird, tritt ihm ein Polizist zwischen die Beine. Robby F. wird bis heute nichts vorgeworfen. Er wird gegen 1 Uhr aus dem Gewahrsam in Berlin-Moabit entlassen.
Renato M. (24) wird ebenfalls festgenommen, sieht aus dem Polizeiwagen heraus, wie ein Jugendlicher von zwei Beamten mit Schlagstöcken am Boden liegend verprügelt wird. Ein Beamter sagt zu ihm: "Du hast hier nichts gesehen. Wenn du was erzählst, bekommst du richtige Probleme."
Nur wenige Fans [..] können einer Festnahme entgehen. "Ich habe die meisten Dinge selber beobachtet", spricht Licht von weiteren willkürlichen Übergriffen und Beleidigungen ("Verpisst euch in euer Dorf, ihr Sachsenschweine") seitens der Beamten.
All diese Vorgänge liegen inzwischen bei der Chemnitzer Anwaltskanzlei [..], wo die Berichte und Atteste der Opfer gesammelt und Klagen gegen die Polizeibeamten vorbereitet werden. "Aufgrund der Vorkommnisse ist seitens des CFC auch ein Schreiben an den DFB und den NOFV in Arbeit", erklärt die Fanbeauftragte Peggy Schellenberger. [..]
Die Morgenpost wollte gestern auch die Berliner Polizei zu den Vorkommnissen befragen. "Eine Auskunft zu den Vorfällen ist erst am Wochenende möglich, weil sich die betreffenden Beamten momentan im Schichtdienst befinden", sagte eine Sprecherin.

Quelle: Chemnitzer Morgenpost vom Freitag, den 26.09.2009; Seiten 18 und 19.

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