"Kopf hoch, und nicht die Hände!" - Bericht vom Fanabend

20.02.2014, 09:58 Uhr | 2620 Aufrufe
Angesichts der bedrohlichen sportlichen Situation und der Unruhe im Umfeld der Drittligaelf hatte der CFC seine Fans zu einem offenen Meeting in den VIP-Raum eingeladen. Dieser erwies sich fast als zu klein, denn sowohl Sitz- als auch Stehplätze waren bestens gefüllt. Rund 250 himmelblaue Fans waren gekommen und debattierten rund zwei Stunden über die aktuelle Lage. Von der Vereinsseite nahmen der Vorstandsvorsitzende Dr. Hänel, Cheftrainer Karsten Heine und Mannschaftskapitän Silvio Bankert die Bürde auf sich, ganz vorn zu sitzen und alle Fragen beantworten zu wollen. Vornweg: Es wurde kein "Schlachtfest", das große reinigende Gewitter blieb aus, alles blieb im sachlich-fairen Bereich. Apropos sachlich-fair: Der MDR war mit Reporter und Kamera angerückt, respektierte aber die interne (!) Veranstaltung und lichtete nur Szenen vor und nach der Veranstaltung und außerhalb der Business-Lounge ab. Die Mannschaft war komplett anwesend, von den Spielern kamen im Laufe des Abends allerdings ausschließlich Bankert als Kapitän und ganz kurz Fink - wegen der Sturmmisere - zu Wort.

Antwortete auf viele Fragen: Karsten HeineKadner bat Heine zunächst um eine Einschätzung der sportlichen Situation und der Coach redete gar nicht erst um den heißen Brei herum: "Die Lage ist brutal ernst", meinte dieser und beschrieb eine Vielzahl der letzten Spiele aus Trainersicht. Gegen Duisburg habe man sich gut verkauft, beim BVB sei man nach dem Gegentor eingebrochen. Wenn man so auftritt, wie nach dem Gegentor in Dortmund, steigt man ab. Deswegen müsste man sich an den guten Leistungen wie gegen Duisburg, RB Leipzig oder Kaiserslautern orientieren und diese mit Konstanz umsetzen. Am besten gleich am Samstag gegen Darmstadt. Bankert schloss sich diesen Ausführungen an: "Uns kotzt das genauso an", dass Team dürfe sich Auftritte wie gegen Regensburg und in Dortmund einfach nicht leisten. Bankert weiter: "Es geht uns nicht am Arsch vorbei! Auch unsere Existenzen hängen an dieser 3. Liga! Wir sind uns der ganzen Situation sehr wohl bewusst!"

Schnell zur Sprache kamen auch die Suspendierungen von Kegel und Mauersberger. Warum Mauersberger trotz Abmahnung und Geldstrafe auch noch aus dem Kader gestrichen wurde, wurde gefragt. Dr. Hänel nahm das Mikrofon und antwortete sinnbildlich: "Wir wollten Mauersberger erst einmal aus dem Schaufenster nehmen." Die Forderung seitens der Fans, ihn spielen zu lassen, wäre verständlich, auf der anderen Seite hätte es sogar Stimmen gegeben, den jungen Mann komplett aus dem Kader zu werfen. Der jetzige Stand wäre daher ausgewogen. Beide Spieler, Kegel und Mauersberger, werden am Samstag gegen Darmstadt noch nicht wieder im Kader sein. Wann die Suspendierung aufgehoben wird, blieb offen.

Viele weitere Fragen drehten sich um den Kader selbst, um Verstärkungen, Abgänge und taktische Aufstellungen. Heine nahm oft das Mikrofon zur Hand und beantwortete viele Fragen, so u.a. zur Personalie Toni Wachsmuth, der sich im Winter einen neuen Verein suchen sollte. Bezüglich Training, Einstellung und Profitum gäbe es Wachsmuth überhaupt nix vorzuwerfen, aber der Verein würde sich an dieser Position gern jünger aufstellen. Dies habe man Toni ehrlich gesagt und deshalb einen Wechsel empfohlen. Bezüglich Taktik und den Ein-Mann-Sturm mit Fink führte Heine aus, dass er nominell eigentlich vier Angreifer auf dem Rasen habe und die taktischen Systeme in sich sehr variabel sind. Das derzeit glänzende 4-1-4-1 der Bayern habe vor Jahren der 1. FC Nürnberg als Abwehrbollwerk genutzt und damit mühselig seine Punkte gesammelt. Da Heine so fleißig antwortete, tauchte zu Recht nach einer guten Stunde die Frage auf, warum nicht Sportdirektor Emmerich oder Sportvorstand Kupferschmied etwas zum Thema sagen könnten. Dies taten beide dann auch, und hinterließen dabei mehr Fragen als Antworten.

Am Tisch von Emmerich und Kupferschmied saß auch Dr. Langer, langjähriger Bürgermeister von Karl-Marx-Stadt und Vorstandsmitglied des CFC. Der nutzte die Chance, griff zum Mikro und lieferte den emotionalsten Beitrag des Abends. Zur Wendezeit habe er von Gysi bezüglich seiner Partei einen schönen Satz gehört, und wandte sich an die mit hängenden Köpfen ganz vorn sitzenden Spieler: "Kopf hoch und nicht die Hände!" Er habe mit allen Trainern stets ein enges Verhältnis gehabt, so auch mit Heine. Und er glaube fest daran, daß Heine der richtige Mann ist, den CFC-Karren aus dem Dreck zu ziehen. "Wir steigen niemals ab!", rief Langer in die Runde und bekam viel Applaus.

Hielt den Kopf hin: Mannschaftskapitän Silvio BankertMannschaftskapitän Silvio Bankert fand auf die Frage nach der Verteilung der Kapitänsbinde auch noch einmal starke Worte: "Wenn es etwas bringt, dass ich die Binde abnehme und wir dafür 12-15 Punkte bekommen dann mach ich das sofort und gerne - mir ist der Verein und seine Fans wichtig!" Er stehe zu seinem Amt, hätte aber auch keinerlei Problem, wenn die Mannschaft dies anders sehen und einen anderen Kapitän wählen würde. Er klebe nicht an seinem Amt. Heine nahm seinen Kapitän ein Stück weit in Schutz und meinte, dass Amt würde gern überbewertet. Entscheidend sei für ihn, dass es mehrere Spieler gibt, die in schwierigen Situationen die Klappe aufmachen und als Führungsspieler vorangehen, nicht nur der Kapitän. Und im Übrigen würde ihm viel zu oft nur auf die Abwehr eingedroschen, denn "wenn der Fehler 40 Meter weiter vorn passiert, sieht das niemand." Vor dem Spiel gegen Darmstadt wird man zur Vorbereitung ins Kurztrainingslager nach Werdau fahren, um dann am Samstag (hoffentlich!) an die gute Heimvorstellung gegen Duisburg anzuknüpfen.

Kurz zur Sprache kamen auch die rot-schwarzen Trikots, die zuletzt sehr oft getragen wurden und manche Fans bereits argwöhnen lassen, dass der CFC sein "Himmelblau" verschwinden lassen möchte. Nein, für dass Rot-Schwarz gibt es eine simple Erklärung, führte Heine aus. In diesen Farben hätte es im Dezember die kleine positive Mini-Serie gegeben und da im Fussball auch viel Aberglaube herrscht, hätten die Spieler weiter auf dieses Trikot gesetzt. Nach den letzten Pleiten gäbe es dafür aber nun keinen Grund mehr, und deshalb wird am Samstag in Himmelblau gespielt. Letzten Einfluss auf die Trikot-Wahl habe aber letztlich immer der Schiedsrichter. Zur Farbwahl ergriff auch Dr. Hänel noch einmal das Mikrofon und spannte einen Bogen über die Chemnitzer Fussballgeschichte hin zum Chemnitzer Ballspielclub von 1899, der Gründungsmitglied des DFB war und als erster Verein der Stadt in diesen schwarz-roten Hemden auflief. Viele andere Städte im Osten könnten nicht auf eine solche Tradition verweisen und es wäre töricht von Chemnitz, sich dieser Historie zu verschliessen. Allerdings ist das Himmelblau ein markantes Alleinstellungsmerkmal und niemand habe vor, dieses Image zu verändern.

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