Trauer um altes Chemnitzer Fußball-Idol
18.09.2009, 19:25 Uhr | 2299 Aufrufe
Klangvolle himmelblaue Namen wie Steffen Kellig und Steve Rolleder sind jedem jüngeren CFC-Fan ein Begriff, die mittlere Generation horcht zudem bei Richter, Persigehl und Glowatzky aufmerksam auf, aber die ganz alten Veteranen, die Väter unserer Väter - wem haben die eigentlich auf der Fischerwiese zugejubelt? Einem jedenfalls ganz besonders:
Ralf Hübner. Er stürmte für den SC Karl-Marx-Stadt, den SC Motor Karl-Marx-Stadt, die BSG Chemie Karl-Marx-Stadt und die BSG Chemie Chemnitz. Oder anders: Für so ziemlich alle Vorläufer des großen FCK. Und, dieses Idol hat - so vermeldete es heute die Chemnitzer
Freie Presse - seine Augen in dieser Woche leider für immer geschlossen.
Ralf Hübner wurde am 14.10.1933 geboren. Schon mit zehn Jahren begann er mit dem regelmäßigen Fußballsport bei den Knaben des FC Preußen an der Clausstraße, allerdings erst einmal im Tor. Später wechselte er in den Sturm und wurde in der Nachkriegszeit schnell zum Chemnitzer Fußball-Idol. Sein unbändiger Kampfgeist und voller Einsatz über 90 Minuten brachten im viel Sympathie unter den Zuschauern ein. In einer Presseschlagzeile von damals hieß es: "Wenn Chemie die Tabelle der Staffel 1 noch immer ungeschlagen anführt, dann hat der wuchtige Stürmer Hübner nicht geringen Anteil an diesem Erfolg." Hübner spielte auch für die Stadtauswahl Chemnitz und die Landesauswahl Sachsens.
Hübner war es auch, der in den schweren Anfangsjahren des Chemnitzer bzw. Karl-Marx-Städter Fußballs mit aufbauen half. Die Vorläufer des Clubs pendelten damals fröhlich zwischen erster und dritter Liga. In der Saison 1953/54 schaffte die damalige BSG Chemie Karl-Marx-Stadt zum ersten Mal den Aufstieg ins Oberhaus, die DDR-Oberliga. Zu dem Torverhältnis von 59:22 steuerte allein Torschützenkönig Hübner 22 Treffer bei. Leider konnte sich der FCK-Vorläufer nur drei Jahre in der Oberliga halten. Danach ging es runter bis in die zweite DDR-Liga (dritte Spielklasse). Hübner, der inzwischen für Motor West Karl-Marx-Stadt spielte, wurde reaktiviert und ballerte wieder auf der Fischerwiese. In der Saison 1958/59 stieg der mittlerweile von 'Chemie' in BSG Motor Karl-Marx-Stadt umbenannte Verein mit einem Torverhältnis von 77:23 wieder in die erste DDR-Liga (zweite Spielklasse) auf. Allein 15 Tore gingen dabei auf das Konto von Hübner.
Sein Spitzname war "Antek", und dieser bezog sich auf ein zur damaligen Zeit ziemlich angesagtes Komiker-Duo namens "Antek & Franzek". Er war der Spaßvogel im Team, der seine Mannschaftskameraden auch gern einmal zum Lachen brachte. Bis 1966, dem Gründungsjahr des FCK, rackerte er als Stürmer für die (mittlerweile) himmelblauen Farben. Dann war mit 33 Jahren Schluß mit dem Leistungssport. Aber schon ab 1968 gab er seine Erfahrungen als Übungsleiter im Nachwuchsbereich des FCK weiter. Bis 1985 wirkte er dort, und hatte dabei unter anderem Rohdiamanten wie Hiemann, Heidrich und Steinmann unter seinen Fittichen. Selbst nach dieser Zeit konnte er nicht vom Club loslassen und verrichtete nach der Wende noch als Ordner bei den Heimspielen des CFC seinen Dienst. Der Club ehrte Ralf Hübner mit der Ehrenmitgliedschaft auf Lebenszeit. Mit 75 Jahren hat sein Herz nun aufgehört zu schlagen.
Ruhe in Frieden, du treue himmelblaue Seele!
Quelle für Bild und Zitate: "100 Jahre Chemnitzer Fußball", Gerhard Claus, Chemnitzer Verlag, 1999Surftipp:»
Namentlicher Werdegang des Chemnitzer FC