Der Platz war durchnässt, der Himmel weinte und ein ungemütlicher Wind pfiff in die Ärmel der ca. 25 Fußballfreunde von "Uns Ulf" und den "Clubsurfern". An ein ursprünglich angesetztes Freundschaftsspiel zwischen beiden Fanclubs war nicht zu denken, so dass man letztendlich die Schienbeinschoner in den Sporttaschen beließ und es stattdessen vorzog, sich gleich in die Verlängerung mit Speis und Trank zu stürzen.
So kam es, dass zwischen Sandro von Uns Ulf und mir, mittlerweile langjährige Werder-Sympathisanten, die Idee realistische Gestalt annahm, oben benanntes Spiel in der nagelneuen Commerzbank... ähem Allianzarena mit einem Hausbesuch zu beehren.
Man stelle sich also einen Kniffelbecher vor, fülle diesen mit einer Mitgliedschaft beim SV Werder Bremen, einem Reservierungswunsch für 5 Karten im Werderblock sowie 14 Tage Daumen drücken und schüttle diesen kräftig, aber mit Geduld.
So purzelten am 05.11.2005 ein früherer DDR-Armeemeister mit dem ASG Vorwärts Straußberg, eine Werdersympathisantin und zwei an diesem Tage besonders heißblütige Bremenfans Punkt halb 12 auf den Vorplatz der Allianzarena. Fiese Autobahnbaustellen und der natürliche Wunsch nach einer stressfreien Anreise veranlassten uns zu diesem frühen Zieleinlauf. Unterwegs begegneten wir Busfuhren von Bayernfans, denen man allerdings mit der sicheren Gewissheit, einen klaren Auswärtssieg zu landen, und der kleinen Befürchtung, Roy "vorbei" Makaay könnte ausgerechnet in diesem Spiel seine Beklemmungen in Tornähe überwinden, trotzte.
Die Suche nach einem passenden Autoabstellplatz gestaltete sich aufgrund der Parkhäuser in Stadionnähe nicht als das große Problem, lange Fußmärsche, Karten aus Parkautomaten und ähnlich ungemütlicher Stress entfallen in der modernsten Arena Deutschlands. Den eigenen Parkplatz sollte man sich aber genau einprägen, sieht doch auch im Münchner WM-Stadion eine Parkebene aus wie die andere heißt.
Kurz vor dem Einlass passiert man kurze Zeit später die Kassen, an denen der moderne Fußballfan eine sogenannte Arena-Card erwerben sollte, schließlich will man während des Events Essen, Trinken und Bayernunterwäsche erwerben, sowie nach dem Spiel für schlappe 5 Euro wieder mit dem Auto unterm Arm aus dem Parkhaus raus. Und um es gleich vornweg zu sagen, die Preise liegen knapp unterhalb der Schmerzgrenze. Nun will man sich aber von solchen Nebensächlichkeiten ja nicht die Show vermiesen lassen, zumal es noch 3,5 Stunden bis zum Anpfiff zu überbrücken galt.
Kein Problem, in einem Bauwerk, welches einem dann schon Respekt einjagt. Durch die gedrungen wirkende Dachkonstruktion, der engen Ellipse und steilen Tribünen fühlt man sich erst verblüfft, dann bedroht und am Ende echt beeindruckt. Auf der Höhe des Unterrangs darf man das Spielfeld umrunden und aller 15m die Sache mit dem Essen und Trinken und der Bayernunterwäsche ausprobieren. Als echter Pluspunkt erwies sich die Geschichte mit der Arena-Card, welche fix an einer der ausreichend installierten Ladestationen mit Bargeld aufgewertet, für kurze Schlangen und schnelle Abfertigung an den Futterstellen sorgte. Kurzum, die Zeit verging wie im Flug.
Der Stimmungsbogen spannte sich und im anschwellenden Zuschauergemisch aus frotzelnden Bayernfans und flaggenden Werderfanclubs wurde es ca. eine halbe Stunde vor Anpfiff so richtig laut im Awayblock. Ein Haufen der (sich vor kurzem aufgelösten) Eastside 97 machte das Spiel über ordentlich Bewegung, und so richtig Gänsehaut gab es rein akustisch natürlich beim Intro zu Spielbeginn und dem Klosekopfballtor. Über den Rest des Kicks möchte ich an dieser Stelle galant den Mantel des Schweigens legen, schließlich kann sich ja auch jeder im Videotext über das Endergebnis informieren.
Entgegen aller Befürchtungen verließ man nach Abpfiff recht zügig das Stadion inklusive Parkhaus. Dank Arena-Card und geschultem Personal brauchten wir dafür höchstens 20 Minuten und waren Ratz Fatz wieder auf der Autobahn. Na Bravo!
Fazit: Alles in Allem ein gelungener Ausflug in die bunte Welt der 1. Bundesliga, sieht man vom Endergebnis ab und schluckt die ein oder andere Kommerzpille. However, endlich wieder einmal den sympathischsten Verein der höchsten deutschen Fußballwelt live gesehen, und dass auch noch in einem wirklich beeindruckenden Bauwerk. Dafür an dieser Stelle nochmals der Dank an alle Beteiligten.
Trotzdem bleibt eines ganz sicher festzuhalten.
"Zu Hause" und Fußball im Sinne von "echtem Fußball" ist Fischerwiese zwischen ein paar verrückten Himmelblauen im rar besuchten 3er und Novemberregen im Genick. Zur Not auch noch mit Bayernunterwäsche am Hintern.
Linktipp:
http://www.allianzarena.de/de/index.php
Eindrücke aus der Allianz-Arena: