Schwarz-rot-goldene Damen auf der Fischerwiese

01.12.2016 von Erik Büttner
Fahnenschwenken auf der GegengeradenEs ist später November im Jahr 2016, als der DFB-Tross wieder einmal Station in Chemnitz macht. Es ist die A-Mannschaft der Fußballdamen, die am 29. November ihr letztes Spiel des Jahres, das ihnen den Olympiasieg gebracht hat, bestreitet. Chemnitz mit seinem neuen Stadion hat den Zuschlag erhalten und das ist besonders für Anja Mittag eine große Nummer, zog sie doch vor 14 Jahren von hier aus in die Frauenfußballwelt, um nationale wie international Vereinserfolge sowie Europa- und Weltmeistertitel zu sammeln und alles mit dem Sieg beim olympischen Turnier 2016 in Brasilien zu krönen. Aufgrund ihres Lokalkolorits ist Anja Mittag natürlich gefragteste Interviewpartnerin und Autogrammgeberin während des rund einwöchigen Lagers der Damenmannschaft in Sachsen. Bereits am Sonntag glühen die Stifte, als knapp 1.000 Kiebitze das öffentliche Training auf dem Platz von Eiche Reichenbrand verfolgen.

Am Dienstag zum Spiel gegen Norwegen, einer Großmacht im Frauenfußball, kommen dann über 6.000 Zuschauer auf die Fischerwiese und bevölkern dort hauptsächlich und TV-freundlich die Gegengerade. Das ist eine ganz stattliche Zahl, wenn man bedenkt, dass minus zwei Grad Celsius auch bei strahlender Sonne ganz schön kalt sind und die Anstoßzeit von 16 Uhr nicht gerade arbeitnehmerfreundlich ist. So sind es dann auch vornehmlich Schüler oder Rentner mit Schals und Mützen von Nürnberg über den heimischen CFC bis Turbine Potsdam, die sich um kurz vor 16 Uhr für die Mannschaften und die Nationalhymnen erheben.

Maskottchen Paule bejubelt auf der Videowand den Ausgleichtreffer Pünktlich pfeift Stéphanie Frappart aus Frankreich die Partie an. Deutschland zeigt sich sofort als das engagierte Team, drängt auf die Führung, vergisst aber etwas die Verteidigung. Und so nutzt dann Norwegen in Person von Tormaschine Ada Hegerberg einen Schnitzer von Josephine Henning zum 1:0 nach 13 Minuten. Die deutschen Frauen aber zeigen sich unbeeindruckt und suchen weiter das Tor, doch stets misslingt der letzte Pass oder der Abschluss. Nach reichlich einer halben Stunde belohnen sie die Adler-Trägerinnen dann doch: Nach einem Freistoß von Dzsenifer Marozsán nickt ausgerechnet Josephine Henning zum Ausgleich ein (32.).

Der Rest der Partie zusammengefasst: DFB-Maskottchen Paule gibt trotz Vogelgrippe den Vorklatscher. Die Mutti eines etwa sieben Jahre alten Jungen klärt auf: „Nein, mein Schatz, die Torhüterin ist nicht die Frau von Manuel Neuer.“ Und Deutschland spielt weiter aktiver, besonders Svenja Huth flitzt wie ein Wiesel über den rauen Platz. Norwegen lauert auf Konter und Fehler der bisweilen wackligen deutschen Defensive. Ein Tor aber will trotz steigender Stimmung in einem attraktiven und kurzweiligen Spiel nicht mehr fallen. Zu guter Letzt steht der eingewechselten Felicitas Rauch das Lattenkreuz im Weg (81.) und Kathrin Hendrich kann das Leder kurz vor Schluss nur neben statt ins Tor spitzeln (88.). So bleibt es beim friedlichen 1:1, was zwar die Siegesserie von Neutrainerin Steffi Jones bricht, sie aber weiter ungeschlagen bleiben lässt. Unglücklich ist am Ende nur Dzsenifer Marozsán, die in der 70. Minute nach einer unglücklichen Aktion verletzt ausgewechselt werden muss und später eine Kapselzerrung diagnostiziert bekommt. Ihre Position im zentralen Mittelfeld muss Anja Mittag übernehmen und kann sich daher weniger um ihren 50. Treffer im deutschen Trikot kümmern, was aber am Ende der Stimmung keinen Abbruch tut. Die deutschen Fußballdamen und Chemnitz, das passte – bis auf ein paar unbekannte Chaoten, die den deutschen Mannschaftsbus nächstens mit Farbbeuteln bewarfen.

Statistik

Deutschland - Norwegen 1:1 (1:1)
Aufstellung Deutschland: Schult - Blässe (64. Bremer), Henning (46. Hendrich), Peter, Kerschowski (76. Klasen) - Doorsoun (81. Rauch), Marozsan (70. Islacker), Popp, Magull (46. Simon) - Huth, Mittag
Aufstellung Norwegen: Hjelmseth - Thorsnes, Mjelde, Holstad Berge, Moe Wold - Bö Risa, Andrine Hegerberg (81. Herregarden) - Minde, Sönstevold (50. Jensen) - Ada Hegerberg, Utland (84. Eikeland)
Tore: 0:1 Ada Hegerberg (13.), 1:1, Henning (32.)
Schiedsrichterin: Frappart (Frankreich)
Zuschauer: 6031 auf der Fischerwiese, Chemnitz