Zweite Liga - Chemnitz ist dabei

08.06.1999 von Pierre Schönfeld (Charlie S.)
Eine Stadt im Freudentaumel. So eine Stimmung wie am Sonntag nach dem Spiel habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Da tanzten die Leute auf den Straßen, wildfremde Menschen fielen sich um den Hals, hielt eine Oma ein uraltes FCK-Kissen aus dem Fenster und winkte uns, bei der Fahrt standen Autos mit Zwickauer und Auer Kennzeichen neben uns, hupten und winkten. Leute, die ansonsten nichts mit Fußball, und "schon gar nicht mit Chemnitz" zu tun haben wollten, waren plötzlich aus dem Häuschen. Es war sagenhaft, einfach unbeschreiblich. Damals 1967, als der FCK Meister wurde muß es ähnlich gewesen sein.

Rückblende: 14.15 Uhr, die Fischerwiese ist proppenvoll. Die Stimmung ist gut, die meisten sind optimistisch. Trotzdem, sie ist anders als noch gegen Zwickau. Angespannter, es steht so viel auf dem Spiel. Es gibt zwar noch die Hoffnungsrunde, aber die will keiner. Jetzt oder nie heißt die Devise. Dann die Halbzeit. Der Club hat bis dato ein klasse Spiel gezeigt, sich super Chancen erarbeitet, nur das Tor fehlt noch. Und ein Tor muß es ja mindestens sein. Und dann Mehlo. Wie er durch die Osnabrücker Abwehr marschiert, mit großem Einsatz den Ball noch zu Kunze schiebt, welcher dann vollendet. Ewig lange Sekunden bangen Wartens, ob der Schiri den Treffer gibt, ehe man überall im Stadion die Steine plumsen hört. Jaaa, es steht 1:0!! Und dann schießt Kujat das 2:0. Gerade ihm hat man es so gegönnt, dem Unglücksraben vom Hinspiel. Nun ist er der Held. Denn sein 2:0 ist der Aufstieg für den CFC. Als der Schiri dann endlich abpfeift gibt es kein Halten mehr. Die gesamte Anspannung entlädt sich in Sekundenbruchteilen, die altehrwürdige Fischerwiese steht kopf.

Es wird noch einige Tage dauern bis man so richtig realisiert hat, was da am Sonntag passiert ist. Der CFC ist wieder zweitklassig - drei Jahre Regionalliga sind jetzt Geschichte. Geschafft wurde das keineswegs mit den besten Voraussetzungen. Andere Vereine wie der VfB Leipzig, Union oder Zwickau hatten wesentlich bessere finanzielle Möglichkeiten, der CFC mußte auch im Aufstiegsjahr einen drastischen Sparkurs fahren. Zu frisch ist noch die Erinnerung an den Pleitegeier, welcher vor zwei Jahren an die Chemnitzer Türen klopfte. Nur mit unermüdlichen Einsatz des Präsidiums, der Marketing GmbH und der Sponsoren konnte er vertrieben werden. Der CFC hat gezeigt, was mit einer gesunden Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern, sowie einem unerschütterlichen Teamgeist möglich ist. Nur mit diesem großen Zusammenhalt war es möglich, auch personell besser bestückten Mannschaften paroli zu bieten. Natürlich war auch Glück dabei, das Glück, daß sich die meisten Neuverpflichtungen als absolute Volltreffer erwiesen haben (Ananiev, Jan Schmidt, Mehlhorn), der Club von großem Verletzungspech verschont geblieben ist und daß man auch in kritischen Momenten am Trainer festgehalten hat. Doch Glück hat halt bekanntlich nur der Tüchtige.

Freuen wir uns auf die nächste Saison. Freuen wir uns auf Gladbach, Nürnberg, Bochum, Köln und hoffentlich auch Cottbus. Freuen wir uns auf Zweitligafußball auf der Fischerwiese. Doch seien wir auch realistisch. Der Club wird von Anfang an gegen den Abstieg spielen. Doch ich bin optimistisch, daß es am Ende der nächsten Saison heißen wird:

Zweite Liga - Chemnitz BLEIBT dabei!