Zwischen Hoffen und Bangen

12.04.2005 von Pierre Schönfeld (Charlie S.)
Hach, war das einfach nur geil am Dienstagabend als der Club in der zweiten Halbzeit die zahmen Wölfe förmlich an die Wand kickte! Am Ende standen da nicht nur eminent wichtige drei Punkte gegen einen Mitkonkurrenten um den Klassenerhalt, nein, es wurde auch erstmalig seit dem zweiten Spieltag der Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz geschafft. Ein Gefühl himmelblauer Glückseligkeit machte sich für einen Moment unter den Clubfans breit, bis man vier Tage später von Wolke 7 wieder heruntergeholt wurde. Der alte Rivale von der Bremer Brücke war zu Gast und klaute den Himmelblauen mit abgezocktem Spiel und zwei Treffern die Illusion, dass der Klassenerhalt nun ein Selbstläufer werden würde. Das Ärgerliche an diesem Tag war, dass die Kicker von Diddi Demuth außer Kampf und Krampf nicht viel zustande brachten und auf der ganzen Linie enttäuschten. Da die anderen Mannschaften im Keller ihrerseits fleißig punkteten, plumpste der Club wieder auf einen Platz, der für den Start in der Oberliga Süd berechtigt.

Aber was einen nicht umbringt, macht einen bekanntlich nur noch härter. Und wenn man schon einige Jahre Clubfan ist, dürfte man in dieser Zeit nicht nur eisen- sondern stahlhart geworden sein. Allein diese Saison war bislang ein einziges Auf und Ab, ein Wechselbad der Gefühle, immer zwischen Hoffen und Bangen und häufig war man schlicht "restlos bedient". Von Beginn an reihte sich Katastrophe an Katastrophe, so dass man schon dankbar sein kann, dass der CFC die Rote Laterne nicht im Dauerabo hatte. Im Grunde war der Club ja auch schon weg vom Fenster, so ungefähr nach dem Katastrophenkick gegen Wuppertal als dann auch die Fans ihrer Wut freien Lauf ließen, während die VIPs fröhlich ihre After-Show-Party feierten. Da war man gedanklich schon auf Oberliga eingestellt, guckte schon mal, wie man am besten zu den Grounds von Meuselwitz oder Halberstadt kommt.
Dann flog Wuschi bekanntlich mit (dem Kick bei) den Störchen und Barsi wurde neuer Chef. Der brachte frischen Wind und den Awayfans von Osna ein dickes Highlight in ihrer Clubkarriere. In der Winterpause mischten die Himmelblauen dann fleißig beim Hoyzer-Wett-Skandal mit, wobei sich Steffen Karl am meisten verzockt hatte und in Konsequenz seine Papiere holen durfte. Mit (offiziell) fadenscheinigen Gründen wurde dann nach zwei Spielen nach der Winterpause Dirk Barsikow abserviert und Dietmar Demuth inthronisiert. Anfangs noch skeptisch beäugt, läßt die gute Bilanz des Ex-Paulianers (13 Punkte aus 7 Spielen) die Clubfans wieder hoffen.

Acht Spiele sind's jetzt noch bis zum finalen Showdown am 4. Juni gegen Lübeck. Davon müssen nach optimistischer Rechnung vier, pessimistisch gesehen fünf, Spiele gewonnen werden. Dass dabei mit Hamburg, Pauli, Lübeck und Paderborn vier Teams aus dem oberen Tabellendrittel auf der Liste stehen, macht die Aufgabe nicht einfacher. Doch Rumjammern gilt nicht! Die Fans haben einfach das Recht auf ein Happy End nach einer sagenhaft beschissenen Saison. Und auch unsere Jungs auf dem grünen Rasen sollten sich für ihre Aufholjagd belohnen, egal wo sie im kommenden Jahr kicken. Also Basti, Fille, Fabio, Rene, Ahlfi & Co., zieht den mittleren Finger und zeigt ihn den ganzen Lästermäulern die Euch gedanklich schon zu den Oberliga-Akten legen wollten. Damit auch ein Mehlo beruhigt in Rente gehen kann. Legt einen Schlussspurt hin, der sich gewaschen hat und wo in 30 Jahre der Opa im Dreier seinem Enkel mit glänzenden Augen erzählen kann, wie die Truppe von 2005 dem Tod noch mal von der Schippe gesprungen ist. Wie die Fans mitgehen, wenn ihr Gas gebt, habt ihr gegen Wolfsburg gesehen. Auf geht's und lasst uns am 4. Juni 'ne geile Party feiern!