Wie der CFC am Ende einer verrückten Saison reichlich beschenkt wurde …

29.07.2005 von Timo Görner (T-Mobile)
… denn was sich am 04.06.2005 abspielte kann nur als „großes Geschenk“ bezeichnet werde.

Am Ende einer Spielzeit die katastrophal begann und eigentlich nur von Rückschlägen, trostlosen Auftritten und Desillusion gekennzeichnet war stand das was Mitte der Hinrunde kaum einer für möglich gehalten hatte. Der CFC ist doch tatsächlich zum dritten Mal in Folge dem Sensenmann namens „Viertklassigkeit“ von der Schippe gesprungen. Dank der Hilfe eines Vereins dem man fast schon als „CFC des Westens“ titulieren kann weil er das im Grunde wie die Himmelblauen seit mehreren Jahren gegen den Absturz in die Niederungen der Oberliga ankämpft und eigentlich ja ganz andere Ziele davor hatte. Das alles trotz (aller möglichen) diverser Ungereimtheiten wie noch zu lesen sein wird.

Am Ende der Herbstrunde war davon die Rede, „den Wal wieder ins Meer zu schieben“ der sich vor dem Verein, seinen Fans und dem gesamten Umfeld so drohend aufgebaut hatte wie nie zuvor. Der CFC stand selten zuvor in seiner Geschichte seit 1967 so mit dem Rücken zur Wand wie vor dem Auftakt der Frühjahrsrunde gegen sein „Pendant aus dem Westen“. Nach den Flops bei den Neuzugängen wie z. B. Carl Priso wurden die beiden vermeintlichen Verstärkungen in Person von Semir Devoli für das Mittelfeld aus Paderborn und Olivio Caliccio aus Belgien für die magere Torbilanz skeptischer den je beäugt. Devoli sollte die Pessimisten im weiteren Saisonverlauf nach Anlaufproblemen vor allem aufgrund enorm wichtiger Tore (Neugersdorf, St. Pauli, Dortmund) durchaus überzeugen können, bei Caliccio ging das Debüt gegen Münster schon nach wenigen min. in einer umstrittenen Roten Karte unter und lies der Brasilianer mit belgischem Pass zuweilen die Haare der Fans und Trainer ergrauen. Endspiel Nr. 1 von 17 insgesamt sah irreguläre Bedingungen die eigentlich keinen Fußball zuließen und die welche das Spiel unbedingt durchziehen wollten ärgerten sich am Ende wohl am Meisten. Logische Folge ein 0:0 gegen einen Mitkonkurrenten was zuwenig war und der Platzverweis für Caliccio als einzigen richtigen „Aufreger“. Positiv blieb das die Barsikow Truppe nur 1 der letzten 6 Spiele verloren hatte, frustrierend die Tatsache das in 5 dieser 6 Begegnungen nur 3 Tore markiert wurden. Geändert hatte sich nichts, 4 Zähler trennten nach wie vor vom rettenden Ufer. Vor der Brust allerdings das schier unlösbare Match in Braunschweig beim klaren Staffelfavoriten welches „erwartungsgemäß“ verloren ging aber dennoch für reichlich Gesprächsstoff sorgte. Ein früher Rückstand nach 2 min. welches sich in der Frühjahrsrunde wiederholen sollte, der CFC verlor mit Steffen Süßner erneut einen Spieler durch Platzverweis beim Stand von 0:2 und markierte führte so die richtig schlimme Personalnot durch Sperren und die Langzeitverletzten (Arzt, Roleder) weiter, erzielte aber in Unterzahl das 1:2 und hätte am Ende gegen nervöse Gastgeber sogar punkten können. Für zwei Himmelblaue sollte dieses Spiel das Letzte sein. Anfang März 2005 musste Dirk Barsikow gehen weil die Vereinsführung den ganz großen Effekt nach dem Wechsel auf der Trainerbank vermisste, er wurde durch die „Überraschung“ Dietmar Demuth ersetzt. Steffen Karl wurde zeitgleich mit „Barsi“ als Co-Trainer entmachtet und knapp 1 Woche später musste der Ex Hallenser die Umkleidekabine des Sportforums mit einer Zelle in Berlin-Moabit tauschen und wenige Tage später durfte er seine Sachen beim CFC als mittlerweile wieder freier Mann packen. So wurde das Spiel „1 Tag nach der Verhaftung von Karl“ beim späteren Zwangsabsteiger in Uerdingen – wieder eine bemerkenswerte Konstellation – zum „Schicksalsspiel“. Der CFC präsentierte sich dort endlich so wie es sein sollte und fegte die allerdings durch eigene enorme Probleme verunsicherten Gastgeber vom Platz und legte 7 Tage später dank einer starken 1. Halbzeit gegen Herthas U23 nach (1:0). Halbzeit 2 war größtenteils Bangen und Zittern gegen „aufgewachte Gäste“. Sei es drum, die Hoffnungen der Clubfans hatten neue Nahrung erhalten. Kalte Dusche wenig später unter der Woche in Wuppertal (0:1), regelrecht reingebrüllt wurde dann das verdiente 1:0 Siegtor gegen Holstein Kiel nach einer zuweilen haarsträubenden Chancenverwertung davor. So musste sich der CFC auch in Neugersdorf auf dem Weg nach Leipzig mühen um am Ende durch 2 Tore in den letzten 4 min. mit 2:0 das Halbfinale in Auerbach perfekt zu machen. Das mit einem der wichtigen Tore von Semir Devoli, der im weiteren Saisonverlauf das eine oder andere Mal für die 1:0-Führung sorgen sollte. 3 Tage später im Kölner „Südstadion“ bügelten die Kicker in himmelblau-weiß dann eine dünne 1. Halbzeit mit einem noch schmeichelhaften 0:2-Rückstand durch Moral und Kampfkraft aus. So oder so war das Remis am Ende angesichts Kölner Pechs (2x Latte) glücklich, aber wichtig. Ärgerlich der erneute frühe Rückstand zum 0:1 (3 min.) und eine bis dato erschreckend schwache Abwehrleistung mit krassen individuellen Aussetzern (Gillert beim 0:1). Der in der Hinrunde so oft enttäuschte Anhang jedenfalls honorierte den Aufwärtstrend und die neu genährten Hoffnungen auf ein „erneutes Fußball-Wunder“ in dem 3.000 Besucher an einem Dienstagabend das 2:0 gegen Wolfsburg U23 im Nachholer sahen. Mit diesem Sieg kämpfte sich der CFC zum zweiten Mal in dieser Saison auf einen Nichtabstiegsplatz wenn gleich man in Halbzeit 1 einiges an Glück verbrauchte und mal wieder Standardsituationen her halten mussten weil aus dem Spiel heraus der Club ja bekanntermaßen die einfachsten Dinger „versemmelt“. Was folgte waren 2 Wochen der Rückschläge in dem die Demuth-Truppe die gute Ausgangsposition erstmal verspielte. Gegen Osnabrück beim erneuten 0:2 an der Gellertstraße gegen den VfL war man von vornherein Außenseiter, blieb aber den Beweis des absoluten Willens ebenso schuldig wie 1 Woche später beim „Angstgegner“ in Hamburg. Wieder gerieten die Himmelblauen Berufsspieler früh in Rückstand (3.) und wachten eigentlich erst dann auf als so ziemlich alles verloren war. Die „schwarze sieglose Serie“ in der RL Nord gegen die beiden Clubs aus der Freien und Hansestadt hatte erstmal Bestand. Sie sollte 3 Tage nach dem Einzug ins Sachsenpokal-Finale beim VfB Auerbach (wieder 2:0) beendet werden. Dank einer feinen Einzelleistung von Semir Devoli zum wichtigen 1:0 und eines mal clever herausgeholten Elfmeters zum 2:0 gegen allerdings auch weitestgehend lustlose Gäste vom Millerntor. Man blieb erstmal dran am rettenden Ufer und verkürzte den Abstand von 4 auf 2 Punkte. Ein Sieg beim designierten Absteiger in Berlin-Köpenick war Pflicht, statt der eingeplanten 3 Zähler wurde es aber nur 1 da mal wieder gute Chancen nicht verwertet wurden und ausgerechnet „Uns Ulf“ für den entscheidenden Elfmeter zum 1:1 Endstand sorgte. „Satzball vergeben“ würde es im Tennis lauten, einer von mehreren in den weiteren und vergangenen Spielen. „CFC verkackt Reloaded“ sollte es dann im Fanpage-Forum Tage später lauten. Am Vorabend der Himmelfahrt waren die Westsachsen aus der geilsten Stadt der Welt nicht in der Lage, knapp 2.000 mitgereisten Fans mit dem Sachsencup Freude und Ablenkung vom tristen Abstiegskampf in der Liga zu bereiten. „Typisch CFC“ wie man sich beide Gegentore gegen einen schlagbaren Gegner einfing.

Den nächsten „Satzball“ in Form eines Elfmetergeschenks vergab ausgerechnet der sichere Elferschütze Falk Schindler nach einer soliden Partie des CFC gegen den wirtschaftlich und sportlich überlegenen Favoriten. Das 0:0 gegen Paderborn bedeutete wenigstens das Ende der trostlosen Heimserie aus den letzten 3 Jahren (1:3, 0:2, 1:2). Da die Konkurrenz da unten netterweise aber auch keine Bäume ausriss blieb die Rettung in Sichtweite wie nach dem 3:4 in Bielefeld als so mancher erfahrene Chemnitzer Fußballfreund jeglichen Glauben an die Mannschaft und den Klassenerhalt aufgegeben hatte. Was sonst wenn man gegen das abwehrschwächste Team der Liga welches schon abgestiegen war und das man noch im Hinspiel mit 5:1 deklassiert hatte mit 1:3 in Rückstand lag, diesen aus unerfindlichen Gründen sogar noch in ein 3:3 verwandelte um dann doch noch wie von einigen geunkt mit 3:4 die Punkte abzugeben.

Ablenkung in dieser Tristesse verschafften sich dann gut 2.500 Besucher des offiziellen Abschiedsspiels von „Uns Ulf“ am folgenden Pfingstmontag an der Gellertstraße. Der Kapitän versprach vor seinen (unwiderruflich) letzten 3 Spielen den Willen der Truppe alles für den Klassenerhalt zu geben. Es gab Zuschauer welche das nicht unbedingt glaubten. Sei es drum. Mit den in Bielefeld nicht geholten aber ebenso benötigten wie irgendwie wohl auch eingeplanten 3 Zählern wurde das vorletzte Heimspiel gegen den anderen Mitkonkurrenten aus Dortmund fast schon zum Schicksalsspiel. Eröffnet wurde es mit einem erneuten Führungstor von Semir Devoli, was sich dann anschloss war Kampf und Krampf auf Seiten des CFC der erst durch ein glückliches Tor von Chibuike Okeke mit dem 2:0 (vorerst) beendet wurde. Das 1:2 der Gäste sorgte noch mal für Herzrasen der himmelblauen Clubfans welches der sonst glücklose Mario Fillinger mit dem 3:1 quasi zum Schlusspfiff beendete. Der Club holte sich damit den nächsten Matchball den man lustlos wegwarf. Enttäuschend die lustlose Vorstellung in Düsseldorf (0:1). Der CFC mal wieder mit dem Rücken zur Wand, zwar in der Lage mit einem Sieg gegen Aufstiegsaspirant Lübeck selber alles klar zu machen aber schon bei einem eher wahrscheinlichen Remis oder einer Niederlage wieder auf die Spiele der Konkurrenten angewiesen wie weiland 1996. Das Ende damals ebenfalls im letzten Spiel gegen den VfB ist bekannt. Was sich am 04.06.2005 an der Gellertstraße zwischen 14.00 Uhr und 15.50 Uhr abspielte dürfte keiner so schnell vergessen. Frühes 0:1 mit Tendenz zu einem zweiten Gegentreffer, erst Nichtabstieg durch das 1:0 in Münster, dann schon aussichtslos weg nach 3 Dortmunder Toren beim SC Preußen. Viele der Tore machten schon vor Olafs Nachrichtendienst im Stadion die Runde. Der SC Preußen hatte dann offensichtlich mehr Lust wieder gegen den CFC zu kicken als die Dortmunder Reserve und legte wieder zu. Plötzlich 3:3, dann sogar das 4:3 als der VfB fast das 2:0 erzielt hätte und irgendwie begann das Geschehen auf dem heiligen Rasen der Gellertstraße die Wenigsten zu interessieren. Warum auch, der Club präsentierte sich gegen den nicht überragenden aber überlegenen Gast größtenteils hilflos und konzeptlos. Schwer zu beschreiben die Stimmung in den letzten min.. Alles schien möglich, auch ein 4:5 in Westfalen. Zwei Mannschaften im Kreis, lauernd mit den 5.000 Besuchern auf die Endergebnisse aus Münster und Braunschweig mit dem Kuriosum das die geschlagene Mannschaft nach schier endlos scheinenden Minuten jubeln konnte und die siegreiche und bessere Mannschaft trauern musste. Peinlich dann der Auftritt mehrerer vermeintlicher Fans in himmelblau am Gästeblock nach diesem Martyrium. Es hätte auch nach dem letzten Spieltag noch anders ausgehen können und man hätte in Lübeck über uns gelacht. So konnte man die vermutlich verrückteste Saison in der Vereinsgeschichte (endlich) abhaken.

Was bleibt als Gesamtbilanz? Dem CFC blieb in dieser Saison wirklich nichts erspart. Eine erfolglose (späte und hektische) Spielersuche vor dem Start der Spielzeit mit einem Mini-Etat und von Anfang an skeptisch beäugten vermeintlichen Verstärkungen. Eine katastrophale Hinrunde bis Mitte Oktober ohne Hoffnung auf Rettung mit Vorstellungen wie gegen Wuppertal die nicht mal Kreisliganiveau hatten und bescheidene Erfolgserlebnisse bei unterklassigen Mannschaften im Sachsenpokal. Wieder ein Trainerwechsel wo zuvor Kandidaten ernsthaft gehandelt wurden welche (berechtigt) auf Unverständnis stießen (Dörner). Hoffnungen wurden auf eine Identifikationsfigur mit Dirk Barsikow gesetzt der das Ende der Saison dann auch nicht erlebte. In der Winterpause die Verwicklung zweier wichtiger Spieler in den Wettskandal die sich leider dann teilweise auch als begründet erwiesen. Wieder ein Wechsel auf der Trainerbank schon nach 2 Spielen der Frühjahrsrunde, ein deutlicher Aufwärtstrend auch im spielerischen Bereich unter der „Überraschung“ Dietmar Demuth mit zeitweiligem Verlassen der fast schon dauerhaft gebuchten Abstiegsränge. Schwerwiegende Verletzungsprobleme (Robin Lenk) Ein Sachsenpokalendspiel in Leipzig wo die Fans quantitativ und auch qualitativ mehr Engagement zeigten als ein Großteil der Mannschaft und man (mal wieder) Titel, Geld und Renomee verspielte. Ein Saisonfinale wo der CFC eben reichlich beschenkt wurde bedenkt man den Lizenzentzug für Uerdingen ohne Folgen für die erreichten 4 Zähler und angesichts der Tatsache das 3 der letzten 4 Spiele gegen nicht mal durchgängig starke Gegner (Bielefeld, Düsseldorf) verloren wurden. Mehr Dusel als diesmal konnte man nicht haben.

Ein Saisonende was aber auch als Chance begriffen wurde. Die Ankündigung des (längst fälligen) personellen Umbruchs war keine Floskel und wurde bereits Stunden nach dem Abpfiff umgesetzt. Ungläubiges Staunen über die Neuverpflichtungen. Es wird diesmal wirklich aufgeräumt. Viele der geschassten Spieler wollte nach dieser Saison nämlich wirklich keiner mehr sehen. Und: Unser Verein hatte am Saisonende von den „Nichtamateurmannschaften“ mit 2.903 im Schnitt zwar den geringsten Zuspruch, aber zum Ende der Saison zeigten Zuschauer und auch Sponsoren das man den Club noch nicht ganz aufgegeben hat. Es wurde wieder so was wie Kredit erhalten.

In diesem Sinne …


Sollte es wirklich zur Abwechslung mal aufwärts gehen?