Auf der Suche nach dem Strohhalm

13.03.2016 von Pierre Schönfeld (Charlie S.)
Es ist Samstag. 15:45 Uhr. Abpfiff auf der Fischerwiese. Der Club hat verloren - wieder einmal. Was es so dramatisch macht ist, dass fast die gesamte Konkurrenz gewonnen hat. Mein - Unser - Verein ist nun unter dem Strich, der den Profifussball von den Absteigern in die Regionalliga trennt.
Und unweigerlich schaut man, was einem da in der nächsten Saison drohen würde. Halberstadt, Auerbach, Meuselwitz oder Bautzen? Hatten wir alles schon. Wollen wir nicht mehr. Luckenwalde, Schönberg oder Berliner AK? Nein, danke. Dosenfutter der zweiten Wahl als Punktspielgegner auf der neuen Fischerwiese? Horrorvorstellung.

Monatelang hatte sich dieser Trend angedeutet. Als die Verantwortlichen noch von der zweiten Liga und dem großen Umschwung fabulierten, war den meisten Fans klar, wohin die Reise geht.
Die Tabelle lügt nicht. Der CFC steht derzeit zu Recht unterm Strich. Heine und Beutels Personalroulette, sanktioniert vom Vorstand, haben keine Mannschaft entstehen lassen. Im Sommer wurde Masse geholt, anstatt die Truppe nach Platz 5 punktuell zu verstärken. Identifikationsfigur und Leader Pentke wurde hingegen weggejagt. Im Winter erfolgte erneut ein Umbruch, gegen die Kickers kamen von "sechs neuen Hoffnungsträgern" gerade mal zwei zum Einsatz. Dazu die sinnlos eröffnete Baustelle auf der Torhüterposition mit am Ende zwei Verlierern. Das zweifellos vorhandene sportliche Potential wurde so zu selten abgerufen.

In der Not soll es nun Sven Köhler richten. Einst Spieler beim Club und Identifikationsfigur. Einer der am Club hängt. Nie ein Lautsprecher, war er schon als Spieler einer der mit seinem Einsatz und seiner Leidenschaft auf dem Platz alle Kritiker zum Schweigen brachte. Eigenschaften die es auch jetzt wieder bedarf.
Ob er das Ruder rumreißen kann? Einen Trainerwechseleffekt zum Positiven hat es bislang jedenfalls nicht gegeben. Gegen Würzburg konnte man die Angst der Protagonisten auf dem grünen Rasen bis auf die Tribüne hinauf spüren. Angst essen Seele auf - selten wurde das deutlicher als in der ersten Halbzeit gegen die Kickers. Wie man sich davon befreit, zeigte die zweite Hälfte, allerdings nur eine Viertelstunde lang.

Kopfarbeit wird in den nächsten Tagen gefragt sein, denn - so dramatisch sich die Situation auch darstellt - es ist noch nichts verloren.

Und mögen es vielleicht Strohhalme sein, an die ich mich hier klammere - vielleicht lassen sie die Situation etwas weniger schwarz erscheinen:

Der CFC hat noch ein Spiel mehr als die Konkurrenz. Zu Hause geht es am 24. März im richtungsweisenden Nachholer gegen den direkten Konkurrenten Energie Cottbus. Ein Sieg gegen die Spreewaldtruppe wäre eine Befreiung.

Der CFC hatte in der Rückrunde bisher auch viel Pech und manche zweifelhafte Schirientscheidung gegen sich. Erinnert sei hier an die Rote Karte samst Sperre für Frahn gegen Magdeburg, der "Hand"-Elfmeter von Münster zum Ausgleich oder der Führungstreffer mit vorangegangenem Foulspiel von Cacau an Röseler. Auch dadurch gingen viele wertvolle Punkte verloren.

Der Club muss noch gegen direkte Konkurrenz im Abstiegskampf antreten, hat es also selber in der Hand. Die bisherige Bilanz gegen die Tabellennachbarn ist zudem größtenteils positiv: Stuttgart II (2 Spiele / 4 Punkte), Wiesbaden (2 Spiele / 4 Punkte), Kickers (1 Spiel / 3 Punkte), Cottbus (1 Spiel / 3 Punkte). Nur in Bremen hat der Club in der Hinrunde verloren.

Die Tordifferenz (-9) spricht für den Club. Bremen (-12), Kickers (-15), Wiesbaden (-11) und Stuttgart (-15) stehen schlechter da. Nur Cottbus ist besser (-6).

Rückstände hauen unsere Jungs nicht zwangsläufig um. In fünf Spielen schaffte man in dieser Saison nach Rückstand den Ausgleich, zweimal konnte der CFC das Spiel sogar zu einem Sieg umbiegen.

Der CFC kann kämpfen, kann Leidenschaft zeigen. Gegen Magdeburg hat es die Mannschaft gezeigt, auch gegen Dynamo. Diese Ausnahmen gilt es nun zur Regel zu machen.

Einen Daniel Frahn, Anton Fink, Jamil Dem, Tim Danneberg oder Marc Endres in Normalform hätten sicherlich die meisten Drittligisten gern in ihrer Mannschaft - sprich das Potential ist da. Ihnen obliegt es voranzugehen, die Mannschaft mitzureißen. Kevin Conrad sorgte bei seinem Comeback für Hoffnung. Kommt Cincotta zurück hat der Club einen weiteren Kämpfer in seinen Reihen.

Die Fans sind da. Gegen die Kickers bewiesen sie eindrucksvoll mit 90 Minuten Dauersupport, dass sie ihre Mannschaft unterstützen. Auch in Erfurt wird der Gästeblock voll sein.


Entscheidend wird sein, ob die Mannschaft in den kommenden Spielen den Abstiegskampf annimmt. Dass sie ihre Nerven in den Griff bekommt. Dass sie erkennt, dass sie über den Kampf ins Spiel finden kann, dass man Tore und Siege auch erzwingen kann.
Dass sie den Mut hat, sich mit aller Macht gegen den Abstieg zu stemmen - von der ersten Minute an bis zum Abpfiff.

Und, Trainer - unterm Strich stehen ist generell scheisse - egal wann.

Also Jungs, es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist! Und vorbei, meine Damen und Herren, ist es noch lange nicht!

Auf gehts, CFC!