Panne und "Dienstagsspiel" - CFC-Mitglieder versammelten sich

03.12.2003, 00:44 Uhr | 877 Aufrufe
Rico Steinmann: Hatte nur Versammlungsleiter Oertel was zu sagenIn nur 70 Minuten zog der Chemnitzer FC am heutigen Abend seine Mitgliederversammlung über die Bühne. Das auch, weil der Vereinsführung im Vorfeld ein Lapsus unterlaufen war. Die angestrebte Satzungsänderung unter dem Tagesordnungspunkt 6 musste entfallen, weil es versäumt worden war, die Satzung allen Mitgliedern per Postweg zuzustellen, so wie es das Vereinsregelwerk verlangt.

Die Rekordzeit lässt schon vermuten, es gab wenig Spektakuläres. Vorstandschef Kapp verlas brav den Rechenschaftsbericht, Kassenprüfer Schmidt versicherte den Mitgliedern, dass alle Zahlen und Belege ordnungsgemäß gebucht wurden und der Vorsitzende des Aufsichtsrates Reissmann kommentierte noch kurz die Lage der himmelblauen Nation.
Weniger Aufregung als im Vorjahr gab es auch bei der anschließenden Diskussion. Sponsor Butzke bedankte sich bei Vorstand und Aufsichtsrat für die gute Arbeit und rief die Mannschaft auf, ein mitreißenderes Spiel zu zeigen. Stammtischorganisator Heinz Franke appellierte an die Vereinsführung, doch auch der ehrenamtlichen Fanarbeit wie z.B. den CFC-Stammtisch mehr Beachtung zu schenken und vor allem solche Aktivitäten besser zu koordinieren. Ex-Aufsichtsratchef Dr. Hueber glänzte einmal mehr mit seinem juristischen Wissen zum Vereinsrecht und wollte wissen, warum Kassenprüfer Schmidt die getrennte Entlastung für die im Frühjahr ausgetauschten Aufsichtratsmitglieder empfohlen hatte. Auf Huebers Vorschlag hin wurden dann brave alle Gremien und deren Mitglieder in einem Aufwasch entlastet.
Anschließend entfachte ein Mitglied die Diskussion um das ab Januar ehrenamtlich agierende Vorstandsmitglied Steinmann. Seiner Meinung nach müsse ein Verein wie der Chemnitzer FC ein hauptamtlich arbeitendes Vorstandsmitglied haben, in der Satzung sei dies schließlich auch vorgesehen. Kapp antwortete, dass ein hauptamtlicher Mitarbeiter nicht zwangsläufig besser arbeiten würde als ein ehrenamtlicher. Außerdem sei die hauptamtliche Besetzung eines Vorstandspostens keine Muss-Bestimmung.
Heinz Blaschke: Der 'Junge für fast alles'Abgeschlossen wurde der kurze Abend mit Ehrungen. Gewürdigt wurden die Schiedsrichter Olaf Meissner und Sportfreund Bahlke, sowie Stadionsprecher Olaf Kadner. Ebenso wurde Heinz Blaschke eine Ehrennadel überreicht. Dr. Langer dankte ihm damit für seine Tätigkeit "als Junge für fast alles im Verein.".

Es war also eine wenig aufregende Mitgliederversammlung. Die wirklichen Neuigkeiten lagen da eher im Detail. Vorstandschef Frank Kapp unterrichtete die Mitglieder davon, dass die Bilanz für das Geschäftsjahr 2002/03 ein Plus von 64.500 EUR auswiese. Aber dies wäre kein Grund zu Luftsprüngen, schließlich ist das nur eine Zahl und außerdem sei man bei den internen Zielen für die laufende Saison im Hintertreffen. Die Gründe dafür sind fehlende Einnahmen im Sponsorenbereich und bei Eintrittsgeldern. Hierfür nahm er sowohl die Marketing GmbH als auch die Mannschaft in die Pflicht, Abhilfe zu schaffen.
Um die fehlenden Einnahmen auszugleichen, hat man sich beim CFC zu einer Reihe von Sparmaßnahmen entschieden. So wurde zum Beispiel der Kleinbusfuhrpark zum Unmut der Nachwuchsabteilung von 4 auf 1 Fahrzeug reduziert. Die Buchführung und die Erstellung des Jahresabschlusses wird künftig durch den Verein selbst übernommen; Sponsor Butzke bot hierfür seine Unterstützung an. Außerdem wird, wie bekannt, die Vereinsführung künftig ausschließlich ehrenamtlich arbeiten. Darüber hinaus soll die Marketing GmbH ins Sportforum zurückkehren und der Fanshop nur noch stundenweise geöffnet werden. Die freiwerdenden Räume könne das Fanprojekt nutzen.
Ein Minus musste der CFC bei den Mitgliedern hinnehmen. Aktuell sind es 835, 9 weniger als im Vorjahr. Ist diese Zahl noch zu verschmerzen, so wiegt der Verlust von 36 Sponsoren (12 konnten gewonnen werden) wesentlich schwerer. Als Gründe für den Rückzug gaben die meisten Geldgeber eigene wirtschaftliche Probleme an, einige sprangen aber auch wegen der Leistung der Himmelblauen ab.
Dann gab Kapp den Mitgliedern noch einen Ausblick auf die kommenden Jahre. Im Bereich Nachwuchs wurde ein Leitungsteam unter der Führung von Dr. Langer zusammengestellt, dass vor allem die Jugendarbeit unterstützen soll. Die Zweite Mannschaft es CFC wird in diesem Zuge künftig komplett unter die Verantwortung des Cheftrainers gestellt. Der aktuelle Coach Frank Rohde soll bis 2005 die Himmelblauen in die Spitze der Regionalliga zurückführen.
Aufsichtsratschef Reissmann: Will künftig klotzen statt kleckern.Staunen gab es dann im Saal des Berufschulzentrums Lutherstraße, als Kapp vom künftigen, sogenannten "Dienstagsspiel" erzählte. Damit wird eine regelmäßige Veranstaltung beschrieben, in der die Regionalligaelf immer Dienstagabend bei Vereinen in der Stadt und im Umland ein Trainingsspiel absolvieren wird. Das ist nicht nur eine zusätzliche Trainingseinheit für die himmelblauen Recken, laut Kapp sollen damit auch "Berührungsängste abgebaut werden", also in geselliger Runde nach dem Spiel alte Fans erhalten und neue gewonnen werden.
Aufsichtsratschef Reissmann setzte dann die Visionen und Ausblicke fort. So wird es noch im Dezember Gespräche mit potentiellen Großsponsoren geben, mit deren Finanzkraft ein schlagkräftiges Regionalligateam geformt werden soll. Schließlich soll der CFC bis 2006 wieder Ligaspitze sein, wenn möglich natürlich auch gerne mehr...
Auf Nachfrage erläuterte Dr. Langer die 1,5 Mio. Grundschuld, die vom Verein, wie schon länger angekündigt, aufgenommen werden soll. Damit sollen vorrangig dringende Sanierungen an der Fischerwiese vorgenommen werden. So rutscht zum Beispiel der Hang hinter der Haupttribüne ab und die Anzeigetafel müsste modernisiert werden.

Eines vermissten die Mitglieder nach Abschluss der Mitgliederversammlung jedoch, und das war die angekündigte Aufklärung zum "Fall Steinmann". Frank Kapp meinte nur, dass die Medien Luftballons aufgeblasen hätten und Reissmann versicherte, dass "die zwangsläufigen Meinungsverschiedenheiten intern und ohne Presse geklärt werden." Und damit wurde wieder einmal nicht nur diese Frage elegant unter den Tisch gekehrt.

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