CFC wieder einmal im Fokus der Medien
04.09.2008, 07:45 Uhr | 883 Aufrufe
April 2006: Der CFC steht im Fokus der überregionalen deutschen Medien. Beim Auswärtsspiel am Millerntor fallen vor dem Spiel erst mitgereiste Typen der Kategorie "C" durch Schlägereien in der Innenstadt von Hamburg auf, dann provozieren rechtsorientierte Kleingeister den Anhang von St. Pauli im Stadion mit Fahnen im Stil des dritten Reiches. Nach dem Spiel folgt eine wilde Straßenschlacht mit der örtlichen Antifa, die den Chemnitzern aufgrund der Provokationen herzlich gern ans Leder möchte.
September 2008: Der CFC steht erneut in den Medien. Und wieder wegen rechtsradikaler Vorfälle. Diesmal beim Heimspiel in der Regionalliga Nord gegen Türkiyemspor Berlin. Während des Spiels versammelte sich im Laufe der zweiten Halbzeit im Block 3 an der Grenze zum spärlichst besetzten Gästeblock eine Anzahl von ca. 50 Personen, die allesamt rote T-Shirts trugen. Auf diesen Shirts waren Textzeilen aus einem Lied der seit 2005 verbotenen Berliner Band "Landser" aufgedruckt, welches gegen Türkiyemspor Berlin gerichtet ist. Aus der Mitte dieser Gruppierung wurden in der zweiten Halbzeit mehrfach eindeutig rechtsradikale Gesänge angestimmt.

Im Spielbericht des MDR in der Sendung "Sport im Osten" wird der Auftritt der rechten Provokateure und deren Gesänge nicht thematisiert. Auch der CFC schweigt zu den Vorfällen. Stein des Anstoßes ist drei Tage später der Bericht von Günter Piening, dem Beauftragten des Berliner Senats für Integration und Migration, welcher im Auftrag von Türkiyemspor mit in Chemnitz war, und der seinen Bericht an den DFB weiterleiten wird. Am heutigen Abend veröffentlicht der MDR daraufhin mit der Schlagzeile "Fremdenfeindliche Provokationen auch in Chemnitz" einen Bericht zu den Vorfällen und bezieht sich auf ähnliche Begebenheiten in Erfurt und Halle, wo die lokalen Vereine mit empfindlichen Strafen belegt wurden.
Der Verein Türkiyemspor hatte bereits vor der Saison bei einigen Gremien nachgefragt, ob man den Berliner Verein nicht zu einigen "Risikospielen" in der neuen Regionalliga begleiten könnte. Daraufhin erklärte sich der Berliner Integrationsbeauftragte Günter Piening und der LSVD (Lesben- und Schwulenverband Deutschlands) bereit, als Beobachter zu fungieren. Auch wenn das "Spielprotokoll" des LSVD in höchsten Maße unseriös war (Auszug:
"Im Fanblock des CFC Chemnitz spielen kleine Kinder zwischen den rechtsextremen Chören ihrer angetrunkenen Väter und Mütter."), haben zumindest die rechten Dumpfbacken im Block 3 gründlich bewiesen, dass das Ansinnen von Türkiyemspor mehr als gerechtfertigt war. Neben der Partie in Chemnitz werden diese Beobachter auch bei den Spielen der Berliner gegen Halle, Magdeburg, Leipzig, Plauen und Lübeck am Start sein.
Nach Informationen des MDR hat sich der CFC mittlerweile von den
Provokationen distanziert. Gegen die Übeltäter ermittelt den Vereinsangaben zufolge die Staatsanwaltschaft Chemnitz. Desweiteren wird der Club mit entsprechenden Stadionverboten reagieren, auch wenn ein Teil der Personen - so zumindest der gegenwärtige Stand - nicht einmal aus Chemnitz stammt und eventuelle Stadionverbote somit ins Leere gehen. Der CFC verweist zudem auf die Durchsagen seines Stadionsprechers Olaf Kadner, der mehrfach dazu aufgerufen hatte, rassistische und fremdenfeindliche Parolen zu unterlassen.
Der Vorfall wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Tagen weitere Kreise in den Medien ziehen und möglicherweise zu einer empfindlichen Strafe für den Chemnitzer FC führen. Inwieweit man dabei tatsächlich "die Richtigen" trifft, bleibt allerdings fraglich. Fakt ist, dass aus der Südkurve, wo die aktiven Fans des CFC stehen, keinerlei diffamierende Sprüche gegen Türkiyemspor kamen. Desweiteren stellt sich die Frage, wie ein Viertligist während des Spiels auf eine Provokation von 50 organisierten Rechtsradikalen reagieren soll - mit einem entsprechenden Großaufgebot der Polizei und einen versuchten Rauswurf der Störer hätte man möglicherweise einen Spielabbruch in Kauf genommen, welcher ebenso zu entsprechenden Schlagzeilen in den Medien geführt hätte. Ankreiden kann man dem Verein eigentlich nur, nicht bereits am Sonntag nach dem Spiel bzw. am Montag auf die Vorfälle per Pressemitteilung reagiert zu haben.
Am gestrigen Mittwochabend hat der CFC nun auch in einer offiziellen Stellungnahme reagiert, in der sich die Verantwortlichen beim Club noch einmal deutlich von fremdenfeindlichen Verhalten in jeglicher Art distanzieren.