Daniel Frahn: "So lange ich nicht umfalle, renne ich weiter"

04.08.2016, 07:00 Uhr | 1900 Aufrufe
Er soll den CFC mit seinen Toren nach oben schießen - Daniel Frahn. Der 29jährige kam im Winter aus Heidenheim zum Club und ballerte sich in der Rückrunde mit 8 Treffern in 15 Spielen in die Herzen der Fans. Wir sprachen noch vor Saisonbeginn mit dem gebürtigen Potsdamer und trafen auf ein sympathischen Menschen mit klaren Zielen, der im Fanpage-Interview kein Blatt vor dem Mund nahm.

Daniel Frahn im Fanpage-Interview CFC-Fanpage.de: Du bist im Winter nach Chemnitz gekommen. Was war der ausschlaggebende Grund für Dich, von der zweiten Liga aus Heidenheim in die dritte nach Chemnitz zu wechseln?

Daniel Frahn: Ich wollte in erster Linie wieder Spaß am Fussball haben, der mir im letzten halben Jahr zuvor in Leipzig und auch in Heidenheim ein bischen verloren gegangen ist. Ich wollte einfach wieder regelmäßig spielen. Und außerdem wollte ich zurück in den Osten, da ich mich hier am wohlsten fühle. So gesehen war die Entscheidung für Chemnitz für mich relativ leicht.

CFC-Fanpage.de: Hattest Du zu dem Zeitpunkt weitere Angebote?

Daniel Frahn: Ja klar. St. Pauli war interessiert und es gab auch ein Angebot aus China. Aber so richtig in Frage kam das für mich nicht. Chemnitz passte für das, was ich wollte, am besten.

CFC-Fanpage.de: Dein Einstand in Chemnitz war ja alles andere als optimal. Die deftige Pleite gegen Kiel, die rote Karte gegen Magdeburg und die sportliche Talfahrt bis zu einem Abstiegsplatz und der Entlassung von Trainer Karsten Heine. Hast Du Deine Entscheidung in dieser Zeit irgendwann mal bereut?

Daniel Frahn: Nö. Überhaupt nicht. Ich bin so ein Typ, der versucht aus solchen Situationen noch das Positive herauszuziehen und sich zu befreien. Das ist ja auch ne Aufgabe, an der man wachsen kann. Es ist ja nicht alles positiv im Leben und man muss ja auch mal aus der Sch*** wieder nach oben kommen, um es mal so auszudrücken. So gesehen hatte ich nie Zweifel daran, dass es ein Fehler gewesen wäre, nach Chemnitz zu kommen. Im Gegenteil - ich konnte meinen Teil dazu beitragen, um da unten wieder rauszukommen.

CFC-Fanpage.de: Was waren aus Deiner Sicht die entscheidende Gründe für die sportliche Wende mit Beginn des Nachholers gegen Cottbus?

Daniel Frahn: Es war schon wichtig, dass wir unsere Art Fussball zu spielen umgestellt haben. Dass wir nicht mehr versucht haben, unbedingt "schönen Fussball" zu spielen, sondern unsere Tugenden wie Lauf und Kampf eingebracht und darüber wieder in unser Spiel gefunden haben. Auch der Trainerwechsel zu Sven Köhler und Mehlo gab uns einen wichtigen Schub.

CFC-Fanpage.de: Jetzt hast Du ein halbes Jahr in Chemnitz hinter Dir. Wie sind Deine Eindrücke von Stadt, Verein und Fans?

Daniel Frahn: Sehr positiv. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Chemnitz ist jetzt nicht die Partymetropole, aber das braucht man ja auch nicht unbedingt. Ich habe eine schicke Wohnung hier gefunden und fühle mich rundum wohl. Beim Verein läuft vieles sehr professionell, wobei man sicherlich immer noch etwas professioneller sein kann. Das Stadion ist top. Die Stimmung im Stadion ist geil, so dass man sich auf jedes Heimspiel freut.

CFC-Fanpage.de: Wie gefällt Dir das neue Stadion?

Daniel Frahn: Top. In der dritten Liga auch mit der Atmosphäre was ganz Besonderes.

CFC-Fanpage.de: Wie hast Du eigentlich damals als Spieler von RB Leipzig die Duelle mit Chemnitz erlebt?

Daniel Frahn: Es war immer eine sehr unangenehme Atmosphäre, wenn wir nach Chemnitz mussten. Es war eklig, gegen die Mannschaft und die Fans zu spielen.

CFC-Fanpage.de: Kannst Du die Abneigung der Fans von Traditionsvereinen, wie dem CFC, gegenüber dem Projekt "Rasenballsport" verstehen?

Daniel Frahn: Ja klar. Zum Teil schon. Wenn man da nicht direkt mit drin steckt, kann ich jeden Fan verstehen, da es nach aussen wirkt als würde man sich die teuersten und besten Spieler kaufen und den anderen was wegnehmen. Wenn man etwas tiefer dahinter blickt, sieht man, dass dieser Verein für die Stadt Leipzig Gold wert war und gerade für die jungen Leute, die zu RB kommen eine Chance darstellt. Aber wie gesagt, ich verstehe jeden Fan, der dagegen ist.

CFC-Fanpage.de: Was sagst Du Fans, die aufgrund Deiner Vergangenheit bei RB skeptisch Dir gegenüber sind?

Daniel Frahn: Die können gern skeptisch mir gegenüber sein, sollten mir aber auch die Chance geben, zu zeigen, dass ich für jeden Verein, bei dem ich spiele, wie jetzt dem CFC alles gebe und mir den Arsch aufreisse. Das ist ja das, was am Ende zählt. Wie gesagt, jetzt spiele ich ja nicht mehr für RB Leipzig sondern für Chemnitz und da werde ich genauso meine Knochen hinhalten, versuchen meine Tore zu schießen und mir den Arsch aufreißen, wie ich es vorher für jeden anderen Verein, bei dem ich war, auch gemacht habe. Und wenn das nicht reicht, dann kann ich dem, der mir skeptisch gegenüber ist, auch nicht helfen. Ich will das Beste für den CFC und damit auch für denjenigen seinen Verein.
Ich fand's auch gut, wie die Ultras am Anfang auf mich zugekommen sind. Dass was die Jungs geschrieben haben, fand ich in Ordnung, gar nicht aggressiv oder bedrohlich. Da war das Eis auch schnell gebrochen.

CFC-Fanpage.de: Im Sommer gab es wieder einige Wechsel im Kader. Wie schätzt Du die neue Mannschaft im Vergleich zur Vorsaison ein?

Daniel Frahn: Qualitativ ne ganze Ecke besser. Der Verein hat sich punktuell und sinnvoll verstärkt. Da kann man echt nicht meckern, da war keiner dabei den man nicht hätte holen müssen.

CFC-Fanpage.de: In Fankreisen spricht man gern vom F+F-Sturm. Wie kommst Du mit Anton Fink klar?

Daniel Frahn: Sehr gut. Finker ist für mein Spiel sehr wichtig, er ist derjenige der mir schon der vergangenen Saison viele Tore vorbereitet hat. Er ist einer der wenigen, der meine Laufwege in so kurzer Zeit verinnerlicht hat. Für mein Spiel nach vorne ist er extrem wichtig und wir verstehen uns sehr gut.

CFC-Fanpage.de: Was bei Dir auffällt ist, dass Du extrem viel läufst. Hast Du eine Pferdelunge?

Daniel Frahn: Wenn man meine Laktatwerte sieht, würde man das nicht denken. Da bin ich der Schlechteste von den Werten her. Für mich ist wichtig, auf dem Platz alles zu geben und so lange die Füße einen tragen und das Herz noch schlägt, kann man immer rennen. Da gibt's kein Limit. Im Stadion springt ein Funke bei mir über, der mich einfach antreibt und so lange ich nicht umfalle, renne ich weiter. Nur deshalb ist das so. Im Training bin ich auch nicht der Laufbursche, der die ganze Zeit am Rennen ist ;-). Wenn es Samstag ist und es um 3 Punkte geht, da gehört es einfach zu meinem Spiel auch mal ein bischen mehr zu rennen. Auch wenn mal ein Weg umsonst ist. Aber so kann man den Gegner auch beschäftigen und zu Fehlern zwingen.

CFC-Fanpage.de: Eine Frage, die wir gern mal in Fankreisen diskutieren ist, ob eine Mannschaft einen echten Platzhirsch bzw. Leader a la Effenberg oder Ballack braucht. Wie siehst Du das?

Daniel Frahn: Ich finde schon, dass es auf dem Platz jemanden braucht, der den Mund aufmacht und kritische Dinge anspricht. Das gehört dazu. Genauso gehört dazu, dass man auf dem Platz auch mal ein bischen "Arschloch" ist, da kann ich mich auch selber nicht rausnehmen. Wer mich manchmal auf dem Platz sieht, der meint vielleicht auch, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe ;-). Also ein, zwei Spieler die so ticken, brauch man aus meiner Sicht in einer Mannschaft.

CFC-Fanpage.de: Apropos, wie war das eigentlich mit der Elfmeterszene gegen Nürnberg?

Daniel Frahn: Nun, wenn mir da der Torwart auf den Keks geht und unbedingt will, dass ich den Ball auf den Busch lege, der da aus dem Elfmeterpunkt rausschaut, da muss er auch bestraft werden dafür. ;-) (Anm. d. Red. - nach dem Disput mit FCN-Keeper Kirschbaum verlädt Frahn den Nürnberger und chippt den Ball frech in die Mitte des Tores).

CFC-Fanpage.de: Bei einer Umfrage auf der CFC-Fanpage glauben über 50 Prozent, dass der Club auf einem der ersten drei Plätze landet. Was sagst Du zu dieser Erwartungshaltung?

Daniel Frahn: Die Erwartungshaltung war schon in den letzten Jahren in Chemnitz relativ hoch. Aber da man auch sieht, wie schnell man in der dritten Liga hintendrin sein kann, sollte man ein bischen vorsichtig damit sein. Auf der anderen Seite, wenn man sieht, dass wir von den letzten 10 Spielen 9 gewonnen haben, ist die Erwartungshaltung auch wieder nachvollziehbar. Gerade auch wenn man die Verstärkungen im Sommer sieht. Wir brauchen nicht davon reden, dass wir nicht absteigen oder dass wir im Mittelfeld am Ende der Saison landen wollen. Ich glaube jeder, der in der Mannschaft spielt, hat den Anspruch oben mitzuwirken.

CFC-Fanpage.de: Wen siehst Du als Hauptkonkurrent im Kampf um den Aufstieg?

Daniel Frahn: Preußen Münster, Osnabrück, Paderborn. Aber auch Holstein Kiel ist für mich ein ganz heisser Kandidat. Und dann wird sicherlich wieder eine Überraschungsmannschaft, wie letzte Saison Würzburg, dabei sein.

CFC-Fanpage.de: Du hast bis 2019 in Chemnitz unterschrieben. Was willst Du in dieser Zeit mit dem CFC erreichen?

Daniel Frahn: Ganz klar. Mein Ziel ist zweite Bundesliga zu spielen. Mit dem CFC.

Wir danken Daniel Frahn für das erfrischende Gespräch und wünschen eine erfolgreiche und verletzungsfreie Saison 2016/17.

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