"Nur gemeinsam geht's" - Vereinschef Andreas Georgi im Fanpage-Interview

14.04.2018, 10:39 Uhr | 1685 Aufrufe
Erst Ende Februar hat Andreas Georgi das Amt des Vorstandsvorsitzenden des Chemnitzer FC übernommen. Die Aufarbeitung der aktuellen finanziellen Situation im Verein mündete in der Insolvenz, die am Dienstag verkündet werden mußte. Die CFC-Fanpage sprach mit Andreas Georgi darüber, wie es zur Insolvenz kommen konnte und wie es nun mit dem CFC weitergehen soll.

CFC-Fanpage.de: Der CFC hat am Dienstag Insolvenz angemeldet. Was sind die Ursachen dafür?

Andreas Georgi: Formal gesehen sind es zwei Gründe.

Zum einen gibt es eine Überschuldungssituation, d.h. dass die Verbindlichkeiten die der Verein aufgebaut hat, nicht vom Vereinsvermögen gedeckt sind. Diesen Insolvenzgrund der Überschuldung kann man nur mit einer positiven Fortführungsprognose beseitigen, die aber aufgrund der wirtschaftlichen und sportlichen Situation mit den bisherigen Rahmenbedingungen nicht mehr gegeben war.

Zum anderen ist es so, dass unser aktueller Liquiditäts- und Finanzplan, den Herr Uhlig nach seinem Eintritt in den Vorstand erarbeitet hat, klar zeigt, dass auch die Zahlungsunfähigkeit droht. In dieser Situation so genannte „Liquiditätshilfen“ anzugreifen, hätte das Problem nur zeitlich verschoben, da es sich hierbei lediglich um kurzfristige Darlehen handelt.

Tiefer geblickt ist es so, dass es dem Verein nicht gelungen ist, eine Struktur zu schaffen, die den Verein überlebensfähig macht. Es wurde eine Kostenstruktur aufgebaut, die durch die Einnahmen nicht gedeckt werden konnte. Leider wurde hieran auch mit den im vergangenen Jahr zusätzlich zur Verfügung gestellten finanziellen Mitteln keine grundsätzliche Änderung bewirkt.
Natürlich macht man sich so eine Entscheidung alles andere als leicht. Wir sind ja nicht nur Vorstandsmitglieder, sondern langjährige Fans des Vereins. Zur Insolvenz gab es aber schlicht keine Alternative mehr, weshalb wir die Entscheidung auch einstimmig im Vorstand und Aufsichtsrat getroffen haben.

CFC-Fanpage.de: Was bedeutet das genau für den Verein? Ist auch der Worst Case, die Löschung aus dem Vereinsregister, denkbar?

Andreas Georgi: Immer wenn eine Insolvenz beantragt und eröffnet wird, ist die Liquidation die letzte Möglichkeit, die man auch seriös nicht ausschließen kann. Das grundsätzliche Risiko besteht. Dieses Risiko ändert ja aber leider nichts an der Notwendigkeit dieses Schrittes. Zudem haben wir dieses Thema natürlich auch mit Insolvenzrechtlern vorbesprochen, nach deren Einschätzung die überwiegende Chance und Wahrscheinlichkeit besteht, den Verein zu sanieren. Und das ist natürlich das Hauptziel, auch wenn wir wissen dass das kein Selbstläufer wird.

CFC-Fanpage.de: Sind bereits im Vorfeld Gespräche mit den Gläubigern erfolgt? Wie sind hier die Signale?

Andreas Georgi: Ja, wir hatten in den vergangenen Wochen intensive Gespräche in alle Richtungen geführt, um eine Insolvenz doch noch zu vermeiden. Dabei haben wir sowohl versucht, die Kostenstruktur zu reduzieren, als auch zusätzliche Sponsorengelder zu generieren. Das ist uns leider nicht in dem erforderlichen Maße gelungen. Es war nicht möglich, die zum Teil länger befristeten Verträge so anzupassen , dass eine Situation für den Verein geschaffen wird, in der er überlebensfähig ist. Unter diesen Rahmenbedingungen bestand auch keine Bereitschaft von Sponsoren, weiteres Geld in der benötigten Höhe zuzuschießen.

Wie sich die Gläubiger jetzt im Insolvenzverfahren verhalten werden, ist eine Sache die man nicht vorhersehen kann. Das ist nun Aufgabe des Insolvenzverwalters der die Gespräche führen wird.

CFC-Fanpage.de: Wie ist der genaue Verlauf des Insolvenzverfahrens? Wer wird dieses durchführen?

Andreas Georgi: Der Rechtsanwalt Klaus Siemon ist durch das Amtsgericht zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt worden. Diesen hatten wir dem Gericht auch vorgeschlagen, da es uns wichtig war, hier jemanden zu haben, der auch über die erforderliche Erfahrung verfügt. Rechtsanwalt Siemon hat bereits die Insolvenzen beim FSV Zwickau und beim VFC Plauen durchgeführt.

Der grobe Ablauf des Verfahrens ist so, dass zunächst ein Gutachten darüber zu erstellen ist, ob die Insolvenzvoraussetzungen vorliegen, welche Aussichten auf Fortführung bestehen und ob das Vermögen zur Deckung der Kosten des Insolvenzverfahrens ausreicht. Liegen diese Voraussetzungen vor, erfolgt die Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Die Einzelheiten des Verfahrens – auch zu einer möglichen Dauer - liegen in der Zuständigkeit des Insolvenzverwalters, weswegen diesbezügliche Fragen auch nur von Herrn Siemon beantwortet werden sollten.

CFC-Fanpage.de: Können einzelne Gläubiger das Insolvenzverfahren boykottieren?

Andreas Georgi: Boykottieren sicher nicht, aber ein eventueller Insolvenzplan muss mehrheitlich angenommen werden. Insofern ist es natürlich wichtig, nach Möglichkeit eine Einigung mit den Gläubigern zu erzielen.

CFC-Fanpage.de: Welche Auswirkungen hat die Insolvenz auf die Planungen für die Regionalliga?

Andreas Georgi: Die Auswirkungen sind vielfältiger Natur. Die Insolvenz ist faktisch ein Neustart. Wir müssen jetzt loslaufen, um einen Etat auf die Beine zu stellen, der es uns erlaubt, in der Regionalliga zu überleben. Wir brauchen unter den neuen Bedingungen nach der Insolvenz eine positive Fortführungsprognose. Ziel muss es dabei sein, alte Sponsoren zu halten oder wieder zurück zu gewinnen und nach Möglichkeit neue Sponsoren hinzu zu gewinnen, um die Kosten des Vereins einschließlich des Nachwuchsleistungszentrums zu decken und eine schlagkräftige Mannschaft für die Regionalliga aufstellen.

Zudem wollen wir gern die Mitgliederzahl deutlich erhöhen. Am besten wäre es, wenn jedes Mitglied ein neues Mitglied werben würde und wir die Zahl von aktuell ca. 2.500 Mitgliedern so auf 5.000 verdoppeln könnten. Ich weiß, das ist sehr ambitioniert, aber wir brauchen jetzt diesen Schub und die Aktivität aller Fans, Sponsoren und Mitglieder. Wir müssen jede sich bietende Chance ergreifen, den Verein auf wirtschaftlich stabile Füße zu stellen und sind hierbei selbstverständlich auch für jede Hilfe, Anregung und Unterstützung dankbar.

CFC-Fanpage.de: Kann sich der CFC in der Regionalliga das neue Stadion noch leisten?

Andreas Georgi: Der CFC möchte gern weiter in dem Stadion spielen. Objektiv gesehen gibt es auch keine andere passende Spielstätte. Wir sind im Gespräch mit der Stadt, um eine tragbare Lösung zu finden und ich bin optimistisch, dass dies gelingt.

CFC-Fanpage.de: Welche Botschaft hast Du angesichts der aktuellen Zäsur an Fans und Freunde des Vereins?

Andreas Georgi: Wie auch jüngst in der Freien Presse gesagt, zeigt sich jetzt, wem der Verein wirklich am Herzen liegt. Wir bekommen viel Zuspruch auch aus der Fanszene, von Förderern und von Sponsoren. Wichtig ist, dass wir jetzt zusammenrücken, dass mögliche Befindlichkeiten und alte Enttäuschungen hinten an gestellt werden und wir gemeinsam dafür kämpfen, dass dieser Neustart gelingt. „Für Verein und Heimatstadt“ - nie war es dringender, diesen Slogan mit Leben zu füllen. Nur gemeinsam geht’s.

Die CFC-Fanpage bedankt sich bei Andreas Georgi für das Interview und wünscht ihm und seinen Mitstreitern Kraft und maximalen Erfolg bei der Sanierung unseres Vereins in den nächsten Wochen.

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