Nachlese zur Mitglieder- und Fan-Videokonferenz

25.04.2021, 08:20 Uhr | 2039 Aufrufe
Am Montag, den 19.04.2020, fand die erste Mitglieder- und Fan-Videokonferenz des Chemnitzer FC statt. Das Ganze fand im Presseraum des „Stadions an der Gellertstraße“ statt und wurde von dort ins Internet übertragen. Auf dem Podium nahmen abwechselnd die Vorstandschefin Romy Polster, Aufsichtsrats-Chef Knut Müller und Vorstandsmitglied Siegfried Rümmler Platz. Zugeschalten waren der neue Sportchef Marc Arnold und Aufsichtsratsmitglied Norman Löster. Anwesend, aber ohne aktive Rolle, waren vom Vorstand Michael Reichardt sowie vom Aufsichtsrat Grit Hofmann und Tino Kermer.

Fan- und Mitglieder-Videokonferenz Moderiert wurde die Konferenz von Pressesprecher Steffen Wunderlich. Wunderlich verkündete zu Beginn der Veranstaltung die Anzahl von 170 Anmeldungen für die Konferenz.

Der Termin startete mit einem Vortrag von Aufsichtsrats-Chef Knut Müller, danach folgten Ausführungen von Romy Polster, Siegfried Rümmler und Marc Arnold. Dabei wurde auf die im Vorfeld beim Verein eingetroffene Fragen eingegangen, auch die Punkte aus dem offenen Brief der Fanszene wurden thematisiert. Während der Vorträge wurde zudem auf viele, jedoch nicht alle, Fragen, die zwischenzeitlich von den Teilnehmern im Chat gestellt wurden, eingegangen.

Wir haben die wichtigsten Aussagen für Euch zusammengefasst.


Knut Müller (Aufsichtsratsvorsitzender)

Knut Müller knöpfte sich gleich zu Beginn den "Offenen Brief" der Fanszene vor, deren Form er als „fraglich“ bezeichnete, man hätte die Fragen lieber direkt an die Gremien richten können.
Die Zusammenarbeit zwischen Aufsichtsrat und Vorstand bezeichnete er als „sehr sehr eng“. Es gäbe regelmäßig gemeinsame Sitzungen, bei welcher der Vorstand dem Aufsichtsrat berichtet.
Die finanzielle Planung für die neue Saison wird ab Mitte Mai in Angriff genommen. Zur aktuellen finanziellen Situation sagte Knut Müller, dass keine Schulden bestünden, Verein und GmbH aber am Limit arbeiten und alle staatlichen Möglichkeiten der Coronaunterstützung aktuell nutzt und weiterhin nutzen werde, beispielsweise Kurzarbeit oder Hilfen über die Initiative „Teamsport Sachsen“.

Zum Thema Transparenz meinte Müller, dass man diese geben möchte, hier aber zwischen Transparenz und Vereinsinterna unterscheiden müsse.

Was die Anteile an der CFC-Fussball GmbH betrifft, sprach Knut Müller von 13 Prozent bereits veräußerten Anteilen, für 2 weitere Anteile gäbe es Interessenten.

Für die Zukunft sieht er den Chemnitzer FC auf drei Säulen stehen:
  • Nachwuchs - hier verwies Müller auf den CFC-Campus, die neugeschaffene U16 und die Schaffung neuer Trainerstellen; 800.000 € würde man hier in die Hand nehmen
  • 1. Mannschaft - hier will der CFC in 2-3 Jahren zurück im Profifussball sein
  • Fans / Mitglieder - hier verwies Müller auf die Brauclub-Abende als von ihm bevorzugtes Format für den Austausch auf „breiterer Basis“

Romy Polster (Vorstandsvorsitzende)

Romy Polster sprach zunächst über die Insolvenzbeendigung in Q1/2021 und dankte dabei allen Unterstützern. In dem Zusammenhang wurde mittlerweile auch vom Verein bekanntgegeben, dass das Treuhandkonto geschlossen wurde und 80.000 € Restguthaben aus der Spendenaktion in den Verein fließen wird.

Polster betonte, dass der Verein wieder eine gute Außendarstellung bräuchte und verwies dabei auf einige soziale Aktionen in der Vergangenheit (Lukas Stern e.V., Maskenverteilung). In dem Zusammenhang griff sie auch den massiven Kritikpunkt der Fanszene der letzten Tage auf - die Nutzung von grün als Kontrastfarbe (u.a. sichtbar beim „CFC-Campus“) im Marketingkonzept. Sie verteidigte das Grün, welches für Nachhaltigkeit und soziales Engagement stehen solle. Der Fanszene e.V., die Ultras und Vertreter des Fanprojektes wären im Sommer 2020 in die Neuentwicklung des Marketingkonzeptes eingebunden gewesen. (Anmerkung: Hier jedoch hört man gerade aus Ultra- und Fanszene-Kreisen, dass sie das Grün schon damals kritisch gesehen haben.)

Der Verein hat im Moment 2.536 Mitglieder. Davon hat etwa ein Drittel (867) seinen Beitrag auch während der Insolvenz bezahlt. In dem Zusammenhang hatte es im "Offenen Brief" die Kritik gegeben, dass der Verein in der Zahlungsaufforderung den gesamten Jahresbetrag von den Mitgliedern gefordert habe, obwohl doch während der Insolvenz keine Zahlungspflicht bestünde. Hier hat Polster die Rechtsauffassung, dass keine Stückelung des Betrages vorgesehen ist und da ja jetzt, wo die Insolvenz beendet wäre, dann auch der gesamte Jahresbeitrag (für das Geschäftsjahr 1.7.20 – 30.6.21) fällig wäre. (Anmerkung: dem widerspricht ein wenig der Fakt, dass auf der offiziellen Homepage auch ein monatlicher Beitrag ausgewiesen wird und es sind der CFC-Fanpage Mitglieder bekannt, die ihren Beitrag monatlich überweisen). Man werde den Mitgliedsbeitrag aber nicht bis in letzter Konsequenz eintreiben, so Polster.

Geplant ist, die Mitgliederversammlungen 2020 und 2021 im September diesen Jahres gemeinsam und unter freiem Himmel im Stadion auf der Haupttribüne stattfinden zu lassen.

Zur Sponsorensuche meinte Polster, dass es hier grundsätzlich positives Feedback von den Unternehmen gäbe, aber die Coronalage das Thema erschwert. Es gibt laut Polster viele Unternehmen, die bestehende Sponsoringverträge mit dem CFC verlängert haben. Der CFC wäre auch wieder im Gespräch mit den städtischen Unternehmen EINS und Sparkasse, die Klaus Siemon damals wirkungsvoll vergrault hatte. Ex-Sponsor CAC hingegen ist aktuell zu keinem Gespräch bereit. Wichtige Hilfe bei der Gesprächsanbahnung sind ehemalige Spieler des CFC, betonte Polster.

Zu der Frage, ob die von Siemon ausgesprochenen Hausverbote für die Geschäftsstelle für den ehemaligen Vorstandsvorsitzen Andreas Georgi und ehemaligen AR-Chef Uwe Bauch noch bestehen, antwortete Polster, dass das nach ihrer Aktenlage nicht so sei und bot an, dass Personen die Hausverbote haben, sich an sie wenden können und diese dann unkompliziert aufgehoben werden.

Gefragt nach möglichen Interessenskonflikten aufgrund der vielen Rollen, die Frau Polster in Zusammenhang mit dem CFC einnimmt (Vorstand Verein, Gesellschafter GmbH, Sponsor, Caterer), verneinte sie diese. Man hätte in GmbH und Verein die gleichen Ziele und so wäre eine enge (personelle) Verzahnung aus ihrer Sicht eher ein Vorteil.

Die “Dankes-Fliesen“ für die Unterstützer der Spendenaktion zur Insolvenzbeendigung stünden bereit. Hier wartet man noch auf eine „günstige Allgemeinverfügung“, um die Fliesen im Rahmen einer Veranstaltung an den Mann und die Frau zu bringen. Man wolle gern die Beendigung der Insolvenz in einem würdigen Rahmen feiern.

Zum Thema Fanshop gefragt, erläuterte die Vorstandschefin, dass der Vertrag von Wosz-Fanshop noch bis Juni 2023 läuft. Man wäre im stetigen Austausch mit Wosz und bringe eigene Vorschläge ein, um das Fanshop-Angebot zu verbessern und individueller zu gestalten. Dabei appellierte sie auch an die Fans und Unterstützer, die sich hier gern einbringen können.

Auch das Thema Fanhalle wurde angesprochen. Hier hätten die Gesellschafter der Fanszene in der Vergangenheit angeboten, sich im Bereich Sonnenberg ein Objekt zu suchen, wo die Gesellschafter die Miete tragen würde. Das hätte aber bislang kein Ergebnis gebracht.

Nach der abschliessenden Bewertung der Tätigkeit von Insolvenzverwalter Klaus Siemon gefragt, meinte die Vorstandsvorsitzende, dass sie ihn nach wie vor als „sachlich guten Insolvenzverwalter“ sehe, der „das Verfahren in Chemnitz ordnungsgemäß begonnen hat“. „Siemon hätte in seiner Sachlichkeit manchmal über das Ziel hinausgeschossen“, so Polster weiter, die das aber nicht weiter bewerten wollte. (Anmerkung: Man darf davon ausgehen, dass viele Fans und Mitglieder hier andere Worte über einen Mann gewählt hätten, der in Chemnitz nach dem „Prinzip der verbrannten Erde“ agierte und der in seinem Abschlussbericht sogar die Abwicklung des CFC empfahl.)

Als zentrale Lehre aus den drei Jahren Insolvenz sieht Polster, „daß es nur gemeinsam geht“ und „durchzuhalten, auch in schweren Zeiten“.


Siegfried Rümmler (Vorstandsmitglied)

Siegfried Rümmler sprach u.a. zur Neugestaltung der Satzung. Hier hatte es aus Fankreisen Kritik an der Zusammensetzung der neuen Satzungskommission gegeben, wo keine Mitglieder der breit aufgestellten Satzungskommission von 2018 dabei sind. Damals hatte es auch schon einen bereits fertigen Satzungsentwurf gegeben.
Der nun von der neuen Satzungskommission erstellte Entwurf soll noch im April den Mitgliedern zugänglich gemacht und in einer 4-5 Wochen andauernden „ersten Lesung“ Feedback eingesammelt werden.

Norman Löster (Aufsichtsratsmitglied)

Norman Löster sprach über die Arbeitsgruppe „Leitbild“, die initial aus einer Auflage aus dem NOFV-Urteil zum 9. März gebildet wurde. Hier sind u.a. Vertreter des Fanszene Chemnitz e.V., des Stadtsportbundes, des Fanprojektes, der Antirassismusbeauftragte und externe Personen mit Erfahrungen in der Erstellung eines Leitbildes involviert. Die Mitglieder des CFC sollen demnächst über eine Auftaktinformationsveranstaltung über den Prozess der Leitbilderstellung informiert werden. Ziel soll es sein, dass jedes Mitglied die Möglichkeit erhält, am redaktionellen Prozess der Leitbilderstellung teilzunehmen.


Marc Arnold (Vorstandsmitglied und Sportchef)

Erfrischend klar in der Kommunikation stellte Marc Arnold die Themen aus dem sportlichen Bereich vor. Und (obwohl zu dem Zeitpunkt noch nicht im Amt) packte er mit der massiven Fankritik an den Testspielen gegen RB Leipzig auch ein heißes Eisen an. Zu dem Zeitpunkt wäre RB eine der wenigen Mannschaften im Trainingsbetrieb gewesen. Es war ein „reines Trainingsspiel, ohne Schiri, ohne Trikots und ohne offizielle Anmeldung“. Obwohl Arnold verneinte, dass es ein „geheimes Spiel gewesen war“, so steht im Kontrast dazu der Fakt, dass die sonst sehr aktiven Social-Media-Kanäle des CFC die beiden Testspiele mit keiner Silbe erwähnten. Wahrscheinlich wollte man so den (dann auf dem Fuß nach Bekanntwerdung folgenden) Protest der aktiven Fans vermeiden. Dieser Schuss ging bekanntlich nach hinten los und „so will man in der Zukunft den kritischen Standpunkt der Fans zum Geschäftsmodell RB bei der Planung berücksichtigen“, so Arnold.

Zum CFC sei er gekommen, weil der CFC kein typischer Regionalligaverein ist und die Rahmenbedingungen für Höheres vorgesehen sind. Die neue Mannschaft soll mit „viel Weitblick und wirtschaftlicher Vernunft“ und dem Ziel Aufstieg in die 3. Liga in den kommenden 2-3 Jahren, zusammengestellt werden. Die allermeisten Spieler des aktuellen Kaders haben Vertrag, geplant sind je eine Verstärkung für alle Mannschaftsteile. Hier ist der Sportchef bereits in Gesprächen mit potentiellen Kandidaten. Den Cheftrainer Daniel Berlinski bezeichnet Marc Arnold als „geradlinig“, mit dem er weiterarbeiten möchte. Ihm sind die schlechten Ergebnisse in der abgebrochenen Saison bewusst, die aber ein Stück weit auch den Rahmenbedingungen geschuldet waren (wenig Zeit in der Kaderzusammenstellung nach dem Abstieg, kurze Pause, Berlinski kam erst später dazu). Berlinski hätte die Mannschaft, auch mit einer taktischen Umstellung, weiterentwickelt.

Geplant ist eine Kooperation mit dem tschechischen Verein FK Banik Most. Große Hoffnungen setzt Arnold auf das Nachwuchsleistungszentrum, wo er konkret im 2002er Jahrgang besonderes Potenzial (u.a. Roscher, Keller) sieht.

Zum Saisonziel äußerte sich Arnold, dass man „vorne mitspielen wolle“.

Fazit: Reichlich zwei Stunden ging die Videokonferenz, die man in Summe als gelungen und informativ bezeichnen kann. Positiv war, dass die Redner auf viele, auch auf kritische, Fragen der Fans und Mitglieder eingingen. Leider waren viele Antworten auch floskelbehaftet. Eine positive Ausnahme bildete Neu-Sportchef Marc Arnold, der viel Klartext sprach.

Das Format soll nun vorrausichtlich einmal im Quartal durchgeführt werden.

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