Vor dem Saisonstart: CFC-Geschäftsführer Uwe Hildebrand im großen CFC-Fanpage-Interview
23.07.2024, 09:00 Uhr | 4.579 Aufrufe
Vor einem Jahr übernahm Uwe Hildebrand die Geschäfte bei der CFC-Fußball GmbH. Die Lage beim Club damals - eine einzige Katastrophe! Nur mit großen Anstrengungen konnte eine erneute Insolvenz vermieden werden. Seit dem ist viel passiert, der CFC fährt wieder in sicherem Fahrwasser. Anlaß für uns, uns mit Uwe Hildebrand zu treffen und uns über die vielen Themen, die die Anhänger der Himmelblauen so umtreiben, zu unterhalten. Herausgekommen ist ein spannendes Interview im XXL-Format.
Hallo Uwe, am Donnerstag geht die neue Saison endlich wieder los. Spürst Du schon das
Kribbeln und mit welchen Gefühlen gehst Du in die neue Spielzeit?
Ja, es wird Zeit, dass es wieder losgeht. Und das Kribbeln ist natürlich da, weil wir uns in allen Bereichen des Vereins während der Sommerpause intensiv auf die neue Saison vorbereitet haben. Wir haben in diesem Jahr früh unseren Kader zusammengestellt und so hatte die Mannschaft in der Vorbereitung viel Zeit, um sich zu finden und aufeinander abzustimmen. Ich gehe mit einem sehr guten Gefühl in die Saison und wünsche mir, dass uns ein besserer Start als in der vergangenen Saison gelingt.
Mit Halle haben wir gleich den letztjährigen Drittligisten zu Gast. Was erwartest Du von dieser Partie?
Gleich am ersten Spieltag kommt einer der Aufstiegsfavoriten zu uns nach Chemnitz. Halle hat nach dem Drittliga-Abstieg einen großen personellen Umbruch hinter sich und sehr viele neue Spieler verpflichtet. Es könnte für uns eine Chance sein, dass dieser nahezu komplett neue Kader mit viel Qualität am ersten Spieltag vielleicht noch nicht perfekt eingespielt ist. Aber wichtig wird sein, dass wir uns auf uns und unsere Leistung konzentrieren. Wenn wir mit der Unterstützung unserer Fans im Stadion alles auf den Platz bringen, was in unserer Mannschaft steckt, dann können wir mit einem Erfolgserlebnis in die Saison starten. So selbstbewusst können wir sein.
Rückblick, Kader, Bozic, Damer
Letzte Saison war ja als Übergangssaison ausgerufen. Warst Du trotzdem enttäuscht, dass es in keiner Phase auch nur den Hauch einer Chance gab, um das begehrte Direktticket in die 3. Liga mitzuspielen?
Wir haben den Neuanfang im Sommer 2023 ganz bewusst ausgerufen, weil wir wussten, dass uns eine Saison mit großen wirtschaftlichen und somit auch sportlichen Herausforderungen bevorstehen würde. Wir haben uns geschlossen als gesamter Verein der Aufgabe gestellt. Unser Ziel lautete, unter den gegebenen Rahmenbedingungen, der Klassenerhalt – und das haben wir am Ende mit Platz neun sicher und respektabel erreicht. Wir sind nicht gut in die Saison gestartet und es gab viele Phasen – auch aufgrund eines großen Verletzungspechs – wo wir zu wenige Punkte geholt haben. Dann gab es zwischendrin eine sehr gute Phase, in der wir uns stabilisiert haben. Im letzten Saisondrittel war dann die Luft etwas raus, auch weil wir den Spielern, von denen wir uns trennen wollten, früh mitgeteilt haben, damit sie sich nach einem neuen Verein umschauen können.
Mit nun 23 Spielern haben wir dieses Jahr einen wesentlich kleineren Kader als die letzten Jahre. Was sagst Du denen, die ihn zu klein finden? Und wie bewertest Du den Kader?
Wir wissen, dass die Kadergröße ein Risiko ist, wenn sich viele Spieler verletzen sollten. Bei der Kaderplanung haben Sportdirektor Chris Löwe und Cheftrainer Christian Tiffert in dieser Saison auf Qualität statt Quantität gesetzt – und den Kader entsprechend verkleinert, weil wir uns auch beim Profi-Kader weiter in einem begrenzten Budget bewegen müssen. Zudem bietet es auch den talentierten Spielern aus unserem Nachwuchsleistungszentrum die Möglichkeit, sich durch gute Leistungen ins Blickfeld unseres Cheftrainers zu spielen. Dafür ist U19-Spieler
Luca Löwelt ein gutes Beispiel, der jetzt bei den Profis mittrainiert und vielleicht schon in dieser Saison seine Chance bekommen wird, wenn Not am Mann ist.
Jetzt fällt mit Dejan Bozic ein zentraler Spieler wahrscheinlich länger aus. Wie wollt ihr das kompensieren? Werdet ihr eventuell noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv?
Gegenwärtig ist es nicht geplant, noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. Wir behalten uns diese Option jedoch vor. Zunächst wollen wir die weitere Entwicklung bei Dejan abwarten. Derzeit sind wir optimistisch bezüglich des Heilungsprozesses seiner Schambeinentzündung, da er endlich Fortschritte macht. Leider haben einige Wochen vergangen, bis wir die genaue Diagnose erhielten, weshalb frühzeitige Reha-Maßnahmen nicht möglich waren. Ich hoffe, dass wir die ersten Spiele ohne unseren besten Torjäger erfolgreich bestreiten können und dass Dejan dann Christian Tiffert und der Mannschaft wieder in bester Verfassung zur Verfügung stehen wird. Das Trainerteam hat in der vergangenen Saison mehrfach gezeigt, dass es in solchen Situationen kreativ werden kann.
Ihr konntet überraschend Leon Damer in Chemnitz halten, der für die Fans übrigens Spieler der Saison geworden ist. Wie habt ihr das hinbekommen?
Bei Leon war es eine Hängepartie, weil er durch seine starken Leistungen in der vergangenen Saison auch für Drittligisten interessant wurde. Finanziell mussten wir uns deshalb für die Vertragsverlängerung strecken. Wir haben versucht, ihn davon zu überzeugen, dass er in unserem Team ein Unterschiedsspieler und Führungsspieler sein kann und dass wir in den nächsten ein bis zwei Jahren sportlich etwas erreichen können. Auch unser Abschlussfest hatte seinen Anteil. Viele Fans sind mit ihm ins Gespräch gekommen und haben Überzeugungsarbeit geleistet, sodass er gemerkt hat, dass er hier nicht nur einer von vielen Spielern ist, sondern jemand, zu dem die Fans aufschauen. Ausschlaggebend war sicherlich, dass Leon Damer sich in Chemnitz total wohlfühlt und weiß, was er am CFC hat.
Liga, Personalien, Buschmann
Wenn man sich die Liga so anschaut: Wen siehst du als Favoriten auf den Staffelsieg, und wo ordnest du unseren CFC dort ein?
Zum engeren Favoritenkreis gehört auf jeden Fall Halle. Ich sehe auch Greifswald mit guten Chancen, da das Team im Großen und Ganzen zusammengeblieben ist. Von den Berliner Mannschaften schätze ich Altglienicke am stärksten ein. Zudem gehören Jena und sicher auch der BFC zu den Teams mit Ambitionen. Wir wollen möglichst lange oben mitspielen, aber keine unrealistischen Ziele setzen. Unsere Zielvorgabe ist es, besser abzuschneiden als im letzten Jahr, und das werden wir erreichen.
Was ist aus deiner Sicht für den CFC die attraktivere Spielklasse? Die Regionalliga Nordost mit vielen Derbys, Zuschauermagneten und der Möglichkeit, oben mitzuspielen, oder ein Aufstieg in die 3. Liga und dann Abstiegskampf gegen Mannschaften wie Verl, Sandhausen und Haching?
Für mich als ‚Ossi‘ ist das natürlich Fußball-Ostalgie pur, weil die Namen der Mannschaften an die DDR-Oberliga und viel Tradition erinnern. Natürlich gibt es auch in der Regionalliga Teams, die nicht den ganz großen Namen haben. Finanziell und auch für die Sponsorenvermarktung, insbesondere für überregionale Partner, ist die 3. Liga jedoch die wesentlich attraktivere Plattform. Allein die Fernsehgelder haben sich in der 3. Liga seit 2019, als ich das letzte Mal Geschäftsführer beim CFC war, bis heute fast verdreifacht (aktuell etwa 2,4 Millionen Euro). In der Regionalliga erhält jeder Club gerade einmal 10.000 Euro pro Saison. Das ist ein erheblicher Unterschied.
Auf der Geschäftsstelle gab es einige Änderungen. Chris Löwe ist neuer Sportdirektor, und Henry Buschmann hat die Medienabteilung übernommen. Was war die Motivation hinter diesen Veränderungen, und was sagst du denen, die sich fragen, ob der CFC sich solche Posten als klammer Regionalligist leisten kann?
Wir streben als Verein an, uns auf allen Ebenen zu professionalisieren und weiterzuentwickeln. Besonders beim Sportdirektor haben wir gesehen, wie wichtig dies für die frühzeitige Planung ist. Chris Löwe übernimmt offiziell erst am 1. August seine neue Funktion, hat jedoch bereits im Winter aktiv als enger Berater des Vereins gearbeitet, um frühzeitig eine Mannschaft für die kommende Saison zusammenzustellen. Diese Aufgabe hätten wir neben dem Tagesgeschäft nicht zusätzlich leisten können. Chris hat sich unheimlich engagiert und ist dem Verein sehr entgegengekommen.
Und wie verhält es sich mit der Veränderung in der Medienabteilung?
Die vergangenen Jahre haben uns gezeigt, wie groß der Druck in bestimmten Momenten immer wieder auf den Verein ist. Deshalb haben wir erkannt, wie wichtig eine starke Abteilung für Kommunikation und Pressearbeit ist. Es geht darum, wie wir in Krisensituationen agieren und wie wir durch strategische Kommunikation das Image des Vereins mittel- und langfristig zum Positiven verändern können. Auch die Pflege unserer Beziehungen zu Stadt und Politik sowie die Kommunikation mit unseren Sponsoren sind entscheidend. Wir haben Verbesserungspotenzial in diesen Bereichen erkannt und uns daher entschieden, diese zu stärken. Als sich dann jemand wie Henry Buschmann auf dem Markt befand, wäre es fahrlässig gewesen, diese Chance nicht zu nutzen. Weiterentwicklung bedeutet auch, Personal mit entsprechender Erfahrung und Qualität zu gewinnen – das gilt nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für die Geschäftsstelle. Diese Investitionen mögen zunächst schwer nachvollziehbar erscheinen, können sich jedoch langfristig als wertvoll für die Zukunft des Clubs erweisen.
Wie kam es zur Personalie Buschmann?
Der Erstkontakt zu Henry Buschmann kam über Chris Löwe zustande, da beide zuvor schon eng bei Dynamo Dresden zusammengearbeitet haben. Wir haben einen günstigen Zeitpunkt erwischt, weil Henry eine neue Herausforderung gesucht hat. Zu dieser Zeit war er in der Politik tätig, was nicht ganz so abwechslungsreich ist wie das Fußballgeschäft, und ihm fehlte etwas in seinem vorangegangenen Job. Henry kam mehrmals nach Chemnitz, um sich alles in Ruhe anzuschauen. Wir führten intensive und offene Gespräche, bei denen er herausfinden wollte, welche Philosophie wir verfolgen, welche Vision wir für den Verein haben, wie unsere Außendarstellung sein soll und welche Werte uns wichtig sind. Wir stellten fest, dass wir auf einer Wellenlänge sind, und nach einem Moment Bedenkzeit kam seine Zusage, dass er sich eine Zusammenarbeit mit uns vorstellen kann. Für den Chemnitzer FC ist das ein Glücksfall.
Finanzen, Ticketanbieter, Budget, GmbH, Sponsoring
Stichwort Finanzen: Auf der Mitgliederversammlung wurde gesagt, dass wir Ende des letzten Geschäftsjahres eine schwarze Null in der Fußball GmbH anstreben. Konntet ihr dieses Ziel erreichen?
Wir wissen es noch nicht ganz genau, aber es wird wahrscheinlich nicht ganz gelingen. Am Ende der letzten Saison haben wir einige Investitionen getätigt, die wichtig für den nächsten Schritt sind. Dazu gehört die Umsetzung der Legendenwand, die wir den Fans schon lange versprochen hatten. Wir haben ein neues Maskottchen eingeführt und den Ticketanbieter gewechselt. Für den Parkplatz P4 haben wir einen stabilen Zaun errichtet, was 20.000 Euro gekostet hat, uns aber Einsparungen bei Derbys bringt, da wir den Parkplatz nun trennen können. Zudem haben wir ab dieser Saison neue Pfandbecher mit CFC-Motiven eingeführt und 50.000 Becher bestellt. Die Saisoneröffnung hat gezeigt, dass die Becher gut ankommen, da viele Fans einen als Erinnerung mit nach Hause genommen haben. Die Produktion der Pfandbecher musste allerdings vorfinanziert werden. Daher wird es am Ende aller Voraussicht nach ein leichtes Minus geben, das jedoch durch Investitionen gedeckt ist, die sich in der Zukunft wirtschaftlich für den Verein auszahlen werden.
Weil du es angesprochen hast: Stichwort „neuer Ticketanbieter“. Was war die Motivation hinter diesem Schritt und welche Vorteile bietet der neue Anbieter?
Der Wechsel zu vivenu wurde vor allem durch die Vereinfachung der Abläufe und Prozesse motiviert. Mit vivenu kannst du nun ein digitales Ticket auf deinem Handy nutzen, das du bei Bedarf problemlos weitergeben kannst. Der Bezahlprozess wurde ebenfalls optimiert und gestaltet sich jetzt einfacher. Zudem profitieren wir von niedrigeren Gebühren beim neuen Anbieter. Langfristig planen wir, Drehkreuze mit Scannern an den Stadiontoren einzuführen, was uns ermöglicht, das Ordnerpersonal zu reduzieren. Auch die digitale Weiterentwicklung des Vereins ist uns wichtig. Während einige Fans nach wie vor die klassische Papierkarte bevorzugen, bieten digitale Tickets zahlreiche Vorteile für alle Beteiligten. Beispielsweise werden Parkkarten jetzt nicht mehr ausgedruckt und per Post verschickt, sondern können in Echtzeit per E-Mail verschickt werden.
Wie sieht es mit dem Budget im Vergleich zum letzten Jahr aus?
Wir haben unser Budget um etwa 300.000 Euro erhöht und liegen nun bei einem Gesamtetat von rund 4 Millionen Euro. Diese Erhöhung war notwendig, um den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen. Dies bedeutet jedoch auch, dass wir höhere Einnahmen erzielen müssen, unter anderem durch die Akquise neuer Sponsoren.
Es wurde immer wieder offiziell verkündet, zuletzt am 12. April 2024, dass weitere Gespräche zum Verkauf von Anteilen der GmbH laufen. Wie ist der aktuelle Stand?
Beate Porsche hat ihren Anteil auf ein Prozent erhöht, und auch Jürgen Thomas hat seine Anteile um weitere 2 Prozent aufgestockt. Wir haben zwei weitere Gespräche mit potenziellen Investoren geführt, die sich zeitnah entscheiden wollen. Es ist gut, wenn wir Anteile verkaufen, aber aus strategischer Sicht streben wir nicht an, alle 49 Prozent zu veräußern. Das aus den Anteilen generierte Geld soll als Rücklage für wirtschaftlich schlechtere Zeiten dienen und nicht im Cash-Bestand des Clubs aufgezehrt werden. In den vergangenen Jahren wurde dies leider falsch gehandhabt. Für mich ist es wichtiger, das Sponsorenaufkommen und die Anziehungskraft des CFC insgesamt zu erhöhen, anstatt unbedingt weitere Anteile zu verkaufen. Auch Ticketerlöse und Merchandising-Einnahmen sind wichtige Einnahmequellen, die sich positiv für den Verein auswirken werden.
Stichwort Sponsoren: Die Carola Apotheke hat ihr Engagement als Hauptsponsor verlängert, was sehr ehrenwert ist. Gibt es trotzdem Überlegungen, ein größeres, eventuell überregionales Unternehmen als Hauptsponsor zu gewinnen?
Ein Hauptsponsoring, wie es die Carola Apotheke bei uns eingeht, beginnt bei einem Sponsoringvolumen von 150.000 Euro pro Jahr, während eine Premiumpartnerschaft ab 70.000 Euro pro Saison beginnt. Diese Zielmarken halten wir bei der Vermarktung ein. Wir sind unserem Hauptsponsor und allen anderen Partnern äußerst dankbar für ihr Engagement. Während viele Leute bei der Carola Apotheke vor allem an lokale Apothekenfilialen denken, gehört zum Unternehmen auch ein großes, leistungsstarkes Labor, das sich einen hervorragenden Ruf in der Krebsforschung erarbeitet hat. Die Carola Apotheke mag wie ein kleiner lokaler Partner wirken, doch dahinter verbirgt sich ein bedeutendes und erfolgreiches Unternehmen aus der Region. Wir schätzen es sehr, dass sie uns weiterhin unterstützen, da dies auch für Kontinuität und Beständigkeit in unserer Sponsorenfamilie steht. In den derzeit herausfordernden Zeiten ist es generell schwierig, neue regionale Partner zu finden, die die erforderlichen Summen aufbringen können und wollen. Das Geld muss schließlich auch erwirtschaftet werden.
Polster & Arnold, Projekte, Außenwahrnehmung
Wie ist der aktuelle Stand in den Causas Polster und Arnold?
Ich bitte an dieser Stelle um Verständnis, dass ich in der Causa Polster aufgrund der weiterlaufenden Auseinandersetzungen öffentlich nicht ins Detail gehen möchte. Im Fall Arnold ist der Ausgang ebenso weiter offen. Wir brauchen in beiden Fällen einen langen Atem, sind aber positiv gestimmt.
Was sind derzeit die wichtigsten Baustellen und Projekte, die ihr diese Saison angehen wollt?
Wir haben mehrere wichtige Projekte, die wir in dieser Saison angehen wollen. Ein zentrales Anliegen ist die Verbesserung der Stadioninfrastruktur, um an Spieltagen Personal einzusparen. In Zusammenarbeit mit dem Dienstleister Götz haben wir ein neues Sicherheitskonzept entwickelt, das wir in dieser Saison umsetzen werden. Zusätzlich wollen wir die Geschäftsstelle optimieren, da wir momentan auf drei Etagen verteilt sind, was den Austausch erschwert. Wir stehen daher im Gespräch mit dem Betreiber GGG, um die Situation rund um das Stadion zu verbessern. Außerdem planen wir viele kleinere Verbesserungen. Unser Ziel ist eine schrittweise Weiterentwicklung, und wir sind zuversichtlich, dass wir auf einem guten Weg sind. Wir hoffen, dass unser aktueller Caterer die vorgesehenen Infrastrukturen nutzen kann, die aufgrund eines Rechtsstreits mit dem vorherigen Caterer weiterhin blockiert sind.
Wie nimmst du das Bild über den CFC in der Stadtgesellschaft wahr? Gibt es Anzeichen für ein erhöhtes Engagement der städtischen Gesellschaften beim CFC?
In diesem Jahr haben wir definitiv ein besseres Bild abgegeben, was sich in den Gesprächen mit Fans und Mitgliedern widerspiegelt. Viele erkennen, dass sich beim CFC positive Entwicklungen zeigen. Dennoch reicht ein Jahr nicht aus, um das verloren gegangene Vertrauen zurückzugewinnen. Wir müssen kontinuierlich beweisen, dass wir uns verbessert haben. Der Club hat in den letzten Jahren viel Vertrauen eingebüßt, und der Wiederaufbau von Vertrauen braucht Zeit. Wir strengen uns an, zu zeigen, dass wir aus der Vergangenheit gelernt haben und uns durch Nachhaltigkeit und Professionalität neues Vertrauen bei Unternehmen, der Stadt und anderen Akteuren erarbeiten möchten. Besonders hervorheben möchte ich, dass die GGG als städtisches Unternehmen uns großartig unterstützt und die EINS uns im Nachwuchsleistungszentrum hilft, wenn auch nicht in der früheren Größenordnung. Mit der Sparkassenversicherung haben wir zudem einen wichtigen Partner zurückgewonnen. Wenn wir den eingeschlagenen Weg der Bodenständigkeit, Transparenz und ehrlicher Arbeit weiter konsequent verfolgen, bin ich überzeugt, dass sich auch andere Akteure, die sich aus nachvollziehbaren Gründen abgewendet haben, wieder unserem Sponsorenkreis anschließen werden. Aber nach allem, was passiert ist, geht das nicht von heute auf morgen.
Legendwand, MDR-Doku, Herausforderung & Erfolg
Gegen Dynamo wird die Legendenwand eröffnet. Welcher Gedanke steckt hinter diesem Projekt? Wer sind für dich DIE himmelblauen Legenden, wenn du dich auf drei festlegen müsstest?
Die Legendenwand war ein lange gehegter Wunsch unserer Fans, der nun endlich umgesetzt wurde. Obwohl die Idee schon seit Jahren im Raum stand, wurde sie erst in der letzten Saison realisiert. Marketingleiter Nico Götze und Niels Voigt, Leiter unseres Fanshops, haben das Projekt maßgeblich vorangetrieben. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Mitarbeitern, Gremienvertretern und Mitgliedern der Fanszene, hat die Ausgestaltung der Wand gemeinsam geplant. Zudem haben Fans ihre Arbeitsleistung beigesteuert. Das Ergebnis ist beeindruckend und würdigt die herausragenden Fußballer des CFC. Persönlich sehe ich meine Legenden in Jürgen Bähringer, Michael Ballack und Frank Uhlig. Jürgen Bähringer war für mich als FCK-Kind der 80er Jahre ein echtes Idol. Michael Ballack, der zu meiner Zeit beim FCK noch sehr jung war, entwickelte sich zu einem Weltklassespieler und begann seine Karriere beim CFC, was uns noch heute stolz machen darf. Frank Uhlig war mein letzter Trainer in Deutschneudorf, daher besteht eine besondere Bindung zu ihm. Natürlich gibt es viele andere Spieler, die es ebenfalls verdient hätten, erwähnt zu werden.
Bei der Mitgliederversammlung wurde eine Dokumentation des MDR über den CFC angekündigt. Was war die Motivation, dem MDR diese Einblicke zu geben, und was können die Fans erwarten?
Die Veröffentlichung der Dokumentation ist für den Tag des ersten Heimspiels gegen den Halleschen FC geplant. Sie wird ab Donnerstag in der ARD-Mediathek verfügbar sein und ist im MDR-Programm am Abend nach dem Spiel angekündigt. Die Entscheidung, dem MDR Einblicke in unseren Verein zu gewähren, war nicht leicht und wurde intern intensiv diskutiert. Unser Verhältnis zum MDR war nicht immer unkompliziert. Dennoch haben wir uns entschieden, den Weg der Transparenz zu gehen. Wir möchten dem MDR die Möglichkeit geben, einen tiefen und authentischen Einblick in den Chemnitzer FC zu erhalten. Wir haben nichts zu verbergen und sind stolz auf das Engagement und die Leidenschaft, die täglich in den Verein eingebracht werden. Es ist uns wichtig, Vorurteile und Klischees über den Verein und die Stadt abzubauen und zu zeigen, dass wir aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Wir wollen offenlegen, dass wir uns aktiv gegen jegliche Form von Extremismus wenden und uns kontinuierlich verbessern. Die Dokumentation wird sicher auch kritische Aspekte behandeln, was Teil des Prozesses der Selbstreflexion ist. Wir glauben, dass diese Offenheit uns vor allem überregional und bundesweit Sympathien einbringen wird. Der Umgang mit den MDR-Journalisten und Verantwortlichen hat den Respekt für unser Team und den gesamten Verein verstärkt.
Wir haben uns bereits vor einem Jahr unterhalten. Was war in dieser Zeit für dich die größte Herausforderung und was der schönste Erfolg?
Die größte Herausforderung im Sommer war, die zahlreichen Schwierigkeiten und den Streit zu bewältigen und den Neuanfang unter extrem schwierigen Bedingungen zu meistern. Der Verein stand erneut am Rande des Abgrunds, es fehlte an finanziellen Mitteln, und wir hätten im Mai 2023 schließen müssen. Trotz dieser aussichtslosen Situation haben wir beschlossen, den Verein weiterzuführen. Ein großes Dankeschön geht an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle, insbesondere an den Geschäftsstellenleiter Tommy Haeder, der die Neustrukturierung mit großem Engagement vorangetrieben hat. Auch der neue Vorstand hat uns tatkräftig unterstützt, und die Unterstützung unserer Sponsoren und Partner war entscheidend für den erfolgreichen Wandel. Der emotionalste Moment für mich war die Bekanntgabe von Chris Löwe als neuem Sportdirektor. Chris hat seine Karriere bei uns begonnen und beendet und identifiziert sich tiefgehend mit dem Verein und der Stadt. Sein Engagement ist besonders, weil er diesen Posten nicht für sich, sondern für den Verein übernommen hat. Neben einigen tollen Spielen, wie dem Sieg gegen Zwickau an der Fischerwiese, war die Vorstellung von Chris Löwe für mich der bewegendste Moment. Es gab Gänsehaut-Momente und das Gefühl, dass in Chemnitz wieder etwas Großes entstehen kann. Ich hoffe sehr, dass uns viele Menschen auf diesem Weg unterstützen und dass wir den Zusammenhalt, der in der vergangenen Saison gewachsen ist, bewahren können.
Die CFC-Fanpage dankt Uwe Hildebrand für das offene und ehrliche Gespräch und wünscht weiterhin bestes Gelingen.
Das Interview für die CFC-Fanpage führte Pierre Schönfeld.