Außerordentliche MV zur Causa Polster: Klare Mehrheit votiert für Berufung in zweiter Instanz

20.09.2024, 21:27 Uhr | 2642 Aufrufe
 Außerordentliche Mitgliederversammlung zur Causa Polster Die deutliche Mehrheit der anwesenden 303 stimmberechtigten Mitglieder bei der Außerordentlichen Mitgliederversammlung hat am Freitagabend in ihrem Votum empfohlen, dass der CFC in die zweite Instanz beim Oberlandesgericht in der Causa Polster Catering und damit in die Berufung gegen das Urteil des Landgericht Chemnitz geht. 282 Mitglieder (93%) stimmten dafür. Die Verantwortlichen des CFC sind an die Empfehlung explizit nicht gebunden, sondern werden sich nach dem Votum der Mitglieder mit ihren Fachanwälten über das weitere Vorgehen beraten. Die Kosten für den Gang in die zweite Instanz zum Oberlandesgereicht werden – falls der Prozess verloren geht - um die 40.000 Euro betragen und würden von den Gesellschaftern getragen, so dass der Verein nicht belastet wird.

Klagegenstand ist im Übrigen ausschliesslich die außerordentliche Kündigung der Cateringverträge durch den CFC am 14. August 2023. Evtl. Schadensersatzansprüche von Polster sind bislang noch keinerlei Thema. Apropos Schadensersatzansprüche. Hier präsentierte Haeder ein Beispielrechnung von Matthias Polster vom Februar 2023 mit dessen Kernaussage, dass man beim CFC mit „Catering kein Geld verdienen könne“. In der Beispielrechnung kam Polster auf einen Nettoertrag von lediglich 974€ pro Spieltag.

Tommy Haeder über die Cateringverträge

Der Abstimmung vorangegangen war ein neunzigminütiger Vortrag von Geschäftsstellenleiter und Prokurist Tommy Haeder in dem Vertragsinhalte, E-Mails und diverse Dokumente präsentiert wurden. Haeder präsentierte eine Chronologie der insgesamt fünf letzten Catering-Verträge die mit dem CFC e.V., später mit der CFC Fussball GmbH geschlossen wurde.
 Außerordentliche Mitgliederversammlung zur Causa Polster Der erste datiert auf den 1. Juli 2018 zu Zeiten der Insolvenz den Polster mit Siemon abgeschlossen hatte. Damals schon enthalten eine Umsatzdeckelung auf 2.500 € für die 4. Liga im Public-Bereich (10% Umsatzbeteiligung in der 3. Liga). Die Laufzeit damals war bis 2022, mit einseitiger Option für den Caterer bis 2029. Dieser Vertrag wurde dann im Januar 2019 von der neu gegründeten GmbH übernommen. Ein knappes halbes Jahr später, gab es eine satte Laufzeitverlängerung: aus 2022 wurde 2029 mit einer einseitigen Option für Polster den Vertrag bis 2039 (!) strecken zu können (über 2x5 Jahre). Ein dreiviertel Jahr später (24.2.21), mitten in Corona und der CFC in der Regionalliga wurden die Bedingungen für den CFC nochmal schlechter: Eine Umsatzbeteiligung gab es überhaupt erst ab 2.000 Zuschauer, zudem wurden die Preise im VIP-Catering auf 3. Liga-Niveau gehievt. Von CFC-Seite hatte diesen Vertrag der von Polster eingesetzte Michael Reichardt (später Geschäftsführer eines Tochterunternehmens von Polster) unterzeichnet. Mit dem letzten Cateringvertrag, der nur wenige Tage vor dem großen Knall und dem Rücktritt des gesamten Vorstands abgeschlossen wurde, kam dann noch eine Umsatzdeckelung von 10% für die Sonderspiele in den Vertrag, die vorher noch frei verhandelbar waren.

Aus den Ausführungen von Haeder wurde deutlich, dass sich für den Chemnitzer FC mit jedem Vertrag die Bedingungen (Laufzeit, Umsatzdeckelung, VIP-Preise) verschlechtert haben. Möglich wurde dies durch ein Gekungel Polsters mit dem ehemaligen Insolvenzverwalter Klaus Siemon (Romy Polster war bis zuletzt Vertraute von Siemon) und der einmaligen Machtfülle der Vorstandschefin, GmbH-Prokuristin, Geschäftsstellenleiterin und Gesellschafterin die auf Schlüsselpositionen ihre Vertrauten hatte.

Stein des Anstoßes: die Sonderspiele gegen Union und den Schacht

Den Stein ins Rollen gebracht hatte das Verhalten von Polster und dem damaligen Geschäftsführer Marc Arnold bei den Ungereimtheiten rund um die Zahlung des Caterers beim Sachsenpokalsieg gegen des Schacht im März 2023. Haeder hatte in seiner damaligen Funktion als Leiter „Ticketing und Spieltagsgestaltung“ die Catering-Abrechnung zu den gedeckelten 2.500€ freizeichnen sollen, tat dies jedoch nicht, da er einen „Fehler“ vermutete. Haeder wandte sich an seinen damaligen Chef Marc Arnold und meldete den Vorgang auch an die Aufsichtsräte Knut Müller und Norman Löster. Die Folge – Haeder wurde vom GmbH-Geschäftsführer Marc Arnold entlassen.
Später tauchte dann plötzlich ein Vertrag vom Juli 2022 auf, in dem plötzlich die Sonderspiele DFB-Pokal (mit 50k€) und Sachsenpokal (20k€) dotiert waren. In einer schriftlichen internen Stellungnahme von Polster und Arnold auf eine Anfrage des Aufsichtsrates war zuvor noch von „Keiner ausgekoppelte Vereinbarung der Sonderspiele“ die Rede.

In seinen Ausführungen zählte Haeder weitere Ungereimtheiten, verschwundene Dokumente, unklare Zahlungsströme auf, die dazu beigetragen hätten, dass es einen „irreperablen Vertrauensverlust zu Polster gäbe“ und man keine Geschäftsbeziehungen mehr führen könne.

Diskussion: Stellungnahme von Polster und Resolution

 Außerordentliche Mitgliederversammlung zur Causa Polster In der anschliessenden Diskussion kam zunächst Matthias Polster zu Wort (Er und seine Frau sowie weitere Vertraute von Polster waren anwesend). Polster betonte, dass er jede Rechnung bezahlt hätte und in der Zeit von 2019 – 2023 400k€ an Sponsoringleistung erbracht hätte. Zudem führte er aus, dass er für den Cateringvertrag im neuen Stadion 600k€ Signing Fee sowie über 1,2 Mio. € Investition für das Stadion erbracht habe. Geschäftsführer Uwe Hildebrand entgegnete hier, dass diese Investitionen aufgrund der Insolvenz „weg sind“ und die Insolvenz keine Vertragslaufzeit bis 2039 rechtfertigen würde.

Am Anfang der Veranstaltung und auch im Laufe der Diskussion war zudem eine Resolution von einzelnen CFC-Fans Thema, die u.a. die Abstimmung verhindern wollte und eine außergerichtliche Einigung mit Polster forderte. Dies wurde jedoch von der Mehrheit der Veranstaltungsteilnehmer abgelehnt.

Eine interessante Rechnung machte Tommy Haeder zudem auf, was die aktuelle Blockade der Stadioneinrichtungen durch Polster (trotz Kündigung durch die GGG) dem CFC kostet. Pro Spieltag wären das 12k€ netto, was auf die Saison um die 200k€ netto sind.

Am Ende outete sich Versammlungsleiter Mario Lengtat als treuer Leser der CFC-Fanpage und fragte in die Runde ob denn der aus dem Forum bekannte User cfcforever die Gelegenheit nutzen wolle, sich zu äußern. Was dieser natürlich nicht tat.

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