Comeback in Unterhaching nach über 15 Jahren...
von Timo Görner
...denn im Frühjahr 1996 trat der CFC zum bislang letzten Mal am Rande von München auf. Torsten Gütschow erzielte das 1:0-Siegtor. Wer damals an den möglichen Abstieg dachte legte die „Sorgen“ zu den Akten. Das Ende ist bekannt.
Die letzten Jahre unseres Gegners
Vor knapp 10 Jahren stieg der „Dorfverein“ nach 2 Jahren wieder aus der 1. Bundesliga ab. 2002 wurde man in die Regionalliga Süd „durchgereicht“. Aus dieser sollte der sofortige Wiederaufstieg gelingen, in den folgenden Jahren konnte die 2. Bundesliga bis 2007 gehalten werden. Immerhin schaffte man dann den Sprung in die neue 3. Liga und spielte dort eine starke erste Saison mit Rang 4. Bis zum letzten Spieltag war Relegationsplatz 3 möglich der nur knapp verpasst wurde. Das Niveau konnte man nicht halten, Platz 11 und 14 in der Vorsaison zeigten einen Abwärtstrend. Die 2. Bundesliga als Ziel war weiter entfernt denn je.
Die letzte Saison unseres Gegners
War auf dem Rasen und außerhalb problematisch, glich einer Achterbahnfahrt. Der Start daneben, nach 3 Spielen hatte man die "Rote Laterne". Die Blau-Roten ohne Sieg und Tor. Erst nach 362 min. sollte der 1. Treffer gelingen, dazu auch der 1. Sieg (Erfurt 3:1). Nach 11 Spieltagen war man dann soweit oben wie nie mehr. Nur in Rostock wurde verloren, aber heftig (2:7). Daneben standen 3 Siege + 3 Remis. Bis zur Winterpause ging der Trend wieder nach unten. In Braunschweig (0:3), Heidenheim (1:5) war man chancenlos. Mehr als ein Dreier in Saarbrücken (3:2) sprang nicht heraus. Die Abstiegszone immer in Sicht, ausgehend von 3 Absteigern ab Rang 18. An Spieltag 33 gelang der entscheidende Sieg für den Klassenverbleib in Jena (2:1). Zweimal ließ man zuvor aufhorchen. In Babelsberg (4:0),gegen Aufsteiger Rostock (3:0). Die letzten 5 Begegnungen dann ernüchternd. Nur 2 Zähler wurden geholt, in Dresden und zum Abschluss gegen Schlusslicht Bayern München II (je 0:4) Klatschen kassiert. Heimstärke sieht bei einer Bilanz von 6-5-6 anders aus, bemerkenswert hier die wenigen Tore (18:16). Auf Reisen reichte es zu 20 Zählern (12.). 39 Tore schoss man, ausbaufähig wie 55 Gegentore. Im Bayernpokal scheiterte man im Halbfinale beim späteren Cupsieger Regensburg (2:3), qualifizierte sich über eine Relegation mit einem 1:0 in Burghausen für den DFB-Pokal. Nette Regelung die man sich auch für Sachsen wünschen würde. Turbulent verlief das Geschehen im wirtschaftlichen Bereich. Juli 2010 wurden Sponsorenverträge mit einem wie sich herausstellte wenig seriösem Partner unterzeichnet welches die Spvgg. im Oktober an den Rand der Insolvenz brachte. Letztendlich konnte man sich mit Ach und Krach retten.
Delegierungen für diese Saison
Es hat sich viel getan. 16 sind gegangen, 12 neu. Stammkeeper Darius Kampa (34) ging ohne neuen Verein. In der Abwehr ebenso der 2. Routinier Torben Hoffmann (36). Andreas Brysch (25) zog es in die Landesliga (Aichach). Thorsten Schulz (26) nach Aalen. Im Mittelfeld zog Tim Jerat (29) nach Bielefeld, Sebastian Mitterhuber (23) machte es wie Kampa und Hoffmann. Der Italo-Argentinier Leandro Grech (30) folgte Schulz. Robert Zillner (26) schaffte den Aufstieg (Fürth). Der Türke Orkan Balkan (24) siehe Mitterhuber. Bemerkenswert noch das der Tscheche und "Ex-60er" Roman Tyce (34) seinen Abschied gab, er zählte aber zuletzt nicht zum Stammpersonal. Im Angriff gab es irgendwie keinen richtig wichtigen Abgang. Die genannten Kicker waren Stammkader, aber in dieser Liga nicht unbedingt die großen Aktivposten. 32 Spieler wurden 2010/2011 eingesetzt, viel Masse – aber zuwenig Klasse. Die finanziellen Gegebenheiten nach dem "Fast-Crash" und eben der (zu) große Kader ohne die erhoffte Substanz ließen ein "Ausmisten" notwendig erscheinen.
"Kracher" bei den Neuen sucht man erwartungsgemäß vergebens, interessante Spieler sind aber durchaus dabei. Einige Akteure kommen aus dem Nachwuchsbereich. Für das Tor Sebastian Wolf (19/1860 München U19). In der Abwehr Jonas Hummels (20) und Maximilian Drum (19) aus der eigenen II. Der Serbe Filip Krstic (22) spielte bis Juli 2010 in Babelsberg, dort ohne Rolle. Im Mittelfeld stieß der Ex Jenenser Patrick Amrhein (21) nach nur 1 glücklosem Jahr in Braunschweig zur Spvgg. Sascha Bigalke (21) kam von Hertha BSC, schaffte dort nicht den Sprung in die 1. Mannschaft. Felix Stemmer (18) und Roland Sternisko (23) folgten Wolf. Der Türke Deniz Ömer Sari (26) kickte zuvor in der Bezirksliga (VfR Jettingen), Yannic Thiel (21) in den USA (Hastings College). Im Angriff holte man Florian Niederlechner (20/Ismaning) aus der Bayern-Oberliga, Lennart Hasenbeck (22) aus der II. Knapp 20 Jahre im Schnitt zählen die Neuzugänge. Eine klare Tendenz ist sichtbar.
Der Trainer
Heiko Herrlich (39) übernahm zu Saisonbeginn das Amt von Weltmeister Klaus Augenthaler der aus "Kostengründen" entlassen worden war. Als Spieler ist Herrlich eine feste Größe. 258 Bundesligaspiele für Leverkusen, Mönchengladbach sowie Dortmund von 1995 bis 2004 stehen in der Bilanz – 76 Tore dazu. 1995 bestritt er 5 Länderspiele für den DFB – 1 Treffer. 1994/1995 war auch die erfolgreichste Zeit. Mit 20 Toren in Liga 1 wurde er DFB-Pokalsieger und Torschützenkönig im Gladbacher Dress, legte sich daraufhin wegen des zunächst verweigerten Wechsels nach Dortmund mit der Vereinsführung an. Dort konnte er nicht mehr so richtig anknüpfen, hatte 2000 auch mit einer schweren Erkrankung zu kämpfen. 2004 das Ende als Spieler, erste Trainerstation war Oktober 2009 bis April 2010 der VfL Bochum dessen Talfahrt Richtung 2. Liga er aber nicht stoppen konnte. Co-Trainer ist erwähnter Roman Tyce (34).
Die Mannschaft
Die Unbeständigkeit auf dem Rasen ging einher mit der in der Besetzung. 32 Akteure wurden 2010/2011 eingesetzt, 34 waren am Ende insgesamt im Aufgebot. Ein richtiges Gerüst konnte man nicht so richtig erkennen. Ziel für 2011/2012: mehr Beständigkeit im Kader. Dieser wurde verkleinert, mehr Qualität soll aufgebaut werden. Im Tor ist bislang Stefan Riederer (26) die Nr. 1. In den letzten 2 Jahren der "erste Vertreter". Die Abwehr sieht Jonas Hummels (21), Michael Stegmayer (26), Patrick Ziegler (21) vorn. Hummels verletzte sich im letzten Spiel allerdings schwer (Kreuzbandriss). Ein herber Rückschlag für die Mannschaft. Für ihn kam Alexander Winkler (19), auch ein junger Spieler. Im Mittelfeld finden sich Yannic Thiel (20), Marcel Avdic (20), Roland Sternisko (23), Markus Schwab (20) und Sascha Bigalke (21) als feste Größen. Im Angriff sind dies der Holländer Mijo Tunjic (23) mit aktuell 2 Toren, "Offensiv-Allzweckwaffe" Florian Niederlechner (20) – 1x erfolgreich. Dahinter kommen der Türke Ömer Kanca (21) und Lennart Hasenbeck (22). Weniger Geld – junge Spieler und ein Trainer welcher als ehemaliger Coach der DFB-U17 und U19 mit Talenten arbeiten will und kann – das Konzept passt bislang. Im Schnitt zählt die Spvgg. Unterhaching gerade mal 22 Jahre. Abgesehen von den 3 II. Mannschaften das jüngste Kollektiv der Liga.
Die aktuelle Saison bislang
5 Pflichtspiele – keine Niederlage. Die ersten beiden Spiele erinnerten an den CFC, man geriet jeweils in Rückstand. Sowohl beim 1:1 in Münster als auch beim 1:1 gegen Heidenheim. Dazwischen sorgte man erstmal für eine kleinere Sensation, warf Bundesligist Freiburg (3:2) aus dem DFB-Pokal. Am vergangenen Wochenende dann der Paukenschlag in Offenbach, mit einer starken 2. Halbzeit wurde ein 1:1 in ein 4:1 verwandelt. Herausragend hier Marcel Avdic (20/2 Tore). Im Bayernpokal ist man von der Ausscheidungsrunde befreit, greift erst im Herbst ins Geschehen ein. Unser letzter Gegner aus Hessen war von den Bayern und deren Auftritt am Bieberer Berg enorm beeindruckt. Der Sprung an die Tabellenspitze wurde gegen Sandhausen dann verpasst. Zweimal musste man einem Rückstand hinterherlaufen, zeitigte aber immerhin noch ein Remis (2:2). Wartet damit noch auf den ersten Heimsieg und ging hier bislang noch nicht in Führung.
Prognose
Die Herrlich-Truppe ist gut gestartet, allerdings sehr jung an Jahren und vor Einbrüchen bzw. Leistungsschwankungen nicht gefeit. Eine Prognose ist deshalb schwierig, Heiko Herrlich ist aber zututrauen die Mannschaft auch dann auf Kurs zu halten. Tipp: Platz 9 bis 12.
Das Umfeld
Man hat wirtschaftlich zu kämpfen. Wie angesprochen konnte im Herbst 2010 eine Insolvenz nur knapp vermieden werden. Die notwendigen 2 Mio. EUR welche durch nicht eingelöste Vereinbarungen mit einem windigen Sponsor im Etat fehlten konnten wenige Stunden vor Ultimo aufgetrieben werden. Auch die Spielgenehmigung für die aktuelle Spielzeit war nicht einfach zu erhalten. Eine Finanzierungslücke von 700.000 EUR galt es zu schließen was scheinbar auch erstmal gelang nachdem eine Immobilienfirma aus dem Bekanntenkreis von Klaus Augenthaler die Gelder bereitstellen wollte. Diese sprang dann aber kurzfristig wieder ab. Der Kampf ging weiter und wurde mit Hilfe von anderen Sponsoren glücklich zu Ende gebracht. Allerdings musste man finanzielle Einschnitte vornehmen. Folge waren einige Abgänge von Stammspielern. 16 Akteure verließen die Spvgg. insgesamt, auch im Trainerstab wurden Änderungen vorgenommen. Mit Heiko Herrlich als neuen Coach war die Tendenz klar: primär junge Spieler holen die wenig kosten und damit in der 3. Liga ohne finanzielle Turbulenzen bestehen. Vereinschef ist seit einigen Jahren Engelbert Kupka, der dieses Amt im Sommer eigentlich abgeben wollte, aber zumindest erstmal bis Herbst weiter amtiert. Bis dahin soll ein passender Nachfolger gefunden werden. Einen solchen sucht man auch für das Stadion, sprich einen Namensgeber. Von 2003 bis 2011 war die Anlage im Sportpark Unterhaching nach dem Hauptsponsor – einem Unternehmen der Versicherung – und Finanzdienstleistung – benannt. Aktuell firmiert die rund 15.000 Zuschauer fassende Arena unter "Stadion am Sportpark". Eben dieses Unternehmen stieg Sommer 2011 als Mäzen aus.
Für den Zuspruch sind die 15.000 Plätze mehr als ausreichend. Das letzte Spiel gegen Sandhausen sahen lediglich 1.700 zahlende Fußballfreunde. Gegen Heidenheim zum Auftakt – unter der Woche – wurden 1.500 begrüßt. Allgemein war der Besuch in den letzten 3 Jahren in der 3. Liga rückläufig. Von rund 3.100 im Schnitt in der "Premierensaison" über 2.650 in der zweiten auf noch 2.100 in der letzten Spielzeit.