Vorbericht

5. Spieltag - 3. Liga - Saison 2013/2014
MSV Duisburg
MSV Duisburg
1:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Harte Nuss beim Comeback an der Wedau...

von Timo Görner

...denn der MSV ist besser gestartet, als von vielen erwartet. Für den CFC ist es der erste Auftritt bei den „Zebras“ seit dem Frühjahr 2001. Damals ergatterte man als weit abgeschlagenes Schlusslicht der 2. Liga ein 1:1. Im Frühjahr 1996 begann die Ära von Christoph Franke als Cheftrainer mit einem 0:1, einem Baustein zum ersten Zweitligaabstieg.

Die letzte Saison unseres Gegners

...begann sportlich als Alptraum und endete abseits des Rasens als solcher. Als Aufstiegsfavorit ins Rennen gegangen, enttäuschte man zum Auftakt gegen Neuling Aalen (1:4). Die Trostlosigkeit setzte sich in Regensburg – auch Neuling – fort (0:2). Dresden kam locker zum 3:1 an der Wedau. Es war das Aus für Oliver Reck, den auch ein 1:0-Erstrundensieg im DFB-Pokal in Halle nicht rettete. Sportchef Ivica Grlic (37) übernahm für ein Spiel und sah ein 0:3 in München. Die Rettung sollte Kosta Runjaic (42) bringen, der vom sich im Abstiegskampf befindlichen SV Darmstadt 98 gekauft wurde. Seine Verpflichtung erwies sich am Ende als guter Griff, trotz Fehlstart in Kaiserslautern (1:2), der fünften Niederlage. In Runde 6 erkämpfte man den ersten Zähler gegen Bochum (0:0). Nach 13 Spielen war die Hoffnung wieder da und die „Rote Laterne“ abgegeben. Zu Hause blieb der MSV weiter sieglos. Nah dran war man lediglich gegen Hertha BSC (2:2). Mit Dresden, Aalen, Ingolstadt und Frankfurt holten sich Teams den Dreier, die nicht zur „Oberschicht“ zählten. Auf Reisen schlug man sich besser und holte in Cottbus (1:0) sowie Sandhausen (2:0) die Dreier. Gut verlief auch das Köln-Gastspiel (0:0), wieder ohne Gegentor. Bis zur Winterpause ging es bei 21 Zählern aus 19 Partien bergauf. Zu Weihnachten stand Rang 14 mit dem Polster von 5 Punkten auf den 16. Der Grundstein wurde auswärts gelegt, nur 6 waren hier besser. Sowohl in Aalen (1:0) und als auch in Paderborn (2:0) bestätigte man den Trend. Die „Säge klemmte“ zu Hause, nur Dresden war erfolgloser. In Runde 14 zeitigte man gegen Aue (2:1) Heimsieg Nr. 1, den zweiten im Finale 2012 gegen Regensburg (4:2). Ging es auf dem Platz aufwärts, nahmen die Probleme daneben dramatische Züge an. Im November 2012 verhinderten nur Finanzspritzen der Stadiongesellschaft die Insolvenz.

Die Frühjahrsrunde wurde mit einem 0:0 in Dresden gestartet, wertvoller für den MSV als für Dynamo. Ambivalent zu den ersten 19 Spielen ging es weiter. Zu Hause steigerte man sich, fügte vier Siege hinzu und verlor nur den Auftakt (1:3) gegen 1860. Die letzten sieben Duelle absolvierte man ungeschlagen, düpierte Aufsteiger Braunschweig (1:0) und trübte die Aufstiegspläne von Kaiserslautern (0:0) und Köln (1:1). Auswärts ging es leicht nach unten, nur in Ingolstadt (1:0) wurde gesiegt. Zwei Runden vor Ultimo war die Klasse bei Rang 10 und 6 Punkten Vorsprung auf den 16 sicher. Am Ende stand – meinte man – als 11. ein „blaues Auge“ zu Buche. In der Heimbilanz stand Rang 12 und Platz 10 als Gast. 37 Treffer waren nur knapp zweitligatauglich, 49 Gegentreffer vergleichsweise besser.

Im DFB-Pokal kam das Aus in Runde 2 bei Drittligist Karlsruhe (0:1). Eben dort hätte man zumindest größtenteils Geld einspielen können, um das bittere Ende zu verhindern. Der DFB befand den Erstligisten von 2008 finanziell nicht zweitligatauglich, es drohte der Absturz bis in die Oberliga und die Insolvenz. Eine Stadt im Schockzustand, die Drittliga-Lizenz am Ende ein teilweise nicht mehr für möglich gehaltener kleiner – enorm wichtiger - Erfolg.

Delegierungen für diese Saison bislang

Das Ende der letzten Saison wirbelte den Kader kräftig durcheinander, 20 Akteure gingen, 16 Spieler wurden verpflichtet oder kehrten von Ausleihen zurück.

Unter den Abgängen finden sich natürlich einige Stammspieler. Torwart Felix Wiedwald (23) zog es zu Erstligist Eintracht Frankfurt. Aus der Abwehr sind Daniel Brosinski (25/Fürth), Benjamin Kern (29/Young Boys Reutlingen), Adli Lachheb (26/Halle) und Dustin Bomheuer (23/Düsseldorf) nicht mehr dabei. Julian Koch (22) war von Dortmund verliehen und spielt jetzt in Mainz. Ferner ging Winterneuzugang Andreas Ibertsberger (31). Der Ex- Nationalspieler Österreichs ging ohne neuen Arbeitgeber. Aus dem Mittelfeld wechselten Timo Perthel (24/Braunschweig) und Goran Sukalo (32/Fürth). Aus dem Angriff ist Srdjan Baljak (34/Worms) jetzt Mannschaftskamerad von Carsten Sträßer. Ranisav Jovanovic (32/Sandhausen) zog es zu dem Verein, der vom Lizenzentzug profitierte. Mit Sören Brandy (26/Union Berlin) blieb ein weiterer Stürmer in Liga 2. Er war mit 6 Toren Nummer 1 der „Zebras“ 2012/2013. Maurice Exslager (22) wiederum fand das Gefallen des 1. FC Köln. Den größten Substanzverlust musste man im Angriff verzeichnen. Alle drei Kicker haben zumindest ordentliches Zweitliga-Niveau.

Angesichts der erst zum 8. Juli 2013 geklärten Spielklasse war die Personalpolitik für die neue Saison eine Herkules-Aufgabe. Interessierte Spieler mussten über Wochen bei Laune gehalten werden, bereits für Liga 2 verpflichtete Spieler wie Danny Latza (Darmstadt) sahen sich anderweitig um. So gesehen hat man diese Aufgabe durchaus gut gelöst und einen ordentlichen, kleinen Kader zusammengestellt.

Für das Tor holte man aus Belgiens zweiter Liga Michael Ratajczak (31/Royal White Star Brüssel). Er war im Juli 2012 noch mit Düsseldorf in die 1. Liga aufgestiegen. Aus der Schalke-Jugend gekommen waren Dortmund, Ahlen, Erfurt die weiteren Stationen von Ratajczak. Für die Abwehr kamen Phil Ofosu-Ayeh (21/Erfurt), Matthias Kühne (25/Babelsberg) und im „Doppelpack“ von Zweitligist Paderborn Jens Wissing (25) und Tobias Feisthammel (25). Im Mittelfeld stieß der in Bielefeld perspektivlose Erdogan Yesilyurt (19) zum MSV. Pierre De Wit (25/Kaiserslautern) startet einen Neuanfang, beim FCK durch Verletzungen zurückgeworfen. Michael Gardawski (22/Viktoria Köln) stieg aus der Regionalliga auf. Deniz Aycicek (23/Hannover) schaffte bei 96 nicht den Durchbruch. Patrick Zoundi (31) wurde bei Zweitligist Union Berlin ausgemustert. Für Tore im Angriff sollen der Slowake Filip Orsula (20/Wigan Athletic II) sowie Kingsley Onuegbu (27/Fürth II) sorgen. Fünf Neue kamen aus dem eigenen Nachwuchs und mit Maximilian Güll (18/Abwehr) und Julien Rybacki (17/Angriff) zu jeweils zwei und einem Kurzeinsatz bisher. Mit Wissing, Feisthammel, De Wit, Aycicek, Zoundi und Onuegbu holte man Akteure aus höherklassigen Vereinen, welche dort keine Chancen mehr sahen. Ratajczak, Kühne, Ofosu-Ayeh haben dazu mindestens 3. Liga gespielt und bringen Erfahrung mit. Erst mit der sicheren Lizenz für Liga 3 konnten die Verträge fest gemacht werden.

Der Trainer

Nach dem Rücktritt von Kosta Runjaic aufgrund der höchst unklaren Situation nach der Saison 2012/2013 übernahm Karsten Baumann (43) das schwierige Amt. Seine letzte Station lag wie bekannt nicht weit von Chemnitz entfernt. Dort wurde er drei Spiele vor dem Finale etwas umstritten entlassen. Stationen davor waren Erfurt und Osnabrück. Beim VfL gelang ihm mit dem Zweitligaaufstieg 2011 der größte Erfolg. Er wird unterstützt vom Bulgaren Ilia Gruev (43) als Co-Trainer, MSV-Spieler von 2000 bis 2004. 2006 das Karriereende in Erfurt. Hinzu kommt der Ex-Auer Sven Beuckert (39) als Torwart-Trainer.

Die Mannschaft

Nummer 1 im Tor ist bislang Michael Ratajczak (31). Dahinter kommen der gebürtige Duisburger Marcel Lenz (22) und Maurice Schumacher (19). Die Abwehr sieht mit Markus Bollmann (32) einen weiteren Routinier und die drei Neuzugänge Tobias Feisthammel (25), Matthias Kühne (25) und Phil Ofosu-Ayeh (21) vorn. Kapitän Branimir Bajic (33) musste in den ersten drei Spielen eine Sperre (Rot) absitzen, kam dann beim letzten Spiel für Ofosu-Ayeh (Krank) zum Einsatz. Im Mittelfeld haben sich aktuell Michael Gardawski (22), Sascha Dum (27), Tanju Öztürk (24), Patrick Zoundi (31) und Kevin Wolze (23) etabliert. Letzterer fiel nach dem Auftakt ebenfalls wegen „Rot-Sperre“ aus, hat deshalb erst zwei Einsätze. Einzig richtig feste Größe im Angriff ist Kingsley Onuegbu (27), der mit bereits drei Toren auf sich aufmerksam machte - alle jeweils erzielt in den letzten 3 Begegnungen. Dahinter sieht es bei den nominellen Stürmern „überschaubar“ aus: Julien Rybacki (17) und Filip Orsula (20) gelten bislang als Ergänzungsspieler. Möglich, dass man hier – sofern finanziell machbar – nachlegen wird, weil man muss. Ratajczak, Bollmann, Dum, De Wit, Feisthammel, Wissing haben bereits höherklassig gespielt. Ein mit 23 Spielern relativ kleiner Kader, der aber ganz gut besetzt ist.

Die aktuelle Saison bislang

Platz 8 mit 7 Punkten aus 4 Spielen sind ein solider Start. Zum Auftakt gastierte Topfavorit Heidenheim und musste für das 1:0 ackern. Dieser bislang einzigen Niederlage ließ man Siege in Burghausen (2:0) und gegen den „regulären“ Absteiger Regensburg (2:1) folgen. In Leipzig begegnete man einem der Aufstiegsfavoriten ergebnismäßig auf Augenhöhe, zeitigte ein 1:1 nach Führung. Laut Iviva Grlic war es aber die bislang „schlechteste Saisonleistung“. Gegen den SSV Jahn drehte man ein 0:1 nach 2 Minuten noch. Gut wurde sich auch im DFB-Pokal verkauft: Zweitligist SC Paderborn 07 mühte sich nach 0:1-Rückstand noch zum 3:2. Im Niederrhein-Pokal ging es in Runde 1 zu Bezirksligist TSV Krefeld-Bockum. Dort gewann man standesgemäß mit 4:0. Nach dem CFC duelliert man sich erneut mit einem Verein aus dem Nordosten, muss nach Erfurt reisen.

Prognose

Ein einstelliger Platz erscheint auf alle Fälle machbar, um ganz oben mitzuspielen erscheint das Aufgebot im Angriff eher zu schmal besetzt. Nur wenn man dort noch ein, zwei richtige Volltreffer landet, ist mehr drin. Fraglich bleibt zudem, wie der Kader quantitativ und qualitativ bedeutende Ausfälle verkraftet. Außerdem ist spannend, wie sich die finanzielle Lage weiter entwickelt. Momentan dürften weitere Neuzugänge beispielsweise in der Winterpause nicht zu stemmen sein. Tipp: Platz 7 bis 10.

Das Umfeld

Die Fans halten ihrem MSV auch nach dem erstmaligen Absturz in die Drittklassigkeit seit 1989 die Treue, mit 15.767 Fans im Schnitt in den ersten Heimspielen. Damit ist man momentan die deutliche Nummer 1 der 3. Liga. Über 5.000 Dauerkarten wurden verkauft. Auch im DFB-Pokal konnte sich der Verein über 14.000 gegen den nicht attraktiven SC Paderborn 07 freuen. In der 2. Liga lag der Zuspruch pro Match bei 12.837, bei 13.461 2011/2012. Gegen den CFC sollte es bei bereits jetzt über 8.000 verkauften Tickets wieder locker fünfstellig werden.

Die guten Zuschauerzahlen sind überlebenswichtig für den angeschlagenen Verein, der für das „Flickschustern“ der letzten Jahre büßen muss. Eine nachhaltige Sanierung fand nie statt, noch im November 2012 verhinderte nur eine Finanzspritze der Stadiongesellschaft die Insolvenz. 2008 erfolgte der bislang letzte Abstieg aus Liga 1, für viele der Ausgangspunkt der Probleme mit der ersten Eskalation Herbst 2012. Der Wiederaufstieg wurde zweimal verpasst. Im Sommer 2010 musste der Etat deutlich nach unten gefahren werden, gab man das Ziel „1. Liga“ nicht als Ziel aus. Offensichtlich fand der „Schnitt“ zu spät statt, auch der Einzug ins DFB-Pokalfinale 2011 konnte die Gräben nicht zuschütten. Die im November 2004 eröffnete „Hellmich-Arena“, benannt nach der Firma des Unternehmers und damaligen Präsidenten Walther Hellmich, erwies sich als „Würgegriff“. Eine hohe Stadionmiete von 4,5 Mio. EUR im Jahr konnte man im Laufe der letzten durchwachsenen Zweitligajahre schwer bewältigen - siehe auch Dresden und Aachen.

Dennoch gingen der MSV optimistisch in die Lizenzierung, umso größer fiel der Schock aus. Der DFB nannte unerlaubte Kredite und Formfehler als Gründe, beispielsweise soll ein Darlehen doppelt angegeben worden sein. Auf zwei Leute konzentrierte sich der Frust des Umfelds: Ex-Chef Hellmich und Ex-Geschäftsführer Roland Kentsch, zuvor beim Fast-Insolvenzverein Arminia Bielefeld tätig. Ohne Chance der Einspruch, aller Kampf galt nun der Drittliga-Lizenz, am 8. Juli 2013 die Erlösung. Somit konnte auch die Insolvenz vorerst abgewendet werden. Die Stadionmiete wurde auf 1 Mio. EUR reduziert, der Lizenzspieler-Etat auf 3 Mio. EUR. Der FC Bayern, Schalke und Dortmund leisteten Finanzhilfe. Der DFB trug strenge Ausgabebeschränkungen auf. In der Chefetage gab es Veränderungen. Roland Kentsch war nach der verweigerten Zweitligalizenz vom Hof gejagt worden. Neuer Geschäftsführer wurde Bernd Maas, vor Jahren in solcher Funktion in Dresden aktiv und im Kleinkrieg mit Fangruppierungen. Dahinter stehen mit Vorstandschef Udo Kirmse und Robert Philipps zwei ehrenamtliche Akteure in gleicher Funktion der „MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA“. Mit Bernard „Enatz“ Dietz rückte das MSV-Idol der 80er Jahre bereits Anfang Mai 2013 in den Aufsichtsrat. Ernst, aber nicht ganz hoffnungslos, so kann man den Meidericher SV Duisburg im August 2013 sehen.
5. Spieltag - 3. Liga - Saison 2013/2014
Samstag, 24. August 2013, 14:00 Uhr
Schauinsland-Arena, Duisburg
Zuschauer: 14.368
Schiedsrichter: Steinhaus (Bad Lauterberg)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

MSV Duisburg Chemnitzer FC
8Tabellenposition13
7
4
1,8
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
4
4
1,0
2 (50,0%)
1 (25,0%)
Siege
Niederlagen
1 (25,0%)
2 (50,0%)
5 : 3
1,3 : 0,8
Tore
Tore pro Spiel
6 : 9
1,5 : 2,3
2:0 gegen SV Wacker Burghausen (A)Höchster Sieg5:3 gegen SSV Jahn Regensburg (A)
0:1 gegen 1. FC Heidenheim 1846 (H)Höchste Niederlage0:3 gegen VfL Osnabrück (H)
N-s-S-uDie letzten SpieleN-u-N-s
3 Spiele in Folge ungeschlagenAktuelle Serienkeine

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele62137:7
Heimspiele32016:4
Auswärtsspiele30121:3
Ligaspiele62137:7
Pokal-/Relegationsspiele00000:0

Der Ergebnisrückblick

1992/19932. Bundesliga12. SpieltagMSV Duisburg - Chemnitzer FC1:0 (0:0)
1992/19932. Bundesliga35. SpieltagChemnitzer FC - MSV Duisburg4:1 (3:0)
1995/19962. Bundesliga14. SpieltagChemnitzer FC - MSV Duisburg1:0 (1:0)
1995/19962. Bundesliga31. SpieltagMSV Duisburg - Chemnitzer FC1:0 (0:0)
2000/20012. Bundesliga15. SpieltagChemnitzer FC - MSV Duisburg1:3 (1:1)
2000/20012. Bundesliga32. SpieltagMSV Duisburg - Chemnitzer FC1:1 (1:0)