Unbeschwertes letztes Gastspiel 2013/2014 beim SVE, für den es um alles geht...
von Timo Görner
...denn die Saarländer können den Klassenverbleib vermutlich nur noch mit 4 Punkten aus den 2 Spielen sicher schaffen. Dem Saarland droht nach dem Abstieg des 1. FC Saarbrücken ansonsten die komplette Viertklassigkeit.
Die aktuelle Saison unseres Gegners
Nach 17 Spieltagen und vor dem Auftritt an der Gellertstraße war die Welt in Elversberg noch in Ordnung. Mit 25 Punkten und Platz 9 waren sogar die Aufstiegsplätze 2 und 3 mit 4 und 5 Punkten Rückstand in Reichweite. Es gab viel Lob vor allem für Dietmar Hirsch, der die Mannschaft nach 6 sieglosen Spielen und dem freiwilligen Rückzug von Aufstiegstrainer Jens Kiefer bei damals 3 Zählern übernommen hatte. Unter dem Ex-Bundesligakicker ging es aufwärts, Bilanz aus 11 Spielen: 7 Siege, 1 Remis und 1 Niederlage beim 0:2 gegen den VfB Stuttgart II. Gleich im ersten Spiel unter ihm gelang der erste Sieg beim späteren Absteiger in Burghausen (1:0). Weiter ging es mit dem Paukenschlag gegen Staffelkrösus RB Leipzig, wieder mit 1:0. Von Runde 10 bis 12 zeitigte man sogar 3 Siege in Folge, das ergab 5 Siege in 6 Begegnungen seit Spieltag 7. Herausragend waren hier das 3:0 gegen Wehen Wiesbaden und auch in Osnabrück (1:0) überraschte man. Nur 17 Gegentore bedeuteten bis dato die drittbeste Abwehr der Liga, nur 17 Treffer legten aber den Finger auf die bis heute bestehende Wunde, neben der Auswärtsschwäche. Der blasse Auftritt im Hinspiel war die 2. Auswärtsniederlage in Folge und der Auftakt der ersten Negativserie mit 4 Pleiten. Nach dem CFC watschte Dortmund II (0:5) den SVE auf eigenem Rasen derbe ab, auch gegen Darmstadt (0:3) war man in Elversberg chancenlos. In Rostock wurde Auswärtspleite Nr. 3 in Folge kassiert, wieder ohne Torerfolg (0:1).
Nach 21 Spielen waren aus Platz 9 Rang 16 geworden, der komfortable 9-Punkte-Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz auf einen zusammengeschmolzen. In der Winterpause wurde erstmal nur im Spielbereich reagiert: 6 Akteure gingen mit 1 Ausleihe, dafür kamen 5 neue. Der Start aus der Winterpause auch vielversprechend; im wichtigen Abstiegsduell und prestigeträchtigen Saar-Derby wurde Saarbrücken (3:1) mit seinen teils namhaften Neuzugängen besiegt. Es war einer von 3 Siegen im Jahr 2014, gegen Burghausen (1:0) und Erfurt (2:0) folgten zwei weitere Dreier. Das reichte nicht, um den Sturz in die Abstiegszone zu vermeiden. Verantwortlich dafür ist die schwache Bilanz auf Reisen. 7 weitere Niederlagen am Stück nach Heidenheim, CFC, Rostock mussten verbucht werden. Weder bei den Stuttgarter Kickers, noch in Münster, Duisburg, Leipzig, Wiesbaden, Stuttgart und Unterhaching konnte gepunktet werden. Torbilanz: 3:16. Besonders die Pleite in Unterhaching im immens wichtigen Duell gegen einen Mitkonkurrenten (0:2) schmerzte, beförderte es den SVE doch erstmals seit Runde 6 auf einen Abstiegsplatz. Es war das Aus für Dietmar Hirsch, für ihn übernahm der erst wenige Tage davor als Sportdirektor verpflichtete Roland Seitz - bekannt noch aus Zweitligatagen in Aue. Der Effekt blieb bislang aus. Gegen Heidenheim (1:1) reichte es nach Blitzstart in Minute 1 zum Remis. In Regensburg wurde der notwendige 4. Sieg dieses Jahres (0:0) verpasst.
So ist Rettungsplatz 17 wieder an Unterhaching abgegeben und man benötigt als Teil der "Play Downs" mit 1 Absteiger aus 4 Teams wohl 4 Punkte für den Klassenverbleib aus den letzten beiden Spielen gegen den CFC und in Dortmund. Das ist schwierig mit der schwächsten Offensive der Liga bei nur 31 Treffern. Die Defensive kann 7 Mannschaften hinter sich lassen. Die Heimbilanz ist mit 7 Siegen und erst 4 Niederlagen ganz passabel (13.), Schwachpunkt bleibt die Ausbeute in fremden Stadien - schlechter ist hier nur Absteiger 1. FC Saarbrücken. 7 Treffer in 18 Begegnungen sind einfach nicht drittligatauglich.
Im Saarland-Pokal steht man im Finale gegen Regionalligist und Ex-Bundesligist FC Homburg 08.
Delegierungen seit dem Hinspiel
6 Akteure aus dem Kader vom Hinspiel sind nicht mehr dabei, 5 hingegen dazu gekommen.
Die Abgänge spielten alle keine wichtige Rolle, kamen nur zeitweise in den Stammformationen zum Einsatz und waren überwiegend Ersatz oder nicht im Kader.
Für die Abwehr kam der Nigerianer Jeff Gyasi (25) vom SV Wehen Wiesbaden und im "Doppelpack" mit Sascha Wolfert (24) für das Mittelfeld. Weitere Neuverpflichtungen für das Mittelfeld waren Serkan Göcer (20) aus Saarbrücken und der Deutsch-Portugiese Ricky Pinheiro (24/Kaiserslautern II). Für mehr Tore im Sturm sollte der Ex-Rostocker Ondrej Smetana (31) sorgen. Der Tscheche spielte nach dem Wechsel vom FC Hansa für ein halbes Jahr beim belgischen Zweitligisten VV St. Truiden und dann in Zypern bei Erstligist Enosis Neon Paralimni. In beiden Vereinen konnte er sich nicht durchsetzen.
Der Trainer
Roland Seitz (49) ist nach Jens Kiefer und Dietmar Hirsch bereits der 3. Trainer der laufenden Saison. Wenige Tage vor dem Wechsel von Hirsch auf Seitz war er als Sportdirektor engagiert worden. 1995 begann er seine Trainerlaufbahn beim aktuellen Bayernligisten ASV Neumarkt in seiner Geburtsstadt. Weitere Stationen waren unter anderem Jahn Regensburg, Eintracht Trier, der SC Paderborn und der FC Erzgebirge Aue in der 2. Bundesliga für allerdings nur 12 Spiele als Nachfolger von Gerd Schädlich. Reutlingen und wiederum Trier waren die folgenden Stationen. Orte als Spieler waren unter anderem Augsburg, Regensburg, Duisburg und Homburg.
Die Mannschaft
Klare Nr. 1 im Tor ist der US-Amerikaner Kenneth Kronholm (28), in allen Punktspielen im Kasten.
Die Abwehr sieht Lukas Billick (26), Marc Gross (26) und den bundesligaerfahrenen Kapitän Timo Wenzel (36) als Gerüst. Wenzel zog sich Mitte März einen Innenbandabriss zu und fällt seitdem aus und das auch für die restlichen 2 Spiele. Das ist ein schwerer Rückschlag im Abstiegskampf. Ebenfalls zum Stamm zählt nach holprigem Beginn Winter-Neuzugang Jeff Gyasi (25). Für Chris Wolf (23) begann diese Saison ganz gut, dann warf ihn eine Verletzung im Oktober 2013 (Knöchelbruch) zurück. Der Kongolese Onanga Itoua (25) flog nach der Winterpause aus der Stammelf, steht seitdem weitestgehend nicht mehr im Kader. Umgekehrt ist es bei Sebastian Wolf (29); nach schwerer Verletzung (Kreuzbandriss) Ende April 2013 kehrt er zum Jahreswechsel wieder zurück und ist seitdem gesetzt.
Im Mittelfeld ragt der Afghane Milad Salem (26) mit 5 Toren und immerhin 7 Vorlagen heraus. Ihm zur Seite als vorwiegend Stammkraft stehen der Türke Muhittin Bastürk (23), Dominik Rohracker (25), mit Serkan Göcer (20) einer der Neuen "aus dem Winter" wie auch Ricky Pinheiro (24). Keine Rolle spielt mit dem aus Aalen gekommenen Nico Zimmermann (28) ein Hoffnungsträger. Mit bislang 8 Treffern ist das nominelle Mittelfeld nicht unbedingt extrem torgefährlich. Göcer und Pinheiro sind auch noch ohne Torerfolg, ebenso Sascha Wolfert (24). Auch der Ex-Auer Daniel Jungwirth (32) ist nicht die erhoffte Verstärkung.
Im Angriff ist man ganz ordentlich dabei, Nr. 1 hier Felix Luz (32), zuletzt erfolgreich bereits in den ersten 60 Sekunden gegen Heidenheim. Aktuell kann er 10 Tore aufweisen, dazu 4 Vorlagen. Er ist damit an fast 50% aller Elversberger Tore beteiligt. Der Deutsch-Italiener Angelo Vaccaro (32) bringt es auch noch auf deren 8, hat 2014 aber nur noch einmal getroffen. Der dritte Torschütze ist mit Salif Cissé (19) ein junger Spieler, stand aber unter Seitz zuletzt nicht mehr im Aufgebot.
Mit 29 Spielern hat man einen recht großen Kader, der auch mit den Neuen - siehe oben - einen schweren Stand in dieser 3. Liga hat.
Die Einkaufsbilanz
17 Neuzugänge gibt es bis heute, 12 vor der Winterpause.
Von den Zugängen vor der Winterpause konnten sich Luz (Burghausen), Rohracker (Unterhaching) und Bastürk (Mönchengladbach II) bis heute etablieren. Onanga Itoua (Hapoel Ramat Gan/Israel) siehe oben. Luz kann man als echte "Verstärkung" ansehen. Gyasi, Wolfert, Pinheiro und Göcer haben sich nach ihrem Wechsel im Winter durchsetzen können, sind aber nur teilweise wertvolle Neuzugänge. Ondrej Smetana spielt auch beim dritten neuen Verein seit Juli 2013 keine Rolle. Zimmermann (VfR Aalen) gilt auch eher als "Flop". Spieler wie Felix Dausend (24/Saarbrücken) haben den Verein schon wieder verlassen. Fazit: durchwachsen.
Gewinner der Saison bislang
Gyasi und Wolfert sind in Elversberg nach glückloser Zeit in Wiesbaden gesetzt.
Prognose
Gegenüber Unterhaching mit Duisburg (H) und Heidenheim (A) hat man das vermeintlich leichtere Restprogramm. Nur wenn am Samstag ein Sieg gelingt, sollte es noch mit dem Klassenerhalt klappen. Tipp: Rang 18 und Abstieg.
Das Umfeld
Dem Saarland droht der Umstand, als einziges Bundesland nicht mal mehr Dritte Liga anbieten zu können, nachdem man mit Saarbrücken und Homburg in den 80er und 90er Jahren zeitweise sogar Erstligafußball hatte. Mit aktuell 1.634 Besuchern im Schnitt ist Elversberg zumindest hier auch eher ein "kleineres Zugpferd". Weniger hat nur der VfB Stuttgart II. Vergangene Saison in der Regionalliga Südwest waren es exakt 542. Den größten Ansturm erlebte das kleine "Stadion an der Kaiserlinde" mit 8.200 gegen den 1. FC Saarbrücken. Zum letzten Heimspiel gegen die aufstiegsbestrebten Heidenheimer fanden sich 2.500 Besucher ein. Ansonsten rutschte man wie gegen Kiel mit 700 auch schon mal unter die 1.000 er Marke. Gegen den CFC sollte man am Samstag mit vielleicht 1.500 bis 1.800 Einheimischen rechnen.
Erst im Herbst 2013 konnte die kleine Anlage mit derzeit 9.970 Plätzen den gestrengen Auflagen des DFB gerecht werden. Zuvor musste man im knapp 20 km entfernten Saarbrücken kicken. Vereinschef der 1907 als "FC Germania Elversberg" gegründeten SV ist der erst 32-jährige Dominik Holzer, Geschäftsleiter Vertrieb / Marketing der Ursapharm Arzneimittel GmbH. Der Aufstieg in die 3. Liga 2013/2014 war der größte Erfolg in der 106-jährigen Vereinsgeschichte. Die Saarland-Gemeinde Spiesen-Elversberg selber zählt gerade mal 13.327 Einwohner. Hauptsponsor ist die Firma des Vereinschefs, dazu kommen vorwiegend regionale mittelständige Unternehmen.