Wieder gastiert Mainz 05 auf der "Fischerwiese"...
von Timo Görner
...diesmal, zum Finale der Hinrunde, die U23 des Bundesligisten, die quasi durch "zwei Hintertüren" in die 3. Liga kam.
Die vergangene Saison unseres Gegners
...endete wie oben beschrieben mit dem Aufstieg durch "zwei Hintertüren". Zum einen in der Relegation gegen die insgesamt chancenlose TSG Neustrelitz aus der Nordost-Staffel, zum anderen als Dritter der Südwest-Abteilung hinter der SG Sonnenhof Großaspach und dem SC Freiburg II. Da die Breisgauer aber freiwillig auf die 3. Liga verzichteten, durften die "Mainzelmännchen" ran. Ironie der Geschichte: der Dritte der einen Staffel warf den Staffelsieger der Anderen raus. Für die Rheinhessen war Rang 3 die mit deutlichem Abstand beste Platzierung in der Regionalliga seit 2008/2009; damals wurde man fünfter. In den Folgejahren platzierte sich die 05er Reserve auf den Rängen 15, 13, 12 und 11.
Im vergangenen Jahr legt man einen Blitzstart hin und gewann die ersten 5 Spiele zum Teil haushoch bei 19:3 Toren. Nach 11 Spieltagen hatte man bereits zehnmal die Tabellenführung inne. Ex-Zweitligist Trier, Großaspach und Freiburg II hießen damals die härtesten Rivalen. Zur Winterpause sah es dann schlechter aus, 05 fiel auf Rang 3 zurück mit 4 Zählern auf den Spitzenreiter aus Großaspach. Dahinter saßen den Rot-Weißen auch noch Ex-Bundesligist FC Homburg und weiter Trier im Nacken. Mit 45 Toren war man offensiv die Nummer 1, defensiv (27 Toren) waren 6 Gemeinschaften besser. Die Höhepunkte setzte man gegen den späteren Absteiger Ulm (5:1), Baunatal, Worms (4:0), in Mannheim (4:0) und Hoffenheim (3:0). Schlecht waren dagegen der Auftritt in Neckarelz (1:4) und die Heimklatsche gegen Hoffenheim (0:3). Zum Start der Frühjahrsrunde folgte dann defensiv ein Sprung nach vorne. 05 blieb in den ersten 5 Spielen ohne Gegentreffer wie gegen Großaspach (0:0). Allerdings ging hier auch die Tuchfühlung auf Rang 1 verloren. Nach 29 Spielen und weiter im Jahr 2014 ungeschlagen war Platz 2 aber gefestigt. Ein kleines Zwischentief mit zwei Niederlagen in Trier und gegen Kaiserslautern (0:1) ließen den Relegationsplatz 2 bzw. 3 noch mal wackeln. 3 Siege zum Endspurt sicherten den Platz und ließen Kaiserslautern II am Ende um 4 Zähler düpieren.
Zu Hause war man in dieser sehr heimstarken Staffel bei 11 Siegen und lediglich Niederlagen nur fünftbestes Team, auf Reisen hingegen Zweiter - allerdings klar mit 7 Punkten hinter der SG Sonnenhof. 63:34 Tore insgesamt sprechen für eine gute Offensive (4.) und sehr gute Defensive (2.). In der Relegation sorgte man schon in Neustrelitz (2:0) für eine Art Vorentscheidung und dominierte auch im Rückspiel (3:1).
Delegierungen für diese Saison bislang
Mit 8 Abgängen und 15 Neuzugängen gab es viel Bewegung im Kader.
Im Tor schaffte Christian Mathenia (22/Darmstadt) den Sprung in die 2. Bundesliga, 2013/2014 in 18 Spielen die Nr. 1. Aus dem Mittelfeld ging Steven Lewerenz (23/7 Tore) in die Regionalliga Bayern zum dortigen aktuellen Spitzenreiter Würzburger Kickers. Ihm folgte Dennis Schmitt (21). Der Rest spielte keine wichtige Rolle. Erwähnenswert noch, dass Torwart Robin Zentner (19) und Abwehrspieler Damian Roßbach (21) offiziell in den Profikader aufrückten, aber bislang nur in der U23 zum Einsatz kommen.
Bei den Neuen finden sich einige Spieler aus der eigenen A-Jugend. Für das Tor kam der Österreicher Bernhard Hendl (22) aus Regensburg zu den 05ern. Er war dort 24-mal Stammkeeper. Der zweite ist ein interner Neuzugang, der Deutsch-Libanese Daniel Zeaiter (19/A-Jugend). Für die Abwehr wurden aus der Oberliga Marcel Costly (22/Rotenburger SV), Alexander Hack (23/Unterhaching), Jonas Kiermeier (21/Neckarelz) und Tevin Ihrig (19/A-Jugend) vermeldet. Im Mittelfeld mobilisierte man Sebastian Gärtner (21) und Philipp Klement (22) vom 1. FC Nürnberg II, Kai Pröger (22/VfB Oldenburg) sowie Alexander Wähling (19/Karlsruher SC II) für den Wechsel nach Mainz. Marcel Hammann (19) und der Kameruner Stephane Eba Eba (18) wiederum wurden aus der eigenen U19 befördert. Im Angriff empfahl sich Lucas Höler (20) wie Pöger aus Oldenburg für die Südwestdeutschen, Referenz: 9 Tore in der Regionalliga Nord. Marc Wachs (19) dagegen tat dies mit 14 Toren in 21 Spielen der A-Jugend Bundesliga.
Die aktuelle Saison unseres Gegners bislang
Mainz II galt von vornherein eher als Abstiegskandidat. Aktuell bestätigt man diese Prognosen. Zäh dann auch der Start, die ersten 5 Spiele blieb man ohne Sieg. Gegen Bielefeld (1:2), als den Mitfavoriten auf den Staffelsieg, präsentierte man sich sehr ordentlich, führte früh mit 1:0 und kassierte erst in der Schlussminute das 1:2. Im Aufsteigerduell in Köln konnte zweimal der Rückstand (2:2) ausgeglichen werden. Duisburg (3:4) holte sich nach turbulentem Spiel die 3 Punkte am "Bruchweg" ebenso ab wie Unterhaching beim bitteren 1:5. 5 Spiele, 1 Punkt – Platz 20. Erstmals jubeln konnte man dann in Dortmund (3:1). Es blieb vorerst nur ein Strohfeuer, nur 2 weitere Punkte in 4 weiteren Spielen wurden geholt. Zu Hause blieb man vorerst weiter ohne Sieg nach Rostock (0:2) und Cottbus (0:0). Auswärts konnte man in Dresden (1:1) positiv überraschen. Man blieb ganz unten, mit jetzt 6 Punkten aus 10 Begegnungen. Mit dem ersten Heimsieg setzte Mainz dann ein dickes Achtungszeichen als der starken Gegner Münster mit 4:0 vermöbelt wurde. Ein Doppelschlag in Minute 53 und 56 schockte die "Adler", die sich zwei weitere Treffer in der Schlußphase einfingen. Der Sieg gab Auftrieb, nach 15 Runden war der Sprung aus der Abstiegszone geschafft (15.). In Erfurt (0:1) wurde verloren, dafür 7 weitere Zähler aus 3 Begegnungen gesammelt: Wieder überraschend in Wiesbaden (2:1), "normal" gegen das neue Schlusslicht Regensburg (1:0). Aktuell geht es aber wieder nach unten, die 05er zeitigten 3 Niederlagen in den letzten 3 Spielen. Auf Reisen war in Großaspach (1:3) und Osnabrück (0:2) nichts zu holen, am vergangenen Sonntag auch nicht gegen den auswärtsstarken Halleschen FC (0:1). Es ging wieder von Platz 15 runter auf 19. Den rettenden 17. Platz hat der FSV aber weiter in Reichweite.
Mit bislang 8 Punkten ist nur Halle zu Hause schlechter, dafür sind auswärts zumindest 9 Teams bislang schlechter. 5 der 9 Spiele gingen hier verloren. 20:29 Tore insgesamt sprechen für eine wenig durchschlagskräftige Offensive (17.) – aber einmal mehr als der CFC. Die Defensive ist etwas besser. Nach Chemnitz geht es zum Rückrundenauftakt nach Bielefeld.
Der Trainer
Chef der U23 ist der Schweizer Martin Schmidt (47) und das bereits seit Juli 2010. Sein Vertrag gilt noch bis Ende dieser Saison. Zuvor betreute er den FC Thun Berner Oberland II in der dritten Liga der Eidgenossen.
Die Mannschaft
Im Tor wurden mit Robin Zentner (19/11), Jannik Huth (20/5) und Bernhard Hendl (22/2) bereits 3 Torhüter eingesetzt. Zentner fällt seit dem 20.10.2014 auf unbestimmte Zeit aus (Meniskus). Gegen den Halleschen FC stand jedenfalls Huth im Kasten. Das Gerüst in der Abwehr bilden derzeit Fabian Kalig (21), Richard Weil (26) und Kapitän Damian Roßbach (21). Gegen Halle wurde die Viererkette von Marcel Costly (22), Fabian Kalig (21), Alexander Hack (23) und Damian Roßbach (21) gebildet. Tobias Schilk (22) fällt seit Ende August noch längerfristig aus (Knöchelverletzung). Im Mittelfeld haben sich bis heute Daniel Bohl (20), "Oldie" Michael Falkenmayer (31), Philipp Klement (22) und "Jungspund" Patrick Pflücke (17) etabliert. Klement kommt auf derzeit 3 Tore. Hier muss Schmidt auf den Bulgaren Todor Nedelev (22) verzichten, Grund: Mittelfußbruch. Bilanz in den 9 bisherigen Spielen: 2 Treffer. Nr. 1 im Angriff ist der Franko-Algerier Mounir Bouziane (23), der es auf 4 Tore und eine Vorlage bringt. Der letzte Torerfolg datiert allerdings vom 23.09.2014 gegen Münster. Lucas Höler (20) und Pascal Reinhardt (22) bringen es auf bislang 2 Treffer. "Aufstiegsheld" Petar Sliskovic (23) kämpft um den Durchbruch im Profikader, allerdings auch in dieser Saison bislang noch vergebens. In 5 Spielen bei der II. steht aktuell ein Tor, beim 1:1 gegen Kiel am 15.10.2014. Gegen Halle konnte er sich eher weniger für mehr empfehlen.
Prognose
Mainz 05 II kämpft bis zum Schluss gegen den Abstieg, Ende offen. Tendenz geht eher weniger zum Klassenerhalt.
Das Umfeld
Heimstätte der "kleinen 05er" ist das "Stadion am Bruchweg", in dem der CFC im Sommer 1992 seine Bundesliga-Premiere in Liga 2 feierte. Das aktuelle Stadion dort hat als Spielstätte der Profis seit Sommer 2011 ausgedient. Die Arena am "Bruchweg" mit offiziell 18.000 Plätzen genügt natürlich den gestrengen Anforderungen des DFB für die 3. Liga und ist für 1.340 Zuschauer im Schnitt und den damit zweitschlechtesten Besuch der Liga vor dem VfB Stuttgart II vollkommen ausreichend. Letzte Saison in der Regionalliga waren es deren 578. In der Relegation gegen Neustrelitz kamen zumindest rund 6.000 zahlende Fußballfreunde. Bielefeld sahen zum Saisonauftakt 3.100, Unterhaching, Regensburg und Kiel lediglich 700. Gegen den Halleschen FC gab es mit 1.000 auch eher Regionalliga-Atmosphäre.
Ein Ausstieg aus der U23 ist auch in Mainz kein Thema. Der Verein setzt angesichts der nicht unbedingt großartigen finanziellen Möglichkeiten auf seine Nachwuchsabteilung. Der Klassenverbleib der U23 in Liga 3 ist und bleibt das Ziel beim Bundesligisten aus Rheinhessen.