Vorbericht

2. Spieltag - Regionalliga Nordost - Saison 2022/2023
Greifswalder FC
Greifswalder FC
0:0
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Premiere gegen den Aufsteiger aus Greifswald

von Timo Görner

Kleiner Ausflug in die Geschichte:

Fussball in Greifswald hieß in der DDR – ältere Leser werden es wissen - "BSG KKW Greifswald", das "KKW" für "Kernkraftwerk". Einer dieser Standorte hatte tatsächlich eine Werksmannschaft. Aus der Reihe von Besonderheiten des damaligen Sports. Von 1968 bis 1990 spielte man bis auf 3 Jahre solide in der DDR-Liga mit. Bekannte Spielern wurde hier groß. Henri Fuchs, Jens Dowe, Andreas Zachhuber, Hilmar Weilandt u. a. Der Verein Sichtung – und Ausbildungsbetrieb für den FC Hansa Rostock. 1990 machten Schweden und Dänemark Druck, das Werk wurde geschlossen. "Der Greifswalder SC" entstand, anknüpfend an die Zeit 1926 – 1939.

2002 musste der SC Insolvenz anmelden, sich 2003 auflösen. 1 Jahr später wurde der Greifswalder SV 04 gegründet. Am 1. Juli 2015 schlossen sich er und der FC Pommern zum Greifswalder FC zusammen. Das Spielrecht des FC Pommern in der Oberliga verfiel, stattdessen übernahm der Fußballclub den Platz in der Verbandsliga. 2018 gelang der Sprung in die Oberliga, 2022 der große Wurf nach den Plätzen 3, 2, 3. Geblieben sind über die Jahrzehnte die Vereinsfarben: Rot und Weiß wie die Farben im Stadtwappen.

Blick zurück auf die letzte Saison:

Der Aufstieg Lohn für Platz 1 in der Oberliga Nordost Nord, aus 31 Spielen wurden 68 Punkte geholt. 2 mehr als der 2. Hertha 03 Zehlendorf, der zudem 1 Spiel mehr hatte. Die Regelung des NOFV für beide Staffeln früh festgelegt, nach dem 18.06.2022 sollte Schluss sein. Egal wie viele Spiele absolviert wurden. In Runde 32 bedeutete das 4:2 gegen Zehlendorf den sicheren 1. Rang vor der Kulisse von 2.197 Fußballfreunden. Das folgende 0:6 beim SC Staaken konnte man verkraften.

Das Pfund die Auswärtsstärke als Nr. 1. 12 der 16 Spiele wurden gewonnen und nur 2 verloren. Hier nahm man Zehlendorf 11 Zähler ab und kompensierte die nicht ganz so grandiose Heimbilanz als siebtbeste Gemeinschaft. Erzielte die Mannschaft auf Reisen 34 Treffer, waren es zu Hause zu 27.

Der Auftakt auch hier der DFB-Pokal, gegen Erstligist Augsburg verkaufte sich das Team sehr ordentlich. Ging nach 2 Minuten in Führung. Hielt bis zur 52. das 1:1. Erst dann konnten die Schwaben die Blamage abwenden. Mussten nach dem 2:3 aber zittern. 1 Woche später der Start in der Liga mit einem 2:1 gegen den Rostocker FC.

Zu Beginn etwas Sand im Getriebe, aus 5 Spielen wurden 8 Punkte geholt. Für einen Spitzenplatz zu wenig. Gegen MSV Pampow gab es die erste von 3 Heimniederlagen (1:2). Hansa II als einer der Mitkonkurrenten kam zum 1:1 beim GFC. Bis zur Winterpause gab es 8 Duelle, 4 weitere fielen Corona zum Opfer und wurden verlegt. 5-mal verließen die Rot-Weißen den Platz als Sieger, 3-mal als Gast. Verloren das "Gipfeltreffen" in Zehlendorf mit 1:2.

Die Chancen auf Platz 1 blieben. Die Greifswalder kamen gut in 2022, blieben 7-mal ungeschlagen und holten 19 Punkte. Ganz wichtig der Sieg bei Hansa II (2:1), abgewehrt auch der CFC Hertha beim 2:2 im eigenen Stadion. Wertvoll das 1:0 gegen Ex-Regionalligist Neustrelitz. Die 0:1-Heimpleite gegen Blau-Weiß 90 Berlin wurde weggesteckt, bis zum "Endspiel" in 7 Partien nicht verloren.

Einzige kleine Enttäuschung, das Landespokal-Finale ging in Neustrelitz an die Gastgeber nach Elfmeterschießen mit 6:7. Zuvor wurden 5 Begegnungen gewonnen, zweimal in Schwerin mit 2:1 bei Dynamo und 1:0 beim FC Mecklenburg.

Ein verdienter Aufstieg, der Aufwärtstrend der letzten 8 Jahre wurde fortgesetzt.

Das Personalkarussell:

7 sind nicht mehr dabei, 12 teils durchaus bemerkenswerte Neuzugänge stießen zu den Norddeutschen.

Im defensiven Mittelfeld zog es den Kroaten Lovro Sindik (30/SW Rheden) in die Nord-Staffel. Mit Mittelstürmer Peterson Appiah (25/VSG Altglienicke) ging ein Topstürmer der Oberliga, der Ghanae empfahl sich mit 12 Toren und 10 Vorlagen. Auch der Serbe Velimir Jovanovic (34/8), bekannt noch u. a. aus Jena, Cottbus und Magdeburg und Sturm-Allrounder überzeugte. Er beendete seine Laufbahn. Eine Erwähnung verdient Ronny Garbuschewski (36), der ebenfalls Schluss machte. Grund: Verletzungsprobleme, schaffte nach Außenbandriss nicht mehr den Weg zurück. Letzter Einsatz am 17.10.2021 gegen den RSV Eintracht 1949. Damit endet die Laufbahn mit Stationen abgesehen von 1 Jahr in Düsseldorf ausnahmslos im Nordosten.

Bei den 14 Neuverpflichtungen ließen die Greifswalder mehrmals aufhorchen. Für das Tor kam Matti Kamenz (23/Zwickau) beim FSV letztes Jahr 3 Einsätze. Insgesamt 10-mal dort Nr. 1.

Für die Abwehr wechselten als Manndecker Aleksandar Bilbija (25/TeBe) und Pascal Schmedemann (22/Hannover 96 II). Feste Größen beim Ex-Verein, Schmedemann Kapitän. Links stieß Jannik Bandowski (28/Steinbach Haiger) dazu, mit der Erfahrung von 24 Zweitligaspielen für Bochum und 1860 München 2015 bis 2019. Im Mittelfeld Rechts holte man Niclas Kubitz (21), in Auerbach feste Größe. Moritz Rosenberg (20/Hansa Rostock II) ist "6er" wie Luca Jensen (24/Uerdingen).  Im Angriff wurde "geklotzt": 6 Neue. 3 sind Mittelstürmer wie "Königstransfer" Mittelstürmer Abu Bakarr Kargbo (29/BAK) aus Sierra Leone, letztes Jahr 9 Tore. Zuvor schon effektiv für die Berliner vor dem Jahr Offenbach. Maksym Kowal (31/Halberstadt) ist Kanadier, bei Germania torlos. Ab Mitte Februar nicht mehr im Kader. Jonas Banouas (18/Rot-Weiß Wolgast) ein "Perspektivspieler". Tom Weilandt (30/Bochum) spielt Rechtsaußen wie Daniel Eidtner (22/Hannover 96 II). Der Sohn von Ex-Hansa-Profi Hilmar stammt aus der FCH-Jugend. Kommt auf 175 Zweitligaspiele für Rostock, Fürth, Kiel, Bochum. Letztes Spiel am 20.06.2020. Linksaußen Guido Kocer (35/Bandirmaspor) kickte 85-mal in der Liga 2 für Aue und Rostock. Zuletzt in der 2. Liga der Türkei.

Der Kader wurde damit quantitativ und zumindest den Namen nach qualitativ aufgemöbelt.

Die Sportliche Leitung:

Als Cheftrainer fungiert seit 18.07.2022 Danny König (47), Vorgänger Roland Kroos (62) arbeitet weiter als Teamchef und Technischer Direktor. König hat die A-Lizenz. Der Vater von Toni und Felix nur die B-Version. König noch bekannt als langjähriger Co-Trainer von Torsten Ziegner und Joe Enochs in Zwickau. Letzte Station zuvor war der VfB Germania Halberstadt bis Ende 2020/2021.

Als Co-Trainer stehen König Ex-Kicker Velimir Jovanovic (34) und Marcel Rüh (47) zur Seite. Stefan Hafermann (49) betreut seit 2015 die Keeper. Geschäftsführer Sport ist ein weiterer Ex-Zwickauer mit David Wagner (47). Damit hat man mit König, Wagner, Kamenz 3 mit FSV-Vergangenheit, quasi eine "kleine Zwickauer Filiale" weit ab von Westsachsen.

Das Kollektiv:

Unser Gegner geht mit 26 Akteuren in diese Saison, darunter 3 Torhüter bzw. nominell 2 aufgrund dessen Verletzung. Kein "typischer Kader für einen Neuling", es steckt Erfahrung und Qualität für diese Spielklasse drin.

Im Tor stehen Neuzugang Matti Kamenz (23) und Mika Schneider (22) zur Verfügung. Beide zuvor in Sachsen aktiv. Schneider kam 2021 aus Bischofswerda, wurde in Dresden ausgebildet. Kamenz in Cottbus. Der verletzte Adam Marczuk (26) kommt aus Polen, vor dem Wechsel nach Deutschland bei Drittligist Pogon Grodzisk Mazowiecki.

Als Innenverteidiger bauen die Trainer auf die Neuen Pascal Schmedemann (22), Aleksandar Bilbija (24) sowie Julian Rüh (21) und Rudolf Sanin (22). Sanin ging den fast gleichen Weg wie Schneider im Tor. Rüh ist ein Eigengewächs. Links sollen Jannik Bandowski (28) und Hannes Mietzelfeld (27) agieren. Mietzelfeld kam erst Januar aus Kühlungsborn, Bandowski wiederum war bereits in Dortmund, Bochum und Unterhaching aktiv. Jannis Farr (22) auf Rechts kam 2019 aus dem Nachwuchs des FC Hansa. Marco Kröger (33) spielte immer in Greifswald für den FC Pommern und SV.

Im Mittelfeld defensiv ein bekannter "alter Hase" mit Robert Müller (35), gebürtiger Schweriner. 55 Zweitligaspiele für Rostock und Jena stehen ebenso in der Bilanz wie beeindruckende 248 Drittligaspiele für Jena, Kiel, Rostock, Wehen Wiesbaden, Aalen, Uerdingen, Cottbus und zuletzt Unterhaching. 1 Jahr älter ist der Lette Artis Lazdins. Dazu kommt ein "Jungspund" mit Moritz Rosenberg (20). Rechts spielen Niclas Kubitz (21), der Greifswalder Tom Selchow (27). Links kennen wir Lukas Knechtel (27), vorige Saison vom CFC gewechselt. Matteo Hecker (20) kommt sogar aus Chemnitz selber, stammt aus unserer Jugend. Der US-Amerikaner Joe-Joe Richardson (20) ist ein "10er".

Der Angriff ist nach den Neuzugängen gut besetzt. Gleich 4 Mittelstürmer stehen im Aufgebot. Hier sollte Abu Bakarr Kargbo (29) gute Karten haben. Maksym Kowal (31) wird sich da enorm steigern müssen. Der Kosovare Fatlind Memaj (23) war letzte Saison eher ein "ganz effektiver Joker" mit 4 Toren und 3 Vorlagen in 16 Spielen. Jonas Banouas (18) ist wohl die Nr. 4. Guido Kocer (35) könnte der Mann für Links werden. Rechts ist Tom Weilandt (30) der große Hoffnungsträger. Daniel Eidtner (22) hat den Vorteil, das er neben Rechtsaußen vorn fast alles spielen kann.

Der GFC ist kein "typischer Neuling". Das Team ist gespickt mit teils sehr erfahrenen und gestandenen Akteuren, die mindestens Regionalliga gespielt haben. Kamenz, Schmedemann, Bilbija, Weilandt, Kocer, Kargbo, Eidtner, Kowal, Müller, Kubitz, Knechtel oder anders: eine komplette Mannschaft. 25,5 Jahre im Schnitt überbieten nur der BFC und Luckenwalde.

Strafbank / Krankenlager / Parteistrafen:

Torwart Adam Marczuk (26) fehlt noch bis Februar 2023 aufgrund einer Knieverletzung.

Das aktuelle Planjahr:

Beginnt für den Aufsteiger herausfordernd. Das Auftaktprogramm hat es in sich mit den Gastspielen beim BAK, in Jena sowie den Heimspielen gegen den CFC, Lok. Zum Start gab es ein 0.2 im "Poststadion", nach sehr guter Vorstellung. Der GFC defensiv sicher im 4-5-1, kassierte den Rückstand nach Konter in Halbzeit 1. Danach kamen die Norddeutschen zu hochkarätigen Torchancen, machten aber die effektiven und zeitweise stark unter Druck stehenden Moabiter das zweite Tor. Am 31.07.2022 der Auftakt im Pokal beim FC Motor Süd Neubrandenburg aus der Landesklasse II. Souverän gelöst mit 10:0. Nächste Station der FC Waren 09 aus der Landesliga.

Prognose:

Ziel als Neuling ist der möglichst vorzeitige Klassenerhalt, die Chancen stehen dafür gut sofern die neuen Akteure gut einschlagen. Mit dem Potential im Kader sollte ein guter Mittelfeldplatz nicht unrealistisch sein. Tipp: Platz 10 bis 13.

Die Bilanz gegen den Greifswalder FC:

nix

Das Umfeld:

Sportlich war nach dem Zehlendorf-Spiel alles gerichtet, die Baustelle nun das heimische "Volksstadion" welches 4.990 Zuschauern Platz bietet. Die Geschichte reicht bis ins Jahr 1926 zurück als damalige Spielstätte des Greifswalder SC. Am 29.07. 1927 wurde die Arena eröffnet. Um die Anlage um den Hauptplatz für die Regionalliga fit zu bekommen, war der Umbau der Haupttribüne mit den vorhandenen einfachen Sitzbänken das Kernprojekt. Am 06.07.2022 wurden in einer feinen Aktion in Eigeninitiative 800 Sitzschalen montiert, in den Vereinsfarben. 2021 war zudem die Rede vom Stadionneubau im Stadtteil Schönewalde, verantwortlich dafür Investor JH-Holding. 2.000 überdachte Sitzplätze waren geplant, mit modularer Bauweise auf bis zu 10.000 erweiterbar.

Aktuell läuft zudem der Dauerkartenverkauf. Für den Stehplatzbereich, im Gegensatz zur Fischerwiese 2.0 fast alle ohne Dach werden 135 oder 150 € fällig. Für die Sitzplätze 220 und 225 €. Die Gästefans belegen die Gegengerade. Den Zuschauerrekord gab es am 16.07.1997 gegen den FC Bayern München mit 12.500. Dezember 1958 fanden sich 12.000 gegen Motor Süd Brandenburg ein. Zuschauerzahlen aus einer anderen Zeit. Vor dem Zehlendorf-Spiel mit über 2.000 gastierte der Ludwigsfelder FC in Greifswald: 300. Schon gegen den CFC sollten es mehr werden.

Hauptsponsor der Gastgeber ist ein Unternehmen der Öko-Strom Branche aus Broderstorf am Rand von Rostock, 100 km weg. Darunter ist der GFC gut aufgestellt, kann auf 7 Premium-Sponsoren sowie 18 Co-Sponsoren bauen. Der örtliche Fernsehsender ist Medienpartner, kleinere Unternehmen können sich ohne großes Geld als Partner präsentieren. Die beiden wichtigsten Vereinsmitglieder sind Juristen. Heiko Jaap als Vorstandschef kommt aus der Kanzlei "BECKER & JAAP | Greifswald – Rostock". Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Schilling ist wiederum Geschäftsführer der der "Short Care Klinik Greifswald GmbH".
2. Spieltag - Regionalliga Nordost - Saison 2022/2023
Sonntag, 14. August 2022, 13:00 Uhr
Volksstadion, Greifswald
Zuschauer: 2.218
Schiedsrichter: Vierock (Berlin)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele00000:0
Heimspiele00000:0
Auswärtsspiele00000:0
Ligaspiele00000:0
Pokal-/Relegationsspiele00000:0