Dr. Langer greift für CFC nach Gunzenhauser-Bild
11.12.2007, 06:11 Uhr | 920 Aufrufe
In ungewöhnlich lockerer Atmosphäre kamen am Montagabend 108 der 692 Mitglieder des Chemnitzer FC zur ordentlichen Jahreshauptversammlung im Berufsschulzentrum Lutherstraße zusammen. Bemerkenswert war auch die überdurchschnittliche Länge der Veranstaltung von mehr als einer Stunde. Dafür sorgten jedoch vor allem die zahlreichen Auszeichnungen.
Die Ehrungen avancierten damit fast zum Hauptteil der Versammlung. Sie waren die Verkörperung des Wortes des Abends: „Danke!“. Das größte Dankeschön erhielt dabei Frank Kapp. Sein Engagement als einstiger Vorstand und Hauptsponsor (Einsiedler Braushaus) war den Himmelblauen die Ehrennadel in Gold wert – aber auch nur, so Vorstand Dr. Eberhardt Langer, weil es keine in Platin gäbe.
In Silber erhielt Stefan Fritzsche die Ehrennadel für seine Rolle als Webmaster der offiziellen Internetpräsentation des CFC und Betreuer der himmelblauen EDV-Technik. Leider konnte Michael Troschke aus beruflichen Gründen seine silberne Auszeichnung noch nicht entgegen nehmen. Troschke ist als Mannschaftsleiter die „gute Seele“ der A-Junioren. Und schon allein weil er es mit dem nicht ganz einfachen Trainer Ullus Küttner so gut aushalte, gebühre ihm Anerkennung, bemerkte Dr. Langer augenzwinkernd in seiner Laudatio.
Mit der bronzenen Nadel wurde die Riege des Mitgliederservices, in persona Bernd Puschmann, Jens Princ, Frank Neubert und Andreas Schreiter geehrt. Des weiteren wurden Stadionsprecher Karsten Kolliski, der höchstklassige CFC-Schiedsrichter Jörg Wagenknecht und der langjährige Kassenprüfer Gottfried Schmidt ausgezeichnet. Stellvertretend für die himmelblauen Fußballfrauen und -mädchen bekam die laut Langer "wie verrückt pfeifende" Schiedsrichterin Peggy Nestler sowie Enrico John, als einer der vielen ehrenamtlich tätigen „Fußballeltern“ die CFC-Nadel in Bronze.
Doch neben den ganzen Ehrungen ging es auf der Jahreshauptversammlung natürlich auch um den Ernst des Lebens. Und der ist weiterhin Tag für Tag Überlebenskampf. So konnte der Vorstandsvorsitzende Dr. Mathias Hänel zwar einen Bilanzüberschuss von rund 140.000 EUR vermelden. Doch ein Plus in der Bilanz heißt eben nicht, dass auch mehr Münzen in der Kasse klingen. Und so betonte Dr. Hänel, „dass der Überschuss das Ergebnis eines riesigen Kraftaktes des Vorstandes und der Sponsoren war“, die sich teilweise mit persönlichen Krediten für den Verein einsetzt haben. Deshalb trauerte der CFC-Chef auch ein wenig dem verpassten 1. Platz der letzen Spielzeit nach: „Der Aufstieg wäre sportlich und wirtschaftlich sehr sinnvoll gewesen.“.
Damit fand Hänel auch die Überleitung zu einer sportlichen Bilanz, deren Glanzpunkte das gute Abschneiden vieler Nachwuchsmannschaften war, die aber mit den Abstiegen des U23- und Frauenteams auch Makel aufwies. Zudem bedauerte der Vorstandsvorsitzende: „Wieder verloren wir gut ausgebildete B-Junioren an Hertha BSC und Werder Bremen.“ Dr. Hänel resümierte schließlich, „Aufsichtsrat und Vorstand müssen weiter zusammen mit der Stadt Chemnitz und kompetenten externen Partner die Sanierung des Vereins sowie die Wiedererlangung des Profifußballs vorantreiben."
Es folgte die klare Ansage, an die nicht ganz vollständig erschiene Oberligaelf (David Sieber, Stefan Schumann, Sascha Thönelt und Tobias Becker bekamen frei, um für eine Uni-Prüfung büffeln zu können): „2008 heißt es: Qualifikation für die Regionalliga“. Der weitere Fahrplan sehe laut Hänel 2009 bis 2010 den Aufstieg in 3. Profiliga, deren Sicherung und langfristig die Erreichung der 2. Bundesliga vor. Kurzfristig läge der Fokus jedoch zunächst auf der erfolgreichen Lizenzierung für die Regionalliga, die internationale Zertifizierung des Nachwuchszentrums, die Absicherung der Liquidität und des 1,8 Mio EUR Etats, sowie die sportliche Weiterentwicklung aller himmelblauen Mann- und vor allem auch „Frauschaften“. Die Wichtigkeit aller Ziele unterstrich Hänel noch einmal mit den Worten: „Wir, die Mannschaft, die Trainer, der Vorstand werden die Chance der Regionalliga nutzen, denn sonst ist der CFC weg vom Fenster!“ Doch der Chemnitzer FC und die Stadt verfügten über genügend Potential, um zu alter Stärke zurückzufinden und wieder in den Profifußball aufzusteigen. „Der CFC hat seine Hausaufgaben gemacht und ist wieder gut aufgestellt.“, schloss Dr. Hänel seinen Bericht.
Dem hatte dann Aufsichtsratschef Uwe Reißmann auch nicht mehr viel hinzuzufügen. Er dankte allen Ehrenamtlichen und amtlichen Helfern, Sponsoren und Medienvertretern, besonders aber auch den Mitgliedern und Fans, die - so Reißmann - stets den Antrieb und Rückhalt geben hätten, um auch in schweren Zeiten immer weiter zu machen. Reißmanns Dank folgte ein Appell: „Helfen Sie (die Anwesenden) uns weiter über Freunde, Bekannte und Geschäftspartner Menschen zu finden, die dem CFC helfen. Der derzeitige sportliche Erfolg ist dafür das beste Argument.“
Schließlich stand die Diskussion auf dem Programm. Doch in Zeiten des Erfolges gibt es offenbar nicht viel zu sagen. Und so erteilte Dr. Langer, der durch die Tagesordnungspunkte führte und damit sozusagen der "Dank-Wart" war, zunächst nur Uwe Barthel von den Stadtwerken Chemnitz das Wort. Auch er stimmte in den Tenor des Abends ein. Barthel richtete seinen Dank an den solide arbeitenden Vorstand, bei dem man es seit langer Zeit mal nicht mit Schaumschlägern zu tun habe. Und auch das erfolgreichen Setzen auf die eigene Jugend ist ganz Barthels Geschmack: „Es ist wohltuend zu sehen, was die jungen Spieler der Oberligamannschaft zeigen, auch wenn manchmal noch etwas schief geht.“ Deshalb würden sich seine Stadtwerke dafür einsetzen, daß die jungen Spieler nicht ohne Gehalt nach Hause gehen müssten. Schließlich müsse sich die Chemnitzer Wirtschaftskraft auch beim CFC auswirken. Die Mitglieder honorierten Barthels Worte mit viel Beifall und Dr. Langer fügte augenzwinkernd hinzu: „Die Mitglieder wären sicher mit Strom- und Gaspreiserhöhungen der Stadtwerke einverstanden, wenn dann die resultierenden Millionen in den CFC fließen...“
Auch für Sportfreund Peter Richter, dem 2., der sich zu Wort meldete, hatte Dr. Langer einen passenden Kommentar auf den Lippen: „Wir stehen mit Frau Mössinger im Gespräch, damit wir ein Gemälde aus der Sammlung Gunzenhauser „klauen“ und zu Gunsten des CFC verkaufen können.“. Richter hatte angemahnt, dass Chemnitz wieder mehr Sport- statt Kunststadt werden müsse.
Darauf ging schließlich Dr. Hänel in seinen Abschlussworten auch noch einmal ein, als er neben der Oberligaelf für die positive Entwicklung der letzten Monate, dem Einsiedler Brauhaus und den Stadtwerken für deren außerordentliche Unterstützung auch der Stadt und ihren Vertretern für eine weitere Chance für den CFC dankte: „Es ist keine Frage, ob Chemnitz Kunst- oder Sportstadt ist, Chemnitz hat Potenzial für beides!“