Vorstandschef Andreas Georgi im Fanpage-Interview
31.05.2019, 14:10 Uhr | 3283 Aufrufe
Am 21. Mai bestellte das Amtsgericht Chemnitz einen Notvorstand für den Chemnitzer FC e.V.. Anlass war die Handlungsunfähigkeit der Vereinsgremien nachdem sowohl Vorstand als auch Aufsichtsrat zahlenmäßig lt. Satzung nicht mehr beschlussfähig sind. Gegen den folgerichtigen Beschluss des Amtsgerichts hatte Insolvenzverwalter Klaus Siemon umgehend Einspruch eingelegt. Eine Entscheidung hierüber steht noch aus.
Im Interview mit der CFC-Fanpage spricht Vorstandschef Andreas Georgi über die Beweggründe, einen Notvorstand zu beantragen und wie es nun weitergehen soll.
Das Amtsgericht Chemnitz hat einen Notvorstand für den Chemnitzer FC e.V. eingesetzt. Was war der Grund dafür?
Andreas Georgi: Der Grund ist, dass unser Vorstand satzungsgemäß aus mindestens 3 Personen bestehen muss und dies nach dem Rücktritt von Thomas Uhlig nicht mehr gegeben war. Der Vorstand wird jedoch für eine Reihe von Aufgaben im insolvenzfreien Bereich benötigt. Zum Beispiel, um eine Mitgliederversammlung einzuberufen, Beschlüsse über die Tagesordnung zu fassen oder den Verein als Beteiligter im Insolvenzverfahren zu vertreten. Auch die Aufnahme von neuen Mitgliedern, die nach der vorliegenden Literatur und Rechtsprechung in der Insolvenz auf Ausnahmen, insbesondere aktive Spieler, beschränkt ist, kann nur durch den Vorstand erfolgen. Und wenn die erforderliche Anzahl von Vorstandsmitgliedern fehlt, sieht das Gesetz (Par. 29 BGB) genau dafür die Bestellung eines Notvorstandes vor. Ich war daher verpflichtet, einen entsprechenden Antrag zu stellen, was ich bereits im April getan habe.
Es ist also nicht die Bildung des Notvorstandes, die Unruhe und rechtliche Unsicherheit bringt, sondern das Fehlen eines Vorstandes und ein unsachlicher Umgang mit dem Beschluss des Amtsgerichtes. Ich kann insofern nur allen Mitgliedern, Fans und Sponsoren/Investoren versichern, dass es allein darum geht, die Interessen des Vereins und seiner Mitglieder in dem durch die Insolvenz gesteckten engen Rahmen zu wahren. Es ist weder möglich, noch beabsichtigt, in die dem Insolvenzverwalter obliegenden wirtschaftlichen Belange, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Lizenzierung, einzugreifen. Im Gegenteil, die Durchführung einer Mitgliederversammlung und die bereits mehrfach vorgeschlagene Einführung einer Beitragspflicht der Mitglieder in der Insolvenz könnte zur Befriedigung des Vereins und zu zusätzlichen Einnahmen für den Erhalt des Nachwuchsleistungszentrums und der Frauenabteilung führen. Ich sehe keinen plausiblen Grund, diese Möglichkeiten nicht zu nutzen - ganz abgesehen davon, dass die Durchführung der Mitgliederversammlung satzungsgemäß erforderlich ist, um einen neuen Aufsichtsrat zu wählen, der dann einen neuen Vorstand bestellen kann.
Kannst du was zu Deinen beiden neuen Mitstreitern sagen?
Andreas Georgi: Ja, ich kann sagen, dass auch diese beiden Mitstreiter sich nicht bereit erklärt haben, ehrenamtlich für den Verein tätig zu werden, um irgendwelche „Unruhe“ zu schaffen oder eine Sanierung „zu sabotieren“. Beide sind dem Verein seit vielen Jahren verbunden, Frank Sorge bekanntlich schon als Spieler und Mannschaftskapitän des FCK, Frau Neuerburg als Sponsor und Mitglied der Satzungskommission. An beiden schätze ich die Offenheit und Ehrlichkeit im Umgang, die Möglichkeit der sachlichen und ergebnisorientierten Arbeit, ohne dass hierbei persönliche Interessen tangiert wären.
Thomas Sobotzik soll Gerüchten zufolge gar nicht offiziell zum Vorstand gehören. Was ist da dran?
Andreas Georgi: Tatsache ist, dass Thomas Sobotzik bis heute nicht als Vorstandsmitglied in das Vereinsregister eingetragen wurde. Eine mir jetzt vom Gericht übersendete Verfügung aus dem September 2018 an den Verein (also ca. zwei Monate nach den „Suspendierungen/Hausverboten“ gegenüber dem Aufsichtsratsvorsitzenden und dem Vorstandsvorsitzenden) blieb unbeantwortet. Der Nachweis einer ordnungsgemäßen Bestellung wurde bislang vom Verein nicht erbracht. In seinem Beschluss hat das Gericht dem Notvorstand daher auch die Klärung dieser Problematik aufgetragen. Wir werden dem sachlich nachkommen.
Was wollt ihr in den kommenden Wochen und Monaten erreichen?
Andreas Georgi: Das Hauptziel ist die Einberufung und Durchführung einer Mitgliederversammlung, in welcher die satzungsgemäßen Wahlen stattfinden können. Mir persönlich liegt auch die Einführung einer Beitragspflicht zu Gunsten des Nachwuchsleistungszentrums/der Frauenabteilung sehr am Herzen. Das wäre ein großer Schritt für deren Erhalt und finanziellen Absicherung.
Zu IV Klaus Siemon besteht ja, vorsichtig ausgedrückt, ein unterkühltes Verhältnis. Wie soll hier eine Zusammenarbeit möglich sein?
Andreas Georgi: Das ist eine berechtigte Frage. Primär kann ich nur das beeinflussen, was ich selbst in der Hand habe. Mit den Vorstandskollegen kann ich also auch weiterhin nur sachlich arbeiten, den von mir als unverzichtbar angesehenen Stil im Umgang wahren und Gesprächsangebote unterbreiten. Es bleibt zu hoffen, dass die Reaktionen hierauf sich dem irgendwann einmal anpassen und diese Chance für den Verein genutzt wird.
Thomas Sobotzik äußert sich in der Bild vom 26.05. wiefolgt: „[..] Die Analyse der Saison ergab, dass es nicht an der Arbeit der Trainer lag. Mit Horst Steffen war ein erwiesener Experte gescheitert, danach scheiterte auch David Bergner. Das musste Gründe haben. Es lag an Vorstand und Aufsichtsrat, die die nötigen professionellen Bedingungen nicht ermöglichen konnten. [..]“
Wie stehst Du zu dieser Aussage?
Andreas Georgi: Dass erneut pauschal auf die im Jahr 2018 amtierenden Gremien des Vereins reflektiert wird, ist angesichts der Reaktionen auf die Bestellung des Notvorstandes wohl kein Zufall. Ich möchte mich diesem Stil, Politik zu betreiben, jedoch weiterhin nicht anschließen. Wenn man wirklich seriös die Entwicklung des Vereins analysieren und daraus lernen möchte, darf man nicht erst mit 2017 beginnen. Dann müsste man genauer hinschauen, welche Rahmenbedingungen, Verträge und Personen zu dem Zustand geführt haben, der 2018 nicht mehr korrigierbar war und zu dem Insolvenzantrag geführt hat. Das ist allerdings nicht über die Medien möglich und erfordert eine Kritik- und Fehlerkultur, die leider weiterhin nicht vorhanden zu sein scheint.
Wie siehst Du generell die Zukunft des CFC?
Andreas Georgi: Ich halte nicht viel von Vorhersagen oder Glaubensbekenntnissen. Ich fordere ja nicht umsonst immer ein, sich eine eigene Meinung anhand von Tatsachen zu bilden, genauer hinzuschauen und zu differenzieren. Allerdings bin ich weiterhin davon überzeugt, dass eine nachhaltige positive Entwicklung möglich ist, wenn Vertrauen aufgebaut und nicht weiter zerstört wird. Das können aber nicht einzelne Personen bewirken, sondern ist nur in einer vernünftigen Zusammenarbeit zwischen dem Verein, seinen Mitgliedern und Fans, der GmbH, den Investoren/Sponsoren und der Stadt Chemnitz möglich. Hierfür ist jedoch ein Umgang zwischen allen Beteiligten erforderlich, der sachliche inhaltliche Diskussionen ermöglicht und zulässt und auf unsachliche pauschale Herabwürdigungen und Schuldzuweisungen verzichtet. Bleibt zu hoffen, dass wir dort über kurz oder lang wieder hin kommmen.
Die CFC-Fanpage bedankt sich bei Andreas Georgi für das Interview.
Bild: Fokus Fischerwiese