Das große CFC-Fanpage-Sommerinterview mit Uwe Hildebrand

25.07.2025, 15:25 Uhr | 1.920 Aufrufe
Seit über zwei Jahren leitet Uwe Hildebrand nun die Geschäfte beim Chemnitzer Fußballclub. Eine turbulente, stressige Zeit, in der der Geschäftsführer und sein Team viel erreicht haben. Vor zwei Jahren kurz der erneuten Insolvenz stehend, ist der Patient CFC erstmal runter von der Intensivstation, wurde viel Neues, Positives rund um den CFC geschaffen, eine neue Verbundenheit zwischen Club und Fans etabliert.
Die CFC-Fanpage hat Uwe Hildebrand nun schon bereits zum vierten Mal in seinen beiden Amtszeiten zum ausführlichen Interview getroffen. Über eine Stunde hat sich der CFC-Geschäftsführer Zeit genommen und dabei offen und ehrlich unsere Fragen rund um die wichtigen Themen beim CFC beantwortet.


Hallo Uwe, lass uns kurz einen Blick zurück auf die letzte Saison werfen. Da wolltest Du vor der Saison gern, dass wir möglichst lange oben mitspielen. Das hat leider nicht so geklappt. Woran hat es aus Deiner Sicht gelegen?

Uwe Hildebrand beim großen CFC-Fanpage SommerinterviewIch glaube, das lag an verschiedenen Problemen. Erstens hatten wir wieder Pech mit Verletzungen. Schlüsselspieler wie Dejan Bozic oder Tom Baumgart fielen fast die gesamte Hinrunde aus. Das sind Spieler, die wir nicht eins zu eins ersetzen können. Vor allem die Tore von Bozic haben uns sehr gefehlt.
Dann denke ich, dass unser Spielsystem nicht gepasst hat. Wir wollten mit Dreierkette spielen, was nicht aufgegangen ist.
In bestimmten Spielen fehlte uns auch das Quäntchen Glück. Diese haben wir verloren, hätten aber wenigstens Remis spielen, wenn nicht sogar hätten gewinnen, können.
So sind wir in einen Negativstrudel hineingeraten, der uns lange in der Saison begleitet hat.

Entlassung Tiffi, Trainersuche

Tiffi damals zu entlassen war sicherlich keine einfache Entscheidung, weil er auch in der schweren Zeit zum Club stand. Wie ist der Kontakt heute zu ihm?

Wir haben guten Kontakt zu Tiffi. Mittlerweile haben wir seinen Vertrag aufgelöst, da Christian jetzt in Rostock angefangen hat. In dieser Zeit haben wir uns noch zwei, drei Mal auf der Geschäftsstelle gesehen.
Wir sind im Reinen auseinandergegangen. Die Trennung von ihm war keine leichte Entscheidung. Wir hatten mit Tiffi verlängert, weil wir was aufbauen wollten.
Aber nach der Niederlage in Meuselwitz haben wir gemerkt, dass die Mannschaft neue Impulse braucht. Das ist im Fußballgeschäft manchmal so, dass man sich von Leuten trennen muß. Schön ist es nie.
Im Nachhinein war es genau die richtige Entscheidung, um aus dem Tabellenkeller wieder rauszukommen. Das war für Chemnitz eine absolut kritische Situation.

Ihr habt euch damals für Benjamin Duda entschieden. Wie kam das zustande? War er erste Wahl? Gab es einen Pool an Bewerbern?

Es gab mehrere Kandidaten, von denen am Ende zwei übrig geblieben sind. Mit dem einen konnten wir uns finanziell nicht einigen. Und der zweite war Benny.
Benny hatte uns in den Vorgesprächen überzeugt. Und Chris war auch überzeugt von der Personalie. Finanziell sind wir uns schnell einig geworden. Das gehört ja immer dazu.
Benny hat den Turnaround geschafft und die Mannschaft schnell aus der Abstiegsregion herausgeführt. Wir haben ergebnisorientiert gespielt. Das war nicht immer schön anzusehen, aber wir konnten viele Spiele zu Null gestalten, was Punkte gebracht hat.
Und deswegen war es auch der richtige Schritt.
Wir sind von ihm überzeugt, sonst hätten wir seinen Vertrag nicht um zwei Jahre verlängert.

Aktueller Kader, Abgänge, Neuzugänge

Blick nach vorn. Wie bewertest Du die Mannschaft, die Chris zusammengestellt hat? Auch im Vergleich zum Vorjahr?

Es gab auch diesmal einen erneuten, großen Umbruch. Was ich ein Stück weit normal finde, weil, wenn du voriges Jahr mit so vielen neuen Leuten, die wir verpflichtet haben, anfängst, merkst du erst im Laufe der Saison, wer zum Verein passt, und wer nicht. Der Schritt jetzt war notwendig, um die Mannschaft zu verbessern. Chris ist ein Fachmann, der weiß, was er macht.
Aus meiner Sicht haben wir uns im offensiven Bereich stark verbessert. Vor allen Dingen in Sachen Schnelligkeit, was in der Regionalliga sehr wichtig ist. Wir haben viele junge Spieler geholt, die ins finanzielle Budget unseres Vereins passen, die aber für uns Perspektivspieler sind und die in Chemnitz den nächsten Schritt machen können.
Wenn ich die ersten Freundschaftsspiele sehe, das sind zwar unterklassige Gegner, aber da siehst du schon, dass da jede Menge Energie drin ist.
Insgesamt denke ich, dass wir gegenüber letztem Jahr mit der Qualität der Mannschaft nochmal einen Schritt nach vorne gemacht haben.

Hättest du aus dem Kader der vergangenen Saison gerne noch welche behalten?

Vom Fußballerischen her sind schon ein, zwei Kandidaten dabei, die ich gerne behalten hätten, wie einen Manuel Reutter zum Beispiel.
Aber dann ist da noch die Gehaltsforderung. Da musst du Entscheidungen zum Wohl des Vereins treffen, damit wir uns nicht überschulden. Im Zweifel musst Du dich von solchen Spielern trennen. Ich sehe das auch nicht verbissen, ein Manuel Reutter beispielsweise, der ist jung und versucht natürlich den nächsten Schritt zu machen. Wichtig ist für uns immer, das ordentlich abzuwickeln, sprich mit den Spielern zeitig genug zu reden, ihnen zu sagen, dass wir bei ihren Gehaltsforderungen in der kommenden Saison nicht verlängern werden. So wissen auch sie zeitig genug Bescheid und können ihrerseits planen. Immer auf eine ehrliche Art und Weise.
So gehst du mit einem guten Gefühl auseinander und kannst dir jederzeit in die Augen gucken. Diese Devise wollen wir beibehalten.

Interessanterweise gibt es ja bei einigen Abgängen, die letzte Saison zum Stamm gehört haben, noch keinen neuen Verein. Was sagst Du dazu?

Spieler werden bekanntlich auch beraten. Und Berater wollen das Bestmögliche für ihren Spieler rausholen. Und haben bestimmte Forderungen.
Das einige noch keinen neuen Verein haben, zeigt mir, dass diese Forderungen wahrscheinlich überzogen waren. Das sind ja alles gute Regionalliga-Spieler. Aber wenn sie keinen neuen Verein finden, stimmt irgendwas mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis nicht.
Das gibt uns ja auch wieder ein bisschen recht, zu sagen, wir haben uns aufgrund der erhöhten Gehaltsforderungen getrennt. Weil so gefragt scheinen diese Spieler nicht zu sein, dass die Gehaltswünsche von anderen Vereinen erfüllt werden.

Gibt es unter den Neuzugängen Spieler, wo Du Dich besonders darüber freust, dass ihr sie zum CFC holen konntet?

 Die Arbeitsstätte von CFC-Geschäftsführer Uwe Hildebrand Jonas Marx von Eilenburg beispielsweise war ein Spieler, an dem viele Vereine interessiert waren und wo ich mich sehr freue, dass er jetzt bei uns ist. Wir konnten ihn, obwohl wir ihm finanziell weniger als andere geboten haben, überzeugen, hier zum Chemnitzer FC zu kommen. Das ist ein Spieler, wo ich sage, der hat Leidenschaft und Herz - der passt zu uns. Und er passt auch gut zu Dejan Bozic. Man muss ja sehen, dass Dejan auch nicht jünger wird und Verletzungen auftreten können. Jetzt haben wir mit Jonas Marx eine Alternative, wobei beide sicherlich auch gut gemeinsam auf dem Platz stehen können.
Auch über andere Transfers freue ich mich, wie beispielsweise die von Grimaldi. Den kannte vorher keiner und den konnten wir zum CFC holen. Mit ihm oder auch Alberico haben wir mehr Variation im Angriff, können viel kreativer spielen. Es war eine unserer Schwächen letztes Jahr, dass wir viel zu ausrechenbar waren. Unser Zielspieler war Dejan und wenn der Gegner den gedoppelt hat, dann konnte es schon vorbei sein.
Auch ein Tobias Stockinger vom BFC Dynamo hat sich sehr schnell für uns entschieden und das mit Sicherheit nicht aus finanziellen Gründen.
Chris macht das gut, er überzeugt die Spieler von dem Standort, mit dem schönen Stadion und den professionellen Bedingungen. Und er zeigt den Weg auf, den wir einschlagen wollen, der uns langfristig wieder in die dritte Liga führen soll.

Bei Marx ist mir beispielsweise im Test in Hartmannsdorf aufgefallen, dass er trotz brütender Hitze nach einem Tor im Vollsprint zum Anstoß zurückgerannt ist. Kannst Du Dir das erklären?

Das sind Aufgabenstellungen des Trainers. Die haben beispielsweise im Spiel zehn Vollsprints zu machen. Und dann wird nach dem Tor zurückgesprintet, weil das auch als Sprint zählt.

Gab es eine bestimmte Strategie bei der Suche nach Verstärkungen? Auf was achtet ihr da insbesondere? Wie überzeugt ihr die Spieler vom CFC?

Die Mannschaft aus dem letzten Jahr, die Benjamin Duda übernommen hat, war auf das Spielsystem von Christian Tiffert ausgerichtet. Das haben wir in diesem Sommer korrigiert und die Vorstellungen von Benni Duda umgesetzt. Wir haben dabei auf junge, entwicklungsfähige Spieler gesetzt, die ins finanzielle Budget passen. Wir wollen mit den neuen Spielern auch mehr Geschwindigkeit in unserem Spiel bringen.
Die Vorbereitungen dazu fangen schon im September, Oktober an. Da gibt es eine Liste an potentiellen Spielern und die guckt sich Chris an. Die ersten Gespräche finden dann meistens nach der Transferperiode, also Ende Februar, Anfang März statt. Dann musst du die Spieler davon überzeugen, nach Chemnitz zu kommen. Du lädst sie mal ein, schaust Dir mit Ihnen das Stadion an, zeigst Ihnen die Bedingungen. Die Spieler können hier im Moment nicht viel Geld verdienen, aber sie haben eine Perspektive, sich ins Rampenlicht zu spielen und irgendwann, am besten mit dem CFC, höherklassig zu kicken.
Diese jungen, entwicklungsfähigen Spieler, die was reißen wollen, die haben wir gesucht. Weil – gestandene Spieler wie Baumi, Tobi oder Zickert, auch wenn der aktuell leider ausfällt, die haben wir schon an Bord. Mit denen haben wir eine Achse von erfahrenen Spielern, die sich 100% mit dem Verein identifizieren. Die müssen die jungen Spieler führen, das ist auch extrem wichtig.
Die richtige Mischung macht’s am Ende.

Saisonausblick, Etat, Aufstiegsreform

Siehst Du den CFC schon so weit, um den Spitzenplatz in der Regionalliga mitzuspielen? Wen siehst du als die Mannschaften, die ganz oben mitspielen werden?

Aus meiner Sicht sind wir noch nicht so weit, um den Aufstieg mitzuspielen.
Wir wollen uns in der kommenden Spielzeit wieder verbessern und mein großer Wunsch wäre, dass wir von Anfang an immer Tuchfühlung zur Spitze haben, zu den Plätzen 1 bis 5. So, dass Du immer eine Möglichkeit hast, vorne anzugreifen. Wenn das uns gelingt, dann wären wir schon sehr sehr weit.
Es gibt in der Regionalliga viele Mannschaften, die um den Meistertitel spielen können. Favorit ist für mich Halle, die einen guten Kader haben. Dann sind da noch Lok, Jena oder Greifswald die vorne zu erwarten sind. Wir möchten gern dabei sein und unseren Tabellenplatz verbessern, also mindestens Platz 6.
Wir sind demütig, weil wir noch nicht wissen, wie unsere Neuzugänge einschlagen werden.
Ich sage, wenn du am Anfang gut startest und einen Lauf wie Leipzig letztes Jahr bekommst, dann kann sich das entwickeln. Aber ich denke wir brauchen noch ein Jahr, um die Mannschaft so aufzustellen, dass wir im Folgejahr wirklich oben angreifen können.

Wie hat sich der Etat im Vergleich zum letzten Jahr entwickelt? Kann man sagen, wo der CFC im Vergleich zur Konkurrenz steht?

Unseren reinen Spieleretat haben wir im Vergleich zum Vorjahr etwas verringert, auf etwa 1,2 Mio. Euro. Dazu kommen die Kosten für den Staff und für die Geschäftsstelle. Für die Geschäftsstelle haben wir unseren Etat etwas erhöht, um die Strukturen weiter zu verbessern.
Was die Konkurrenz angeht, so kann ich das nicht mit Bestimmtheit sagen, da die Wenigsten ihre Zahlen offenlegen. Zudem sind die Spielorganisationskosten z.B. in Luckenwalde ganz andere als in Chemnitz. Aber ich würde uns im oberen Mittelfeld der Regionalliga verorten.

Apropos Aufsteiger. Ihr, insbesondere Tommy Haeder, investiert viel Energie in die Initiative „Meister müssen aufsteigen“. Wie schätzt Du den Stand der Initiative ein und wie ist das allgemeine Feedback?

Ich erinnere mich an eine Bemerkung von Tommy, als wir mit dem Thema angefangen haben. Da meinte er, dass die Aufstiegsregelung so ungerecht ist, dass wir das unbedingt ändern müssen.
Wir haben dann viele Gespräche geführt, mit Fans, mit Clubs. Wir mussten uns finden. Welche Forderungen haben wir, aber auch wie können diese realistisch umgesetzt werden? Tommy ist hier der Vorreiter. Weil er ein ehrlicher Mensch ist, der diese Ungerechtigkeit nicht versteht. So konnten wir die Initiative mit einigen Gründungsmitgliedern wie Halle, Jena, Erfurt, Babelsberg oder Chemie Leipzig starten.
Dann hat sich das Ganze entwickelt und mittlerweile sind wir bei vielen Vereinen, auch in anderen Ligen, angekommen. Der Druck auf die Verbände ist mittlerweile hoch, da etwas zu tun. Ziel ist es, am Ende einen konsensfähigen Vorschlag zu erarbeiten, der auf dem DFB-Bundestag beschlossen werden kann.
Der Chemnitzer FC ist in dieser Sache Vorreiter und da schauen auch die Vereine aus dem Westen drauf. Wir machen uns einen positiven Namen. Viel hängt an Tommy, der mit seinen Helfern viel in der Angelegenheit organisiert und durch’s Land fährt.
Wir sind auch kritisch gegenüber Verbänden und dem DFB. Das müssen wir sein, denn die Situation ist für uns existenzgefährdend. Wir brauchen den Verband, der Verband braucht aber auch die Mannschaften.
Wir sind auf einem guten Weg. Kürzlich hat der Norddeutsche Fussballverband auf seiner Staffeltagung beschlossen, die Bemühungen zur Aufstiegsreform zu unterstützen. So wie auch bereits der NOFV.

Und gab es in dem Kontext auch mal unerwartetes Feedback aus einer Richtung, wo du es gar nicht erwartet habt?

Ja, über die Unterstützung von Union Berlin beispielsweise habe ich mich sehr gefreut. Die betrifft das Thema als Bundesligist ja nicht. Die haben aber sofort gesagt, dass sie die Initiative unterstützen, da sie wissen, wo sie herkommen und sie die Regelung ebenfalls ungerecht finden. Vielleicht kommt auch noch der eine oder andere Erst- oder Zweitligist dazu.
Union zeigt, wie man mit einem bodenständigen Auftreten, zusammen mit den Fans viel erreichen kann. Vielleicht könnte das auch unser Weg sein.

Zicke, Felix Müller, Daniel Adamczyk

Die Pressemitteilung wegen Robert Zickert klang dramatisch: „Man wäre froh, dass es nicht lebensbedrohlich ist“. Hand aufs Herz, wird Robert Zickert nochmal in den Kader zurückkehren können?

Die Frage kann ich jetzt noch nicht beantworten.
Seine Blutwerte sind aktuell nicht geeignet, um Leistungssport zu treiben. Das ist ausgeschlossen. Robert soll jetzt erstmal gesund werden.
Er ist jetzt 5 Jahre bei uns und es gibt sicherlich auch Möglichkeiten, ihn nach seiner Karriere bei uns einzubinden. Aber da will ich nicht vorweggreifen.
Robert ist 35 Jahre, er hat viele Jahre Profifußball gespielt und viel erreicht. Er ist für uns ein ganz wichtiger Bestandteil der Mannschaft - in der Kabine und auf dem Platz ein Vorbild. Er hat voriges Jahr eine super konstante Saison gespielt und einen wichtigen Anteil an den wenigen Gegentoren, die wir kassiert haben.
Er ist ein guter Typ mit Ausstrahlung, finde ich. Der auch mal sagt, jetzt gehe ich ein Bier trinken. Warum denn auch nicht?! Zicke ist ehrlich und authentisch – er passt zu uns. Hoffentlich wird er schnell wieder gesund.

Jetzt kommt Felix Müller zurück, der den Verein im Sommer verlassen hatte. Wie siehst Du diese Personalie?

Lass mich mit einer Anekdote antworten. Bei der Verabschiedung von Felix habe ich ihm gesagt, man sieht sich immer zweimal im Leben. Wenn irgendwann mal einer verletzt ist und du frei sein sollte, dann kommst Du wieder.
Das es so schnell geht, habe ich nicht erwartet.
Felix ist ein absolut bodenständiger Charakter, der super zum CFC passt.
Das Problem bei ihm war sein Berater, der ein Gehalt für die neue Saison gefordert hat, welches wir nicht bezahlen wollten. Aber mit diesen Gehaltsforderungen hat er offensichtlich keinen neuen Verein gefunden. Wir waren immer in Kontakt und durch den Ausfall von Zicke mussten wir handeln und da war Felix Müller unsere erste Wahl.
Schön, dass er wieder da ist.

Es wurde gemunkelt, dass unser „Spieler der Saison“, Daniel Adamczyk, „unter Tage“ im Gespräch war. Was ist da dran?

Gar nichts. Wir haben mit Daniel zeitig gesprochen und wussten früh, dass er bleiben wird. Er hat für sich das reflektiert, dass ein Wechsel für ihn noch zu viel zu zeitig ist. Er ist jetzt erst ein Jahr Stammspieler. Wir haben ihm diese Möglichkeit gegeben und er ist sehr dankbar dafür. Und ihm gefällt es hier.
Da gibt es immer wieder mal Gerüchte, bei Seo war das genauso. Wobei Seo nie mit dem Schacht geredet hat, aber vielleicht sein Berater hintenrum.
Wir suchen Spieler, die ehrlich mit uns sind. Das kann man bei Daniel zu 100% sagen. Irgendwann wird er in der dritten Liga halten, das Potenzial hat er.
Aber jetzt wäre das für ihn viel zu zeitig.

Aktuell gibt es noch keinen Hauptsponsor auf der Brust. Wie ist der Stand?

Wir werden zur neuen Saison auf jeden Fall einen Hauptsponsor haben. Wir sind gerade in den Endverhandlungen. Da brauchen sich die Fans keinen Kopf zu machen. Das ist alles am Laufen und wird rechtzeitig bekannt gegeben.
(Mittlerweile wurde bekanntgegeben, dass die Carola-Apotheke auch in der kommenden Saison Hauptsponsor des CFC sein wird.)

Sponsoring, Fokusthemen, Arnold, Polster

Wie sieht es generell an der Sponsorenfront aus? Konntet ihr Fortschritte erzielen? Gibt es Signale, insbesondere von den städtischen Unternehmen, den CFC wieder zu unterstützen?

 Uwe Hildebrand an seinem Arbeitsplatz in der CFC-Geschäftsstelle Sponsorenmäßig sind wir besser aufgestellt als voriges Jahr, obwohl einige Sponsoren ihr Engagement verringert haben, wie Niles Simmons. Mittlerweile haben wir fast 140 Sponsoren, die uns unterstützen. Was immer noch nicht ausreichend ist.
Generell gehören für den Vertriebserfolg viele Faktoren dazu. Du brauchst ein „Produkt“, welches Du als Vertriebler vermarkten kannst. Und das lässt sich bei Mißerfolg schlechter vermarkten. Mit den städtischen Unternehmen sind wir in Gesprächen. Meine Devise dabei ist, dass wir als Chemnitzer FC mit Leistung überzeugen sollten und nicht betteln gehen. Ich bin immer der Meinung, wenn du erfolgreich bist, Werte und Entwicklung stimmen, werden die städtischen Unternehmen wieder auf den Zug aufspringen.
Das Geld der städtischen Unternehmen fehlt natürlich im Budget, so ehrlich muss man sein. Früher hatten wir mit der eins oder der Sparkasse eine Million Euro mehr zur Verfügung.
Unser Weg ist es, mit ehrlicher transparenter Arbeit zu überzeugen, so dass sich diese Sponsoren wieder vorstellen können, uns zu unterstützen. Wenn wir das schaffen, dann haben wir einiges erreicht.

Legendenwand, Maskottchen Malik, neuer Ticketanbieter, die neuen Motiv-Becher – all das wurde u.a. im letzten Jahr neu geschaffen oder eingeführt. Was sind in der kommenden Saison die wichtigsten Themen und Projekte in der Geschäftsstelle?

Ja, das waren relativ große Projekte, die schon lange in der Pipeline waren. Gerade unser Maskottchen Malik ist etwas gewesen, wovon wir jetzt profitieren. Überall ist Malik dabei, er wird für bestimmte Aktionen gebucht. Wir verdienen sogar etwas Geld damit. Das ist schon cool. Auch die Getränkebecher sind eine größere Investition gewesen.
In der neuen Saison sind es mehrere kleine Bausteine. Eine Investition, die keiner sieht, ist, dass wir unsere Kartenpreise konstant gehalten haben. Viele andere Vereine haben ihre Preise erhöht, doch wir sehen das konstant halten der Preise als Investition in die Zukunft. Wir nehmen zwar mit einzelnen Tickets weniger ein, dafür wollen wir mehr Zuschauer in unser Stadion holen. Gelingt das, gleicht das die etwas niedrigeren Preise wieder aus.
Dann haben wir viele Sachen am Stadion, die wir gern zusammen mit unseren Fans verschönern wollen, beispielsweise Kassenhäuschen oder Container.
Ein weiteres Projekt haben wir im Sportforum realisiert. So war bislang die Wäscherei im NLZ, welches Fahrtwege für Teammanager und Zeugwart bedeutete. Jetzt haben wir eine Wäscherei im Sportforum installiert. Da entstehen Kosten für Installation und die Anschaffung neuer Waschmaschinen und Trockner.
Und dann haben wir viele kleine Dinge, die wir in der Struktur und der Geschäftsstelle verbessern wollen. Ideen gibt es viele, u.a. auch die für eine LED-Bande oder elektronische Scanner im Eingangsbereich. Oberste Priorität hat aber stets unsere Liquidität - wir müssen darauf achten, ob wir uns die Dinge jeweils wirklich leisten können.

Wie ist der Stand in den Causas Arnold und Polster?

Das Verfahren Arnold ist weiter anhängig, hier soll es neuen Termin Mitte/ Ende August geben. In Sachen Polster ist jetzt ein neuer Termin am OLG für den 29.10. angesetzt. Das Ganze läuft ja schon seit 2 Jahren.
Ich hoffe trotzdem, dass wir das Verfahren bald beenden können, weil wir einfach unser Catering im Stadion brauchen. Das derzeitige Provisorium erzeugt Riesenaufwand und es entgeht uns eine Menge Geld. Die Kioske sind von der GGG gekündigt, aber Polster räumt sie nicht. Die Stadt müsste die Räumung durchsetzen, aber das tut sie aktuell nicht.

Nachwuchsleistungszentrum

Stichwort Nachwuchsleistungszentrum. Hier gab es in der vergangenen Saison einen tollen Erfolg mit dem Erreichen der Hauptrunde in der DFB-Nachwuchsliga durch die U19 aber auch Unverständnis über die zahlreichen Entlassungen im Trainerteam des NLZ. Wie blickst Du auf diese Veränderungen?

Also ich bin ja nicht täglich mit dem NLZ beschäftigt und kann das eigentlich nur aus der Ferne beurteilen.
Der Erfolg der U19 letzte Saison war grandios. Da gibt’s gar keine Frage. Da haben die Trainer und alle Beteiligten tolle Arbeit geleistet. Und trotzdem zählen bei sowas auch andere Kriterien.
Zum Beispiel hat Mainz 05 mal einen Trainer als Aufsteiger entlassen. Wo jeder von außen gesagt hat, wie könnt ihr das machen.
Da geht es um finanzielle, da geht es um organisatorische Dinge. Und ich glaube unser Vorstand kann das einschätzen, dass da vieles im Argen liegt. Das NLZ liegt in seiner Verantwortung. Unser NLZ ist zu kostspielig und arbeitet nicht kostendendeckend. Da müssen wir aber wieder hinkommen, dass auch das NLZ und damit der Verein rentabel wirtschaften. Das geht nur, wenn wir die Strukturen ändern, wozu die letztjährigen Verantwortlichen im NLZ nicht bereit waren.

Mit Luca Löwelt und Josua von Baer haben sich zwei Leistungsträger der U19 gegen Angebote des CFC entschieden. Woran hat’s gelegen? Ist der CFC nicht mehr attraktiv genug für die eigenen Nachwuchsspieler?

Wir hatten früher Nachwuchsspieler, die hatten einen Vertrag mit einer Option. Das bedeutet, die kriegen einen Fördervertrag und dann steht drin, der CFC hat die Option, ihn zu einem bestimmten Betrag in die erste Mannschaft zu nehmen. Das ist bei den genannten Spielern nicht der Fall gewesen. Dann ist das, was passiert ist, der normale Verlauf. Wir hätten beide Spieler gern behalten – so ehrlich will ich gern sein. Luca hat ja bereits in der ersten Mannschaft teilweise mittrainiert. Wir haben Ihnen ein Angebot gemacht und die Spieler haben dann von sich aus entschieden, dass sie anderswo ein besseres Angebot oder eine besser Perspektive für sich sehen. Beide wären Spieler für die Zukunft, aber keine Stammspieler in der neuen Mannschaft gewesen. Ich sehe das unkritisch. Jeder soll seinen Weg gehen. So ist das Fußballgeschäft.
Manchmal führt auch der Weg zurück. Bestes Beispiel Julius Bochmann, der hat unsere gesamten Nachwuchsmannschaften durchlauf und dann seine Erfahrungen in Österreich gesammelt. Jetzt ist er wieder da. Das darf man alles nicht ganz so kritisch sehen.

Herausforderungen, Erfolge & Ziele, Saisonauftakt

Unser Gespräch im Sommer hat mittlerweile gute Tradition, so hatten wir uns auch letztes Jahr im Juli zum Interview getroffen. Was war in dieser Zeit für dich die größte Herausforderung und was der schönste Erfolg?

Also das sind alles Herausforderungen hier. Jeden Tag.
Die größte Herausforderung für mich ist, dass wir finanziell liquide durch die Saison kommen. Dass wir pünktlich unsere Lieferanten und unsere Gehälter bezahlen können, weil die Menschen davon leben.
Jeden Tag überlege ich zusammen mit Tommy, wo wir noch Einnahmen generieren und wo wir sparen können. Das Sportliche ist nicht so mein Thema, dafür haben wir Chris.
Mein schönster Erfolg war der Sieg im Sachsenpokal gegen Dynamo Dresden. Gerade die Verlängerung, das war so ein Gefühl von Emotionen – das bleibt.
Das Spiel gegen den Schacht, auch wenn es fussballerisch eine Katastrophe war, bleibt ebenfalls hängen. Diese geniale Stimmung in unserem ausverkauften Stadion – da hatte ich Gänsehaut.
Das kompensiert dann auch den Ärger und Stress, den du jeden Tag hier hast.
Da steht man dann unten und denkt, du hast hier auch vieles richtig gemacht.

Wenn wir vielleicht im kommenden Sommer wieder zusammensitzen, was hättest Du gern bis dahin mit dem CFC erreicht?

Ich hoffe wirklich, dass wir dann eine sehr gute Saison gespielt haben. Dass, so wie ich es am Anfang auch gesagt habe, wir immer Tuchfühlung zur Spitze hatten und gar nicht erst in die unteren Bereiche reingerutscht sind.
Ich wünsche mir, dass wir uns finanziell noch ein Stück weiterentwickelt haben, so dass wir wirklich irgendwann ein positives Betriebsergebnis erreichen. Zurzeit sind wir immer noch leicht im Negativen, weil wir langfristig angelegte Investitionen tätigen.
Ich glaube, das gab es nicht so oft beim CFC, dass er sagen konnte, wir haben jetzt mal 300.000 Euro Gewinn gemacht. Das wäre so ein Ziel, was ich hätte. Das werden wir wahrscheinlich im nächsten Sommer noch nicht erreichen. Ich hätte gern ein Budget, mit dem die Saison durchfinanziert ist.
Toll wäre, wenn von unseren Spielern einige eingeschlagen haben. Das Schönste wäre für mich, wenn ich einen Spieler mit Zwei-Jahres-Vertrag hätte und dann kommt eine Zweitliga-Mannschaft und will uns den abkaufen. Am besten für eine Millionen-Ablöse. Da wäre ich aus finanzieller Sicht sehr froh, und ich glaube Chris wäre stolz auf sich, dass er den Spieler erkannt hat. Der Spieler würde uns natürlich sportlich fehlen, aber es wäre ein Weg, um sich mittelfristig finanziell zu konsolidieren. So kannst Du dann auch neue, bessere Spieler holen und wenn Du dann doch mal in die 3. Liga aufsteigst, dann bist Du derjenige der sich die Spieler holt.
Dahin ist noch ein langer Weg. Aber man muss ja Visionen haben.
Ich bin der Meinung, dass wir mit den Leuten, die wir zurzeit hier in der Geschäftsstelle haben, die die tägliche Arbeit machen, so aufgestellt sind, dass wir erfolgreich werden können.
Wenn sie uns lassen. Das ist immer Voraussetzung.

In zwei Wochen steht der Saisonauftakt gegen Greifswald an. Was wünschst Du Dir für dieses Spiel?

Wenn wir beim Saisonauftakt so zwischen 5000 und 7000 Zuschauer erreichen können, dann wäre das genial.
Fußballerisch wünsche ich mir, dass es ein attraktives Spiel wird. Dass die Leute zufrieden nach Hause gehen. Ein 5:4 wäre mir dabei lieber als ein 0:0.
Die Leute sollen sehen, dass wir attraktiv spielen und den nächsten Step in unserer Entwicklung gemacht haben.
Und dann will ich natürlich gewinnen und gut in die Saison starten.
Dann wäre ich zufrieden.

Die CFC-Fanpage dankt Uwe Hildebrand für das offene und ehrliche Gespräch und wünscht weiterhin bestes Gelingen.

Das Interview für die CFC-Fanpage führte Pierre Schönfeld.

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