Chancenfestival mit Eigentor
von Erik Büttner
Als die 2566 Zuschauer die Fischerwiese nach der Partie gegen Oberneuland verließen, da hatten sie nicht die Zufriedenheit im Gesicht, die man eigentlich nach einem 4:1 Sieg erwarten könnte. Es lag wohl an einer mäßigen 2. Halbzeit, die weit hinter glänzenden ersten 45 Minuten zurück blieb, in der die Himmelblauen dem Kontrahenten aus Bremen in allen Belangen überlegen waren, sogar alle Tore selbst schossen.
Denn Oberneulands einzigen Treffer schoss der defensiver als gewohnt agierende Löwe mustergültig - aber ins falsche Tor. Reinhardt hatte zuvor den Ball an der Seitenlinie vertändelt. Vermutlich hätten die Gäste an diesem Tag sonst kein Tor geschossen, denn Chemnitz zeigte insbesondere in Halbzeit 1 ein um Klassen besseres Offensivspiel. Immer wieder wurden schöne Stafetten über die Läufer Garbuschweski und dem langsam zu alter Form wiederfindenden Schlosser gespielt. Deshalb konnte Chemnitz den Gegentreffer auch locker wegstecken. Bereits seit der 4. Minute führten die Himmelblauen. Einen Freistoß von der linken Seite köpfte Marcel Wilke problemlos in die Maschen. Chemnitz fand an diesem Nachmittag Gefallen an Toren mit Köpfchen. So auch beim 2:0, als Emmerich einen abgewehrten Eckball auf den starken Garbuschewski legte, der David Jansens Kopf fand und so der Ball den Weg ins Tor (17.). Das 3. Chemnitzer Tor war schließlich fast die Wiederholung dessen: Ecke Garbuschewski auf Jansen - Tor (30.). Damit aber nicht genug. Unmittelbar vor der Pause gab es Freistoß zentral vor dem Tor. Garbuschewski zog ab und traf "Tor der Woche"-verdächtig genau ins Angel (45.). Oberneuland war mit diesem Pausenstand noch gut bedient. Allein Kellig und Garbuschewski hätten locker noch weitere 4 Tore erzielen können, ja müssen.
Leider nahmen die Himmelblauen diesen Offensivschwung nicht mit in die 2. Hälfte. Chemnitz schien in den Energiesparmodus umgeschaltet zu haben. Es fehlte die letzte Konsequenz und Konzentration in den Aktionen. Trotzdem schafften es die Gäste nicht, auch nur einen Hauch von Gefahr für Philipp Pentkes Tor zu erzeugen. Zwar spielten sie engagiert mit, aber an der Chemnitzer Defensive, die ohne Abwehrchef Richter etwas unorganisiert wirkte, bissen sie sich ratlos die Zähne aus - meist war schon bei Matthias Peßolat Endstation. Die Verteidigung des FCO dagegen war nur formell anwesend. Und so konnte Chemnitz selbst auf Sparflamme noch mehrere hochkarätige Torchancen verbuchen, so dass die Statistik am Ende 13 hundertprozentige Tormöglichkeiten für die Gastgeber notierte.
Doch es wurden eben nur 4 genutzt und deshalb stellte sich eben auch nicht die große Zufriedenheit unter den Besuchern ein. Doch auch wenn Chemnitz in Halbzeit 2 ein ganzes Stück unter seinen Möglichkeiten blieb, kann man dem CFC eine gute Leistung attestieren. Die Leistung aller Spieler stimmte. Insbesondere Kellig zeigte sich sehr engagiert, auch wenn vieles noch nicht wie gewünscht klappte. Garbuschewski konnte, trotz dass er wie Löwe stärker mit Verteidigungsarbeit betraut war, das Spiel entscheidend gestalten - war an allen 4 Toren für Chemnitz beteiligt. Und so kann der Chemnitzer FC am Sonntag eigentlich ohne Angst zu TeBe Berlin reisen, zumal die Berliner unter der Woche noch ein Nachholespiel haben, und vom neu gewonnenen Platz 3 hartnäckig die Spitze verfolgen.
Wertung: 2,5 - Leider konnte der CFC die 1,5 der 1. Hälfte nicht halten
Beste Himmelblaue: Garbuschewski, Peßolat
Pressestimmen
MDR-VideotextChemnitz feiert Fußball-OsterfestDer Chemnitzer FC hat seinen Fans ein tolles Ostergeschenk gemacht. Gegen den FC Oberneuland zeigte die Elf von Gerd Schädlich vor allem vor dem Wechsel eine fulminante Leistung und gewann 4:1. [..] Der CFC spielte die schwachen Gäste zum Teil an die Wand. Mit Doppelpässen zerlegten die Sachsen die FCO-Abwehr immer wieder in ihre Einzelteile. [..]
Trainerstimmen
Gerd Schädlich (MDR-Online):"Mit der ersten Halbzeit war ich zufrieden. Viele Angriffe über die Außenpositionen, mit vielen Chancen und das 4:1 hat die Spielanteile richtig wiedergegeben. Leider haben wir das Niveau in der 2. Halbzeit nicht gehalten. Am Ende stehen aber drei Punkte und drei Plus-Tore."
Mike Barten (MDR-Online):"Wir haben ein einseitiges Spiel gesehen. Wir hatten vier Spiele in Folge nicht verloren, aber wir hatten nicht soviel Glück wie in Babelsberg, wo 25 Torschancen der Gastgeber für ein 0:0 gereicht hatten. Mit dem 0:1 in der 4. Minute war das Spiel in die Bahnen gelenkt, und wir haben nicht die Qualität um mit Spitzenteams mitzuhalten. Chemnitz hat 90 Minuten das Spiel dominiert und das Ergebnis hätte höher ausfallen können."