Spielbericht

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Ernüchterung für den Gastgeber

Seit 1966 haben sich beide Mannschaften viermal um Oberligapunkte in Berlin gegenübergestanden. Immer zog der Gastgeber den kürzeren: 1:2, 0:1, 1:2 und nun wieder 1:2 (dazwischen lag noch die sensationell hohe 0:6-Schlappe im FDGB-Pokal in der Saison 1969/70). Eine nicht alltägliche Heimbilanz, doch diesmal schien der 1.FC Union den Bann zu brechen, denn nach dem Wechsel hatte er die Signale weiter auf Grün gesetzt, wollte er den 1:0-Vorsprung unbedingt ausbauen. Die Wuhlheider stürmten mit Vehemenz [..], aber der zweite, gewiß spielentscheidende Treffer blieb aus.

Die Karl-Marx-Städter hatten angesichts des knappen Rückstandes also weiter Boden unter den Füßen, sie spürten, daß sie durchaus noch ihre Chance besaßen und nutzten diese dann auch mit erstaunlicher Konsequenz. "Die Konter waren geschickt inszeniert", freute sich FCK-Cheftrainer Gerhard Hofmann. "Derzeit ist die Flügelzange nun einmal unsere Stärke, zumal Müller in der Mitte dazu neigt, etwas aus hängender Position zu spielen. Im übrigen war es wohl eine Begegnung mit erfreulichem Niveau." Die Wende in diesem Spiel bahnte sich innerhalb einer Minute an. Eben trauerte der Union-Anhang einer Großchance (64.) nach, denn Lauck ("Kunze bekam noch eine Hand an den Ball!") hatte aus Nahdistanz das Ziel nicht getroffen, da zog Zeidler am rechten Flügel im Sprinttempo auf und davon, drang in den Strafraum ein [..] und ließ Weiß keine Möglichkeit zur Reaktion.

Der FCK witterte Morgenluft, konnte sich vorübergehend auch im Mittelfeld besser in Szene setzen, so daß die ohnehin blendend aufgelegten Zeidler und Neubert förmlich zum Schrecken der gegnerischen Deckung wurden. Eine krasse Fehlleistung von Gent [..] brachte Neubert kurz hinter der Mittellinie in Ballbesitz. Im Dribbling war der ballgewandte Linksaußen auch durch den herausstürzenden Weiß nicht aufzuhalten - 2:1, die Ernüchterung machte beim 1.FC Union schnell einem verzweifelten Endspurt Platz. Das Glück des Tüchtigen hatte an diesem Tage aber der FCK auf seiner Seite. Uentz (79.) traf nur die Latte, Wolf (80.) rettete im unübersichtlichen Gewühl in höchster Not auf der Torlinie, der Ansturm war vergeblich.

(H.G. Burghause)