Pressestimmen
FuwoFCK 85 Minuten mit zehn MannDas Dr.-Kurt-Fischer-Stadion platzte aus den Nähten. 28 000 Zuschauer, neuer Rekord für Punktspiele in Karl-Marx-Stadt; 28 000 bereit, einen weiteren Rekord des FCK zu bejubeln, im neunten Meisterschaftstreffen nämlich hintereinander ungeschlagen zu bleiben. 28 000, die ein anschaulicher Beweis dafür sind, daß vor allem und in erster Linie Leistungen locken. "200 Karten verkaufen unsere Vorverkaufsstellen sonst", schmunzelte Georg Bloß. "Diesmal waren es weit über 8000!" Es ächzte und stöhnte auf den Rängen. Es wankten und drängten die Massen. Sie schwenkten FCK-Fähnchen. Sie probten schon vor dem Anpiff ihre Sprechchöre. "Heja, heja - FCK." Es klappte. Und auch das „7-8-9-10-Klasse“, ließ sich hören. [..] Ein Spiel mit zahlreichen Höhepunkten, ein echtes Spitzentreffen, dessen dramatische Zuspitzung allein schon die Torfolge ausdrückt: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2, 3:2! Da einige Treffer zudem sauber erzielt wurden, kam man schon auf seine Kosten, zumal das Geschehen durch packende Zweikämpfe, durch technisch gekonnte Einlagen, durch ein hohes Tempo und messerscharfen Einsatz gewürzt wurde. [..]
Der FCK begann stürmisch. Erler fand sich gleich großartig mit Vogel, erhielt Beifall. [..] Der Start jedenfalls war nach dem Geschmack des Publikums. Da ging selbst Kreuls Zerrung - er wirkte dann als Statist am rechten Flügel, wurde von Schuster ausgezeichnet vertreten - unter. Als dann das 1:0 fiel, Zulkowski und Krampe schliefen förmlich, hing der FCK-Fußballhimmel voller Geigen. [..] Der FCV jedoch spielte sich frei, unmerklich erst, offensichtlicher dann. [..] Zehn Minuten später geschah es: Kalinke wuchtete die Kugel aus 25 m flach an Freund und „Feind“ vorbei ins Netz. Doch hier war – eine Unachtsamkeit des Veranstalters – ein Loch, durch das die Kugel schlüpfte. Tor oder nicht Tor? Köhler war sich seiner Sache nicht sicher: „Ich konnte es nicht richtig sehen“, sagte er zur Halbzeit, „da mir die Sicht versperrt war.“ Und Heinemann, der Linienrichter: „Ich vermochte beim besten Willen nichts zu erkennen. Es standen zu viele Spieler im Weg.“ Zwanzig, dreißig Sekunden lang war es totenstill. Fuwo-Fotograf Kronfeld, hinter dem Tor stehend, wurde befragt (Ob das richtig war, ist sehr, sehr zweifelhaft). Dann bekannte Hambeck nach einem Zögern („Ich weiß es nicht recht“), dem Unparteiischen: „Jawohl, es war Tor!“ Bravo, Sportsmann Hambeck. [..]
(Klaus Schlegel)
Fuwo-NachbetrachtungIm Spitzenspiel fehlte nichts, weder auf dem Rasen, noch auf den Zuschauertraversen. Nur solche Punktkämpfe, am liebsten jeden Sonnabend, bringen unseren Fußball voran. Das schafft Stimmung, das fordert von den Aktiven das letzte Quentchen Kraft und Konzentration. Hier behauptet sich am Ende nur die wirkliche Klasse. Tatsächlich schöpften beide Mannschaften, die sich ihrer Spitzenposition würdig erwiesen, aus dem vollen. [..] Den Ausschlag für die Karl-Marx-Städter gab schließlich der Heimvorteil mit der imponierenden Zuschauer-Unterstützung. [..] Nach neun Spieltagen ungeschlagen, auch der letzte Zweifler wird zugeben, das kann bei den Karl-Marx-Städtern kein Zufall mehr sein. Das bestätigte auch Vorwärts-Trainer Lammich mit diesen Worten: "Von all unseren Oberliga-Vertretungen hat der FCK im letzten Jahr die beste Entwicklung genommen." Sein Kollege Scherbaum konnte das Kompliment zurückgeben: "Wir haben einen großartigen FC Vorwärts geschlagen, darüber sind wir glücklich. Unser enthusiastisches Publikum war von den Berlinern genauso beeindruckt wie es von uns begeistert war."
(Wolf Hempel)9. Spieltag - DDR-Oberliga - Saison 1966/1967
Samstag, 05. November 1966, 14:00 Uhr
Dr.-Kurt-Fischer-Stadion, Karl-Marx-Stadt
Zuschauer: 28.000
Schiedsrichter: Köhler (Leipzig)
FC Karl-Marx-Stadt
T Hambeck
A Kreul
A Feister
A P. Müller
A A. Müller
M Posselt
M Schuster
M Steinmann
S Lienemann
S Erler
S Vogel
Trainer: Scherbaum
FC Vorwärts Berlin
T Zulkowski
A Fräßdorf
A Unger
A Krampe
A Kalinke
M Körner
M Nachtigall
M Nöldner
S M. Müller
S Piepenburg
S Großheim
Trainer: Lammich
Tore
1:0 Steinmann (7.)
1:1 Kalinke (40.)
2:1 Steinmann (42./Foulelfer)
2:2 Piepenburg (61.)
3:2 Steinmann (83.)