Spielbericht

23. Spieltag - 3. Liga - Saison 2012/2013
SV Darmstadt 98
SV Darmstadt 98
1:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Emotionsreiche Punkteteilung am Böllenfalltor

von Frank Neubert & Gentleman

"Im vierten Anlauf konnte nun endlich in Darmstadt gespielt werden - zuvor war das Spiel 3x wegen Unbespielbarkeit des Platzes ausgefallen. Nach einem frühen Rückstand durch Latza (3.) konnte Förster nach einer guten halben Stunde zum 1:1, zur Freude von etwa 100 mitgereisten Gästen, ausgleichen. Doch mit diesem Treffer war Gift in der Partie, denn während der Club seelenruhig den Ausgleich erzielte, wälzte sich ein Darmstädter am Boden. Aber nicht nur deswegen kochte die Stimmung am Böllenfalltor hoch - Schiedsrichter Leicher erkannte (zu Recht) zwei Tore des Gastgebers wegen Abseits nicht an.

Gerd Schädlich setzte in der Abwehr aufgrund von Verletzungen und gelben Karten auf Wilke und Le Beau, im Sturm durfte zunächst Förster statt Semmer wirbeln. Aber wie schon in Saarbrücken geriet der CFC früh in Rückstand. Nach einer Ecke für den Club schnappte sich der Lilien-Keeper den Ball und machte das Spiel schnell - das Leder kam zu Latza, welcher komplett alleine gelassen wurde und aus gut 20 Metern abzog und das Spielgerät im Netz versenkte. Pentke hechtete vergeblich nach der Kugel, und - viel schlimmer - verletzte sich bei der Abwehraktion böse an der Schulter! Nach 13 Minuten musste Schmidt in den Kasten und "Penne" saß mit dickem Verband und Tränen in den Augen auf der Bank! Gute Besserung, Philipp!!! Auf dem Rasen bekam der Club das Spiel langsam unter Kontrolle. Torjäger Fink prüfte Zimmermann mit einem 30m-Distanzschuss, der SV-Keeper war aber auf dem Posten. In der 35. Minute blieb Lilien-Stürmer Borg nach einem Zweikampf mit Wilke an der Mittellinie liegen. Schiedsrichter Leicher deutete "weiterspielen" an und dies tat der CFC auch. Die Heimelf forderte hingegen, den Ball ins Aus zu spielen - der Club tat ihnen den Gefallen aber nicht. Nach Flanke von Makarenko stand Förster am langen Pfosten goldrichtig und nickte zum 1:1 ein. Nun folgten erst recht wütende Proteste der Einheimischen, erstaunlich war aber auch, dass der Darmstädter Spieler jetzt wieder laufen konnte. Mit diesem Tor war Gift im Spiel. Zusätzliche Brisanz brachte ein Treffer des Gastgebers (39.), der wegen Abseits keine Anerkennung fand. Jeder Pfiff für den CFC wurde vom Publikum mit lauten Aufschreien bedacht. Blitzableiter für das Darmstädter Publikum wurde u.a. Jens Oppermann von der Gellertwelle, der sich wegen seines himmelblauen Trikots in der Halbzeitpause wüst beschimpfen lassen musste.

Mit Beginn der zweiten Hälfte - der CFC wurde beim Einlaufen wild ausgepfiffen - werkelte Landeka für Pfeffer, bei dem das Zusammenspiel mit Le Beau in Halbzeit 1 überhaupt nicht klappte, u.a. beim 1:0 der 98er. Zunächst waren wieder die Südhessen am Drücker, aber Schmidt'l im Tor klärte alle brenzligen Situationen. Aber die Partie blieb umkämpft, auch die unlauteren Mittel kamen zur Anwendung. Den Kulminationspunkt gab es in der 65. Minute. Erneut rollte sich ein Darmstädter am Boden, Landeka spielte den Ball ins Aus. Es gab aber Schiedsrichter-Ball und die Schuster-Elf spielte nicht zurück, sondern krallte sich den Ball und zog davon - Landeka versuchte sich in der Rückeroberung. Fink kam hinzu und grätschte den Spieler samt Ball um. Ein gelbwürdiges Foul, aber in der aufgeheizten Atmosphäre entschied sich der Referee (Kicker-Note 5) für glatt Rot gegen den himmelblauen Torjäger! Es folgte Rudelbildung und Schubserei (u.a. gegen Fink). Weshalb danach der Gastgeber straffrei ausging, blieb Geheimnis des Unparteiischen. Direkt danach wurde Förster ausgewechselt. Er hatte bereits Gelb wegen eines ausgefahrenen Ellenbogens gesehen - prompt sanken die Darmstädter Spieler bei jedem Zweikampf mit Förster zu Boden, welcher damit stark gelb-rot-gefährdet war. Schädlich reagierte darauf und schickte Semmer auf den Rasen. Am Ende gab es nochmal Freistoß für den CFC in der Nähe des Sechzehners. Als der Schiri die Mauer stellte protestierten die Spieler der Hessen, Landeka hätte sich den Ball weiter nach vorne gelegt. Allerdings hatte er sich den Ball nur nochmal passend auf den Rasen platziert. Trotzdem musste der Ball plötzlich mehr als 5 Meter zurückgelegt werden. Auch sein Assistent wurde von ihm nochmal befragt und bestätigte die angebliche Richtigkeit der Entscheidung. Es ist am Ende nicht verwunderlich, wenn aus beiden Fanlagern „Ohne Schiri, habt ihr keine Chanc'“ angestimmt wurde. Auf beiden Seiten ist bis zum Schluss versucht worden, den Siegtreffer zu erzielen (Abseitstor Darmstadt, 70.), aber es blieb letztlich beim kampf- und leistungsgerechten 1:1 zwischen Darmstadt und Chemnitz.

Nachdem Schlusspfiff flogen allerhand Gegenstände in Richtung Schiedsrichter-Trio, welches u.a. von einem Feuerzeug getroffen wurde. Das wird sehr wahrscheinlich noch Konsequenzen gegen die 98er nach sich ziehen. Auch die himmelblauen Spieler wurden wüst beschimpft und ausgepfiffen beim Gang in die Kabine. Aus dem Gästeblock reagierte man darauf und auf Sprüche wie z.B. „Ossi-“ oder „Nazischweine“ mit einem lautstarken „Absteiger, Absteiger!“. Ob es im nächsten Jahr am Böllenfalltor (k)ein emotionsreiches Wiedersehen mit der Schuster-Elf gibt, haben die Hessen nun selbst in der Hand...

Wertung: 3,5 (mehr Emotionen als spielerische Leckerbissen)

Pressestimmen

Kicker-Online

Alles drin am Böllenfalltor: Abseitstore, korrekte Treffer und Rot

[..] Der Gegner aus Chemnitz erwies sich am Böllenfalltor als prächtiger Gast und öffnete schon früh seine Pforte. In der Folge entwickelte sich ein Schlagabtausch auf Augenhöhe, den erst wieder ein Platzverweis der Himmelblauen zu Gunsten der Heimelf drehte. Doch mit langen Bällen konnte die Schuster-Elf das 1:1 nicht mehr in einen wichtigen Sieg umwandeln. [..] Die Lilien hielten aber mit der von den Anhängern geforderten Härte dagegen und zogen so stets das Publikum auf ihre Seite. Zu wenig Härte anscheinend für FC-Stürmer Fink, der nach einem Tumult von Schiedsrichter Leicher für zu rüdes Einsteigen die Rote Karte gezeigt bekam (65.). [..] So schnell kann es sich drehen: Während die Sachsen eigentlich gut aus der Halbzeit gestartet waren, nahmen die 98er nach dem Platzverweis wieder das Zepter in die Hand und spürten nun, dass hier ein lebenswichtiger Dreier möglich war. Allerdings stellte sich dies als schwieriges Unterfangen heraus, da die tiefstehende "Schädlich-Zehn" jegliche Räume schloss und der Truppe von Dirk Schuster bekanntlich spielerische Ideen fehlen. [..]

MDR-Online

CFC-Punkt beim Vorletzten und in Unterzahl

[..] Doch die "Himmelblauen" begannen genauso unkonzentriert wie am Wochenende in Saarbrücken. Nach nur drei Minuten lag der CFC hinten. Latza brachte Darmstadt gleich mit einem 18-Meter-Schuss in Führung (3.). Doppeltes Pech bei Chemnitz, Keeper Pentke verletzte sich bei der Abwehraktion vor dem Gegentor und musste mit einer angeschlagenen Schulter schon nach 13 Minuten ausgewechselt werden. [..] Nach dem Wechsel entwickelte sich eine umkämpfte Partie. Darmstadt hatte wieder den besseren Start, doch die Chemnitzer Abwehr war diesmal aufmerksamer. Im Verlauf des Spiels mühten sich beide um Torgefahr, blieben aber im Abschluss zu ungefährlich. Nach umstrittenem Rot gegen Fink (66.), dessen Tackling im Mittelfeld geahndet wurde, verteidigte Chemnitz das 1:1. Darmstadt tappte kurz nach dem Platzverweis erneut in eine Abseitsfalle (68.). Auf der Gegenseite hatte Landeka mit einem tollen 23-Meter-Schuss die Chance zur Führung, Zimmermann parierte aber (80.). So blieb es beim letztlich verdienten Remis. [..]

Echo-Online

Das 1:1 hilft den Lilien nicht weiter

[..] Wieder eine Minute später folgte die Szene, die die Gemüter am Böllenfalltor erregte. Nach einem Zweikampf in Mittelliniennähe blieb Freddy Borg verletzt liegen. Doch statt den Ball - wie üblich - ins Aus zu spielen, setzten die Chemnitzer die Partie fort. Zwei, drei Darmstädter hatten wohl nicht damit gerechnet und setzten einen Moment zu spät nach. Makarenko flankte, Förster ließ mit einem Kopfball Zimmermann keine Chance (35.) und glich aus. Blauäugige Darmstädter, unfaire Chemnitzer? Darüber lässt sich trefflich streiten. Zum Buhmann allerdings wurde Schiedsrichter Leicher, für den es allerdings keinen Grund gab, das Spiel zu unterbrechen. Das Spiel wurde immer hektischer. Und in der 64. Minute kam es zu einer vergleichbaren Situation wie vor dem Ausgleich - diesmal spielten die Darmstädter den Ball nicht zurück, als Schiedsrichter Leicher die Partie unterbrochen hatte (Hesse lag am Boden), Chemnitz aber in Ballbesitz war. Anton Fink verlor die Nerven und musste wegen einer Tätlichkeit mit Rot vom Platz (66.). [..]

Frankfurter Rundschau

Lilien-Fans rasten aus

Nach dem Abpfiff herrschte am Darmstädter Böllenfalltor der Ausnahmezustand. Bierbecher und Feuerzeuge flogen, Fans drängten über die Absperrung, es hagelte Schimpfworte aus den untersten Schubladen des Repertoires. Beim SV Darmstadt 98 fühlte man sich nach dem 1:1 (1:1) im Nachholspiel der dritten Liga gegen den Chemnitzer FC um einen wichtigen Sieg im Abstiegskampf gebracht. Die Aggressionen hatten ein Ziel: Das Schiedsrichtergespann um seinen Chef Christan Leicher. Selbst fünf wild umher rennende Ordnungskräfte und zwei Regenschirme konnten die Unparteiischen nicht vor den aufgebrachten Zuschauern schützen. Einer der Assistenten wurde beim Gang in die Kabine von einem Gegenstand am Körper getroffen und verlangte später einen Eisbeutel zur Kühlung. Nachdem schon am vergangenen Wochenende bei der 0:1-Niederlage der Lilien in Dortmund Bierbecher gegen die eigene Mannschaft geflogen waren, sind die Fans des hessischen Drittligisten erneut negativ aufgefallen. [..]


Trainerstimmen

Dirk Schuster (MDR-Online):
"Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen zur heutigen Leistung. Für mich zählt der CFC zu den besten fünf Teams der Liga. Wir haben logischerweise versucht, die Aufgabe mit Kampfgeist anzugehen. Das frühe Tor hat uns in die Karten gespielt. Was der CFC kann, hat man in der Phase vor dem 1:1 gesehen. In der zweiten Halbzeit haben wir alles versucht und mit Leidenschaft um den Sieg gekämpft. Leider wurde uns das Tor wegen Abseits aberkannt. So gehen wir mit zwei Punkten zu wenig aus der Partie. Aber auf die kämpferische Leistung der Mannschaft könnten wir in den kommenden Aufgaben aufbauen."

Gerd Schädlich (MDR-Online):
"Wir wussten, dass es ein schwieriges Kampfspiel wird und Darmstadt unbedingt den Dreier benötigt. Allerdings wollten wir die Darmstädter nicht so leicht ins Spiel kommen lassen, wie es bei der Entstehung des 1:0 der Fall war. Wir haben uns nicht beeindrucken lassen und versucht, Fußball zu spielen. Ich denke, dass wir verdient zum Ausgleich gekommen sind. In der zweiten Halbzeit haben wir ein sehr umkämpftes Spiel gesehen. Wir hatten nach dem Platzverweis eine schwierige Phase zu überstehen. Trotzdem glaube ich, dass meine Mannschaft dagegen gehalten hat und wir uns den Punkt verdient haben."

23. Spieltag - 3. Liga - Saison 2012/2013
+++ Nachholespiel +++
Mittwoch, 17. April 2013, 19:00 Uhr
Böllenfalltor, Darmstadt
Zuschauer: 4.300
Schiedsrichter: Leicher (Weihmichel)
SV Darmstadt 98
T Zimmermann
A Hickl
A Sulu
A Gorka
A Stegmayer
M Baier
M Latza (82. ZielinskyGelbe Karte)
M U. Hesse (82. Behrens)
M da Costa (66. Steegmann)
M Zimmerman
S Borg

Trainer: Schuster
Chemnitzer FC
T Pentke (13. Schmidt)
A le Beau
A Wachsmuth
A Wilke
A Stenzel
M Pfeffer (46. LandekaGelbe Karte)
M Sträßer
M Kegel
M Makarenko
S FinkRote Karte
S FörsterGelbe Karte (66. Semmer)

Trainer: Schädlich
Tore
1:0 Latza (3.)
1:1 Förster (35.)

Besondere Vorkommnisse:
Rote Karte für Fink (65.)