Spielbericht

Es ist ein Tag der Fassungslosigkeit. Erst liefert die Defensive des Chemnitzer FC eine desaströse erste Halbzeit gegen den kriselnden SC Preußen Münster ab. Und nach dem Spiel tritt nach über fünf Jahren CFC-Trainer Gerd Schädlich zurück. Nach dieser Nachricht gerät sogar das katastrophale 0:4 zur Halbzeit vor eigenem Publikum fast schon wieder in den Hintergrund.

Und das ist die ganze Geschichte: Beim Chemnitzer FC hat man sich für die Partie gegen die im Tabellenkeller steckende Elf des SC Preußen Münster viel vorgenommen. Die Ultras kommen extra schon zum Aufwärmprogramm der Mannschaft ins Stadion und Worte wie „Neuanfang“ machen die Runde. Doch mit dem Anpfiff sind alle Vorhaben und guten Worte dahin. Die erste Ecke bringt die Gästeführung durch Scherder, weil Förster ihn nicht am Kopfball hindert (2.). Es war bereits das dritte Mal in 12 Spielen, dass der CFC in den ersten fünf Minuten ein Gegentor kassierte. Chemnitz zeigt sich in der Folgezeit geschockt und findet erst langsam wieder ins Spiel. Doch die mehr als wackelige Defensive, in der Cinar verletzungsbedingt fehlt, macht alles Bemühen zunichte. Mit zwei simplen Pässen narrt Münster die himmelblaue Abwehr und Manno schiebt locker zum 2:0 ein (19.). Das war quasi schon die Entscheidung im Spiel, denn spätestens jetzt setzte es scharfe Pfiffe von den Rängen, was der Mannschaft zusätzliche ins Genick schlägt. So hat Münster in der Folgezeit einfaches Spiel, weil es ihnen aber auch einfach gemacht wurde. Conrad, Bankert, Birk und Stenzel lassen einfach ihre Gegenspieler weglaufen, patzen bei Klärungsaktionen und so trifft Piossek noch vor der Pause mit einem Doppelpack zum 4:0 (36., 41.). Das letzte Tor wird dann sogar schon vom Heimpublikum höhnisch bejubelt.

Für Halbzeit zwei bleibt dann nur noch die Hoffnung, dass es wenigstens nicht noch mehr Gegentore geben wird. Offenbar hatten aber beide Mannschaften in der Kabine den Westfälischen Frieden 2.0 geschlossen, denn die zweite Hälfte verläuft weitgehend ereignislos. Münster ignoriert noch zwei Mal die Waffenruhe, ändert aber nichts am Resultat. Der CFC bemüht sich um ein oder vielleicht auch zwei Tore, lässt bisweilen sogar den Ball ordentlich laufen, scheitert aber immer wieder an der Münsteraner Mauer oder auch an der eigenen Umständlichkeit. Von den Rängen hagelt es sowieso nur noch Häme. „Oh wie ist das schön.“, La Ola, und „Drei Punkte CFC“ hallen lauter durch die Fischerwiese als bei manch positivem Spielstand. Das kann auch jeder nach seiner eigenen Fasson einordnen.

Den zweiten Paukenschlag setzt es dann nach dem Spiel auf der ungewöhnlich stark mit Journalisten besetzten Pressekonferenz. Innerlich spürbar bewegt erklärt Gerd Schädlich, dass diese Partie das i-Tüpfelchen auf den Ereignissen der letzten Wochen gewesen sei, dass er die Verantwortung übernehme und zurücktrete. Und es erscheint so, als sei der Rücktritt keine spontane Reaktion gewesen. Seine Entscheidung, seiner Entlassung zuvor zu kommen, konnte man von ihm so vermuten und dafür muss man großen Respekt zollen. Nun beginnt also das Stühlerücken beim CFC. Den Spekulationen des MDR-Fernsehens zufolge steht auch ein Wechsel auf dem Posten des Sportdirektors (aktuell Jörg Emmerich) an.

Wertung: 4,0 (Ein Spiel mehrfacher Fassungslosigkeit)

Bester Himmelblauer: Gerd Schädlich