Spielbericht

15. Spieltag - 3. Liga - Saison 2013/2014
FC Rot-Weiß Erfurt
FC Rot-Weiß Erfurt
1:0
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Murmeltiertag in Erfurt

von Frank Neubert

Große Erfurter Choreo zu SpielbeginnWer kennt sie nicht, die Szene aus "Und täglich grüßt das Murmeltier" mit dem verschlafenen TV-Wetteransager Bill Murray, der jeden Morgen erneut im Provinzkaff Punxsutawney erwacht und stets denselben, schnöden Tag erlebt!? Genau so kamen sich die himmelblauen Freunde des Ballsports in Erfurt vor. Zum Einen, weil man sich Partien des CFC gegen RWE seit 3 Jahren (1 Punkt von 15 möglichen Zählern) schenken kann. Zum Anderen, weil das gesehene 0:1 zutiefst an die letzten beiden Auswärtspleiten in Burghausen (0:1) und Halle (1:2) erinnerte, wo der Club zwar rein gefühlt 80% Ballbesitz hatte, aber am Ende mit leeren Händen und wie ein begossener Pudel abziehen mußte, da er einfach keinen Plan hatte, wie man die Pille erfolgreich ins gegnerische Netz stolpern könnte. Alle Optimisten, die nach der Gala gegen Rote Beete geglaubt hatten, der Club hat jetzt den Schalter umgelegt und startet durch, wurden im Steigerwaldstadion bitter enttäuscht.

CFC-Coach Karsten Heine mußte seine siegreiche Europacup-Elf umstellen. Birk fehlte wegen der 5. gelben Karte und Torschütze Mauersberger saß aus disziplinarischen Gründen auf der Bank - er hatte die Abschlußbesprechung verpasst. Für Birk rückte Landeka in die Abwehr, im offensiven Mittelfeld bekam Semmer das Vertrauen des Trainers. Mit dem Einlaufen der Teams wurde auf Seiten der Gastgeber eine große rot-weiße Choreo über die gesamte Tribüne gezeigt. Knapp 7.000 Zuschauer wollten den Ost-Klassiker sehen, ca. 700 davon aus Chemnitz. Und diese mitgereisten Fans verloren ihre gute Laune bereits nach 120 Sekunden. Der Erfurter Wiegel war blitzschnell nach vorn gestürmt, hatte Landeka und den herauseilenden Pentke mit einer Finte genarrt und aus sehr spitzen Winkel einfach ins verwaiste Tor eingeschoben. Ein Slapstick-Tor für die Galerie. Sollte Erfurt das genau so geplant haben, Landeka als Abwehr-Neuling sofort hart zu testen, dann ist dieser Thüringer Plan perfekt aufgegangen.

Zufriedene Gesichter sehen eindeutig anders aus...Die restlichen 88 Spielminuten sind eigentlich fix erzählt - der Gastgeber igelte sich erfolgreich ein, setzte auf gelegentliche Konter, überließ das Spielfeld weitestgehend dem Club, und dem fiel in seiner Überlegenheit wie bereits in Burghausen und Halle einfach nichts Zwingendes ein, um den Erfurter Riegel zu knacken. Zwar hatten die Rot-Weißen auch mehrfach das Glück des Tüchtigen auf ihrer Seite - 3x wurde auf der Linie geklärt: Odak gegen Hensel (7./Kopfball), Wiegel gegen Fink (56./abgefälschter Schuß), Kleineheismann gegen Pfeffer (84./Flachschuß) - aber diese Chancen entstanden eher durch Löcher in der Erfurter Abwehr, als durch himmelblaue Angriffswucht. Auf der Gegenseite mußte sich Pentke lediglich bei einem Kopfball von Tunjic (16.) mächtig strecken, ansonsten kam von den Gastgebern kaum etwas Gefährliches. Als Schiedsrichter Osmers dem Erfurter Czichos nach einem rüden Foul an Garbuschewski die rote Karte zeigte, war der CFC für 29 Minuten sogar in numerischer Überlegenheit. Die erschreckende Bilanz: Lediglich der oben erwähnte Flachschuß von Pfeffer fand den Weg ins Notizbuch.

Und so feierte am Ende Erfurt einen schmeichelhaften Sieg mit einer wenig überzeugenden Leistung. Chemnitz zeigte sich einmal mehr als Aufbaugegner, nachdem RWE zuvor dreimal verloren hatte. Mit etwas Schußglück hätten die Himmelblauen zwar einen Punkt ergattern können, aber das wäre angesichts der erneuten Überzahl (remember Halle) und der erneuten Ideenlosigkeit nur Augenwischerei gewesen. Besonders bitter ist dabei die Tatsache, daß die Himmelblauen mit dem überzeugenden Heimauftritt gegen die Rasenballsportler viele Hoffnungen geweckt hatten, die nach den 90 Minuten direkt begraben wurden. Wie tief die Enttäuschung saß, konnte man auch am Zaun des Gästeblockes beobachten, wo Fans und Spieler verbal aneinandergerieten und es daraufhin sogar zu Schubsereien unter den eigenen Anhängern kam. Den perfekten Abschluß des verkorksten Tages gab es dann für die Zugfahrer am Erfurter Bahnhof, wo die Thüringer Polizei zum Abschied reichlich Pfefferspray verabreichte.

Wertung: 5,0

Bester Himmelblauer: -entfällt-

Pressestimmen

Kicker-Online

Auf Wiegel ist vorne und hinten Verlass

[..] Tunjic servierte einen langen Pass genau in den Lauf von Wiegel. Weil Landeka pennte, machte der 22-Jährige kurzen Prozess und netzte zum 1:0 ein. Nach zehn Minuten war es wieder Wiegel, der es von der Strafraumkante aus versuchte, sein Ziel aber verfehlte. Chemnitz wiederum konnte sich kaum befreien und brachte vor allem die beiden am Führungstor beteiligten Rot-Weißen kaum unter Kontrolle. So musste CFC-Keeper Pentke gegen Tunjic retten, der es aus fünf Metern per Kopf probierte (16.). Hensels Kopfball in der achten Minute war in der Anfangsphase das einzige Lebenszeichen der "Himmelblauen". Mit zunehmender Spieldauer wurden die Chemnitzer mutiger und übernahmen im Ost-Derby die Oberhand. [..] Nach Wiederanpfiff legten beide Teams noch eine Schippe drauf. Öztürk sorgte im CFC-Strafraum für Wirbel, während sein Kollege Wiegel auf der eigenen Linie gegen einen abgefälschten Fink-Schuss rettete (53., 57.). [..] Das Tor der Hausherren schien wie verhext, was die Sachsen auch probierten, die Kugel wollte einfach nicht ins Netz. So feierten am Ende die Thüringer einen hart erkämpften Sieg im Ost-Derby. [..]

MDR-Online

RW Erfurt beendet Durststrecke

Es dauerte keine 120 Sekunden, da lag der Ball bereits im Netz. Nach einem weiten Ball von Tunjic, gewann Wiegel auf der rechten Seite das Laufduell mit Landeka und CFC-Keeper Pentke und schob den Ball aus spitzem Winkel ins Tor. Doch die Himmelblauen wirkten nicht geschockt und übernahmen das Kommando auf dem Platz. [..] Meist kombinierte Chemnitz und meist sorgte dabei Garbuschewski mit seinen scharfen Eingaben für Gefahr. Wie in der 24. Minute, als Hensel nach einem Freistoß des Mittelfeldmannes knapp neben das Tor köpfte. In dieser wie auch einigen anderen Situationen machte Erfurts Schlussmann Klewin nicht die beste Figur. [..] Ab der 61. Minute musste RWE dann mit zehn Mann auskommen, weil Czichos nach einem groben Foul an Garbuschewski die Rote Karte sah. Doch in Überzahl agierten die Himmelblauen recht einfallslos. In der 85. Minute nutze das Heine-Team auch die letzte gute Chance nicht. [..]

Thüringer Allgemeine

Wiegels frühes Tor entscheidet Ostderby für Rot-Weiß Erfurt

Umjubelter Schütze des Goldenen Tores vor knapp 7000 Zuschauern war Andreas Wiegel, der bereits nach 90 Sekunden traf. Nach einem tollen Pass von Aykut Öztürk überlief die Leihgabe aus Aue erst Gegenspieler Landeka, dann den herauseilenden CFC-Torwart Pentke und schob aus spitzem Winkel ein - es war sein erstes Tor für Rot-Weiß. [..] Mit Leidenschaft, Disziplin und in der letzten halben Stunde nur noch zu zehnt machten die Erfurter die fußballerischen Vorteile der Gäste wett und erkämpften die drei Punkte. Rafael Czichos hatte nach einem Foul von hinten an Garbuschewski eine umstrittene Rote Karte gesehen (61.). "Ich will den Ball spielen und berühre ihn nur leicht", sagte der Linksverteidiger später. "Aber besonders ärgerlich war, dass der Schiedsrichter erst in die Brusttasche zur Gelben Karte gegriffen hat und sich von den Protesten der Chemnitzer beeinflussen ließ." [..] "Man hat gesehen, dass wir eine echte Truppe sind", meinte der Rot-Sünder. Und Trainer Walter Kogler atmete nach der überwundenen ersten Krise erleichtert auf: "Jeder Einzelne ist bis zum Letzten gegangen, wollte das Erfolgserlebnis unbedingt." [..]

Freie Presse

CFC lässt sich von Rückstand aus der Spur bringen

Die Stadt Erfurt wirbt mit ihren Sehenswürdigkeiten täglich um viele Touristen. Im städtischen Sportkomplex, insbesondere dem Steigerwaldstadion, ist eine ganz spezielle Chemnitzer Reisegruppe seit Jahren äußerst gern gesehen. Denn der Chemnitzer FC konnte seit 1999 beim FC Rot-Weiß nicht mehr gewinnen. Auch am 15. Spieltag der 3. Fußball-Liga ließen die Himmelblauen die Punkte durch eine 0:1 (0:1)-Niederlage freundlicherweise in der Thüringer Landeshauptstadt zurück. [..] Chemnitz verschaffte sich nach einer halben Stunde dennoch mehr Präsenz auf dem Platz, verfügte praktisch bis zum Abpfiff über mehr Spielanteile und Ballbesitz. "Dafür können wir uns aber nichts kaufen, wenn es uns dabei nicht gelingt, den notwendigen Druck in der Gefahrenzone aufzubauen", kommentierte Bankert diese statistischen Kennzahlen. Und Torhüter Pentke bedauerte, dass seine Mannschaft aus ihrer Dominanz nichts machen konnte. "Das ist bitter. Heute hat die schlechtere Mannschaft gewonnen", schätzte er ein. [..]

Trainerstimmen

Walter Kogler (MDR-Online):
"Heute war das von der Leidenschaft her ein besseres Spiel von uns als in den letzten Wochen. Natürlich hat uns Chemnitz heute alles abverlangt. Besonders nach dem Platzverweis war die Devise: Defensive stärken und dichter stehen. Die Leidenschaft und der Wille sind heute belohnt worden."

Karsten Heine (MDR-Online)
"Die Laune war letzte Woche besser als heute. Wir sind enttäuscht über die Niederlage. Nach dem Tor hatten wir optische Überlegenheit in der ersten Halbzeit. Nach dem Wechsel hatten wir die totale Überlegenheit. Trotzdem war von meiner Mannschaft trotz Überzahl kein klarer und sauberer Fußball zu erkennen. Wir haben den Ball schlecht zugepasst und hatten keine optimale Raumaufteilung."

15. Spieltag - 3. Liga - Saison 2013/2014
Samstag, 02. November 2013, 14:00 Uhr
Steigerwaldstadion, Erfurt
Zuschauer: 6.943
Schiedsrichter: Osmers (Hannover)
FC Rot-Weiß Erfurt
T Klewin
A KleineheismannGelbe Karte
A CzichosRote Karte
A Laurito
A Odak
M Pfingsten-ReddigGelbe Karte
M EngelhardtGelbe Karte
M WiegelGelbe Karte
M Nietfeld (64. Kreuzer)
S Öztürk (64. Göbel)
S Tunjic (89. Baumgarten)

Trainer: Kogler
Chemnitzer FC
T Pentke
A Conrad
A Cinar (84. Mauersberger)
A Bankert
A Landeka (67. Pusch)
M Hensel
M Stenzel
M Garbuschewski
M Pfeffer
S Fink
S Semmer (67. Förster)

Trainer: Heine
Tore
1:0 Wiegel (2.)

Besondere Vorkommnisse:
Rote Karte für Czichos (61.)