Abwehr gut, Angriff mangelhaft
von Erik Büttner
Das kann herauskommen, wenn zwei der besten Abwehrreihen der Liga aufeinandertreffen: Nach einem chancenarmen Spiel trennten sich vor über 5.800 Zuschauern auf der „Fischerbaustelle“ der Chemnitzer FC und der Kieler SV Holstein mit 0:0.
Mit dem Chemnitzer FC (8 Gegentore) und dem KSV Holstein (13 Gegentore) trafen die beste und die zweitbeste Defensivreihe aufeinander. Und so entwickelte sich dann auch eine wenig ansehnliche Abwehrschlacht. Doch zunächst gehörte den Gästen das Spiel. Eine Viertelstunde machten sie mit guten, sicheren Kombinationen auf der größten der vielen Chemnitzer Baustellen gut Betrieb. Chemnitz dagegen schien nervös und konnte das bis zum Ende des Spiels nie vollständig ablegen. Nachdem Kiel aber sein Anfangsfeuerwerk abgebrannt hatte, ergaben sie sich auch dem Fehlpassfestival. In der Folge blitzte auf beiden Seiten ab und an das wahre Können auf, doch oft wurden die Möglichkeiten viel zu fahrig ausgespielt, als dass ernste Torgefahr entstehen konnte. Und so war es dann in Halbzeit eins nur je ein Schuss von Reagy Ofosu (24./vorbei) und im Gegenzug von Tim Siedschlag (25./gehalten), die ernsthaft Gefahr für des Gegners Tor bedeuteten.
Auch nach dem Seitenwechsel wurde die Partie nicht besser. Noch immer zerstörten ungenaue Abspiele viel zu oft die Angriffsbemühungen. Wenigstens aber wurde es in Strafraumnähe ein klein wenig interessanter. Trotzdem dauerte es wieder 10 Minuten bis zur ersten nennenswerten Chance, doch Fink verzog leicht gefoult etwas (55.). Die anschließende Freistoßmöglichkeit verdampfte in der Mauer. Dann bangt ganz Chemnitz um Marc Endres, der nach einem Zweikampf am Boden liegen blieb (66.). Nach langer Behandlung stand er mit einer Maske wieder seinen Mann in der CFC-Abwehr – ausgewechselt wurde nur sein blutgetränktes Trikot. Kurze Zeit später lag auch Fabian Stenzel am Boden, im Kieler Strafraum. Doch der geforderte Elfmeterpfiff blieb aus. Wohl zu Recht, denn den TV-Bildern nach zu urteilen, war dann eine verunglückte Abwehraktion von Nils Röseler auf der Gegenseite wesentlich Strafstoßwürdiger. Und so plätscherte das Spiel dann vor sich hin und plötzlich lag in der Nachspielzeit doch der Ball im Kieler Tor. Röseler hatte auf Danneberg verlängert und der aus Nahdistanz eingeköpft. Dumm nur, dass Röseler leicht im Abseits stand und noch dümmer, dass der Schiedsrichterassistent das auch noch völlig richtig sah…
So blieb es beim Leistungsgerechten 0:0 in einem eher schwachen Drittligaspiel. Dass beim Treffen zweier starker Abwehrreihen eine torlose Partie herausspringen kann, ist nachvollziehbar. Nicht nachvollziehbar ist aber das teils schwache Spiel des Chemnitzer FC. Was Kiel macht, ist ja nicht unser Bier. Aber beim CFC muss insbesondere vor dem anstehenden Pokalspiel gegen Werder Bremen der Knoten wieder platzen. In der Offensive krankt es erheblich. Das belegt auch nur das eine geschossene Tor in den letzten sechs Ligaspielen. Es scheint an Frische und Unbekümmertheit zu fehlen. Zudem stimmen Laufwege nicht – das hätte man zu Saisonbeginn erwartet – da klappte das aber, warum jetzt nicht mehr?! Hier muss Karsten Heine dringend eine Lösung finden. Die jetzige mit einem zurückgezogenen Anton Fink scheint sich als nicht optimal zu erweisen.
Wertung: 4,0 (schwaches, chancensarmes Spiel)
Beste Himmelblaue: Endres, Pentke
Trainerstimmen
Karsten Neitzel (MDR-Online):"Für die Zuschauer war es sicherlich nicht der fußballerische Knaller. Es waren zwei Mannschaften, die genau wussten, was der Gegner vorhat. Ich muss meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen, wie sie gegen den Ball gearbeitet hat. Gleiches gibt auch für den Gegner. Es war ein Spiel auf Messers Schneide. Wenn ein Tor gefallen wäre, wäre es sicherlich auch das entscheidende Tor gewesen. Im letzten Drittel hätte mein Team den Ball noch besser laufen lassen können, aber wir sind mit dem Punkt sehr zufrieden."
Karsten Heine (MDR-Online)"Wir haben nicht nur den gleichen Vornamen, wir haben auch die gleiche Einschätzung zum Spiel. Beide Teams sind nicht dafür bekannt, ein großes Offensivfeuerwerk abzubrennen. Beide praktizieren von der Anlage her ein ähnliches Gegenpressing. Jedes Team hatte zwei, drei Chancen, aber am Ende war es auch aus meiner Sicht ein gerechtes Unentschieden."