Es war alles für ein großes Fußballfest vorbereitet, an diesem 7. Mai 2017, dem so historischen Datum in der Chemnitzer Fußballgeschichte. Vor exakt 50 Jahren waren es die Herren um die gern besungenen Erler, Vogel und Feister die in Rostock den größten Erfolg der Vereinsgeschichte perfekt machten: Deutscher Fußballmeister der DDR - FC Karl-Marx-Stadt, dem einzigen wirklich großen Titel für unseren Club. Und so machten sich die Fans auf, diesen Jubiläumstag zu einem besonderen zu machen.
Am Hauptbahnhof erwarteten am Vormittag über tausend himmelblaue Anhänger die mittlerweile betagten Helden des Jahres 1967, die mit einer historischen Straßenbahn vorfuhren. Am Hauptbahnhof angekommen, gab es Blumen und feurige Ovationen für die Helden von einst. In einer Kutsche fuhren die Herren die knapp 3 km zum Stadion, gefolgt von der himmelblauen Anhängerschar die ein großes Banner mit der Aufschrift "DDR-Meister 1967" vorantrugen.
Am Stadion angekommen bedankten sich die sichtlich gerührten Meisterspieler von 1967 für diese großartige Geste der himmelblauen Fanszene.
Im Stadion selber gingen die Feierlichkeiten weiter. Stadionsprecher Olaf Kadner ließ den Siegtorschützen von Rostock, Manfred Lienemann, nochmal hochleben und die Südkurve feierte die Meisterspieler.
Das emotionale Highlight zum Jubiläum setzte dann die Südkurve mit einer atemberaubenden Choreo. "Stolz blicken wir zurück - 1967 unser Meisterstück" stand in großen Lettern auf der Südkurve. Doppelhalter mit dem Meisterjahr "67" schmückten den Fanblock. In der Mitte schließlich wurde ein großes, halbrundes Banner hochgezogen, darauf die Abbilder der Meisterspieler, der Meisterwimpel und die Goldmedaille für den DDR-Meister. Ein Gänsehautmoment, der so viele Sorgen, die uns gerade um unseren geliebten Club bewegen, kurz vergessen ließ. Und der auch den prominenten Ehrengast, Michael Ballack, berührt haben dürfte.
Man hätte diesen Tag an dieser Stelle beenden können, doch es sollte noch Fußball gespielt werden. Sportlich war es ein Duell bei dem es für keine der beiden Mannschaften mehr um etwas ging. Die Himmelblauen hatten sich bekannterweise schon vor Wochen von jeglichen Aufstiegsambitionen verabschiedet und auch für Tabellennachbar Preußen Münster ging es nur noch darum die Saison ordentlich ausklingen zu lassen. Immerhin um die 300 Gästefans waren mit nach Chemnitz gekommen und ließen es zu Spielbeginn erstmal ordentlich im Block nebeln.
Beim CFC durfte Daniel Frahn mal wieder von Beginn an ran und DF11 hatte nach drei Minuten auch die erste Halbchance für den Club, doch sein abgefälschter Fallrückzieher stellte Preußen-Keeper Schulze vor nicht allzu große Probleme. Münster hatte vor einer Woche den Überflieger aus Zwickau mit 5:1 geerdet und war auch in Chemnitz offensiv ausgerichtet. Nur acht Minuten waren gespielt, da zeigte sich, dass die himmelblaue Notabwehr alles andere als sattelfest ist. Ein langer Ball auf Grimaldi, der legte per Kopf auf Kobylanski ab. Weder Mbende und Bittroff bekommen den Münsteraner zu fassen und so konnte Kobylanski zum 1:0 für die Preußen einschieben.
Die Himmelblauen wehrten sich. Insbesondere Abwehrspieler Koch, dessen Zukunft noch offen ist, und Dennis Grote in Spielmachermanier schalteten sich immer wieder in die Offensive ein. Doch gute Chancen wurden ausgelassen - Frahn köpfte dem Gäste-Keeper den Ball nur in die Arme statt ins Tor, Kochs Schuss aus 20 Metern zischte knapp am Pfosten vorbei (11.), Fink semmelte den Ball aus 12 Metern über den Kasten (31.) und dann zeigte sich Schulze Niehues als Spielverderber als er einen Schuss aus 8 Metern Entfernung von Koch glänzend parierte. Zwei Minuten vor der Pause sorgte Mast für kollektives Haareraufen beim CFC-Anhang. Von Grote wunderschön steil geschickt, bekommt er alleine vor Schulze Niehues das Leder nicht am selbigen vorbei.
Auf der Gegenseite verpassten die Münsteraner nach einer halben Stunde die Riesengelegenheit zum 2:0 als Grimaldi im Laufduell von der Mittellinie sowohl den heute indisponierten Mbende als auch Jopek stehen läßt und der Innenpfosten für den geschlagenen Kunz rettet.
Zuvor hatte bereits Ex-Dynamo Tekerci mit einer Doppelchance das zweite Tor für Münsteraner auf dem Schlappen.
Kurz nach der Pause hätte Daniel Frahn was gegen seine Torflaute tun können. Doch nach einer schönen Flanke von Grote bekam der bedrängte Frahn das Leder aber nicht am Besten der Münsteraner, Schulze Niehues, vorbei. Auch Dennis Mast scheiterte nach 61 Minuten erneut aus kurzer Distanz am Preußen-Schlußmann.
Wenn Du vorne keinen machst... dann bekommst Du bekanntlich hinten einen rein. Oder auch zwei. Diese alte Weisheit sollte sich auch diesmal bewahrheiten. Die Preußen bewiesen sich als wahre Partycrasher, zunächst in Gestalt von Rizzi, der nach 65 Minuten einen langen Ball einfach über Kunz lupfte. Die CFC-Abwehr konsterniert, Mbende und Co. hatten auf Abseits spekuliert. Den Deckel drauf machte in der 73. Minute Grimaldi, der Türpitz stehen ließ und aus kurzem Winkel zum 3:0 einschob. Damit waren die Messen natürlich gesungen und es blieb beim 3:0. Viele fühlten sich schon an ein 0:4, ebenfalls gegen die Preußen vor gar nicht so vielen Jahren erinnert. Damals war bekanntlich der himmelblaue Übungsleiter zurückgetreten. Mit Pfiffen wurde die Mannschaft in die Kabine verabschiedet.
Fazit: Es ist ein Ergebnis was zur aktuellen Situation passt. Der Kampf um die Lizenz, die Querelen im Verein, die Unsicherheit in welcher Liga und mit welchen handelnden Personen es in der kommenden Saison weitergeht, macht auch vor dem kickenden Personal nicht halt. Sehr treffend formulierte diesen Fakt auch Daniel Frahn nach dem Spiel.
Trotzdem - es war alles in allem kein wirklich schlechtes Spiel vom CFC, nur über die Abwehrleistung und die Chancenverwertung kann man getrost den Mantel des Schweigens legen.
So bleibt an diesem besonderen Tag für alle leidgeprüften Clubfans nur die Hoffnung, dass das Lizenzthema irgendwie gut ausgeht, der CFC diesen Pokal aus Leipzig mitnimmt und - welcher Übungsleiter auch immer - in der kommenden Saison eine halbwegs schlagkräftige Truppe formiert. Getreu dem Motto: "Vorwärts, immer weiter, CFC!".
Besten Dank für einen Teil der Bilder geht an Lenny von cfcfans.de."Man hat gemerkt, es war ein Spiel, bei dem es nicht um alles ging und die Akteure nicht bis in die Haarspitzen motiviert waren. Wir sind in der ersten Halbzeit besser ins Spiel gekommen, hatten auch ein, zwei Chancen, um höher zu führen. Danach hatte auch der CFC gute Chancen, aber auf beiden Seiten klärten die Torhüter jeweils sehr gut. Das zog sich auch so in die zweite Halbzeit hinein, in der wir später besser und ruhiger agiert haben und mit unseren Toren das Spiel verdient gewonnen haben."
"Wir hatten uns an diesem geschichtsträchtigen Datum viel vorgenommen. Aber schon das erste Vorhaben misslang, wir wollten versuchen die erste Phase des Spieles ohne Gegentor überstehen. Wir haben einfach nicht gut verteidigt und trotzdem hatten wir bis zum 0:2 auch gute Aktionen in der Offensive. Bezeichnend war das 0:3, als wir bei einem einfachen Ball auf Abseits gehofft hatten und diese Aktion auch schlecht verteidigt haben. Schade, dass wir unsere Meisterspieler nicht ein klein wenig begeistern konnten."