Nun hat es auch den Chemnitzer FC erwischt. In einem emotionsgeladenen Spiel unterlagen die bislang zu Hause unbesiegten Himmelblauen Spitzenreiter Tennis-Borussia Berlin mit 0:1. Die Gastgeber verkauften sich dabei so teuer wie möglich, hatten allerdings an diesem Nachmittag im Schiedsrichter einen 12. Gegenspieler.
Von vornherein war klar, daß den spielstarken Berlinern nur über den Kampf beizukommen wäre. Dies wurde bereits nach sechs Minuten durch den Schiri durchkreuzt, der Hendrik Liebers nach zwei Fouls (eins davon wirklich gelbwürdig) mit Gelb-Rot vom Platz schickte. Auch in der Folgezeit ließ der Referee keine klare Linie erkennen und hatte das Spiel trotz Kartenflut nie im Griff. Dagegen gab es noch zwei klare Fehlentscheidungen zu Lasten unseres Teams, das unter diesen Umständen eine Super-Leistung bot, was auch durch die Zuschauer honoriert wurde. Die Berliner waren zwar überlegen, konnten aber aus ihrer Überzahl lange Zeit kein Kapital schlagen. Der CFC hielt mit enormem läuferischen Aufwand das Spiel offen, konnte dabei allerdings verständlicherweise kaum Akzente in der Offensive setzen. Im Laufe des Spiels schwanden dann die Kräfte auf Chemnitzer Seite, und die Gäste, die eine clevere und abgeklärte Partie lieferten, kamen zum sich abzeichnenden Torerfolg durch den Ex-Chemnitzer Ilja Aracic. Diesem ging allerdings die zweite große Fehlentscheidung voraus, da der Treffer aus einer Abseitsstellung fiel, was selbst der Torschütze nach dem Abpfiff zugab. Infolgedessen lassen dann eben auch Kleinigkeiten wie ein nicht gegebener Eckball die Emotionen hochkochen. Dies soll aber auf keinen Fall das erneute Werfen von Gegenständen rechtfertigen. Wenn dann sogar Bierflaschen fliegen, muß man manchen Leuten bestimmte geistige Fähigkeiten absprechen. Es ist abzusehen, daß solche Aktionen früher oder später zu Lasten des CFC gehen.
Nach der Führung beschränkten sich die Tennis-Borussen darauf, das Spiel zu Ende zu bringen. Die Himmelblauen versuchten ihrerseits weiterhin alles, aber die sowieso schon spärlichen Offensivbemühungen erlahmten mit dem Ausscheiden von Jörg Schmidt, der an diesem Nachmittag wiederum aktivster CFC-Spieler war. Auch hier zeigte der Schiedsrichter keine Souveränität. Der Chemnitzer Angreifer war mehreren rüden Attacken ausgesetzt, und bei einem vorherigen Foul, nach welchem der Referee sogar weiterlaufen ließ, mußte er schon einmal behandelt werden. In der 77. Minute ging es dann nicht mehr weiter, nachdem der auch schon in Chemnitzer Diensten tätige Jens Melzig sich zu einem überharten, nur auf den Mann ausgerichteten Einsteigen hinreißen ließ, welches anscheinend auch noch mit Vorsatz geschah, wenn man das darauffolgende Abklatschen mit dem Mitspieler richtig deutet. Dem Schiri jedenfalls war's nur Gelb wert, dafür schickte er dann in der letzten Minute Ivica Gvozden wegen einer angeblicher Notbremse vom Feld. Dies war allerdings eine weitere Fehlentscheidung, da sich zum Zeitpunkt des Fouls Ingo Hertzsch näher zum Tor befand und im Ernstfall hätte eingreifen können. Alles in allem eine indiskutable Schiedsrichter-Leistung, die ein wirkliches Spitzenspiel von vornherein unmöglich machte.
Erfreulich, daß das Chemnitzer Publikum in letzter Zeit ein feines Gespür für gute Leistungen hat und nicht immer nur nach dem Ergebnis geurteilt wird. So gab es auch diesmal nach dem Abpfiff trotz der Niederlage stehende Ovationen für die Himmelblauen, in deren Reihen neben Jörg Schmidt der wiedergenesene Sven Köhler und Ingo Hertzsch herausstachen. Auch Steffen Süssner zeigte zum wiederholten Male eine sehr gute Leistung. Es scheint weiterhin so, als ob das Team auf dem richtigen Weg ist.