Gute Leistung mit ungenügendem Ende
von jb
Beinahe schon Sommerwetter lockte am heutigen Sonntag doch eine überraschend große Zahl an Masochisten ins Stadion. Gut 7700 Zuschauer wollten sich ansehen, ob der CFC noch Lebenszeichen von sich gibt. Darunter auch etwa 1000 Gäste aus der nahen Saalestadt.
In der Anfangsformation des CFC hatte Trainer Bergner einen unerwarteten Wechsel vorgenommen. Dartsch musste von der Stammelf gleich auf die Tribüne, für ihn kam Mlynikowski. Taktisch ging dieser auf die linke Abwehrseite, und Sumusalo rückte auf Rechts. Jeder, der den Ballverlust vorm 3:0 im letzten Auswärtsspiel noch vor Augen hatte, konnte da nur mit dem Kopf schütteln. Sumusalo hat keinen rechten Fuß, und sollte nun über diese Seite Betrieb machen? Das sah dann im gesamten Spiel auch entsprechend so aus, Flanken mit Tempo aus dem Lauf heraus gab es natürlich keine.
Vom Anpfiff weg merkte man dem CFC an, dass die Mannschaft gewillt war dieses Spiel zu gewinnen. Die erste Chance nach einer Ecke in der 2. Minute, der Nachschuss von Hansch aus 25 m strich knapp über den Querbalken des Gästetores.
Die nächsten Chancen dann in den Minuten 7 und 8. Ein Freistoß von Halblinks schlenzt Reinhardt an den Innenpfosten (im Stadion kaum zu sehen, Gästetorwart Schnitzler war mit den Fingerspitzen noch dran, sonst wäre der Freistoß punktgenau im Netz gelandet), läuft die Linie entlang und wird vom heraneilenden Frahn gegen den anderen Pfosten gedrückt, in der Mitte kann ein Hallenser noch knapp vor Slavov klären. Was für ein Riesending, aber scheinbar war Frahn zu überrascht.
Der CFC blieb die Mannschaft mit den besseren Chancen. Bereits in Minute 12 die nächste Großchance, ein Freistoß aus der eigenen Hälfte wird von Slavov verlängert, ein Hallenser klärt auf den Fuß von Hansch, der volley nur knapp am langen Pfosten vorbeischießt. Auch hier fehlten Frahn nur wenige Zentimeter, um den Ball zu versenken. Doch das Chancendrama war noch nicht vorbei. Einen Freistoß von der Mittellinie durch Sumusalo landet auf dem Kopf von Slavov, der Ball landet am linken Strafraumeck bei Baumgart, der toll Lindenhahn aussteigen lässt und den Ball Richtung Tor schlenzt – wieder Pfosten! Und Slavov stolpert unglücklich am Abpraller vorbei. Kurz darauf gab es eine längere Verletzungsunterbrechung, Gästeverteidiger Franke knickte bei einem Zweikampf im Strafraum unglücklich um, und musste nach dreiminütiger Unterbrechung doch ausgewechselt werden. Anschließend wurde es etwas ruhiger, Grote konnte die Gästeabwehr mehrfach mit hohen Bällen knacken, diese konnten von Frahn und Hansch allerdings nicht verwertet werden, und ein Kopfball von Endres landete nur auf dem Netz von Schnitzler.
Und die Gäste? Hatten auch 3-4 Chancen, allerdings eher von der harmlosen Sorte. Scheffel konnte einige Situationen entschärfen, und was dann noch durchkam hatte Tittel sicher. Am gefährlichsten noch eine scharfe Eingabe von Landgraf quer durch den Fünfmeterraum, die aber Freund und Feind verpasste.
Die erste Hälfte war dann vorbei, und eigentlich lief die fast nach Wunsch. Der CFC kontrollierte über weite Strecken das Spiel, ließ keine Großchancen der Gäste zu und hatte selbst mehrere hochkarätige Möglichkeiten. Lediglich die fehlenden Tore trübten die Stimmung etwas. Viel lief über die linke Seite mit Mlynikowski und Baumgart sowie zentral über die langen Bälle von Grote, während Reinhardt viele Angriffsversuche der Gäste stark unterbinden konnte.
Beide Teams gingen unverändert in die zweiten Halbzeit. Auch im Spielverlauf ging es weiter wie vor der Pause. Einziger Unterschied: jetzt klappte es endlich mit dem Tor! Wieder spielt Grote einen Ball über die Hallenser Abwehr, Slavov legt mit dem Kopf ab und Frahn verwandelt aus Nahdistanz zum 1:0 (48.). Hansch hätte kurz darauf nachlegen können, verfehlte das Tor wieder knapp. Halle musste dann zum zweiten Mal verletzungsbedingt wechseln, dieses Mal musste Lindenhahn raus, nachdem er umgeknickt war.
Nach einer guten Stunde deutete sich dann so langsam an, was es diese Saison leider schon mehrfach zu sehen gab. Anstatt aus dem Spielverlauf und der Führung Selbstvertrauen zu tanken und das Spiel souverän zu Ende zu bringen, schlichen sich bei den Himmelblauen nun mehr und mehr Fehler ein, ging der Spielfluss verloren. Schwer zu sagen, ob der CFC schlechter wurde oder Halle besser, die Konsequenz war jedenfalls ein in die Defensive gedrängter CFC, der die sich bietenden Räume für Konter überhaupt nicht nutzen konnte. Beide Stürmer konnten keine Akzente mehr setzen, besonders Slavov konnte nach seiner Torvorlage so gut wie keinen Zweikampf mehr gewinnen. Ein Wechsel wäre jetzt wünschenswert gewesen, aber Trainer Bergner sah das offenbar anders. Nach längere Zeit hatte Frahn dann noch eine gute Chance, sein Schuss aus spitzem Winkel wurde aber noch zu Ecke abgelenkt (67.).
Kurz darauf ein Schreckmoment, Marc Endres humpelte etwas und musste dann auch raus, für ihn kam Mbende (73.). Und während er vor seiner vom Trainer verordneten Denkpause noch als kompromissloser Zweikämpfer ein Lichtblick im himmelblauen Abwehrchaos war, machte er heute eine mehr als unglückliche Figur. Mehrere Abwehraktionen gerieten viel zu kurz und landeten beim Gegner, so auch nach einer Ecke in Minute 79. Einen harmlosen Schuss in die Füße des Gegners abgewehrt, den ebenfalls nicht sonderlich guten Nachschuss leicht abgefälscht und außerdem Tittel die Sicht genommen, sodass dieser den Ball nur kurz nach vorn abprallen lassen kann. Zenga (von seinem Gegenspieler Grote nach Hereingabe der Ecke einfach aus den Augen verloren) reagiert schneller als alle umstehenden Himmelblauen, und so hieß es plötzlich 1:1. Neben Grote hätte auch Sumusalo sich um Zenga kümmern können, konzentrierte sich aber mehr auf den Ball als auf die Gegenspieler, hob zudem das Abseits auf. Eigentlich die erste gefährliche Aktion der Gäste im ganzen Spiel, bzw. wurde diese erst wieder durch 2-3 individuelle Fehler der CFC-Defensive gefährlich. Sprich trotz mehr Ballbesitz in den letzten Minuten wusste Halle eigentlich nicht, wie es zum Ausgleich kam.
Bergner brachte direkt im Anschluss noch Aydin für Sumusalo und setzte so auf volle Offensive. Chancen gab es weiterhin, ein Kopfball von Slavov verfehlte sein Ziel knapp und Aydin scheiterte in der Nachspielzeit aus guter Position an Schnitzler. Die Defensive stand in den letzten 10 Minuten auch wieder besser, Mbende konnte sich ordentlich steigern. Leider alles zu spät.
Das war es dann, vernünftige Leistung auf dem Rasen, wieder gute Unterstützung von den Rängen. Und vom Ergebnis her eben doch zu wenig.
Am Ende noch ein Lob an Schiedsrichter Siebert. Leitete souverän, ließ viel laufen und das auf beiden Seiten, auch grobe Fehler gab es nicht. Vielleicht hätte es 2-3 Gelbe mehr geben können, aber eben das auch auf beiden Seiten. Bei aller Kritik an diversen Unparteiischen der letzten Wochen muss das mal positiv erwähnt werden.
Fazit: Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß. (Andreas Brehme)
Wertung: 2,5
Beste Himmelblaue: Scheffel, Reinhardt
Trainerstimmen
Rico Schmitt (Halle) bei mdr.de:"Für uns heißt es jetzt Durchschnaufen nach einer anstrengenden Woche. Vor einer Woche noch die 0:3-Niederlage gegen Fortuna Köln und die Ansage von den Fans. Unter der Woche noch die 1:0-Energieleistung gegen Bremen II. Und heute Kompliment an meine Mannschaft, wie sie einen Punkt gegen einen giftigen und griffigen Gegner erkämpft hat. In der ersten Halbzeit hatten wir bei zwei Aluminium-Szenen sicherlich Riesenglück. Und nach der Verletzung von Fabian Franke mussten wir umstellen, konnten sicherlich nicht alles gut verteidigen, aber meine Mannschaft hat sich gegen den Rückstand gestemmt. Das 0:1 hätten wir ganz anders verteidigen müssen. Aber meine Mannschaft hat sich nur kurz geschüttelt, mit taktischen Umstellungen und mehr Flügelspiel, den Ausgleich markiert, den sie bis zum Abpfiff gehalten haben."
David Bergner (CFC) bei mdr.de:"Jeder, der den CFC im Herzen trägt, wird sicherlich traurig nach Hause gehen. Aber er hat gesehen, dass die Mannschaft lebt. Bis zur Halbzeit hätten wir schon 2:0 führen müssen. Diese Führung gelang uns dann am Anfang der zweiten Halbzeit durch Daniel Frahn, der dann später leider eine Chance zum 2:0 nicht nutzen konnte. In unserer aktuellen Situation ist es natürlich klar, dass wir so eine 1:0-Führung nicht routiniert runterspielen, gegen einen Gegner, der natürlich nicht aufgibt, und auch wir mussten nach der Auswechslung von Marc Endres umstellen. Nach dem 1:1 hat meine Mannschaft nicht aufgesteckt, und hatte in der Nachspielzeit durch Okan Aydin noch die Riesenchance zum Sieg. Leider nur ein Punkt, aber mit der Leistung bin ich sehr zufrieden."