Unterschiedlicher können die Vorzeichen nicht sein: Absteiger trifft auf Aufsteiger, Ligaprimus auf Schlusslicht – im konkreten Fall reiste der Chemnitzer FC mit zehn Siegen aus zehn Spielen zum FSV Optik Rathenow, der mit nur einem Sieg und einem Remis auf dem letzten Platz steht. War die erste Halbzeit – zumindest vom Spielstand her – noch ausgeglichen, setzte sich nach dem Seitenwechsel die individuelle Klasse durch. Spätestens mit der Einwechselung von Frahn zog der Spitzenreiter dynamisch an und siegte standesgemäß.
Neuer Gegner, neuer Ground
Bis dato haben der Chemnitzer FC und der FSV Optik Rathenow noch nie gegeneinander gespielt. Zur Premiere besuchten am „Tag der deutschen Einheit“ 943 Zuschauer das schmuckhafte und idyllisch im Wald gelegene Stadion „Am Vogelgesang“, das ursprünglich eine Trabrennbahn gewesen ist. Mehr als 100 Jahre bot die einzige Holztribüne Platz für 400 Zuschauer; bis 1994 sollte der stolze Bau halten und Wind und Wetter trotzen. Anhänger von Union Berlin brachten diesen zwar nicht zu Fall, jedoch resultierten aus der damaligen Randale erhebliche Schäden, sodass diese schließlich zurückgebaut werden musste. 2006 folgten die längst überfälligen Umbaumaßnahmen. So entstanden im Heimbereich zwei kleine, überdachte Tribünen, dazu wurde auf der Gegengerade die Tartanbahn zurückgebaut und ein separater Block für Gästefans errichtet. 400 himmelblaue Schlachtenbummler ließen sich in diesem nieder und sorgten – bis auf die Torjubel – für keine stimmungsvollen Momente.
Neues Quartett in der Startformation
Der 3:1-Heimsieg gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig hatte nicht nur drei weitere Punkte, sondern ebenso drei gesperrte Spieler zur Folge. CFC-Coach Bergner musste erstmals in der Serie seine Startformation richtig umbauen, da er nicht auf Hoheneder, Langer und Garcia zurückgreifen konnte. Anstelle dieser bot er Blum, Karsanidis und Milde auf. Weiterhin saß Frahn aufgrund muskulärer Probleme – vorerst – nur auf der Bank, für ihn spielte Mauer auf dem rechten Flügel. Die neu zusammengestellte himmelblaue Startelf hatte zu Beginn diverse Probleme mit den Gastgebern, man agierte schwerfällig, es fehlte Kreativität, um für gefährliche Augenblicke zu sorgen. Erst eine Eckballserie zur Halbzeitmitte änderte das; aus dieser resultierte die beste Chance. Diese war Grote via Distanzschuss vorbehalten. Die Rathenower wären – nach Jakubov-Fehlpass – unmittelbar vor der Pause beinahe in Führung gegangen.
Qualität auf dem und Quantität neben dem Platz
Vorab: Das himmelblaue Spiel wurde nach dem Seitenwechsel wesentlich dynamischer und chancenreicher. Spätestens als Frahn nach einer Stunde eingewechselt wurde, kam noch mehr offensive Qualität – und damit die Wende. Doch bevor diese eintrat, wurde es turbulent. So hämmerte Milde einen Schuss unter die Latte, Bozic setzte akrobatisch nach und zwang den Schlussmann zu einer starken Parade. Frahn stand auf dem Posten und köpfte den Ball auf das Tor und über die Linie. Dachten zumindest alle, einzig der Schiedsrichter an der Linie sah das anders und verweigerte dem Frahn-Treffer die Gültigkeit. Dieser echauffierte sich daraufhin und kassierte die gelbe Karte. Glück im Unglück: Es war seine vierte in dieser Serie.
Zwei etatmäßige und zwei Premieren-Torschützen
In der 67. Minute war es endlich soweit: Grote und Karsanidis spielen an der Strafraumgrenze miteinander Doppelpass und setzen so Bozic in Szene, der den Ball in die lange Ecke schiebt und damit die Führung erzielt. Die Gegenwehr der Rathenower war damit gebrochen und der souveräne Tabellenführer schraubte die Führung im Anschluss standesgemäß in die Höhe. Itter ergrätschte sich an der Außenlinie den Ball, passte diesen zu Frahn weiter, welcher – am kurzen Pfosten positioniert – gekonnt zum 2:0 einchipte. In der 76. Minute durfte Bozic Feierabend machen, für ihn kam Hovi – und dieser führte sich perfekt in die Begegnung ein. So traf der Finne 15 Sekunden nach seiner Einwechslung via Sololauf von der Mittellinie zum 3:0. Für den Schlusspunkt sorgte in der 86. Minute nach Vorlage von Blum, der einen Grote-Freistoß verlängerte, Karsanidis.
Fortsetzung der Siegesserie
Wahnsinn! Der Chemnitzer FC gewinnt auch das elfte Spiel in Folge – und marschiert weiterhin eindrucksvoll und scheinbar unaufhaltsam durch die Regionalliga-Nordost. Am kommenden Sonntag geht es für die Bergner-Schützlinge schon wieder weiter. Mit dem FSV Wacker Nordhausen gastiert ein absolutes Schwergewicht im „Stadion Chemnitz“.
Ein Dank für die Bilder geht an das Team von fokusfischerwiese.com
"In der ersten Halbzeit waren wir nicht zielstrebig genug, hatten zu viele Ballkontakte, so dass der Gegner immer wieder die Räume zustellen konnte. In der zweiten Halbzeit wollte Rathenow mitspielen, das kam unserem schnellen Umschaltspiel entgegen. Das 1:0 haben wir erzwungen. Danach war bei uns die Ruhe im Spiel. Die Tore sind auch gefallen, weil der Gegner nicht mehr an sich geglaubt hat."
"Bis zum zweiten Gegentor war ich sehr zufrieden mit meiner Mannschaft. Danach haben wir uns aufgegeben. In der ersten Halbzeit haben wir oft den falschen Pass gespielt und uns nicht richtig bewegt. Dass wir hinten heraus so einbrechen, liegt auch an der Saisonvorbereitung."