Es war ein Tag der Emotionen. Dieser erste Spieltag der Regionalliga-Saison 2023/24 mit der Partie gegen den FC Carl-Zeiss Jena. Nach einem turbulenten Sommer in dem CFC die halbe Stammelf, der komplette Vorstand, Geschäftsführer und Gesellschafter verlustig gingen. Der Club stand mal wieder vor einen Scherbenhaufen und einem Neuanfang. Doch dieser Neuanfang fühlt sich diesmal richtig und gut an. Uwe Hildebrand übernahm den Geschäftsführerposten und man spürte sofort einen neuen, frischen und positiven Wind. Und es ist bemerkenswert, dass Hildebrand sich vor dem Spiel das Mikrofon nahm, den Fans und Sponsoren, insbesondere aber auch seinen Mitarbeitern der Geschäftsstelle dankte. Dass er stolz ist, ein Teil des Vereins zu sein. Dann schnappte er sich eine der beiden großen Schwenkfahnen zum Einlauf der Mannschaften.
Auch Identifikationsfigur Chris Löwe richtete emotionale Worte an die über 6000 Zuschauer. Er dankte für die Unterstützung des CFC in diesen schweren Zeiten, die nicht selbstverständlich sein. Löwe sprach von Geduld, Zusammenhalt, Leidenschaft und Identifikation und dass niemand größer ist, als der Verein. Damit traf Löwe den Nerv der Chemnitzer Fans, die die Worte mit tosendem Applaus honorierten.
In der Südkurve machte ein Plakat mit der Aufschrift "Wir sind immer für Euch da!" klar, dass die Fans den Club auch beim neuerlichen Neuanfang unterstützen wollen. Ein himmelblau-weißes Fahnenmeer zum Einlauf der Mannschaften sorgte für ein optisches Highlight. Auf Seiten der Thüringer gab es ebenfalls eine Choreo und etwas blau-gelben Rauch.
Gänsehaut schon vor dem Anpfiff.
Gespannt durfte man auf die Startelf des neu formierten Chemnitzer FC gegen den Vizemeister der vergangenen Saison sein. Fehlten Christian Tiffert verletzungsbedingt doch eine komplette Viererkette (Berger, Koch, Zickert, Löwe) und dazu noch Max Roscher. Am Ende schickte Tiffert sechs Neuzugänge (Reutter, F. Müller, Erlbeck, Ampadu, Lihsek, Smith), drei Spieler aus dem himmelbauen Nachwuchs (Wunsch, Walther, Schreiber), Kapitän Tobias Müller und Stephan Mensah aufs Feld. Bei den Gästen stand mit Keeper Kevin Kunz ein alter Bekannter im Kasten.
Die favorisierten Gäste begannen wie die Feuerwehr und nach drei Minuten jubelte nach einem Freistoß von Lämmel der gesamte Gästeblock. Doch die Fans der Zeiss-Städter hatten einen Knick in der Optik, denn der Freistoß landete über den Kasten von Wunsch. Für Wunsch war es der erste Pflichtspieleinsatz als Stammkeeper und in der ersten Halbzeit merkte man ihm die Nervosität an. Nach der Pause wurde es deutlich besser.
Nach etwa zehn Minuten kam der Club besser ins Spiel, der heute als Innenverteidiger agierende Walther gab den ersten Schuss auf das Jena-Tor ab (8.).
Dann spielte der sehr agile Schreiber mit Neuzugang Lihsek Doppelpass. Seine Hereingabe erreichte in der Mitte Mensah, doch der brachte keinen Druck hinter den Ball. Riesenchance vertan! Auf der Gegenseite prüfte Richter Wunsch mit einem Flachschuss, den Wunsch nur abklatschen konnte. Walther klärte die Situation (19.).
Kurz vor der Pause gab's die zweite Riesenchance für den Club zur Führung. Eine Walther-Ecke köpfte 2-Meter-Riese Smith in den Strafraum. Doch weder Erlbeck noch Tobi Müller konnten Jena-Keeper Kunz überwinden.
Nach der Pause dauerte es ein wenig bis zur ersten Torchance. Bei einem Schuss von Richter zeigte Wunsch, dass er ein Guter ist und lenkte den Ball noch über die Latte (63.). Tiffert wechselte dreimal, brachte Keller, Stagge und Rückkehrer Dejan Bozic. Mit den Neuen kam auch neuer Schwung ins CFC-Spiel und der Club dominierte die Schlussphase. Insbesondere Keller, im Zusammenspiel mit Ampadu, trieb das Offensivspiel an. Mit einem Kopfball von Stagge (84.), einem Schuss von Ampadu (85.) und einem Freistoß von Felix Müller (87.) hatte der Club drei gute Gelegenheiten - doch Kunz bewahrte Jena vor der Niederlage.
Am Ende blieb es bei einem 0:0-Unentschieden, mit dem die hochgehandelten Jenenser sehr zufrieden sein können.
Fazit: "Wundertüte" wurde der neuformierte CFC von vielen vor der Saison genannt. Nach dem ersten Spieltag zeigt sich, es ist eine Wundertüte, die Spass macht. Die Laufbereitschaft, der Einsatzwille, die Leidenschaft, die die Jungs an den Tag legten, begeistern. Exemplarisch die Szene in der Schreiber kurz vor Schluss einen Konter der Jenenser mit dem letzten Einsatz noch entschärft. Mit Neuzugang Ampadu hat der CFC jetzt einen technisch beschlagenen und laufstarken Mittelfeldspieler, Erlbeck überzeugte als "aggressive Leader", Schreiber beackerte die linke Seite mit viel Dynamik. So kann's weitergehen.
Wer heute da war, wird sicher wiederkommen.