CFC zeigt sich kämpferisch, verliert dennoch beim neuen Spitzenreiter
von Andreas Schreiter
Samstag 26. Februar, Schneeregen, Temperaturen um den Gefrierpunkt und der CFC spielt beim Tabellenzweiten und Aufstiegsaspiranten in Braunschweig. Die Aussichten auf einen gemütlichen und erfolgreichen Ausflug nach Niedersachsen waren also gering.
Auf dem Platz standen sich mit Eintracht Braunschweig und dem CFC die beiden jeweiligen Landesmeister von 1967 gegenüber. Die Fankurve der Eintracht war über diese Tatsache gut informiert, und wartete mit dem Spruchband "Der wahre Meister von 67 trägt blau-gelb" auf. Ein Sachverhalt über den man sicherlich diskutieren kann...
Zum Spiel: Schon 2 Minuten nach Beginn schienen sich sämtliche düsteren Vorahnungen der himmelblauen Anhängerschaft zu bestätigen. Chemnitz entblößte grundlos die linke Abwehrseite und die flache Eingabe in den 5-Meter-Raum kann Graf ungehindert zur 1:0 Führung für die Hausherren einschieben.
Wer jetzt allerdings einen Sturmlauf des BTSV erwartet hatte, sah sich enttäuscht. Die Gastgeber zogen sich zurück, und überließen dem CFC das Mittelfeld. Demzufolge gab es für die Himmelblauen in der Folgezeit zwar mehr Ballbesitz, für größere Gefahr vor dem Tor der Braunschweiger konnte aber nicht gesorgt werden.
Dagegen waren die Braunschweiger mit gelegentlichen Kontern gefährlich. So setzte sich Graf über links durch und gab den Ball in die Mitte auf den Torjäger Kuru, dessen Schuss von Ahlf allerdings abgeblockt wurde. Überhaupt war der Torjäger der Regionalliga Nord bei der CFC-Abwehr in guten Händen und wurde sogar Mitte der zweiten Halbzeit ausgewechselt.
Nach etwa einer halben Stunde kam auch der CFC zu ersten Chancen. Zweimal Karl und einmal Fillinger sorgten mit Fernschüssen zumindest für ein wenig Gefahr vor dem Kasten von Stuckmann. Und in der 40. Minute kam Baumann nach einer Ecke relativ unbedrängt an den Ball, doch sein Kopfball landete nur auf dem Tornetz. Auf der Gegenseite musste Steffen Süssner bei einem strammen Schuss von Grimm zweimal zupacken und eine verunglückte Flanke von Graf landete auf der Torlatte des Chemnitzer Gehäuses. Es blieb bis zur Pause beim 1:0 für die Gastgeber.
Nach dem Wiederanpfiff das gleiche Bild einer nur mäßigen Regionalliga-Partie: Der CFC mit mehr Ballbesitz, ohne allerdings für große Gefahr zu sorgen. Braunschweig verlegte sich aufs Kontern, scheiterte damit allerdings vor allem an der guten Abseitsfalle der von Ulf Mehlhorn dirigierten Abwehr. Chancen blieben auf beiden Seiten in den ersten 30 Minuten der zweiten Halbzeit Mangelware. Lediglich Fuchs prüfte mit einem harmlosen Schuss Süssner.
Das war der Beginn eines kleines Privatduells des Braunschweiger Angreifers mit dem Chemnitzer Torhüter. Als die Abseitsfalle einmal nicht zuschnappte, tauchte eben dieser Fuchs allein vor Süssner auf, der ihn zunächst noch mit fairen Mitteln stoppen konnte.
Nach 75 Minuten dann die vermeintliche Entscheidung: Göhlert vertendelt an der Seitenlinie denn Ball, anstatt ihn ins Aus zu schlagen. Das Leder wird in die Mitte gegeben und landet schließlich beim Ex-Leipziger Jülich. Dieser zieht von der Strafraumgrenze ungehindert ab und der unhaltbare Schuss geht vom Innenpfosten zum 2:0 in die Maschen.
Kurze Zeit später der dritte Teil des Privatduells zwischen Fuchs und Süssner: Wiederum funktioniert die Abseitsfalle des CFC nicht und Fuchs bricht allein durch. Süssner versucht mit allen Mitteln das mögliche 3:0 zu verhindern und holt den Braunschweiger Angreifer mit einem ziemlich brutalen Foul von den Beinen. Die logische Folge: Platzverweis durch den guten Schiedsrichter Anklam aus Hamburg. Da der CFC zu diesem Zeitpunkt sein Wechselkontingent schon ausgeschöpft hatte, streifte sich Youngster Mike Baumann für die letzten knapp 15 Minuten das Torhütertrikot über. Das er keinen Schuss mehr halten musste, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen.
Im Gegenteil, die rote Karte schien beim CFC eine Trotzreaktion auszulösen und man nahm nochmals das Heft des Handelns in die Hand. Der BTSV zog sich zurück, wie fast über die gesamte Dauer des Spiels, nur gelang es den Chemnitzern jetzt auch, Chancen heraus zu spielen. Den Anfang machte der eingewechselte Stark, der nach guter Einzelleistung knapp neben das Tor schoss. 5 Minuten vor dem Ende dann ein Freistoß von der halblinken Seite durch Okeke. Am langen Pfosten steht Mario Fillinger völlig frei und köpft den Ball unhaltbar zum Anschlusstreffer in die Maschen.
Sollte hier doch noch ein Punktgewinn möglich sein? Braunschweig wirkte zu diesem Zeitpunkt sichtlich gelähmt und die Himmelblauen warfen noch einmal alles nach vorn. Selbst Libero Ulf Mehlhorn und bei den Ecken Mike Baumann rückten in den gegnerischen Strafraum auf. Nach einem abgeblockten Schussversuch von Mehlo kommt der Ball an die linke Strafraumecke, von wo er in den 16m-Raum geflankt wird. Der ebenfalls eingewechselte Fabio Pinto kommt mit dem Kopf an den Ball und versucht ihn in der langen Ecke zu versenken. Keeper Stuckmann kommt grade noch mit den Fingerspitzen ans Leder und lenkt es um Zentimeter am Pfosten vorbei. Das hätte es sein können. Die letzte Ecke allerdings brachte keine Gefahr mehr.
Fazit: Gegen einen an diesem Tag verhältnismäßig schwachen Aufstiegsaspiranten war für den CFC definitiv ein Punktgewinn nötig. Allerdings gelang es über weite Strecke des Spieles nicht, für wirkliche Gefahr vor dem Tor des Gegners zu sorgen. Außerdem muss man in Zukunft aus den sich bietenden Möglichkeiten nach Standardsituationen mehr Kapital schlagen. Die Gegentore fielen zu dem nach Unaufmerksamkeiten bzw. nach individuellen Fehlern, die wiederum von Spitzenmannschaften gnadenlos bestraft werden. Keinen Vorwurf kann man der Mannschaft hinsichtlich der kämpferischen Einstellung machen, die über die gesamte Spielzeit vorbildlich war. Die nötigen Punkte für den immer noch möglichen Klassenerhalt müssen mit einer ähnlichen Einstellung gegen direkte Kontrahenten geholt werden.
Erfreulich festzustellen war diesmal das relativ relaxte Auftreten von Polizei und Ordnungskräften zumindest im Umfeld des Stadions. Bei früheren Auftritten in Braunschweig war dies nicht immer der Fall. Ebenso erfreulich war selbstverständlich das Auftreten der reichlich 300 Chemnitzer Fans, die die Mannschaft fast über die komplette Spielzeit anfeuerten und so für eine ziemlich gute Stimmung im Gästeblock sorgten.
Wertung: 3,0 (Regionalligaspiel auf mäßigem Niveau)
Beste Himmelblaue: Fillinger, Mehlhorn
Pressestimmen
Freie PresseCFC-Abwehr assistiert bei Gegentreffern freundlich [..] Vor 11.200 Zuschauern waren die Pläne der Chemnitzer, aus einer Defensivhaltung mit Kontern zu agieren, schon früh durchkreuzt. Gerade einmal 120 Sekunden waren gespielt, da schloss Daniel Graf einen mustergültigen Angriff der Gastgeber zum 1:0 ab. [..] Zwar erspielten sich die Chemnitzer in der Folgezeit eine optische Überlegenheit, klare Torchancen kamen dabei allerdings nicht heraus.
23. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2004/2005
Samstag, 26. Februar 2005, 14:00 Uhr
Stadion Hamburger Straße, Braunschweig
Zuschauer: 11.200
Schiedsrichter: Anklam (Hamburg)
Eintracht Braunschweig
T Stuckmann
A Sümnich
A Amedick
A Grimm
A Tauer
M Graf
M Jülich
M Bick
M Rodriguez
S Kuru (67. Rische)
S Patschinsky (58. Fuchs)
Trainer: Krüger
Chemnitzer FCT Süssner
A Ahlf
A Mehlhorn
A Baumann
M Meyer (46. Devoli)
M Okeke
M Karl (60. Pinto)
M Göhlert
M Fillinger
M Kanitz
S Lenk (72. Stark)
Trainer: Barsikow
Tore
1:0 Graf (2.)
2:0 Jülich (75.)
2:1 Fillinger (86.)
Besondere Vorkommnisse:
Rot für Süssner (78.)