Spielbericht

3. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2005/2006
SC Preußen Münster
SC Preußen Münster
2:1
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Im Westen nichts Neues

von Pierre Schönfeld

Wenn man so will, kann man als Fazit des Auswärtsauftritts der Himmelblauen in Münster eine gute und eine schlechte Nachricht ziehen. Die gute: der Club hat es im fünften Anlauf in Münster endlich geschafft, ein Tor zu erzielen. Ein sehenswertes dazu, ein Freistoßtor aus 30 Metern direkt in den Winkel. Die schlechte: der Treffer von Görke fiel erst kurz vor Ende der Begegnung und bedeutete nicht mehr als Ergebniskosmetik. Gründe dafür gab es mehrere an diesem verregneten Samstag: Abwehrspieler Ensrud hatte überhaupt keinen guten Tag, was sein Gegenspieler clever ausnutzte, der Schiri leistete sich in der 10. Minute eine für den Club folgenschwere Fehlentscheidung und im Spiel nach vorn fehlte dem Club auch in Münster die Durchschlagskraft.

Das Dankeschön für den letzten Spieltag: Freibier für die Preussen-Fans.Doch der Reihe nach. Vor dem Spiel gab es von einigen Clubfans ein flüssiges Dankeschön an die Preussen, die bekanntlich am letzten Spieltag der vergangenen Saison mit ihrem 5:5 gegen Dortmund erst dafür gesorgt hatten, dass der CFC noch in der Regionalliga kicken darf. So packten auf dem Preussen-Parkplatz drei himmelblaue Autos ihre Gerstensaftladung aus, welche die vorbeilaufenden Preußen-Fans erst skeptisch beäugten um dann doch der himmelblauen Einladung dankend nachzukommen. Bei lockerem Smalltalk wurde sich noch einmal über den verrückten letzten Spieltag ausgetauscht und man erfuhr u.a. dass es nach dem Spiel der Münsteraner gegen die BVB-Bubis recht heftig zur Sache gegangen sein muss. Eine Viertelstunde vor Spielbeginn schloss die "Bar" und man machte sich auf dem Weg zum Gästeeingang. Die ersten Regentropfen, die jetzt von oben fielen gaben einen kleinen Vorgeschmack auf das, was die kommenden zwei Stunden petrusseitig im Preussen-Stadion abgehen sollte.

Mit einer Klopapierrollen-Choreo wurden die einlaufenden Mannschaften von den Gästen begrüßt. Doch bevor Schiri Willenborg die Partie anpfiff, gab es noch eine Schweigeminute für einen verstorbenen Fan der Preußen. Dass es einige Clubfans in diesem Moment nicht auf die Reihe brachten, einfach mal die Klappe zu halten, war mehr als dürftig. Dann ging's los und bei mittlerweile strömenden Regen bestimmten zunächst die Gastgeber das Spiel. Dabei machte Preußens Neuzugang, Paul Weermann, welcher erst kurz vor der Partie verpflichtet wurde, gleich auf sich aufmerksam. Bereits in der 3. Minute nahm der Holländer im Fünfmeterraum eine Flanke von Gockel direkt, doch mit einem glänzenden Reflex konnte Süßner den Ball abwehren. Nur sechs Minuten später machte es der Holländer besser. Wieder kam eine Flanke, diesmal von links, in den Strafraum, Weerman-Bewacher Ensrud segelte am Ball vorbei, während der Holländer Ball kurz annehmen und im himmelblauen Kasten versenken konnte. 1:0 für Münster! Normalerweise hätte die Preußen-Führung gerade mal zwei Minuten lang gedauert. Denn der Club kam jetzt über links und Frank Mayer, der den Ball direkt vors Tor brachte. Dort schlug Preußens Schyrba nur ein Luftloch, was Vogel die Möglichkeit gab, mit einem konsequenten Nachsetzen die Pille ins Netz zu drücken. Doch den himmelblauen Jubel unterbrach ein Spielverderber namens Willenborg, welcher ein gestrecktes Bein von Vogel gegen Preußens Keeper Gößling gesehen haben wollte. Also kein Tor. Petrus, der sich die Show von oben anschaute, war über diese offensichtliche Fehlentscheidung so sauer, dass er es kurz darauf blitzen und donnern liess sowie einige deftige Hagelkörner auf dem Weg nach unten schickte. Dies wiederum veranlasste den Schiri das Spiel abzubrechen und beide Mannschaften flüchteten in die Kabine. 10 Minuten später, in denen sich die Tribüne des Preußen-Stadions mit grün-weißen Anhängern gefüllt hatte, ging's weiter. Die Himmelblauen kamen jetzt besser ins Spiel und hatten auch zwei gute Gelegenheiten durch Okeke, doch der Nigerianer köpfte einmal aus aussichtsreicher Position nur am Tor vorbei (20.) und dann rutschte er nach einem Freistoß von Stark nur knapp am Ball vorbei (42.). Auf der Gegenseite hatten die Preußen zwei gute Gelegenheiten durch Yilmaz, der einmal die Pille aus aussichtsreicher Position am Tor vorbeihob (28.) und dann in letzter Sekunde von Stark beim Schussversuch abgeblockt wurde (35.). Quasi mit dem Pausenpfiff war dann wieder Showtime für Weermann. Freistoß für die Preußen von links in den Strafraum, Weerman hob ab und köpfte das Leder unhaltbar für Süßner in den Winkel. 2:0! Und wo war Ensrud? Wahrscheinllich schon gedanklich in der Kabine wo er dann auch real bleiben durfte. Für den an diesem Tag indisponierten Norweger kam Kenny Schmidt ins Spiel.

Torsten Görke erzielte mit einem sehenswerten 30 Meter-Schuss den AnschlussEine knappe Viertelstunde in der zweiten Halbzeit war gespielt, da hatte Preußens Neuer seinen letzten bemerkenswerten Auftritt an diesem Tag. Weerman holte im Mittelfeld René Stark rüde von den Beinen, was der Schiri mit einer glatt Roten Karte für den Holländer ahndete. Objektiv gesehen hätte es aber auch Gelb getan. Der Club nun mit einem Mann mehr und es war noch eine halbe Stunde zu spielen. Ging da noch was? Zumindest optisch waren die ganz in Rot spielenden Himmelblauen den Grün-Weißen überlegen, doch nach vorne fehlte der echte Zug zum Tor. Für Gefahr sorgte der CFC fast ausschliesslich durch Schüsse oder Freistöße aus der Distanz, bevorzugt von Görke. Keine Überraschung also, dass auch der Anschlußtreffer für den CFC durch einen Fernschuß fallen sollte. Kurz vor Spielende jagte Görke aus 30 Metern Entfernung einen Freistoß unhaltbar für Gößling in die Maschen. Ein absolut sehenswertes Tor, woraufhin der Club auch noch einmal mit Mann und Maus stürmte. Und hätte Vogel bei seinem Schuß von der Strafraumgrenze kurz vor Abpfiff etwas genauer gezielt, dann hätten die mittlerweile ordentlich durchgefrorenen und durchgeweichten etwa 150 mitgereisten Clubfans doch noch etwas Zählbares aus Münster mitnehmen können.

Fazit: The same procedure as every year in Münster: außer Spesen nichts gewesen. Vielleicht wäre es anders gelaufen, wenn das 1:1 anerkannt worden wäre. Andererseits war der Club im Spiel nach vorn, insbesondere in der 2. Hälfte, einfach zu harmlos um die kompakte Preußen-Abwehr ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Hier macht sich nun das doch eklatante Verletzungspech beim Club bemerkbar, denn mit Spielern wie Devoli, Tomoski oder Adamu wäre in der Offensive sicherlich mehr möglich gewesen. Durch diese Niederlage und der Spielpause in der kommenden Woche driften die Himmelblauen bereits zu Saisonbeginn wieder in Regionen ab, mit denen man in diesem Spieljahr eigentlich nichts zu tun haben wollte. So bekommt das Derby gegen den stark gestarteten Aufsteiger aus Jena in gewisser Weise bereits richtungsweisenden Charakter.

Wertung: 3,5.

Bester Himmelblauer: Görke

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Pressestimmen

Freie Presse
Chemnitzer FC: Zu wenig Ideen und zu spät aufgewacht [..] Als der Chemnitzer FC "aufwachte", hatte er bereits verloren. [..] Diesmal investierte die Mannschaft zu wenig, um vielleicht ein Unentschieden zu erreichen. [..] Seine Elf ging die Partie sorglos an, verlor die meisten Zweikämpfe und schaute bedächtig zu, was die Preußen machten. [..] Chemnitz hatte in der letzten halben Stunde ein klares optisches Übergewicht, erspielte sich aber keine Torchancen. Die Elf entwickelte zu wenig Ideen. Erst zwei Minuten vor Schluss traf Thorsten Jörke mit einem Freistoß aus 30 Metern. Zu spät, um mehr erreichen zu können.

Morgenpost am Sonntag
Wieder vergeigt! Hammer von Görke saß viel zu spät [..] Was die Truppe von Coach Dietmar Demuth vor der Pause an Leistung ablieferte, das war erneut nix. Vor allem Abwehrchef Gudbrand Ensrud präsentierte sich bei Dauerregen mehr als Schwimmer.

3. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2005/2006
Samstag, 06. August 2005, 14:00 Uhr
Preussenstadion, Münster
Zuschauer: 2.500
Schiedsrichter: Willenborg (Friesoythe)
SC Preußen Münster
T Gößling
A Plate
A Beer
A Schyrba
A Kocholl
M Probst
M Yilmaz (80. KegelGelbe Karte)
M Tammen
M NoutsosGelbe Karte (63. Heineke)
S GockelGelbe Karte (89. Schupp)
S WeermanRote Karte

Trainer: Bell
Chemnitzer FC
T Süssner
A Vogel
A EnsrudGelbe Karte (46. SchmidtGelbe Karte)
A Göhlert
A Becker (69. Kunert)
M Stark
M Görke
M Okeke (78. Schumann)
M Berger
S Mayer
S Salonen

Trainer: Demuth
Tore
1:0 Weerman (9.)
2:0 Weerman (45.)
2:1 Görke (87.)

Besondere Vorkommnisse:
Das Spiel war 10 Minuten aufgrund von starkem Regen unterbrochen.