Alles Daumendrücken und stilles Hoffen hat nix genützt - der CFC ist mit der befürchteten Niederlage in die Restrückrunde gestartet. Vor über 5.000 Zuschauern, darunter ca. 700 mitgereisten Chemnitzer Fans, verlor der Club nach kurzen Aufbäumen mit 1:3 beim Aufstiegsaspiranten in Jena. Die Niederlage kam angesichts der Tabellensituation nicht wirklich überraschend. Traurig war allerdings, dass der Club vor allem in der ersten Halbzeit nahtlos an die Niederlagen der Hinrunde und an die schwachen Vorbereitungsspiele anschloss. Das glückliche Händchen, welches Rohde, Barsikow und Demuth (jeweils Sieg im ersten Auswärtsspiel!) beim Amtsantritt noch hatten, war Joachim Müller in Jena nicht vergönnt. Nach den Ergebnissen des Wochenendes hat der CFC-Coach schon jetzt alle Hände voll zu tun, den metertief im Tabellenkeller steckenden Club wieder Lust und Leben einzuhauchen.
Etwas verwundert nahm man im Gästeblock die Aufstellung des CFC zur Kenntnis - spielten doch mit Berger und Ahlf zwei Kicker in der Abwehr, wo man nach den Informationen der letzten Tage und Wochen eher Baumann und Schumann erwartet hätte. Viel Zeit, darüber nachzudenken, blieb nicht, da die Einheimischen wie die Feuerwehr loslegten. Der Club igelte sich erfolgreich ein und Süssner angelte sich den einzig gefährlichen Kopfball von Hähnge (4.). Nach einer Viertelstunde blieb vielen CFC-Fans das Herz stehen, als erneut Hähnge durch den Strafraum marschiert und flach abzieht. Durch die Bande konnte man nicht sehen, wohin der Ball rollt - erst durch das Stöhnen der Jenaer wusste man, dass das Leder knapp am Pfosten vorbeigerollt sein musste. Die Chemnitzer im Anschluss daran mit eigenen Versuchen, den Kasten von Person aufzusuchen. Allein, es blieb bei Versuchen.
Jena bedeutend spritziger am Ball, kämpferisch stärker, und als Mannschaft homogener. Lohn dessen war das 1:0 (27.) per Freisstoss durch Ziegner, nachdem Schieri Lupp der Meinung war, auf dem schweren Boden eine reguläre Abwehraktion von Ahlf abpfeifen zu müssen. Etwas Kopfkratzen löste auch der Einschlag des Balles in genau jenem Torwinkel aus, in welchen die richtig guten Torhüter per Glanzparade das Leder gerade noch aus der Ecke kratzen. Aber wie schon geschildert - die Führung war eh' verdient. Und es ging in diesem Stil weiter: Jena vorneweg, Chemnitz hinterher. Nach einem Scheibenschiessen im himmelblauen Strafraum klärt Devoli für den schon geschlagenen Süssner. Kurz vor der Pause die erste Ecke für den CFC, und wenig später ein Gewühle im Jenaer Strafraum - Mayer zieht ab, das Netz erzappelt zum unglaublichen 1:1 - aber der Linienrichter hebt die Fahne. Zu Recht, wie später Tribünengäste bestätigten.
Ob Müller in der Kabine nun eine Gardinenpredigt gehalten oder plötzlich den berühmten Hebel gefunden hatte, jedenfalls präsentierten sich die Gäste im Ernst-Abbe-Sportfeld in der zweiten Hälfte wesentlich engagierter und zielstrebiger. Mit fortschreitender Zeit fiel die Initiative mehr und mehr an den Club, dessen Bemühungen um die 60. Minute herum mit zwei guten Möglichkeiten gekrönt wurden. Erst setzt Homola nach einem Freistoss von Görke den Ball knapp neben den Kasten, dann vergibt kurz darauf Mayer die wohl beste CFC-Chance, als er 5 Meter vor Person nicht abzieht, sondern "fummelt". Zu diesem Zeitpunkt wäre ein Ausgleich durchaus verdient gewesen. Aber "Glück" und "Tabellenvorletzter" - das passt halt nicht.
Mitten in diese Chemnitzer Drangphase, platzte ein gut ausgespielter Jenaer Konter. Süssner wehrt einen Knaller von Hähnge mit beiden Fäusten ab, Zimmermann setzt sich gegen Ensrud durch und erzielt per Kopf das 2:0 für die Thüringer. Mit diesem Treffer war dem Spiel der Nerv gezogen. Jena numehr im Gefühl des sicheren Sieges wieder obenauf, und der CFC suchte nach sich selbst. Passend zum Spielverlauf kullerte Hasse aus unmöglichen Winkel, und Süssner dabei auf dem falschen Fuss erwischend, einen Rollerball zum 3:0 in die Maschen, und auf der Gegenseite durfte der fleissige Adamu aus 15m das Ehrentor erzielen. Nach dem Abpfiff kam eine Handvoll Chemnitzer Spieler (u.a. Görke, Göhlert, Süssner, Schumann, Baumann) noch an den Zaun, aber anstelle ausgestreckter Hände warteten dort viele Fragen und Vorwürfe auf die Herren mit den himmelblauen Leibchen.
Fazit: Der CFC hat, wie erwartet, beim starken Aufsteiger in Jena verloren. An sich wäre dies nicht weiter schlimm, wenn da nicht die pomadige erste Halbzeit gewesen wäre, die schmerzlichst an die verkorkste Hinrunde und die wenig überzeugenden Vorbereitungsspiele erinnerte. Der Punkteabstand zum rettenden Ufer beträgt jetzt 7 Punkte, und der Club muss alsbald "in die Puschen" kommen, wenn man das Unternehmen Klassenerhalt nicht aus den Augen verlieren will. Mit jeder weiteren Niederlage öffnet man die böse Truhe der Floskeln und Ausreden ein Stückchen weiter. Egal, ob nun zuhause gegen Kiel (sofern das Wetter mitspielt), oder ob in Osnabrück - wir müssen JETZT den Aufbruch schaffen; das Zeichen setzen! Die kleine Hoffnung, und die noch vorhandene Moral müssen am Leben gehalten werden!! Egal wie - im nächsten Spiel MUSS gepunktet werden!!
[..] Der FC Carl Zeiss Jena ist derzeit nicht zu stoppen. Auch das Derby gegen den Chemnitzer FC sah beim 3:1 einen hoch verdienten Sieger aus Thüringen.
[..] Die Elf von Trainer Joachim Müller, die aus einer sicheren Abwehr agieren wollte, wurde von den Jenaern sofort in die eigene Hälfte gedrängt, so dass bis zur Pause den Himmelblauen kaum ein erfolgreicher Angriff gelang. [..] Nach dem Wechsel das gleiche Bild. Der FC Carl Zeiss bestimmte die nun etwas ruppigere Partie. Die Chemnitzer bemühten sich jetzt allerdings mehr und kamen durch Homola und Mayer zu zwei guten Chancen. In diesen kleinen „Offensiv-Frühling“ der Himmelblauen markierte Zimmermann den zweiten Jenaer Treffer.