Der Wunsch nach Planungssicherheit ist eingetreten...
von Frank Neubert
Selbst die kühnsten Optimisten, welche nach dem 3:0 gegen die Hamburger Bubis einen Silberstreif am Horizont zu erblicken glaubten, dürften nach der Partie gegen Kiel auf den harten Boden der himmelgrauen Realität zurückgeholt worden sein. Der CFC zeigte sich gegen den Aufstiegsanwärter von der Ostsee in allen Belangen überfordert und verlor verdientermaßen mit 0:3. Und dabei erwischte Süßner noch einen seiner besten Tage im himmelblauen Trikot und verhinderte ein schmachvolles Debakel. Wer die Planungen für die Oberliga nun immer noch aufschieben will, dem ist in keinster Weise mehr zu helfen.
Das erste Stirnrunzeln gab es bereits beim Einlaufen: Devoli und Mayer auf der Bank, dafür Schumann und Salonen auf dem Platz. Seltsame Entscheidung. Viel Zeit zum Grübeln blieb aber nicht, denn schon nach drei Minuten lag das Spielgerät zum ersten Mal im CFC-Gehäuse. Ein Freistoß aus dem Mittelfeld schwebte über die Abwehr, Würll stieg mutterseelenallein zum Kopfball hoch und köpfte zum 0:1 in das linke obere Toreck ein. Erschreckend vor allem, was der Club in der Folgezeit seinen Fans anbot: Im Sturm harmlos, in der Abwehr hoffnungslos überfordert. Die schnellen, oft per Doppelpass gespielten Angriffe der Kieler endeten fast immer in einer 1:1-Situation gegen Süßner, der mit mehreren Glanzparaden den Anschein erweckte, die Torwartdiskussion in der Nationalmannschaft neu beleben zu wollen. Tausendprozentige Chancen durch Dobry (8.min, Flachschuß), nochmal Dobry (10.min, Kopfball) und Lindemann (23.min, von der Strafraumgrenze) hätten die Ostseestädter mit 0:2, 0:3 und 0:4 in Führung bringen müssen.
Auf der himmelblauen Gegenseite gab es nach Ablauf der ersten Hälfte nicht viel vorzuweisen: Lediglich ein Kopfballversuch von Salonen und ein eher das Flutlicht statt das Tor bedrohender Bolzversuch von Schumann. Doch halt, Moment, da war noch was - und zwar hatte Rolleder nach einer guten halben Stunde zum überraschenden 1:1 eingeköpft. Der Linienrichter hatte jedoch zuvor Salonen im passiven Abseits gesehen, und artig sein Fähnchen gehoben - das Tor zählte somit nicht. Wütende Proteste waren die logische Folge. Und trotzdem, der CFC konnte hoch zufrieden sein, aufgrund seiner eigenen Schwäche nur mit 0:1 in die Kabine wanken zu dürfen.
Die zweite Halbzeit begann mit jenen Eindrücken, welche in der ersten schon für die meiste Furore sorgten - die Paraden von Süßner. Gleich zweifach (49.min, 52.min) machte der CFC-Keeper hundertprozentige Chancen von Dobry zunichte und hielt den CFC weiter im Spiel. Nach gut einer Stunde Spielzeit entschloß sich Müller, Devoli und Mayer zu bringen. Und gleich bei der ersten Aktion nach dieser Einwechslung, einer Ecke, brannte es lichterloh im Kieler Strafraum - ein Storchenbein kratzte das Leder gerade noch von der Torlinie weg. Doch die Ernüchterung folgte auf dem Fuße. Zum x-ten Male stürmte ein Kieler auf Süßner zu, welcher erneut den Ball zu fassen bekommt - diesmal jedoch den Gegner touchiert, welcher daraufhin fällt. Pfeife Schempershauwe pfiff Elfmeter und zeigte Süßner die gelbe Karte. Kurz darauf krönt Süßner seine Klasseleistung, indem er auch noch den Elfmeter hält. Teufelskerl !!
Die dem Elfer nachfolgende Ecke offenbarte schonungslos die Schwächen des CFC: Keiner steigt mit hoch, als der Ball am kurzen Pfosten verlängert wird, und in der Mitte kann Würll seelenruhig zum 0:2 abstauben. Armer Süßner ! Der Keeper bringt 200% Leistung, und die Abwehr findet nicht statt. Sinnlos und frustrierend. Mit diesem zweiten Treffer war die Partie entschieden. Farbe kam noch einmal ins Spiel, als der blasse Schieri Tomoski nach einem Frustfoul den roten Karton unter die Nase hielt, und als Becker nach einem Halten im Mittelfeld die Ampelkarte abfasste. Das Stadion brodelte noch einmal auf und hatte mit Schempershauwe "seinen" Sündenbock gefunden. CFC-Doc Fischer durfte mal wieder auf der Tribüne Platz nehmen und im 3'er Block drangen die Rentner bis an den Zaun vor. Und trotzdem - den Spielstand hatte sich der CFC in höchstem Maße selbst zuzuschreiben. Kurz vor Ultimo lag die Pille gar zum 0:3 im Kasten, als Niedrig einen Angriff der Kieler per Flachschuß abschloß. Irgendwie interessierte das aber keinen mehr so richtig.
Fazit:
Der Zug ist endgültig abgefahren. Nächster Halt ist in "Oberliga Süd". Die Daueroptimisten, welche den Sieg gegen den HSV II noch als Licht am Ende des Tunnels deuteten, mussten sich den Pessimisten geschlagen geben, welche dieses Licht nur als entgegenkommenden Zug ausmachten. Ein was Positives hat diese erneute Heimniederlage auf jeden Fall: Trainer und Vorstand brauchen keine Durchhalteparolen mehr zu bemühen, sondern können endlich ihrer Aufgabe nachgehen, für die nächste Saison - Spielklasse Oberliga - ein wettkampffähiges Team auf die Beine zu stellen. Wer von den Absteigern dort mittun, und seine himmelblaue Schuld wiedergutmachen möchte, und wo evtl. Ersatz und Ergänzung nötig ist, kann jetzt geklärt werden. Als CFC-Saisonziel wurde im Sommer 2005 u.a. ausgegeben, möglichst frühzeitig Planungssicherheit für 2006/07 zu besitzen. Bitteschön - genau dies ist jetzt eingetreten. Wie bitter und sarkastisch.
Wertung: 4
Bester Himmelblauer: Süssner - Süssner - Süssner !!