Ulle erneut im Doppelpack
von Ronny Licht
Tausende tummelten sich am Samstag bei der Dresdner Automesse - wären sie mal lieber ins Ostragehege gekommen. Denn geht man nach der Leistung beider Teams an diesem Tag, sah man hier einen Absteiger (DSC) und einen Aufsteiger (CFC). Den DSC-Fans unter den 500 Zuschauern stockte bis zur Halbzeit der Atem, die 300 Chemnitz-Fans, die es trotz des Schnee-Gestöbers nach DD geschafft hatten, feierten: Der CFC von der ersten Minute an aggressiv, schaffte sofort Klarheit, wer der Herr im verschneiten Hause ist. Die DSCer wie beim Wasserball - die Abwehr schwamm von der ersten bis zur letzten Minute. Und ging unter: Mirko Ullmann (9.), Kay-Uwe Jendrossek mit einem Hammer-Kopfball (20.) und wieder Mirko Ullmann (39.) mit einem Bogenlampen-Kopfball säckelten die Tore wie im Trainingsspiel. Der DSC nur bemüht, nicht noch mehr Tore zu bekommen, die Himmelblauen waren teilweise zu unkonzentriert. Zur Halbzeit hätte es 5:0 oder 6:0 stehen müssen!
Nach der Pause das gleiche Bild: Chemnitz drückte, der DSC versuchte jetzt mit Kontern das Ergebnis zu verbessern. Stattdessen fingen sie sich nach einem 20-Meter-Hammer von Torsten Bittermann das 4:0 ein. Danach fehlte den Himmelblauen wieder einmal die Cleverness, den DSC abzuschießen. Entweder wurde zu lange mit dem Schuß gewartet, versprang der Ball im Schnee oder die Bälle flogen Zentimeter am Pfosten vorbei. Die einzige DSC-Chance hatte Niki Maglica (67.), als sein Schuß am linken Pfosten vorbeipfiff. Das war´s dann aber auch schon. Als dann auch noch die Ergebnisse aus Plauen und Leipzig durchsickerten war der Spieltag endgültig himmelblau gefärbt!
Fazit: Der CFC weiß endlich um seine große Chance, vielleicht doch noch am Ende der Saison auf Platz 1 zu stehen. Gegen Stendal müssen jetzt drei Punkte her, dann hat sich die Mannschaft endgültig an der Tabellenspitze festgebissen. Während es in früheren Zeiten öfter mal zu "Ausfällen" bei Hobby-Mannschaften kam (z. Bsp. 0:1 in Zehlendorf) gehen die Himmelblauen auch jetzt konzentriert wie in einem Spitzenspiel zur Sache. Die Floskel "Jedes Spiel ist jetzt ein Endspiel" gilt ab sofort. Drei Punkte gegen Stendal, vielleicht noch ein Sieg aber mindestens ein Punkt in Erfurt und danach den Schacht zu Haus weghauen - es ist alles drin!
Am Rande des Spiels gab es unter den CFC-Fans einige interessante, aber auch bedenkliche Szenen: Ein paar Glatzköpfe hängten am Zaun ein Plakat "Ehre den Opfern des Bombenterrors - Kameradschaft Chemnitz" auf (am Samstag vor 54 Jahren wurde Dresden bombardiert), verdeckten dadurch aber auch zwei große CFC-Plakate. In der Halbzeit machten dann einige Transpi-Besitzer ihre Plakate demonstrativ ab, verließen den Block und tauchten auf der überdachten Gegengeraden-Tribüne wieder auf. Meine persönliche Meinung zu dieser Aktion: Seine politische Ansicht darf jeder vertreten - dafür haben wir nun mal eine Demokratie. Doch Politik gehört nicht ins Fußball-Stadion! Der Sport sollte keine Plattform für extreme Interessen - ob links oder rechts - sein. Ich hätte mir gewünscht, daß sich noch mehr CFC-Anhänger von dieser politischen Aktion distanziert hätten und auf die Gegengerade gefolgt wären.
Wertung: 3 (Tolle erste Halbzeit des CFC. In der zweiten Halbzeit schalteten die Himmelblauen einen Gang zurück)
Beste Himmelblaue: Laudeley, Bittermann, König, Ullmann
Pressestimmen
KickerDie Chemnitzer boten dem DSC eine Lehrvorführung. Schnörkellos spielend bestimmte der CFC Tempo und Spielablauf nach Belieben.