Zitterpartie auf der Fischerwiese...
von Erik Büttner
...denn die Begegnung zwischen dem Chemnitzer FC und den Amateuren des FC Schalke 04 ist das Abstiegsendspiel, das in Chemnitz schon kaum einer mehr auf der Rechnung hat. Für die S04-Bubis ist es gar die Endstation Hoffnung, nur ein Sieg räumt den Gelsenkirchnern noch eine realistische Klassenerhaltschance ein. Der CFC könnte sich dagegen mit einem Sieg aller, auch der theoretischen Sorgen entledigen.
Die Saison bisher
Das nun fast abgeschlossene Spieljahr könnte (aus unserer Sicht: sollte ;-) ) nun doch noch in einer großen Enttäuschung für Schalke 04 enden. Das heißt, die umgehende Rückkehr in die Oberliga Westfalen.
Dabei starteten die Königsblauen durchaus hoffnungsvoll in die Saison. 12 Punkte aus 4 Spielen bedeuteten Platz 4 nach 4 Runden. Doch spätestens ab dem 10. Spieltag war den jungen 04ern der Saft ausgegangen. In den folgenden 6 Spielen wurde nur ein Punkt geholt (HSV/A.). Erst die Himmelblauem bescherten Ernst Kuzorras Urenkeln wieder einen Dreier (Spieltag 16). Die restlichen 3 Spiele bis zum Winterschlaf gab es wieder nichts zu holen, trotzdem ging es auf einem Nichtabstiegsplatz in die Pause.
Der Start aus dem Winter heraus kann dagegen als erfolgreich bezeichnet werden. Zwar folgte gleich am 20. Spieltag (=Restrückrundenstart) der Absturz in die Abstiegszone, doch mit 6 ungeschlagenen Spielen (2 Siege) konnten sich die Schalke Amateure bis auf Rang 11 vorarbeiten. Durchwachsen ging es weiter. Es folgte eine Niederlage bei St. Pauli, ein Sensationssieg gegen die Dynamos und ein Remis in Wuppertal. Die letzten 3 Spiele jedoch ging gar nichts mehr, 3 Niederlagen bei 4:14 Toren lautet die Bilanz. Zu letzt war man für Essen nur Sparringspartner (0:7) bei dessen Aufstiegsparty in der Lohrheide.
Dem Nachwuchs der Königsblauen scheint es gleich zu sein, ob man auf des Gegners Platz oder "zu Hause" (=Wattenscheid) antritt: 18 Heimpunkten (21:28 Tore) stehen 17 Auswärtszähler (25:38) gegenüber. Nach dem 0:7 gegen RWE haben die 04-Amateure (66) nun Neumünster (63) als Mannschaft mit den meisten Gegentoren abgelöst. Durch 46 eigene Treffer ist jedoch die Tordifferenz noch im erträglichen Rahmen (-20), wenn gleich sie die zweitschlechteste nach Neumünster (-33) und vor Leipzig (-18), Hamburg (-17) und...dem CFC (-14) ist.
Die Mannschaft
Sagenhaft 43 Spieler liefen in den bisherigen 32 Regionalligapartien für S04/A. auf. Darunter - wie sollte es anders sein - nicht nur Bundesliga-erfahrene Leute wie van Hoogdalem (5x), Varela (4x), Agali (3x), Mike Hanke (3x), Oude Kamphuis (2x), Asamoah, Vermant oder auch der "Glieder-Eddi" (je 1x). Dennoch hat sich ein kleiner Kreis Stammspieler gebildet zu denen Pander (29 Spiele), Iyodo (28), Wingerter (27/gesperrt) sowie Petereit (26) gehören. Weitere 17 Spieler standen zwischen 10- und 20-mal auf dem Grün. Bezeichnend für die Inkontinuität der Aufstellungen ist die Torwartposition: Insgesamt kamen 4 Torhüter zum Einsatz - Heimeroth und Müller 11-mal, Ünal 9-mal und Neuer einmal.
Mit dem Ex-Wattenscheider Abdul Iyodo haben die Schalker einen torgefährlichen Mann in ihren Reihen. In der laufenden Spielzeit netzte er bereits 12-mal ein, in 3 Jahren Regionalliga seit 2000/2001 waren es 38 Tore, die der 24-jährige Nigerianer schon feiern konnte. Die restlichen Torschützen innerhalb der Mannschaft sind jedoch gut verteilt. Mehr als zweimal trafen nur "Oldie" Mike Büskens (5x), Hajnal (4x), sowie Trojan und Delura (je 3x).
Trainer der Mannschaft ist wie im Hinspiel Gerhard Kleppinger, der u.a. auch schon beim FC St. Pauli an der Linie stand.
Umfeld/Fans
Wirbel im Umfeld der Schalker Amateure gab es im Winter, als die Idee der Fusion mit der SG Wattenscheid 09 aufflammte. Wattenscheid sollte die Amateurabteilung des FC S04 werden und entsprechend finanzielle Zuwendungen erhalten. Die eigenen, königsblauen Amateure sollten aufgelöst werden. Schon war alles in die Wege geleitet, die Mitglieder von W09 hatten schon Grünes Licht für diese Pläne gegeben, da machte Schalke einen "fusionatus interruptus" (Rückzieher ;-) ). Offiziell las sich das dann so: "Es hatte sich in zahlreichen Gesprächen gezeigt, dass die Eigenständigkeit zweier unterschiedlicher Vereine mit einem beabsichtigten Kooperationsmodell unter sportlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht in Einklang zu bringen war." Nun werden also beide Vereine weiter getrennte Wege gehen. Schalke hat sich sogar aus Wattenscheids Lohrheide-Stadion zurückgezogen (Ausnahme: Heimspiel gegen RWE) und die gute alte Glückaufkampfbahn wieder vitalisiert.
Vielleicht kommen mit dem Umzug auch wieder ein paar mehr Anhänger ins Stadion. Bis zum Heimspiel letzte Woche gegen Essen (11.000 Zuschauer) war Schalke Schlusslicht der Zuschauertabelle. In 15 Partien sahen 13.268 Leute dem Tun der königsblauen "Hüpfer" zu - ein Schnitt von mageren 844. Absoluter Tiefpunkt war die Begegnung mit den Meister-Amateuren aus Bremen (322), gefolgt von Hamburg/A. (400) und der Regenschlacht gegen die Himmelblauen (450). Rekordkulisse bildete natürlich das schon angesprochene Spiel gegen Essen. Jedoch war da die klare Mehrheit (ca. 10.000) aus Essen herüber gekommen.
Bleibt zu Hoffen, dass wie gegen Essen Schalke auch an diesem Wochenende wieder für Glücksgefühle beim Gegner sorgen kann...
