Spielbericht

Wer geglaubt hatte, daß der CFC im vierten Spiel der Saison 03/04 gegen ein Amateur-Team der Bundesligisten endlich einmal mit einem Sieg vom Platz gehen würde, war in Wattenscheid zur falschen Zeit am falschen Ort. Wer allerdings auf ein tolles Auslassen von Chancen, klassische Fehlpässe, eine glückliche Führung des Gegners, ein gegebenes Abseitstor, und finales himmelblaues Nervenflattern steht, wurde rundum gut versorgt. Einen passenden Rahmen lieferte auch das Bochumer Wetter ab, welches sich mit einem tristen Nieselregen während der gesamten 2 Stunden am Spiel beteiligte. Dafür "Dank" an alle Beteiligten des wirklich beeindruckenden Sonntagabends.

Dabei hatte alles gut angefangen: Man wählte erneut die Fahrtroute über die B7, welche dieses Jahr schon beim Auswärtssieg bei der SG 09 Glück gebracht hatte. Man boxenstoppte beim McDoof in Hessisch-Lichtenau, wo gleich nebenan ein Berg namens "Meißner" steht. Nomen est Omen. Aber genau hier, in der nordamerikanischen Bulettenschmiede, passierte das erste Unglück: Beifahrer "Saufelch" Mirko bekam selbst nach einer Wartezeit von über 20min seinen Frühstücksbrösel nicht gereicht, so daß er wutentbrannt seine Dollars zurückforderte (und auch bekam). Zur Überbrückung der Wartezeit wurde der Parkplatz inspiziert und Silberlocke O.C. warf einen andächtigen Blick in eine dort befindliche kleine Autobahn-Kirche. Mit 30min Verspätung und bösen Vorahnungen ging es weiter Richtung Ruhrgebiet.

Ruhrschnellweg, Abfahrt Wattenscheid-West: Blinker raus - und schon eierte man in den Bochumer Stadtteil Wattenscheid hinein, wo einem ein langes Transpi mit der Aufschrift "Die SG 09 darf nicht sterben!" entgegenwehte. Für die Wenigmerker kurz zur Info: Die Schalker sind auf den Dreh gekommen, mit der SG 09 einen Kooperationsvertrag abzuschließen, wo die Wattenscheider im Prinzip zur zweiten Garnitur von S04 mutieren. Gut für Wattenscheid, da man sich erhofft, somit wieder in die 2.Liga aufzusteigen - und gut für Schalke, da die dann ganz (in-)offiziell ihren Nachwuchs in der 2.Buli spielen lassen können. Dem gemeinen Fan gerinnt dabei das Herzblut zur Milchsäure, aber das interessiert die Fußball-Monopolysten bekanntlich wenig. Bliebe die Frage, was dann aus den Schalke-Amas wird? Schalkevater Assauer hatte neulich gesagt, daß die ihn herzlich wenig interessieren! Schön, und trotzdem mußte der CFC heute erst einmal sein ganz persönliches Interesse den kleinen Königsblauen widmen.

Vor dem Kick blieb sogar noch Zeit, fix einen Trip zum Stadtrand zu unternehmen, wo der Bildersammlung des RK von Ortseingangsschildern mit einem ganz besonders schmuddeligen Bochum/Stadtteil Wattenscheid - Schild Genüge getan werden konnte. Die Rache folgte allerdings auf dem Fuße, da uns die Straßen der Stadt auf der Rückfahrt zum Ground an einem gar füchterlich aufragenden Förderturm eines Schacht-Museums vorbeiführten. Schreck, lass nach! Am Stadion dann einiges Gewimmel an Schalker Fans, die doch recht zahlreich zum Spiel ihrer zweiten Mannschaft strömten. Grimmig, gut gerüstet, und wieder einmal in doppelter Überzahl - die Sicherheitsorgane. Auf jeden der ca. 60 Gästefans kam mindestens 1 Ordner und 1 Streifenhörnchen. Sogar eine Hundestaffel war extra aufgeboten worden, so daß jeder dritte Himmelblaue auch noch seinen persönlichen Wuffi innehatte. Beim Aufhängen der Zaunfahnen fragte übrigens ein Ordner im ernsten Tonfall, ob noch ein Sonderzug aus Chemnitz kommen würde. Alles klar...

Die erste Halbzeit entpuppte sich als übles Gewürge, bei der sich keine der beiden Mannschaften irgendeinen Vorteil verschaffen konnte. Lediglich die Abwehrreihen leisteten sich in loser Folge ein paar Schnitzer, so das sich, bei entsprechender Eignung des jeweiligen Stürmers, durchaus eine Handvoll Chancen hüben wie drüben ergaben. Turbulent ging es vor allem nach gut 20 Minuten zu, als Süßner erst gegen Takyi und kurz darauf gegen Adamu glänzend parieren konnte. Überhaupt hatte man irgendwie das Gefühl, daß jede der beiden Manschaften mal kurzzeitig die Iniative ergriff, um dann nach mehrmaligen Sichten des gegnerischen Tores wieder in sich zusammenzufallen. In einer dieser "Drangperioden", diesmal initiiert von den Himmelblauen, steht plötzlich Mehlhorn auf der linken Seite frei vor Torwart Ünlü - statt jedoch wie vor 14 Jahren in Porto eiskalt einzuhämmern - befördert er das Leder genau in die Arme des Keepers! Ach nee, du! Naja, vielleicht war der Ulf auch zu hippelig, weil ihn zwei komplette Autoladungen "Uns Ulfer" verunsicherten. Kurze Zeit später (39.min) hat Meißner die nächste dicke himmelblaue Chance, jedoch kann auch er den Schalker Schlußmann nicht überlisten. Dann war Pause in einem Kick, der nach 45.min auch gut und gerne hätte 2:2 stehen können.

Die zweite Halbzeit begann mit einem Chemnitzer Paukenschlag: Rolleder kämpft sich rechts bis zur Grundlinie durch und flankt maßgenau nach innen, wo Schindler lauert. Ünlü verpasst diesmal seinen Einsatz und Schindler braucht nur noch einzunetzen - anstatt jedoch den hüfthohen Ball mit dem Kopf oder dem Knie oder einem Scheit Holz zu spielen, versucht er es mit der Hacke, was nicht nur komisch aussah, sondern auch den Spielstand von 0:0 nicht veränderte. Aaargh! Danach pendelte sich der Kick wieder auf dem Niveau der ersten Halbzeit ein. Bis zur 58. Minute - da klären zunächst Süßner und Biermann, jedoch zu kurz - und aus dem Hinterhalt schießt der 79jährige Ur-Ur-Schalker Maik Büskens zum 1:0 für falschen Blauen ein. Kotz! Die himmelblauen Götter verfielen nun in ihre berüchtigte mentale Krise. Keine Antwort, kein wirkliches Aufbäumen, im Gegenteil, Verunsicherung pur und großes Fehlpassfestival auf Chemnitzer Seite. Die Schalker holten nun zum K.O.-Schlag aus, indem sie ihr Laufwunder Iyodo einwechselten. Ein Typ vom Stamme der Antilopen, oder zumindest ne' Kreuzung zwischen Mensch und Torpedo. Auf jeden Fall Gift für unsere alternde Abwehr. Eine Viertelstunde vor Ultimo war es dann soweit: Olle Büskens spielt steil auf den Torpedomann, der nach vielfältiger Aussage noch zudem im Abseits herumgeisterte, und Iyodo erzielt das spielentscheidende 2:0 für die Königsblauen. Toll, damit war auch dieser Drops gelutscht. Zum Abschluß ballerte Rolleder das Spielgerät noch einmal an die Querlatte (80.min) und Schieri Weber zeigte sich bei einem Foul von Eisenkarl gelbgnädig (87.min), da dieser den Torpedofritzen einfach an seiner Bordwand zerschellen ließ.

Bedröppelt zogen die himmelblauen Fans ihre Fahnen ein und trollten sich wieder gen C-Town. Der Club war sich mal wieder treu geblieben und hatte bei einer Truppe des Formats "Gurke-Erbse-Möhre..." nix gerissen. Zwar war die Partie bis zur Schalker Führung ausgeglichen, aber von einem gestandenen RL-Team wie dem Chemnitzer FC sollte man doch erwarten dürfen, die Bundesligareservisten zumindest mit Kampfkraft und Routine beeindrucken zu können. Enttäuschend vor allen das ausbleibende Aufbäumen gegen die drohende Niederlage. Trainer Frank Rohde ist nicht zu beneiden, da dieser Auftritt weitere Wasser auf die Mühlen der einheimischen Kritiker schütten dürfte. Es ist eine Frage des Kopfes und des fehlenden Selbstvertrauens. Pünktlich zur Herbstzeit ist beim CFC mal wieder ein Psychologe gefragt, um die Köpfe der Spieler freizubekommen. Das es die Jungs können, haben sie zum Anfang der Saison bewiesen - mein Gott, kneift euch gegenseitig in den Hintern, ehe es zu spät ist !!!

Auf der Heimfahrt wurde noch ein kulinarischer Groundpunkt beim McDoof in Geseke gesetzt, dem wahrscheinlichen (heimlichen) Zentrum von ganz Ostwestfalen. Zu später Stunde war jedenfalls kaum Platz auf dem geräumigen Parkplatz zu finden und selbst Kennzeichen aus den Weltstädten Bielefeld und Paderborn luden zum Staunen ein. Einfach schön, so viele zufriedene und glückliche junge Menschen auf einen Haufen zu sehen! Auch McDoof konnte überraschen, lag doch tatsächlich ein Werbeblättchen aus, auf dem in großen Lettern prangte: "Kann man mit gutem Gewissen bei McDonald's essen?", was der Futtergigant natürlich ausdrücklich bejahte und bunt umwarb. Aufkommende Vermutungen der himmelblauen Reisegesellschaft, daß dieses Werbeblatt erst möglich wurde, nachdem ein berüchtigter himmelblauer Fastfood-Hasser vor kurzer Zeit beim McDoof in Eisenach einen fetten Eklat (der sogenannte Einsiedler-Zwischenfall) abgeliefert hatte, konnten nicht in unmittelbaren Zusammenhang gebracht werden.

Wertung: 4

Bester Himmelblauer: Süssner