CFC muss undankbarer Partygast sein
von Erik Büttner
Der Chemnitzer FC hat das Los gezogen, dass er ein undankbarer Gast sein muss. Denn der SV 1919 Grimma weiht mit dem Landespokalspiel gegen die Himmelblauen sein neues Jahn-Stadion ein. Doch der CFC kann keine Geschenke verteilen, den für ihn zählt nur der Pokalsieg und dafür muss man Grimma die Party „versauen“.
Der SV 1919 Grimma 2004/2005
Durchwachsen und ganz im Stile einer Mannschaft der unteren Tabellenregion wurschtelte sich der SVG durch die Saison. Im Gros der Spielzeit bildete Platz 13 die Heimat des Sportvereins von 1919 Am Ende sprang noch ein 10. Platz heraus, 5 Punkte trennten Grimma vom „besten“ Absteiger FSV Zwickau.
Dass sich das Zittern am Ende für die Muldestädter im Grenzen hielt, war vor allem einer starken Phase am Ende der Saison zu verdanken. In den letzten 9 Spielen wurden mit 5 Siegen und 2 Remis 17 der 43 Punkte geholt. Damit katapultierte sich Grimma von Rang 13 auf zwischenzeitlich Platz 9 um die Spielzeit als 10. zu beenden.
Manko des SVG war die Heimschwäche. Nur 4 Partien wurden im heimischen Stadion der Freundschaft gewonnen, in weiteren 7 wurden die Zähler freundschaftlich geteilt, 6x freute sich der Gegner über die volle Ausbeute. Besser lief es in der Fremde. 7 Siegen stehen 7 Niederlagen bei 3 Remis gegenüber. 52 geschossene Tor waren Ligamittel, 55 kassierte auch noch gerade so.
Im Sachsenpokal konnten die Muldentaler keine Bäume ausreißen. Nach einem mühevollen Sieg bei den Aue-Amateuren (3:2 nach Verlängerung) in Runde 1 war schon in der folgenden Schluss. Ebenfalls in überlanger Spielzeit siegte schließlich die 2. Garnitur den FC Sachsen Leipzig mit 3:1.
Trotzdem, der Lieblingsgegner der Grimmaer scheint Sachsen Leipzig zu sein (zumindest die 1. Mannschaft). Denn schon 2004/05 holten die Blau-Weißen alle Punkte gegen die „Chemiker“ und dies setzt sich in der aktuellen Serie fort...
Grimma in der laufenden Spielzeit
Die aktuelle Saison begann sehr mühselig für die Muldestädter. 6 Spieltag musste der SVG auf einen Sieg warten. Lediglich 2 Zähler konnten beim 0:0 gegen Eilenburg (H) und beim 1:1 gegen Dresden-Nord (A) gut geschrieben werden. Doch als die „Großen“ der Oberliga kamen, entdeckten die Blau-Weißen plötzlich das Siegen. Zuerst musste Sachsen Leipzig dran glauben und fuhr mit einem 1:2 wieder nach Hause. Nach einer Niederlage in Völpke (1:2) und einem Remis in Bautzen (1:1) wurde Halle in einem sagenhaften Spiel mit 5:3 vom Feld gefegt. Als „Favoritenschreck“ etablierte man sich schließlich mit dem Sieg in Plauen (2:1). Mit diesen eher unerwarteten Erfolgen konnte sich Grimma auch aus der Abstiegszone befreien. Seit Spieltag 9 ist der SVG nun wieder raus aus der „roten Zone“, die seit dem 3. Spieltag die Muldestädter gefangen hielt. Allerdings folgte am Wochenende der Rückschlag. Die Partie gegen Pößneck wurde nach 2-maliger Führung noch 2:3 vergeigt.
Im Sachsenpokal hat Grimma in diesem Jahr schon „Chemnitz-Erfahrung“. In Runde 1 hieß der Gegner VfB Fortuna Chemnitz und wurde 3:0 besiegt.
Muldentaler Wechselspiele
7 Abgänge verzeichnete der SV Grimma. Der in hiesigen Reihen bekannteste dürfte Holger Lischke sein, der in den späten 90igern auch schon für den CFC die „Töppen“ schnürte. Er ging nach Gera. Schon mal gehört haben kann man den Namen Norman Becker (Tor), der nach Babelsberg wechselte. Des weiteren führte der Weg Lars Lochasz zum SV Tresenwald, Ronny Winkler zum SV Naunhof, Maik Kunadt in die 2. Mannschaft sowie Christian Branski, Nico Quade und Martin Leimner in unbekannte Gefilde.
Dafür kamen auch 7 Neue. Große Namen sind nicht dabei. Aber immerhin Regionalligaerfahrung hat Christian Haufe (Mittelfeld/22), der von Holstein Kiel kam und letztes Jahr 5 Einsätze für die Störche hatte. Daniel Lippmann (Tor/23) verließ Sachsen Leipzig zugunsten der Muldentaler. Sebastian Gasch (Angriff/23) wechselte vom Döbelner SC nach Grimma. Aus Dresden (Laubegast 06) kam mit Sven Johne (21/Mittelfeld) ein Talent, dass die Dynamo-Fußballschule durchlaufen hat. Und mit Sebastian Hemme (19/Mittelfeld), Marc Werner (Angriff/19) sowie René Gehrhardt (Tor/19) stiegen 3 Spieler aus der eigenen Jugend auf.
Die Mannschaft des SVG
Mit 24 Jahren im Schnitt gehört die Mannschaft des SV Grimma nicht gerade zu den erfahrensten Teams, aber auch nicht zu den Jungspunden. Unangefochtene Nummer 1 im Tor ist Neuzugang Lippmann. In der Abwehr bilden Daniel Wohllebe (27) und André Schober (26) das Gerüst. Neben ihnen kommen „Oldie“ und rechte Hand des Trainers Ragnar Zaulich (33) oder Markus Saalbach (21), der gegen Pößneck Gelb-Rot sah, zum Einsatz.
Im nicht gerade mit Erfahrung gesegneten Mittelfeld führt kein Weg an Neuzugang Haufe vorbei. Dazu gesellen sich Stefan Knoof (21), Alexander Kunert (21) sowie René Großmann (24), der zwar bisher in 11 von 12 Spielen auf dem Platz stand, aber erst 2x über die volle Spielzeit. Neuzugang Johne fand in den letzten Wochen immer öfter Berücksichtigung.
Der Stamm der Abteilung „Attacke“ setzt sich aus René Behring (29), Mirko Liebich (24) und Markus Richter (27) zusammen. Auch Neuzugang Gasch kommt des öfteren zum Zug.
Der Angriff wird seinem Namen einigermaßen gerecht. Von den bisherigen 15 Toren des SVG gehen 10 auf das Konto der 4 genannten Angriffspieler, wobei noch keiner so recht herausragt.
Der Trainer
Seit dem 1. Juli 2004 sitzt Joachim Steffens auf der Trainerbank in Grimma. Er beerbte Detlef Schößler, der im März 2004 nach großem Knatsch mit der Mannschaft entlassen worden war. Gleiches sollte Steffens nicht ereilen, solang das Saisonziel nicht aus den Augen verloren wird. Und das lautet dem aktuell 9. Oberligajahr ein 10. folgen lassen.
Achim Steffen trug vor seinem Engagement beim SVG Verantwortung in Jena, Magdeburg, beim VfB Leipzig und beim FC Sachsen, gab aber dabei oft eine tragische Figur ab, wie z.B. in Jena, als er auf Platz 1 liegend gefeuert wurde. In Grimma scheint er jetzt seine Heimat gefunden zu haben, nicht zuletzt, weil er nur 17 km vom Stadion entfernt wohnt.
Momentan liegt der 55-jährige im Krankenhaus und wird von Ragnar Zaulich vertreten.
Umfeld/Stimmung/Fans
Bei seinem Amtsantritt hatte sich Achim Steffens vorgenommen etwa 800-1000 Zuschauer ins Stadion der Freundschaft zu locken. Das ist angesichts aktueller Zahlen gründlich daneben gegangen. In der letzen Spielzeit besuchten im Schnitt 390, 2003/04 – vor Steffens Zeiten - 368 Leute die Grimmaer Oberligakicker. Aktuell liegt das Mittel bei 500, allerdings gab es auch schon den „Knaller“ gegen Sachsen Leipzig (1546) . In den übrigen 5 Partien passierten zwischen 495 (Eilenburg) und 152 (RW Erfurt II.) das Stadiontor. Am Mittwoch dürften es zusammen mit dem CFC-Anhang um die 500 Zuschauer werden.
Den großen Stellenwert scheint der Fußball in der Muldestadt eh nicht zu haben. Dazu kommt, dass sich die Getreuen um die SVG-Fußballer das Leben auch noch selbst schwer machen. Der Webmaster der guten Grimmaer Fanpage (siehe Links) hat Ende August den Laden nach großem Krach mit einem Fanclub dicht gemacht. Bekannt dürfte auch der Stress zwischen Trainer Schößler, der Mannschaft und der Vereinsleitung im Frühjahr 2004 sein.
Finanziell ist der Verein auch nicht gerade auf Rosen gebettet. Kurz vor Ende der Saison musste der Etat durch ein 40.000 EUR-Darlehen der Stadt gedeckt werden, weil einige Sponsoren nicht rechtzeitig zahlen konnten. Eine Insolvenz, die sofort durch die Presse ins Spiel gebracht wurde, stand aber nie zur Debatte. Trotzdem macht der Kassenwart des SV Grimma für jeden Euro aus dem Sachsenpokalgeschäft Luftsprünge.
Das Stadion
Nicht die eigentliche Heimat, das Stadion der Freundschaft ist Austragungsort des Sachsenpokalspiels, sondern das benachbarte, kleinere Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion. Der eine oder andere kennt es vielleicht noch vom Sachsenpokalspiel 2003. Da konnte es schon mal vorkommen, dass ein Befreiungsschlag den Verkehr auf der unmittelbar angrenzenden B107 verwirrte.
Das Jahn-Stadion erlebt mit dem Gastspiel des CFC seine Wiedereröffnung (großes Brimborium ist lt. offizieller SVG-Website geplant). Denn seit Sommer wurde die ebenfalls von der 2002-Flut ramponierte Anlage für 1.225.000 EUR grundlegend renoviert. Die maroden Stehränge wurden abgerissen und durch neue Betontraversen, die 1.800 Besucher fassen, ersetzt. Ein neues Umkleidehaus mit Besuchertoiletten wurde errichtet und eine Flutlichtanlage mit der Kraft von 400 Lux installiert. Die wesentlichste Änderung ist aber an der Spielfläche vorgenommen worden. Der alte Rasen wurde „häppchenweise“ verkauft und durch eine Kunstrasenfläche ersetzt. Dies soll nun auch im Winter einen nahezu unterbrechungsfreien Spiel- und Trainingsbetrieb für die Grimmaer Sportvereine ermöglichen.
Einigen Grimma-Anhängern gefällt das reine Fußballarena Jahn-Stadion viel besser, als die weitläufige Leichtathletikanlage des Stadions der Freundschaft. Trotzdem wird der SV Grimma seine Heimspiele nur in Ausnahmefällen, sprich wenn Flutlicht von Nöten ist, im Jahn-Stadion austragen.
Die Route
„Viele Wege führen nach Rom“ – und auch nach Grimma:
Möglichkeit 1:Von Chemnitz aus fährt man die B95 Richtung Leipzig. Nach der Ortsdurchfahrt Frohburg biegt man an der Ampel rechts Richtung Nenkersdorf/Flößberg ab. Angekommen in Flößberg fährt man rechts auf die B176 Richtung Bad Lausick. Dort geht es dann links Richtung Otterwisch. Unmittelbar nach dem Ortsausgang Bad Lausick muss man dann rechts Richtung Grimma fahren. In der Muldestadt steuert man die B107 Richtung Wurzen bzw. Autobahn an. Nach dem man an einer Schule rechts abgebogen ist – weiter auf der B107 fahrend – taucht links schon das „Stadion der Freundschaft“ auf.
Nun kann man auf die Suche nach Parkplätzen gehen. Direkt am Jahn-Stadion gibt es einen recht ordentlichen Parkplatz, der eigentlich ausreichen sollte. Wenn nicht, gibt es gegenüber der oben genannten Schule noch Stellflächen, allerdings gebührenpflichtig.
Möglichkeit 2 (wenn man ein schnelles Auto hat):In Chemnitz auf die Autobahn A4 Richtung Dresden fahren. Ab dem Dreieck Nossen (76/38) Leipzig über die A14 ansteuern und an der Anschlussstelle Grimma (31) die Autobahn verlassen. Dann auf der B107 nach Grimma hinein fahren. Man kommt ebenfalls direkt am Stadion vorbei.
Hinweis: Die letzten Kilometer vor der AS Grimma fährt man in einer Baustelle.
Möglichkeit 3:In Chemnitz (Glösa) auf die B107 und über Rochlitz und Colditz immer an der Chemnitz und Mulde entlang nach Grimma fahren. Das ist landschaftlich reizvoll, aber eine ziemliche „Kurverei“.