Hauptsache weitergekommen
von Erik Büttner
So richtig konnte sich keiner der Himmelblauen über den Einzug in die nächste Runde des Sachsenpokals freuen. Zwar hatte der Chemnitzer FC den gastgebenden SV 1919 Grimma mit 3:1 geschlagen, doch erstens war das Spiel alles andere als berauschend, und zweitens verletzte sich CFC-Torjäger Frank Mayer, so dass er am Samstag gegen Düsseldorf nicht auflaufen kann.
Grimma kam der CFC zur Wiedereröffnungsparty für das renovierte Jahn-Stadion gerade recht. Das Sachsenpokalspiel sollte krönender Abschluss der Feierlichkeiten werden. So präsentierten auf dem Kunstgrün zunächst die Grimmer Steppkes gegen Wurzen ihr erlerntes Können. Dann blies das Jugendblasorchester den Zuschauern den Marsch und – noch viel schlimmer – das Steigerlied. Offenbar weiß man in der Muldestadt nicht, das Chemnitz maximal das Tor zum Erzgebirge ist, aber noch nicht dazugehört (jedenfalls nicht, wenn Fußball auf dem Plan steht)! Pünktlich um 18:48 Uhr donnerte dann etwas los, das von den Einheimischen als Feuerwerk deklariert wurde. Nun, laut war es zumindest, aber manch Hobbypyromane in der Kurve bekommt da mehr als die engagierten Pyrotechniker auf die Reihe...
Unbeeindruckt von all dessen, pfiff Schiedsrichter Hartig um 19:01 Uhr Ortszeit die Partie an. Um 19:07 Uhr stand es 1:0 für Chemnitz. René Stark hatte steil auf Tuukka Salonen geflankt. Der stand zwar möglicherweise im Abseits, aber der Schieriassistent zeigte sich diesbezüglich an diesem Abend von der großzügigen Seite (zumindest gegenüber dem CFC). Der himmelblaue Finne flankte deswegen in Seelenruhe weiter auf Steve Rolleder, der locker-flockig einschob.
Grimma hätte nun sicher früh die Partie abgehakt, wenn der CFC nach dem Tor nicht das Fußballspielen eingestellt hätte. Nach vorn ging überhaupt nichts mehr, an Pässe und Flanken, die ihr Ziel erreichen, war nicht mehr zu denken. Ob es allein am größenmäßig eingeschränkten Kunstrasenplatz gelegen hat, ist stark anzuzweifeln. Und so witterte der SVG Morgenluft und setzte zum Sturmlauf an. Sturmführer in Reihen der Muldestädter war Sebastian Gasch, der in der Sommerpause vom Bezirksligisten Döbeln gekommen war. Der 23-jährige bereitet der linken Defensivseite des CFC um Markus Ahlf und Tobias Becker viel Sorgen. So hätte er in Minute 12 und 21 schon ausgleichen können. Wie dann in der 42. Minute das 1:1 nicht fallen konnte, wird ewig das Rätsel der Muldenstädter Offensive bleiben. Klömich lag 2x geschlagen am Boden, doch der Spielstand änderte sich nicht.
Geändert werden musste aber das Personal des CFC. Nach einem Zweikampf blieb Mayer schmerzverzerrt liegen. Humpelnd kam er zwar nach längerer Behandlung zurück ins Spiel, doch in Minute 29 erlöste in Dietmar Demuth von den Qualen und schickte Kenny Schmidt für ihn aufs Grün. Mayer wurde noch während des Spiels in ein Chemnitzer Krankenhaus gebracht. Erste Diagnosen verlauteten eine Verletzung des rechten Knöchels.
Nach der Pause wurde dann der CFC wieder etwas aktiver, wenn auch die spielerische Leistung weiter auf unterstem Niveau blieb. Rolleder hatte 4 Minuten nach Wiederanpfiff per Kopf die Chance die Führung auszubauen. Dann versemmelt Schmidt völlig freistehend, dafür aber absolut lässig das mögliche 2:0 (57.).
Glück hatte der CFC, als Grimma einen Freistoß an der Mittellinie schnell ausführte und der Ball wembleymäßig an die Latte klatschte (59.). Denn der Schieriassistent (der oben schon angesprochene) hatte unter wütendem Protest der Grimmaer Spieler und ihres Anhangs die Fahne wegen Abseits gehoben. Nur, es war ein Torschuss und damit maximal passives Abseits. Aber der Ball kam eh knapp vor der Linie auf und es wäre kein Tor gewesen.
Dann versuchte sich wieder der CFC: Zunächst brache Görke mit einem seiner Freistoßhämmer Grimmas Torwart Lippmann arg ins Schwitzen (61.). Anschließend versemmelte mal wieder Schmidt (62.). Doch wieder nur eine Minute später fiel ihm eine Stark-Flanke von rechts genau auf den Fuß und der Ball sprang zum 2:0 ins rechte untere Eck.
Nun war die Partie ziemlich gelaufen und der CFC stellte wieder nahezu alle Bemühungen auf gepflegtes Fußballspiel ein. Grimma versuchte sich vergebens daran noch Anschluss zu finden. Doch nur Richter verbreitete mit einem Schuss aus der 2. Reihe noch einen Hauch von Torgefahr. Mühe hatte auch die Stadionsprecherin mit den Chemnitzer Spielern. Trotz ihres hörbaren Bemühens auf eine feine Aussprache wurde da Stefan Schumann für einen „Tunka Sulanen“ eingewechselt. Wenigstens konnte sie da mal einen Hauch von Stimmung in die „Bude“ bringen.
Der Rest des Spiel ist dann schnell erzählt: In Minute 79 fiel Rolleder eine Eckballflanke von links auf den Kopf – 3:0. 5 Minuten später tanzte Gasch, nach dem er den Ball schön mit der laaaangen Schulter mitgenommen hatte, Klömich aus und vollstreckte zum Ehrentreffer unter dem Jubel des „fanatischen“ Anhangs. Und pünktlich nach 90 Minuten beendete der Schiedsrichter die Begegnung.
Chemnitz war froh, das Grimma nicht mehr aus seinen Chancen der ersten Halbzeit gemacht hatte. Und die Gastgeber klopften sich auf die Schulter, weil sie von sich behaupteten, die bessere von zwei mäßigen Mannschaften gewesen zu sein. Yakubu Adamu und Tuukka Salonen kümmerte das aber wenig. Sie feierten mit breitem Grinsen und dem Gästekäfig einen schmeichelhaften Sieg. Aber wie heißt es doch so schön: Am Ende zählt das Ergebnis – und eben auch bzw. gerade im Pokal. Auf zur nächsten Runde...!
Wertung: 4 (Mäßiges Spiel zum Mittwochabend)
Beste Himmelblaue: Görke, Rolleder
Pressestimmen
Freie PresseCFC überspringt in Grimma Pokalhürde