Vorbericht

20. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2008/2009
Türkiyemspor Berlin
Türkiyemspor Berlin
0:3
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Zweiter Auftritt in der Hauptstadt an traditionsreicher Stätte...

von Timo Görner und Erik Büttner

...denn nach dem erfolgreichen November-Auftritt bei der U23 des Bundesligisten Hertha BSC geht es nun zur aktuellen Nummer 3 Berlins in den Europapokalerfahrenen "Jahn-Sportpark".

Die aktuelle Saison bislang
Ziel ist der Klassenerhalt, diesen kann Türkiyemspor derzeit aus eigener Kraft realisieren. Prekär sah es bis Mitte der Herbstrunde aus. Nach 9 Partien waren erst 5 Zähler gezeitigt, den einzigen Sieg landeten die Berliner ausgerechnet beim CFC. Die damalige Torausbeute von 7 Treffern war ausbaufähig. Der Lichtblick war Halle (1:1/A), Schatten 3 Heimniederlagen in Folge. Schon war das rettende Ufer 4 Punkte entfernt. Zu Hause leiteten die Blau-roten den positiven Trend ein. Türkiyemspor schickte in den folgenden 4 Heimspielen die Gäste aus Wolfsburg, Wilhelmshaven (jeweils 2:1), Leipzig (2:0) und Cottbus (1:0) allesamt mit Niederlagen nach Hause. Auswärts sah es zunächst weiter mau aus. Dann wurde bei Altona 93 (3:0) ein Achtungszeichen gesetzt. Zum Auftakt der Rückrunde gab es dann einen Rückschlag. Gegen Rostock II (0:1) wurde Heimsieg Nr. 5 in Folge und damit der Befreiungsschlag verpasst. In die spielfreie Zeit gingen die Berliner mit einem knappen Vorsprung von 3 Zählern aus Platz 15. 6 siegreiche Spiele waren guter Durchschnitt der Staffel, 10 Niederlagen etwas zuviel.
Der Start in die Frühjahrsrunde begann mit 2 Spielausfällen (Oberneuland/A, CFC/H). Enorm wichtig war der Sieg in Hannover (2:1), nicht unerwartet die folgende Heimpleite gegen Kiel (0:1). Im Bremer Nachholspiel wurde gepunktet (2:2), in Babelsberg (0:1) setzte es nach einem ordentlichen Auftritt Niederlage Nr. 2 im Jahr 2009. Gegen den Halleschen FC schrammte man nur um wenige Sekunden an einer Sensation vorbei, kassierte erst in der Nachspielzeit das 2:2 nach 2:0-Vorsprung. Es schlossen sich zwei sieglose Vergleiche gegen direkte Mittkonkurrenten im Abstiegskampf an. Weder beim HSV II (0:0) noch gegen Herthas U23 (0:1) konnte ein Treffer gelandet werden. Die Folge war wieder der Rutsch unter den Strich
Als platzbauende Gemeinschaft steht Türkiyemspor im negativen Bereich . bei 11:14 Toren wurde 4x gewonnen und 6x verloren. Auf Reisen präsentiert man sich mit 3 Siege bei 7 Niederlagen tabellarisch durchschnittlich. Als "Genügend" ist die Torausbeute (23) einzustufen, die Defensive (33) als "befriedigend". Rang 10 ist die bislang beste Platzierung, 18x landeten die Berliner auf einem Abstiegsplatz.
Im Berliner Landespokal scheiterte Türkiyemspor bereits im Achtelfinale mit 0:3 beim BFC Preußen.

Delegierungen seit dem Hinspiel
Es gab etwas Bewegung im Kader: In der Winterpause gingen 10 Akteure bzw. wurden teilweise ausgemustert. Ilter Senkaya (26/Abwehr) pausiert ein halbes Jahr für sein Studium, Angriffsspieler Babacar N'Diaye (34) ging nach 3 Monaten mit 7 Einsätzen (4 Tore) Richtung Babelsberg. Das sind die beiden einzig bedeutenden Abgänge. Der "Rest" unter anderem mit dem Ex-Auer Sascha Kadow (30), spielte in der Herbstrunde kaum eine Rolle. Sie kamen jeweils über Kurzeinsätze nicht hinaus oder wurden gar nicht eingesetzt. Die Ausdünnung des Kaders dürfte sicherlich auch finanzielle Gründe gehabt haben.
Unter den Neuen der Winterpause finden sich ebenfalls 5 Spieler. David Hussain (24) spielte bis Juli 2008 beim BFC Dynamo. Seine Stationen zuvor waren Berliner Vereine wie Hertha BSC (U19), BFC Preußen, Reinickendorfer Füchse, Tennis Borussia. Kräftig nachgebessert wurde im Sturm. Vom polnischen Zweitligisten GKS Jastrzebie kam Martin Karwot (26), dazu aus Japan Eisei Tomioka (24) und Yuki Okamoto (25) sowie der Türke Rahmi Özgündüz (22) aus der Landesliga Brandenburg (Veritas Wittenberge).
Gewinner der Saison bislang
Süleyman Koc (19/Mittelfeld) schaffte nach seinem Wechsel vom Berliner Oberligaclub Ankaraspor den Sprung in den Stamm. Auch für Florian Grossert (23/Abwehr) hat sich der Wechsel sportlich bislang gelohnt, auch er kam aus der Oberliga (Gera 03).

Der Trainer
Uwe Erkenbrecher (54) ist nach wie vor für die Mannschaft verantwortlich, er hat noch einen Vertrag bis zum Saisonende.

Die Mannschaft
Im Tor steht Daniel Rothe (28). In der Abwehr sind Rocco Teichmann (22), Murat Doymus (23), Pa-Malick Joof (23) und Florian Grossert (23) gesetzt. Der abgewanderte Stammspieler Ilter Senkaya (26) muss nun ersetzt werden. Im Mittelfeld sind Marcus Steinwarth (22), Norbert Lemcke (26), Süleyman Koc (19) sowie Kais Manai (36) und Denis Novacic (29) feste Größen. Hakan Cankaya (22) ist mit 3 Toren der Angriffsspieler mit der besten Ausbeute, allerdings alle erzielt von Spieltag 2 bis 4. Hoffnungsträger war zunächst N'Diaye, "Matchwinner" beim Debüt gegen Leipzig mit den Toren zum 2:0. Ansonsten war bis auf Neuzugang Yuki Okamoto (25) noch keiner der nominellen Stürmer erfolgreich (2). Erfolgreichster Torschütze (4) ist bis dato im Mittelfeldmann Norbert Lemcke.
Nach den angesprochenen personellen Veränderungen hat sich Türkiyemspors Kader etwas verjüngt. Der Schnitt liegt nunmehr bei 22,8 Jahren. Türkische Akteure spielen in dieser Saison bislang nicht die primäre Rolle. Teilweise standen nur 2 oder 3 Kicker dieser Nationalität in der Anfangself. Neben ihnen und den Deutschen in der Mannschaft bietet man aus Gambia Pa-Malick Joof und aus Tunesien Kais Manai auf. Beide verfügen allerdings über den deutschen Pass. Insgesamt schlägt sich der letztjährig 3. der Oberligastaffel Nordost-Nord Saison bislang solide und sollte eine reelle Chance auf den Klassenverbleib haben. Knackpunkte bleiben die fehlende Unterstützung in den Heimspielen, die partiell unerfahrene Mannschaft und der wenig durchschlagskräftige Angriff.

Die Einkaufsbilanz
Bis zum heutigen Tag gab es 23 Neuzugänge. Davon konnten sich 7 für den Stammkader empfehlen. Hinzu kommt Babacar N'Diaye, der sich bis zum Wechsel nach Babelsberg als "Glücksgriff" entpuppte und vermutlich auch für die kommenden Begegnungen fest eingeplant gewesen wäre. Der Rest konnte sich nicht durchsetzen und hat den Club zum Teil auch schon wieder verlassen. Fazit: 7 bzw. 8 Einkäufe sind sehr ordentlich. Einschränkend bleibt aber anzumerken, dass es auch 23 Neue gab und man im Angriff weitestgehend daneben lag, nun in der Winterpause ausmustern und nachbessern musste. Hier könnte der Japaner Yuki Okamoto (25) ein "Glücksgriff" werden. In den ersten 4 Spielen erzielte er immerhin 2 Tore.

Das Umfeld
Der in Deutschland bekannteste Verein von Ausländern spielt immerhin in der neuen Regionalliga und im Umfeld scheint es keinen zu interessieren. Türkiyemspor hatte aufsummiert etwas weniger Besucher zu den Heimspielen als der CFC im Schnitt. Weniger als die 249 pro Spiel haben nur Energie Cottbus II und Hertha BSC II. Lediglich gegen Babelsberg (647) und Leipzig (442) waren die Ränge etwas üppiger gefüllt. Den Tiefpunkt des Interesses bedeuteten ganze 68 Fußballfreunde im Nachholspiel gegen Wilhelmshaven, weniger als in mancher Kreisligabegegnung.
Über die Gründe mag man spekulieren. Zum einen dürfte es am vorübergehenden sportlichen Niedergang ab Mitte der 90er Jahre liegen, welche die bis dahin durchaus ordentliche Fanszene dahin vegetieren ließ. Zum anderen ist es vermutlich auch der fast parallel dazu verlaufenden Aufschwung von Hertha BSC. Mit dem Sprung in die neue Regionalliga hatte sich Türkiyemspor mehr Zuschauer erhofft, allerdings wurde die Attraktivität dieser Spielklasse (auch hier) überschätzt und vielleicht der eine oder andere Fan durch den Zwangsumzug in den "Jahn-Sportpark" verärgert. So schaut der fußballbegeisterte Berliner Türke wohl lieber bei Hertha BSC vorbei oder bewundert seinen jeweiligen Istanbuler Verein im TV.
Die Lizenz für die Saison 2009/2010 haben die Berliner beantragt. Ob sich Türkiyemspor dauerhaft in dieser Liga vor - allem wirtschaftlich - etablieren kann, bleibt allerdings abzuwarten. Dass man derzeit nur bedingt regionalligareif ist, zeigt sich an den schlechten Trainingsbedingungen. So gibt es keinen eigenen bzw. ständig verfügbaren Trainingsplatz. Sieht man wie die Stadt Berlin den Verein immer wieder in der Öffentlichkeit hervorhebt, ist die offensichtliche fehlende Unterstützung bei diesem seit längerem bestehenden Problem mehr als fragwürdig.

Das Stadion

Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark auf dem Prenzlauer Berg war Zeit seiner Blüte in der ehemaligen DDR stets die beste Stadionadresse des Landes. Logisch, residierte hier doch zunächst der Armeesportklub, später der BFC Dynamo. Im August 1951 fertiggestellt, war der Sportpark in den 50iger Jahren Schauplatz zahlreicher Berliner Duell, in denen meist Hertha den Kürzen gegen die Ostklubs zog. 1961 bekam die Arena in Form der Berliner Mauer einen unliebsamen Nachbarn. Versüßt wurde das 3 Jahr später mit einer für diese Zeit prächtigen 900-Lux-Flutlichanlage (etwa wie Fischerwiese heute).
In den späten 80iger Jahren dann schickten sich die Ostberliner an, den Sportpark zu rekonstruieren. Es entstand die 2-rängige Haupttribüne auf der Ostseite in ihrer heutigen Form mit den imposanten Auffahrten. Außerdem wurde die über 200m lange Gegentribüne überdacht und eine neue Flutlichtanlage mit 240 Schweinwerfern installiert. Und...der Jahn-Sportpark war der einzige "All-Seater" der DDR - 23.972 Sitzplätze boten die Ränge, davon reichlich 10.000 überdacht.
Nach der Wende vereinnahmte das neue Großberlin die Arena und steckte noch mal Geld in die Sanierung, denn es waren ein paar Baustoffe verwendet worden, die mittlerweile als krebserregend galten. Außerdem sollte das Stadion für Olympia 2000 hübsch gemacht werden. Doch aus Olympia in Berlin wurde nichts und das 2. größte Berliner Stadion spielte nur noch 2. Geige. Wer immer in Berlin ein ordentliches Stadion brauchte, dem aber das "Olympia" zu groß war, der kam auf den Prenzlauer Berg. Unter den Gästen finden sich die Footballer, Hertha BSC II, diverse Berliner Pokalfinals und jetzt eben Türkiyemspor. Keine berauschende Karriere für eine Arena, die zahlreiche Europapokalnächte gewohnt war. Aber auch eine typische DDR-Oberliga-Fußball-Karriere...
Übrigens, ein Tipp für einen Kulturausflug: Unmittelbar hinter der Gegengerade befindet sich der Mauerpark mit noch einem Stück Originalmauer...

Die Route

Der letzte Besuch im Jahn-Sportpark liegt für uns schon etwas zurück. In dieser Zeit haben sich auch ein paar neue Wege aufgetan. Ab Chemnitz bleibt aber erst einmal alles beim Alten. Es geht auf die A4 Richtung Dresden. Am dortigen Dreieck Dresden-Nord wechselt man auf die A13 Richtung Berlin. Diese fährt man dann durch, auch am Schönefelder Kreuz, ab dem die Autobahn dann A113 heißt. An der Ausfahrt "Grenzallee" (26) verlässt man dann die Autobahn, weiter geht es auf jener Grenzallee und folgend dem Dammweg in Richtung Treptow. Nach Querung des ehemaligen Grenzstreifens und am Ausgang einer Passage durch eine Kleingartenkolonie biegt man links in die Kiefholzstraße ein und später, nach einer S-Bahn-Querung rechts in die Elsenstraße und immer gerade aus. Nach der Spree-Brücke biegt man links in die Stralauer Allee und folgt damit der B96a. Weiter folgt man der B96a, in dem man an der Oberbaumbrücke rechts in die Warschauer Straße abbiegt. Übers Frankfurter Tor, Petersburger Straße, Bersarinplatz (Kreisverkehr), Danziger Straße erreicht man schließlich die Schönhauser Allee, die man jedoch auch noch überquert. Doch schon an der nächsten Straße biegt man recht ein und hat das Stadion vor Augen. Ein paar Parkplätze gibt es dort im Umfeld. Die dürften im Normalfall auch ausreichen.

Entfernung: ca. 260 km, Fahrzeit: 3 - 4 Stunden (Berliner Feierabendverkehr!!)

Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion
Topsstraße 1 (Postadresse: Cantianstraße 24)
10437 Prenzlauer Berg, Berlin
20. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2008/2009
+++ Nachholespiel +++
Mittwoch, 22. April 2009, 18:30 Uhr
Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, Berlin
Zuschauer: 402
Schiedsrichter: Henschel (Braunschweig)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

Türkiyemspor Berlin Chemnitzer FC
15Tabellenposition10
26
26
1,0
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
32
26
1,2
7 (26,9%)
14 (53,8%)
Siege
Niederlagen
8 (30,8%)
10 (38,5%)
23 : 36
0,9 : 1,4
Tore
Tore pro Spiel
36 : 32
1,4 : 1,2
3:0 gegen Altonaer FC 93 (A)Höchster Sieg4:0 gegen FC Hansa Rostock II (A), VFC Plauen (A)
0:3 gegen VfB Lübeck (A), Chemnitzer FC (H)Höchste Niederlage1:4 gegen 1. FC Magdeburg (A)
n-U-u-N-NDie letzten SpieleN-U-n-N-s
2 Niederlagen in Folge
7 Spiele in Folge ohne Sieg
3 Spiele in Folge ohne eigenen Treffer
Aktuelle Serienkeine

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele10011:2
Heimspiele10011:2
Auswärtsspiele00000:0
Ligaspiele10011:2
Pokal-/Relegationsspiele00000:0

Der Ergebnisrückblick

2008/2009Regionalliga Nord3. SpieltagChemnitzer FC - Türkiyemspor Berlin1:2 (1:1)