Erstes Pflichtspiel-Debüt in Liga 3 mit dem bislang schwersten Spiel...
von Timo Görner
...und das beim 1. FC Heidenheim. Mit den Süddeutschen gab es bislang noch kein einziges Duell. Dazu zählt unser Kontrahent zweifellos zu den Mitfavoriten auf die Plätze 1 bis 3.
Die letzten Jahre unseres Gegners
Der Weg des 1. FC Heidenheim 1846 führte seit 2003 aus der Fünftklassigkeit der damaligen Verbandsliga Württemberg bis in die 3. Liga. 2004 gelang der Aufstieg in die Oberliga Baden-Württemberg und 2008 qualifizierte sich der FCH für neue Regionalliga Süd als damaliger 4. Gleich im ersten Jahr schafften die Ostwürttemberger den Aufstieg in die 3. Liga, sicherte sich diesen am vorletzten Spieltag durch einen Auswärtssieg beim Karlsruher SC II. Härtester Konkurrent damals war das "unaufsteigbare“ Hessen Kassel. Die eigentliche Geburtsstunde des FCH ist das Jahr 2007, als sich die Fußballabteilung des "Heidenheimer Sportbund 1846" rückwirkend zum 01.01.2007 abspaltete und fortan unter dem heutigen Namen firmierte. Damit sah man bessere Voraussetzungen für die Teilnahme an der Regionalliga.
Die letzte Saison unseres Gegners
Nach einem sehr ordentlichen 6. Platz 2009/2010, wo man als Aufsteiger bis Mitte der Rückrunde an die Tür zur 2. Bundesliga klopfte und erst danach nicht mehr ganz das hohe Niveau halten konnte, waren die Erwartungen im Umfeld durchaus gewachsen. Doch zunächst legte Heidenheim. Mit einer Niederlage in Jena (1:2) und einem Heim-Remis gegen Stuttgart II (0:0) einen "kleinen Fehlstart" hin. Bis zur Winterpause gelang der Anschluss an die Aufstiegsplätze nicht so richtig. Der FCH spielte gut mit, war aber kein echtes Spitzenteam. Zu Hause zeigte man sich stabil mit 6 Siegen und nur 2 Niederlagen in 11 Begegnungen. Doch 7 Auswärtspleiten trotz der 3 dortigen Dreier waren zu viel. 16:20 Tore sprachen für eine recht gute Offensive, aber auch anfällige Defensive. Die überragenden Braunschweiger und Rostocker noch abzufangen war wenig realistisch, Rang 3 mit einer ganz starken Rückrunde aber noch zu packen.
Der gelungene Start ins Jahr 2011 mit der "kleinen Serie" von 3 Siegen gegen Saarbrücken (2:0), Bayern München II (3:1) und in Sandhausen (2:1) schürte noch einmal Hoffnung. Doch 4 Niederlagen in Serie zerstörten alle leisen Aufstiegsträume schnell. 9 Spiele insgesamt wurden ohne Siege absolviert. Nach 31 Spieltagen war der Relegationsplatz 11 Punkte und 6 Plätze entfernt. Es wären normal mehr gewesen, hätte sich die direkte Konkurrenz, vor allem Offenbach, stabiler präsentiert. Zumindest konnte "nach unten" wenig anbrennen, auch wenn 9 Punkte Vorsprung auf Rang 18 bei 6 ausstehenden Spielen nicht überschätzt werden sollten. Die Mannschaft straffte sich noch mal. 5 Begegnungen wurden ohne weitere Niederlage bestritten, 9 Zähler erkämpft. Zum Finale setzte es jedoch noch eine Klatsche bei Zweitligaaufsteiger Braunschweig (0:4). Nach Rang 6 wurde diesmal der 9. erreicht, der Saldo war mit 14 Siegen bei 15 Niederlagen leicht im negativen. Die Heimbilanz sieht mit 10 gewonnenen der 19 Duelle auf eigenem Rasen ganz ordentlich aus. Dafür klemmte es auswärts (16.) mit nur 4 Dreiern und 40 Gegentoren (nur Ahlen hatte mehr). 59:58 Treffer in der Gesamtbilanz sprechen für eine starke Offensive aber auch eine schwache Defensive.
Der FCH holte sich den Landespokal Württemberg durch einen 2:0 Sieg bei Oberligist 1.FC Normannia Gmünd. Damit war Runde 1 im DFB-Pokal 2011/2012 erreicht.
Delegierungen für diese Saison bislang
6 Ab- und 7 Neuzugänge sind zu vermelden. Abwehrmann Johannes Meier (26) beendete seine Laufbahn aus beruflichen Gründen. Christian Beisel (24) im gleichen Bereich wechselte zum neuen Ligarivalen nach Darmstadt. Der größte Verlust unter den 6 ist zweifellos Torjäger Patrick Mayer (23), der zu Erstligaaufsteiger FC Augsburg wechselte. Seine Bilanz in den letzten 2 Jahren: 64 Spiele – 30 Tore, allein 19 davon in der Vorsaison.
Unter den Neuen finden sich Spieler aus der zweiten Liga, II. Mannschaften und aus der Verbandsliga Baden-Württemberg. Für die Abwehr wurde Mathias Wittek (23) vom FC Ingolstadt 04 ausgeliehen. Ebenfalls auf Leihbasis kam Tobias Schilk (19) vom TSV 1860 München. Im Mittelfeld findet sich mit Andreas Ludwig (20) aus Hoffenheims II. die 3. Ausleihe. Gleich 4 Kicker wurden für den Angriff verpflichtet. Kevin Lehanka (20) kam von den Sportfreunden Schwäbisch Hall aus der Verbandsliga. Der Deutsch-Spanier Adam Jabiri (27) ist der 2. Zugang aus Hoffenheim. Neu sind des Weiteren Tobias Rühle (20/VfB Stuttgart II) und der Deutsch-Kosovare Scipon Bektasi (20/SC Freiburg II).
Der Trainer
Mit Frank Schmidt (37) hat der FCH einen recht jungen Trainer. Er übernahm die Mannschaft im September 2007. Von 1999 bis 2003 bestritt er 69 Zweitligaspiele für Alemannia Aachen, u. a. gegen den CFC. Dazu noch mal 8 für Waldhof Mannheim, danach war seine Laufbahn als Spieler zu Ende. Sein Vertrag läuft noch bis Juli 2015.
Die Mannschaft
Nr. 1 im Tor war zuletzt Frank Lehmann (22). Die Abwehr bilden Ingo Feistle (29), Tim Göhlert (26), Florian Tausendpfund (24) und Sandro Sirigu (22). Im Mittelfeld ragte in den ersten Spielen der „Held aus dem Bremen-Spiel“, Marc Schnatterer (25) hervor. Bilanz: 3 Tore, davon 1 gegen die Bremer. Hinzu kommen Christian Essig (25), Richard Weil (23), Andreas Ludwig (20) sowie der zweite Torschütze im DFB-Pokal, Christian Sauter (23). Kapitän Martin Klarer (29) ist zurzeit verletzt und damit einer von insgesamt 7 Ausfällen im Kader. Im Angriff haben bislang Andreas Spann (27) und Bastian Heidenfelder (25) die Nase vorn. Knapp dahinter rangieren Tobias Rühle (20) und Adam Jabiri (27). Momentan wartet man allerdings noch auf das erste Stürmertor. 26 Spieler inkl. 3 Torhüter sind ein relativ großes Aufgebot, bei den aktuellen Verletzungsproblemen aber hilfreich. 25 Jahre im Schnitt sprechen für eine ganz gute Mischung in der jüngere Spieler wie Rühle, Ludwig, Sigiru gut auftreten. Mit Tim Göhlert steht übrigens der Bruder von Daniel Göhlert im Team.
Die Saison bislang
Der Start geht in Ordnung. 4 Pflichtspiele wurden bestritten, 2x Meisterschaft und jeweils 1x Pokal auf Landesebene und DFB. 3 Siege stehen zu Buche – keine Niederlage. Zum Auftakt in Liga 3 wurde der mögliche Mitfavorit Offenbach bezwungen (2:1). Am vergangenen Mittwoch erreichte man ein 1:1 in Unterhaching. Im DFB-Pokal sorgte man zwischendurch für eine der faustdicken Überraschungen und warf Bundesligist Werder Bremen (2:1) verdient aus dem Rennen. Im Landespokal reichte es für ein 3:1 bei Verbandsligist FC Krauchenwies.
Prognose
Die Mannschaft von Frank Schmidt muss zu den Mitfavoriten auf den Titel gezählt werden. Auf alle Fälle sollte es für mehr als Rang 9 in der Vorsaison reichen. Kann Heidenheim sich defensiv deutlich verbessern und Patrick Mayer im Angriff ersetzen, wird der FCH ganz oben mitspielen.
Das Umfeld
Der Zuspruch in der Vorsaison war steigend, von rund 5.200 ging es hoch auf 6.000 im Schnitt. Gegen Offenbach kamen am Freitagabend trotz TV-Übertragung 6.200 in die „Voith-Arena“. Von Oktober 2009 bis September 2010 wurde das ehemalige Mehrzweck-Stadion zu einem reinen Fußball-Stadion umgebaut und fasst derzeit offiziell 10.000 Besucher. Als Namensgeber fungiert vorerst bis 2021 die gleichnamige Firma, zuvor firmierte die Anlage als „Albstadion“. Gegen den SV Werder war das Stadion ausverkauft. Gegen den CFC kann man nach dem guten Saisonstart sicherlich wieder auf mindestens 6.000 Fußballfreunde zählen.
Hauptsponsor ist seit mehreren Jahren ein Heidenheimer Verbandsstoffhersteller. Daneben existiert eine professionell wirkende Sponsorenstruktur. Der Verein scheint insgesamt sehr gut aufgestellt, Chef ist mit Klaus Mayer der Geschäftsführer der gleichnamigen Firmengruppe. Viel Wert wird auf die Nachwuchsarbeit gelegt, es existiert eine eigene Fußballschule.
