Vorbericht

16. Spieltag - 3. Liga - Saison 2011/2012
SV Wehen Wiesbaden
SV Wehen Wiesbaden
2:0
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Schweres Gastspiel bei Hessens ehemaliger Nummer 2…

von Timo Görner

…denn dem einst aufstrebendem Zweitligisten aus Hessens Hauptstadt hat der FSV Frankfurt den Rang abgelaufen. Derzeit kämpft der SV Wehen Wiesbaden mit den Offenbacher Kickers um Rang 3 in Hessen.

Die letzten Jahre unseres Gegners

Den SV Wehen "ohne Wiesbaden", dafür mit "Taunustein 1926", habe ich erstmals 1999 im OFC-Fanzine "Erwin" registriert, als es um die "Fahrten zum Dorfverein" zum kleinen Stadion auf dem "Halberg" ging. Während Offenbach nach vielen Rückschlägen mit der Rückkehr in die 2. Liga große Ambitionen hatte, wurde der SV etwas belächelt und war nicht unbedingt auf Augenhöhe. 1926 gegründet bewegte sich Wehen bis 1987 auf Amateur-Ebene, teils in der Bezirksliga. 1987 gelang der Sprung in die Landesliga, der Beginn des Aufstiegs in jetzige Regionen. Es war vor allem ein Verdienst des damaligen Präsidenten und Hauptsponsors Heinz Hankammer, Gründer des "Brita"-Unternehmens. Das brachte ihm den Beinamen "Abramowitsch vom Dorf" ein. 1989 gelang der Aufstieg in die Oberliga Hessen. 1998 schaffte man es in die drittklassige Regionalliga Süd, konnte sich dort schrittweise als Spitzenmannschaft entwickeln. 2005 und 2006 jeweils 3. gelang 2007 der Sprung in die 2. Liga. Hier fand dann auch der Umzug nach Wiesbaden statt, der vom DFB geforderte Ausbau des kleinen Stadions auf dem Halberg – für 5.000 Zuschauer verfügbar – war aus infrastrukturellen Gründen so nicht umzusetzen. Nach 4 Heimspielen in Frankfurt konnte der SVW die im Eiltempo neu gebaute Arena für die 2. Liga in nutzen. Nach dem ordentlichen 8. Platz in der 1. Saison scheiterte man in der folgenden Spielzeit als Letzter, erreichte aber das DFB-Pokal-Viertelfinale. Statt wieder zu kommen, musste der Absturz in die Regionalliga (15.) vermieden werden. In der Vorsaison wiederum spielte man bis zum letzten Spieltag um den Wiederaufstieg mit, am Ende fehlten nur 1 Punkt und 2 Tore auf den Relegationsteilnehmer aus Dresden.

Die letzte Saison unseres Gegners

Nach der enttäuschenden Spielzeit 2009/2010 mit Rang 15 als Zweitligaabsteiger ging es deutlich nach oben. Die Rot-Weißen kämpften bis zur letzten Minute um Platz 3. Wäre es in Offenbach beim 2:2 geblieben, hätte es gereicht. Nach 13 Spielen war man dort wo man sein wollte. Platz 2 war mit 9 Siegen bei nur 1 Niederlage erobert worden. Grundlage dafür war die starke Defensive mit erst 8 Gegentoren; 6 der 9 Dreier gelangen knapp mit 1 Tor Differenz. Ausgerechnet im brisanten Derby gegen Offenbach (1:2) wurde verloren.
Was der Mannschaft im Aufstiegsrennen das „Genick brechen“ sollte, waren die 6 Duelle bis zur Winterpause. Hier blieb man sieglos und kassierte 4 Niederlagen. Schmerzlich in Ahlen (1:4), in Koblenz (2:3) und gegen den VfR Aalen (1:3). Auch gegen Bremen II (0:0) holte man zu wenig. Statt Aufstiegsplatz nun Rang 4., punkt -und torgleich mit Dynamo. 10 Punkte auf Rang 2, schon 7 auf den 3. Diesen Rückstand konnte man nicht mehr egalisieren, nach Runde 34 war man aber noch mal Dritter. Und da scheiterte man an sich selbst, verlor 2x in Folge. Auf Schrittmacherdienste (ausgerechnet) vom OFC angewiesen, ging man ins Finale, löste die Aufgabe in Bremen (4:1). Die Zuarbeit aus Offenbach blieb aus.
Als Platz bauende Gemeinschaft und Auswärtsteam war man gut, aber nicht gut genug (5.). Man schoss zu wenig Tore (49), die Defensive (34) war besser. Im DFB-Pokal nicht am Start, qualifizierte man sich als 4. der 3. Liga für den Wettbewerb 2011/2012. Als "Trostpreis" holte man den Landespokal durch ein 3:0 im Finale in Marburg gegen Regionalligist Hessen Kassel.

Delegierungen für diese Saison

Der erfolgreiche Kader wurde einem "mittleren Umbruch" unterzogen. 12 Akteure gingen, dafür kamen immerhin 15 neue Spieler.

Wichtigster Abgang war Abwehrspieler Fabian Schönheim (24) für 400.000 EUR zum FSV Mainz 05 in die 1. Bundesliga. Im Mittelfeld zog es Jan Fießer (24) nach Sandhausen, Daniel Brosinski (23/Duisburg) empfahl sich in einem halben Jahr mit 5 Toren beim SV für die 2. Bundesliga. Danko Boskovic (29) ging ohne neuen Verein. Angreifer ist Routinier Francis Kioyo (32) ist nicht mehr dabei. Auch er blieb nur 6 Monate mit 3 Toren, wechselte zur Spvgg Bayreuth in die Oberliga. Wichtiger war wohl aber die Personalie Marcel Ziemer (26/Saarbrücken). Bilanz: 7 Tore + 3 Vorlagen. Insgesamt aber konnte man einen Substanzverlust vermeiden. Schönheim und Ziemer bleiben die beiden Akteure, die besonders wichtig sind.

Bei den Neuverpflichtungen wurden teils sehr interessante Engagements erreicht. Für das Tor kam Markus Kolke (21/Waldhof Mannheim). Für die Abwehr holte man Marcus Mann (27) aus Saarbrücken, Sven Schimmel (22) vom VfB Stuttgart II, Timo Nagy (28/Jena), Nico Herzig (27) aus Aachen und Pascal Bieler (25) vom 1. FC Nürnberg. Ferner stieß Daniel Döringer (20) aus der II. (Regionalliga) hinzu. Mit Mann und Herzig wurden erfahrene Akteure verpflichtet, Zweiter mit Praxis in der 2. Bundesliga (Burghausen, Bielefeld, Aachen). Bieler versuchte seit 2008 erfolglos den Durchbruch beim FCN, 2006/2007 war er Stammspieler beim damaligen Zweitligisten Essen. Bemerkenswertes auch im Mittelfeld: Orlando Smeekes (29) kam aus Jena, dort mit 20 Toren in den letzten 2 Jahren zumindest sportlich ein Verlust. Marco Christ (30/Düsseldorf) kommt wie Herzig aus Liga 2, ebenso Thorsten Burkhardt (30/Aachen). Unbekannt sind Nicolas Roth (21/Fürth II) und Nils-Ole Book (25/RW Ahlen). Auch die Sturm-Zugänge lassen Ambitionen erkennen. Der Marokkaner Aziz Bouhaddouz (24) hat ebenfalls Zweitligaerfahrung, vom FSV Frankfurt. Steffen Wohlfarth (28) spielte zuletzt bei Drittligaabsteiger Bayern München II. Er hatte 2007/2008 großen Anteil am Zweitligaaufstieg des FC Ingolstadt 04 (11 Tore). Panagiotis Triadis (19) kommt aus der A-Jugend.

Der Trainer

Der in Zürich geborene Italiener Gino Lettieri (44) übernahm Anfang Februar 2010. Nach dem Klassenerhalt ging es 2010/2011 Richtung Tabellenspitze mit Rang 4 am Ende. Erste Trainerstation war 1994 der TSV 1860 München II als Co-Trainer. Danach Bayern Hof, FC Augsburg, Bonner SC, die Spvgg Bayreuth, Darmstadt, Burghausen, Weiden. Sein Vertrag gilt bis Juli 2013.

Die Mannschaft

Nr. 1 im Tor ist Michael Gurski (32). Die Abwehr sieht Nico Herzig (27), Marcus Mann (27), Sven Schimmel (22), Benjamin Hübner (22), Pascal Bieler (25) vorn. Macht gleich 4 Neuzugänge in der Defensive, die damit quasi neu formiert wurde. Hübner ist der Einzige "Alte" hier. Im Mittelfeld sind Alf Mintzel (29), Marco Christ (31) das Gerüst. Hinzu kommen der Kanadier Nikolas Ledgerwood (26), der Bosnier Zlatko Janjic (25) und Nils-Ole Book (25). Im Angriff ist Steffen Wohlfarth (28/4) die herausragende Größe. Ihm folgt Aziz Bouhaddouz (24) mit 3 Treffern, 2 davon in den letzten beiden Begegnungen. Noch nicht optimal läuft es für Neueinkauf und Offensiv-Allrounder Orlando Smeekes (29), der noch ohne Tor ist und auch schon mal die Ersatzbank drückte. Spieler wie Marco Sailer (26) und Panagiotis Triadis (19) kämpfen um den Stammplatz. Addy Waku Menga (28), mit Stationen Osnabrück, Rostock und Aktivposten der Vorsaison (7 Tore), kam verletzungsbedingt erst in den letzten beiden Partien als Einwechsler zum Einsatz. Das Aufgebot ist sehr gut besetzt. Herzig, Christ, Wohlfahrth, Menga, Ledgerwood, Bieler haben bereits höherklassig gespielt. Sicherlich eines der besten Kader der 3. Liga. 27 Akteure sind am Start.

Die aktuelle Saison bislang

…dürfte unbefriedigend sein. Die mit bekannten und erfahrenen Aktiven verstärkte Mannschaft, konnte die Erwartungen mit Kampf um die Spitze nur teilweise erfüllen. Platz 12 ist unter den Ansprüchen, zumindest ist in dieser ausgeglichenen Liga Aufstiegsplatz 2 mit 4 Punkten Rückstand in Sichtweite. Der Tiefpunkt der Saison war das 1:5 am vergangenen Wochenende in Unterhaching mit einem entscheidenden 0:4-Rückstand nach 32 Minuten. Maßgeblich verantwortlich ist die Auswärtsbilanz, in 8 Begegnungen wurde nur 1 Sieg erreicht - 6:12 Tore verbucht. Damit ist man hier nur 3 Tore besser als der CFC bei 1 Spiel mehr. Der Start gelungen, aus den ersten 3 Begegnungen ging man ungeschlagen mit 7 Zählern hervor. Wichtig der Heimsieg gegen Osnabrück (2:1). Danach gelang es nicht die notwendige Konstanz in die Leistungen zu bringen. Lange Gesichter gab es in den Heimspielen gegen Aufsteiger Darmstadt (0:1) und Regensburg (1:2) sowie beim Unterhaching-Debakel. Dass man mehr kann, wurde gegen Münster (3:0), Offenbach (3:1) und in Sandhausen (0:0) bewiesen. Die neuntbeste Bilanz als Platz bauende Gemeinschaft kompensiert die Auswärtsausbeute nicht. In der Offensive muss man zulegen (17), dort ist man nur Mittelmaß. In der Defensive (19) sind aktuell gleich 14 Kollektive besser. Im DFB-Pokal scheiterte man in Runde 1 nur knapp am VfB Stuttgart (1:2). Im Hessen-Pokal mit den beendeten Regional-Pokalen als Ausscheidung musste man noch nicht eingreifen.

Prognose

Die Saison ist noch lang genug um nach oben zu kommen. Der Kader ist sehr gut besetzt, gut genug, um sich in die gleichen Regionen zu spielen wie in der Vorsaison. Tipp: von Rang 1 bis 6 ist wohl alles drin. Aber nur wenn man sich auswärts steigern kann, sich in der Offensive erheblich verbessert.

Das Umfeld

Das Ziel lautet Rückkehr in die 2. Bundesliga. Über den laufenden Etat gibt es wie schon letzte Saison keine Infos durch den Verein, er sollte aber über dem des CFC liegen und sich im Spitzenbereich bewegen. Heimstätte ist seit 2007 die "Brita-Arena" Wiesbaden. Diese fasst 12.066 Besucher und wurde für 14 Mio. EUR erbaut. Sie galt übrigens eigentlich als "Provisorium", angedacht für 5 Jahre. Da bislang kein Standort für einen Neubau gefunden wurde, geht die Tendenz dahin, dass dieses Stadion auch danach genutzt und gegebenenfalls ausgebaut wird. Trägerbetrieb des Vereins ist die Firma, die auch als Namensgeber der Spielstätte fungiert und seit über 20 Jahren mit dem Club verbunden ist. Diese prangt auf den Trikots, in den Spielzeiten 2009/10 und 2010/11 trat der SVWW ohne Trikotsponsor auf. In früheren Landesliga und Oberliga wie auch teilweise noch Regionalligazeiten wurden dreistellige Besucherzahlen verzeichnet, ab 2006 ging es hier doch deutlich aufwärts bis auf fast 9.000 im Schnitt in der erfolgreichen Zweitligasaison 2007/2008. In den 3 Jahren danach ging der Zuspruch erheblich zurück auf 3.700 und 4.200 in der Vorsaison. Derzeit liegt man etwas drüber bei 4.585. Den Auftakt gegen Bremen II sahen 3.500, das Highlight war das hitzige Derby gegen Offenbach mit 7.500. Allgemein scheint sich das Stammpublikum bei etwas mehr als 3.000 zu bewegen. Gegen den CFC darf man wohl auf insgesamt rund 4.000 hoffen. Der Verein wird nicht selten als "Retortenverein" wahrgenommen. Dagegen verwahrt sich der harte Kern der Fans mit dem Verweis auf die Tradition des SV Wehen-Taunusstein 1926. Vereinschef ist Markus Hankammer, Sohn des Ehrenpräsidenten Hans Hankammer und Geschäftsführer des Hauptsponsors.
16. Spieltag - 3. Liga - Saison 2011/2012
Samstag, 05. November 2011, 14:00 Uhr
BRITA-Arena, Wiesbaden
Zuschauer: 3.533
Schiedsrichter: Alt (Heusweiler)


Tore

Die Tabellenverläufe

Tabellenhistorie

Der Vergleich

SV Wehen Wiesbaden Chemnitzer FC
12Tabellenposition14
20
15
1,3
Pkt.
Spiele
Pkt. pro Spiel
18
15
1,2
5 (33,3%)
5 (33,3%)
Siege
Niederlagen
5 (33,3%)
7 (46,7%)
17 : 18
1,1 : 1,2
Tore
Tore pro Spiel
17 : 20
1,1 : 1,3
3:0 gegen SC Preußen Münster (H)Höchster Sieg2:0 gegen Kickers Offenbach (H), SV Werder Bremen II (A)
1:5 gegen SpVgg Unterhaching (A)Höchste Niederlage0:3 gegen SpVgg Unterhaching (A)
n-S-u-S-nDie letzten SpieleU-n-N-n-U
keineAktuelle Serien5 Spiele in Folge ohne Sieg

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele00000:0
Heimspiele00000:0
Auswärtsspiele00000:0
Ligaspiele00000:0
Pokal-/Relegationsspiele00000:0