Vorbericht

Hattrick zum Auftakt gegen "NullDrei"...

...denn zuletzt wurden die Blau-Weißen Preußen zweimal mit 2:1 nach Hause geschickt. Die Chancen dafür stehen so schlecht nicht.

Die letzte Saison

Für viele galt man als Abstiegskandidat. Erst 13 Minuten vor Fristende konnten die nachgebesserten Lizenzunterlagen eingereicht werden. Möglichkeiten sich zu verstärken, waren "überschaubar". Sportlich wie wirtschaftlich wurde eine Gratwanderung erwartet. Den Klassenverbleib bereits vor dem letzten Spiel erreicht zu haben, war ein großer Erfolg. Der Start verheißungsvoll. Im weiteren Saisonverlauf erwiesen sich die Punktgewinne in Regensburg, Burghausen (1:1) als respektabel, dazu kam der 3:0-Heimauftakt gegen Erfurt. Vor dem Auftritt beim CFC ging es Richtung Abstiegskampf. Das 1:2 bedeutete das 7. sieglose Spiel in Folge. Bis zur Winterpause ging es wieder aufwärts, gelang der Sprung ins Mittelfeld. Vor dem Jahreswechsel waren 9 Zähler Vorsprung als 10. eine komfortable Ausgangsposition vor den restlichen 17 Duellen, in denen 15 bis 17 Zähler reichen sollten - machbar. Der Optimismus wurde schnell gedämpft. Der Start 2012 misslang mit einer Heimpleite gegen Burghausen (0:2). Lichtblick Saarbrücken (2:2), wo ein 2:0 nach Blitzstart (7. Minute) vergeben wurde. Auch Münster siegte mit 2:0 bei 03. Den Tiefpunkt in Heidenheim mit 4 Gegentoren innerhalb von 10 Minuten (0:5). Jetzt wurde gezittert. Hoffnung gab der Sieg beim "Abstiegs-Endspiel" in Unterhaching (2:1), ein Strohfeuer. Die Brandenburger kamen weiter nicht in die Gänge, blieben offensiv vieles schuldig. Mühsam wurde sich ernährt. Aus den folgenden 5 Spielen blieb kein Sieg, kein Tor. Resultat: 7 Runden vor Finale Abstiegsplatz 18. Von den noch nötigen 17 Punkten waren 6 geholt, 4 Törchen verbucht. Ein "Pflichtsieg" in Bremen (2:1), eine "Sensation" gegen Aufsteiger Aalen (2:0), der Freistoß in der Nachspielzeit gegen Bielefeld (1:0) waren Bausteine für den Liga-Verbleib. Ein Kraftakt mit ein wenig Glück nach unbefriedigender Frühjahrsrunde. Als Platz bauende Gemeinschaft war man abstiegsreif, schlechter nur Bremen II. Alle Teams konnten eine positive Heimbilanz vorweisen - bis auf Werder II und 03. Tore fielen im "Karli" wenig, auf beiden Seiten (21:25). 6 Heimspiele in Folge wurden 2012 ohne Tor bestritten. Auf Reisen (10.) war man besser. Nur 8 Niederlagen stellen ein ordentliches Zeugnis aus. 13 haben mehr Tore erzielt (44), die Defensive mit 59 Gegentreffern (17.) nur knapp über dem Strich. Im DFB-Pokal kam das Aus in Runde 1 gegen Zweitligist Duisburg (0:2). Im Landespokal blamierte man sich als "Abo-Sieger" gegen Falkensee/Finkenkrug aus der sechstklassigen Brandenburg-Liga (1:2). Angesichts klammer Kassen grob fahrlässig, spielen die nun gegen den VfB Stuttgart. Zudem wohl einer der "Sargnägel" für Dietmar Demuth als Trainer. Parallelen zum CFC anno 1993 mit der Pleite in Berlin sind nicht zu verleugnen. Trotz Vertrages bis 2013, erst in der Winterpause verlängert, musste er knapp 2 Wochen später überraschend seinen Hut nehmen.

Delegierungen für diese Saison bislang

Es gab Bewegung im Kader, bei 11 Abgängen und 10 Neuzugängen.

In der ersten Abteilung finden sich mehrere Stammspieler der Vorsaison. Mit Marian Unger ging der Stammkeeper 2008/2009 bis 2010/2011. Vergangene Spielzeit musste er mehrmals auf der Bank Platz nehmen, ging auch wegen Unzufriedenheit. Lange Zeit ohne neuen Club, holte ihn nun Regionalliga-Aufsteiger Zwickau. In der Abwehr ist Ronny Surma (24) nicht mehr dabei, spielt nun beim starken Regionalligist (West) Sportfreunde Lotte. Der Franzose Mickael Nelson (22) und Florian Grossert (27) zählten zeitweise zum Stamm. Beide damit nur ein Jahr dabei. Grossert wechselte wie Unger an die Mulde. Der US-Amerikaner Amaechi Igwe (24) kann hier ebenfalls noch mit erwähnt werden, wie Nelson aktuell ohne Engagement. Im Mittelfeld zog es Anton Makarenko (23) zu uns. Seine Bilanz: 7 Tore + 8 Vorlagen. Das wohl wichtigste der 7 im letzten Heimspiel gegen Bielefeld zum 1:0. Das Tor zum Klassenerhalt. Mit Almedin Civa (40) beendete der "Oldie" der 3. Liga seine Laufbahn. 22 Einsätze in 2011/2012 stehen zu Buche, davon 5x von Anfang an. "Ausleihe" Sergej Evljuskin (24) kehrte erst mal zum FC Hansa zurück. Im Angriff war mit Dominik Stroh-Engel (26) einer der Topstürmer der 3. Liga nicht zu halten. 13 Tore nebst 5 Vorlagen sorgten für Aufmerksamkeit anderer Vereine. Wehen/Wiesbaden "machte das Rennen". Der große Aderlass konnte verhindert werden, mit Makarenko und Stroh-Engel gingen aber 2 wichtige Spieler im offensiven Sektor.

"Kracher" bei den Neuen verbaten sich erneut, man setzt auf jüngere Akteure. Für das Tor kam Frederic Löhe (23) aus Sandhausen, dort die Nr. 2 mit 16 Berufungen. In der Abwehr vermeldet man die Delegierungen von Daniel Reiche (24/Duisburg) und Kai-Fabian Schulz (22/Jena). Den Togolesen Assimiou Touré (24) zog es aus Bielefeld zu 03. Reiche und Toure bei ihren alten Vereinen ohne echte Perspektive. Aaron Berzel (21/Kiel) wurde unter der Woche delegiert. Im Mittelfeld finden wir 3 aus der Regionalliga mit Oliver Kragl (22/Halberstadt), Niko Opper (20/Leverkusen II) und Philipp Kreuels (27/Wolfsburg II). Christian Essig (26) sucht nach wenig Perspektive in Heidenheim bei 03 den Durchbruch. Süleyman Koc (23) war nach seiner Verhaftung im April 2011 zunächst entlassen worden, erhielt im nun "offenen Vollzug" quasi die "zweite Chance" mit neuem Vertrag. Sergej Evljuskin (24) wiederum ist quasi ein "neuer Alter". Nach dem Abstieg der Rostocker in Liga 3 verlor sein Kontrakt seine Gültigkeit. Der "Wechsel" nach Babelsberg fast logisch. Im Angriff hielt man sich etwas zurück. Oliver Heil (23) bringt als Empfehlung 16 Treffer in 2 Jahren Darmstadt mit. Davon 12 in der Aufstiegssaison 2010/2011. Aktuell stehen mehrere Akteure wegen Krankheit und Verletzung nicht zur Verfügung. In der Abwehr Matthias Kühne (24) und Assimiou Touré (24), im Mittelfeld Julian Prochnow (26) sowie die Stürmer Nicolas Hebisch (22) und Oliver Heil (23). Heil und Prochnow sollten am Samstag zumindest wieder im Kader stehen. Bei Kühne (Zehenbruch) steht noch ein Fragezeichen.

Der Trainer

Christian Benbennek (39) war die überraschende Neubesetzung auf dem Trainerposten. Nach der ebenso überraschenden wie umstrittenen Entlassung von Dietmar Demuth wenige Tage nach der abgelaufenen Saison. Noch sind seine Stationen "überschaubar". Juli 2005 übernahm er als Coach den VfL Wolfsburg II, dessen A-Jugend und bis Ende 2010/2011 die Reserve von Eintracht Braunschweig. Somit kennt er zumindest den CFC ja schon mal aus den beiden damaligen Begegnungen. Babelsberg ist somit seine erste Beschäftigung als Chef einer Herrenmannschaft. Zumindest hat er Erfahrung im Abstiegskampf, wenn auch nur in der Regionalliga.

Die Mannschaft

Im letzten Testspiel gegen Zweitligist FC St. Pauli kristallisierte sich wohl eine Stammelf für die ersten Spiele heraus. Für das Tor dürfte der "Sieger im Zweikampf gegen Unger" Daniel Zacher (23) gesetzt sein. In der Abwehr werden am Samstag wohl Matthias Rudolph (29), Kai-Fabian Schulz (22), Daniel Reiche (24) und der Kroate Zlatko Hebib (21) auflaufen. Eventuell kann sich aber "Last-Minute" Neuzugang Aaron Berzel (21) hier noch entsprechend empfehlen. Im Mittelfeld scheinen aktuell Christian Groß (23), Oliver Kragl (22), Lennart Hartmann (21), Philipp Kreuels (27) und Benjamin Kauffmann (24) gute Karten zu haben. Hinzu kommen Sergej Evljuskin (24), Süleyman Koc (23), Christian Essig (26). Im Angriff ist man quantitativ dünn besetzt. 4 Stürmer stehen zur Verfügung. Markus Müller (24) ist Stammspieler der Vorsaison, dort mit 12 Treffern. Nicolas Hebisch (22), Neuzugang Oliver Heil (23) und der Deutsch-Gahnae Kofi Schulz (22) kommen dahinter. Ob Heil den Abgang von Stroh-Engel ersetzen kann, bleibt abzuwarten. Vergangene Saison war er in Darmstadt weitaus weniger erfolgreich (4) als der "Gewesene". Mit 24 Spielern hat man 2 mehr als der CFC im Kader, vom Alter her ist man fast gleichauf.

Die aktuelle Saison

Fehlen wird diesmal der DFB-Pokal, dort kickte 03 zuletzt immerhin 6x in Folge. 2 schwere Auswärtsspiele im Osten stehen an. Erst im Süden, dann im hohen Norden bei Hansa. Dagegen stehen "hessische Wochen" mit Darmstadt und Wehen/Wiesbaden als Heimgegner. Letztes Heimspiel erneut gegen Bielefeld, das Saisonfinale in Aachen. Im Brandenburg-Pokal kann man sich erst mal zurücklehnen, man erhielt ein Freilos für Runde 1.

Prognose

Mehr als Abstiegskampf scheint auch diesmal nicht drin zu sein. Den wird man wohl nur erfolgreich bestehen können, wenn die Abgänge gut kompensiert werden können. Speziell im offensiven Mittelfeld und Angriff. Es wird wohl wieder knapp werden.

Das Umfeld

Bleibt weiter unruhig. Die für viele überraschende Entlassung Dietmar Demuths 9 Tage nach dem Saisonende, war höchst umstritten. Aus dem Forum der Babelsberger ergab sich eine Ablehnung von rund 70%. Speziell wie man die Entlassung verkaufte, fand teils herbe Kritik. Zunehmende Unstimmigkeiten mit der Vereinsführung waren durchaus kein Geheimnis, die Blamage im Landespokal brachte wohl das Fass zum Überlaufen. Dass diese Personalentscheidung inmitten des Kampfes um die Lizenz getroffen wurde, ebenfalls fragwürdig. So oder so bleibt die Chefetage im Dunstkreis der Blau-Weißen Kicker für viele Fans ein Reizthema. Man sieht den SV 03 nach der Rettung im Mai 2012, durch eine Bürgschaft der DKB, in deren Abhängigkeit. Mit Klaus Brüggemann fungiert ein Mitglied im Aufsichtsrat der DKB als Geschäftsführer.

Defizite bestehen in der Zuschauergunst und der Vermarktung. Knapp 600.000 EUR werden im Marketing verdient, der Schnitt in Liga 3 liegt aber bei rund 1,8 Mio. EUR. Geplant wurde (sehr optimistisch) vergangene Saison mit einem Schnitt von 4.000, mit 2.470 lag man hier deutlich darunter. Richtig "voll" war die Arena zum enorm wichtigen Abstiegsduell gegen Jena mit 6.900, dem entscheidenden Spiel gegen Bielefeld (4.000) und den CFC mit 3.200. Ansonsten waren es mehrmals weniger als 2.000 Fußballfreunde. Nicht selten beklagt man sich, dass sich die Potsdamer zu wenig mit dem SVB identifizieren. Den Besuch ankurbeln sollen deutliche Preisvorteile bei Dauerkarten. Der Etat für die aktuelle Saison liegt bei rund 4 Mio. EUR, davon entfallen 2,2 Mio. EUR für die Lizenzspielerabteilung. Mehr finanziellen Spielraum hat man durch das Aus im Landespokal vergeben. Zumal man für diverse Vorfälle in der abgelaufenen Saison sanktioniert wurde. Die Stimmung scheint dennoch gut zu sein, rund 6.000 Zuschauer beim Stadionfest mit dem Spiel gegen St. Pauli sind durchaus veritabel.