Vorbericht

2. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2002/2003
SG Wattenscheid 09
SG Wattenscheid 09
1:3
Chemnitzer FC
Chemnitzer FC

Rehabilitierung gegen einen Fehlstarter mit Zweitligaambitionen...

von Timo Görner (Vorschau) & Erik Büttner (Reisetipps)

...denn zum einen schreit das 0:3 aus der größtenteils ernüchternden Rückrunde der vergangenen Saison in "Bochum VI" nach einer Revanche und zum anderen sind die mit Aufstiegsambitionen belegten Wattenscheider nach dem 0:1 zum Auftakt beim dynamischen Aufsteiger in Dresden schon verpflichtet, den Saisonstart nicht zum klassischen Fehlstart mutieren zu lassen, denn das Ziel heißt bei der schwarz-weißen Fußballabteilung der Sportgemeinschaft von 1909 in dieser Saison mehr als vorige Spielzeit Rückkehr in die zweite Bundesliga nach dem letzten Abstieg aus dieser im Jahr 2000. Speziell das Auftreten in der 1. Halbzeit in Dresden dürfte bei den Fans der 09er wenig Anklang gefunden haben, denn die Erwartungen nach der vergangenen Saison mit Platz 4 und dem zweitbesten Angriff der Liga bei 63 erzielten Treffern in 34 Spielen (stolzer Schnitt von fast 2 Toren pro Spiel) sind durchaus erheblich, wobei sich die wirtschaftlichen Verhältnisse auch bei der SG 09 im Vergleich zum Vorjahr nicht gerade verbessert haben.

Der Etat wurde auch hier heruntergefahren und liegt bei rund 1,7 Millionen € rund 200.000 € unter dem Budget der vergangenen Saison. Damit steht der Fußball-Abteilung der traditions -und erfolgreichen Sportgemeinschaft weniger als die Hälfte der Gelder zur Verfügung wie des SC Rot-Weiß Essen mit seinen offiziell rund 3,5 Millionen €. Damit waren natürlich entsprechende Investitionen für eine verstärkte Mannschaft im Hinblick auf den angestrebten Zweitligaaufstieg nicht drin und der SG ging es wie so manchen "unaufgestiegenen Regionalligisten", Leistungsträger wurden für sportlich und finanziell attraktivere Vereine interessant und es begann ein Kampf um das Halten dieser Spieler, was in Wattenscheid nur teilweise gelang.

Der Goalgetter des vergangenen Jahres mit Abdul Iyodo (22/15 der 63 Treffer, macht einen Anteil von rund 23 % der Tore) wollte eigentlich zum Erstligaabsteiger FC St. Pauli, wechselte aber schließlich zu den Amateuren des FC Schalke 04 in die Oberliga Westfalen und soll neben der Sichtung und des Test für eine eventuelle Karriere in der Profimannschaft von Frank Neubarth vermutlich auch diese Amateurtruppe in die Regionalliga schießen, nachdem man in der vergangenen Saison den Aufstieg als Sieger dieser Staffel knapp ausgerechnet an die Reserve der Dortmunder Borussia verlor. Grauenhafte Vorstellung.
Sven Lintjes, der ebenfalls mit 11 Treffern als offensiver Mittelfeld-Akteur seinen Anteil an einer sportlich überzeugenden Saison der "grauen Maus" hatte, erklärte ja seinen Abgang zum Ende der Saison schon zum Zeitpunkt des Rückspiels gegen den CFC an jenem unglückseligem Tag und gedachte sich, eventuell dem Stadtrivalen VfL Bochum anzuschließen, wobei auch z. B. Eintracht Braunschweig lebhaftes Interesse an diesem Kicker hatte. Auf alle Fälle sollte der Weg des talentierten Ballkünstlers unbedingt in den auch "offiziell bezahlten Fußball führen". Dabei verzockte sich der Wattenscheider aber und blitzte nach Ende der Saison bei der aufgestiegenen Braunschweiger Eintracht wegen lt. Manager Holdorf "immer neuerer finanzieller Forderungen" ab. Pech gehabt, nach meinen letzten Infos sucht Lintjens nun u. a. im Niederländischen nach einem Verein und trainiert bei den Amateuren der Gladbacher Borussia mit. Für die Wattenscheider so oder so ein sportlicher Verlust, menschlich scheint der Abgang dagegen weniger ein Loch gerissen zu haben. Mit Iyodo (37 Tore in 3 Jahren Wattenscheid) und Lintjens musste Trainerfuchs Hannes Bongartz also 2 durchaus schmerzliche Abgänge verkraften. Frank Bläker als eine der Defensiv-Aktivisten der abgelaufenen Saison und mit 27 Jahren noch im "besten Fußballer-Alter" ging aufgrund eines fehlenden Vertragsangebotes zum Nordrheinischen Oberligisten Wuppertaler SV und tritt dort nun u. a. gegen die Düsseldorfer und Kölner Fortuna im Kampf um den Staffelsieg und damit direkten Regionalliga-Aufstieg an den Ball, eine damit durchaus spannende und attraktive Staffel innerhalb der Oberligen. Mit Jörg Sobiech erhielt ein "alter Bekannter" aus wenigen Chemnitzer Tagen ebenfalls keine Perspektive mehr bei der SG 09 nachdem er sich doch ein wenig überraschend hier nicht durchsetzen konnte und ging erstmal zum Probetraining nach Schottland, u. a. zum dortigen Erstligisten FC Dunfermline. Das viel versprechende Nachwuchs-Talent Andreas Przybilla, vor seiner Wattenscheider Zeit aktiv bei den Amateuren des FC Schalke 04 (Saison 1999/2000) ging zum 1. FC Union Solingen, ebenfalls in die viertklassige Oberliga-Nordrhein zu den dorthin aufgestiegenen Blau-Gelben ehemaligen Zweitligisten. Damit wären die 4 Abgänge genannt, welche für mich entsprechendes Gewicht haben.

Neu im schwarz-weißen Trikot für diese Saison ist Thomas Puschmann, der mit seinen 29 Jahren schon auf Erfahrung auch in höherklassigen Ligen vorweisen kann, siehe seine Stationen beim KFC Uerdingen 05 (auch seine letzte Station), FC St. Pauli , zwischendurch wieder Uerdingen 05 und MSV Duisburg. Dazu kommt mit Tobias Weiß ein ebenfalls schon sehr erfahrener Kicker mit 30 Jahren vom Zweitligisten Karlsruher SC, der für das Mittelfeld vorgesehen ist und als Freistoßspezialist gilt sowie quasi Abgang Sven Lintjens als Spielmacher ersetzen soll. Dieses wird er am Freitag gegen den CFC nach Lage der Dinge aber nicht umsetzen können, da er wegen einer Knieverletzung weiter ausfällt. Ein weiterer Neuzugang kann vermutlich am Freitag auch nicht ins Spiel eingreifen, denn der dem einen oder anderen vielleicht noch bekannte Alexander Löbe (29), der gegen Ende der dortigen Saison vom türkischen Erstligisten Malaytspor gekommen war und sich seitdem bei seinem Ex-Verein fit hielt, wo er schon zu Zweitligazeiten aktiv war und u. a. 1995/1996 beim 0:2 im Sportforum in Chemnitz gegen den CFC kickte. Andere Stationen seines "bewegten Fußball-Lebens" waren des weiteren der VfB Lübeck, MSV Duisburg, Spvgg. Unterhaching, der FC Carl Zeiss Jena, FC Vorwärts Steyr, FC Gütersloh und der "Anfang seiner Wanderschaft" machte er schließlich noch zu DDR-Zeiten beim Halleschen FC. Ein "Glückspilz" für die jeweiligen Vereine war Löbe trotz eigener durchaus guter Leistungen dabei eher nicht, so schaffte keiner dieser Vereine mit ihm den Aufstieg, ob es der SG auch nicht gelingen wird, steht in den Sternen, denn die Wattenscheider warten nach gelungener externer Finanzierung dieses Wechsels immer noch auf die erforderlichen Unterlagen aus der Türkei für die Spielgenehmigung durch die zuständigen Stellen. Tendenz deshalb: Kein Wiedersehen mit dem CFC am Freitag.

Trotz der benannten Abgänge und eher spärlichen kostengünstigen Neuzugänge (Puschmann und Weiß jeweils ablösefrei, Löbe extern finanziert) steht Hannes Bongartz aus meiner Sicht nach wie vor ein solider und erfahrener Kader zur Verfügung, der mehr kann als beim 0:1 in Dresden und durchaus oben unter den ersten 6 wieder mitspielen kann. Prunkstück der vergangenen Saison war mit 63 Toren natürlich der Angriff bzw. das offensive Mittelfeld, wo diese Saison nun Iyodo und Lintjens (zusammen 26 Tore) nicht mehr zur Verfügung stehen, Schwachpunkt dürfte bei 51 Gegentoren (Braunschweig: 29, Essen: 34, Lübeck auch "nur" 46) die Defensive sein, denn eben mit diesen 51 Gegentoren stellte man nur die 10.beste Abwehr der Liga.

Geblieben sind die erst -und zweitligaerfahrenen Kicker wie Uwe Grauer (32) und Carsten Baumann (28) in der Abwehr, die "berüchtigten Altintop-Brüder" in Mittelfeld (Hamit) und Sturm (Halil, 14 Tore in der letzten Saison) (aus Sicht einiger Mannschaften der letzten Saison, speziell in Aue ;)), Rene Renno (22) als Stammkeeper der letzten Saison im Kasten, der auch in den beiden Spielen gegen den CFC beim 0:5 und 3:0 das Tor der 09er hütete. In der Vorbereitung unterlag man im letzten Testspiel ein wenig überraschend den Amateuren des 1. FC Kaiserslautern aus der RL Süd am 18.07.2002 mit 0:1, dennoch war Hannes Bongartz mit der "Saison vor der Saison" durchaus zufrieden. Am 30.07.2002 platzte dann noch die Rückkehr von Abdul Iyodo zur SG 09, da er eben justament zu diesem Zeitpunkt bei den Amateuren des FC Schalke 04 landete, wie oben erwähnt. Deswegen war der Auftakt in Dresden auch enttäuschend für Trainer und Mannschaft, die gemeinsam mit dem kompletten Stab der Profitruppe vor der Saison auf rund 10 % ihres vertraglich vereinbarten Gehaltes verzichtet hatten. Einen Spielbericht der anderen Sorte findet der Interessierte himmelblaue Surfer übrigens hier: www.prepare-to-party.de/berichte/dynamotour2002.htm, die "Mainstream-Version" gibt es auf der offiziellen Seite der 09er zu bestaunen.

Bleibt zu hoffen, dass sich unsere von damals (dem 0:3-Debakel als unrühmlicher "Aue-Nachtisch") kaum veränderte Mannschaft diesmal für diese Niederlage und die Art und Weise rehabilitiert und die Sorgenfalten beim Trainerfuchs Hannes Bongartz nach diesem Spiel noch größer werden. Dem kleinen Away-Trupp der himmelblauen Fanschar einen netten Freitagabend in der umgebauten und renovierten Lohrheide (nicht unbedingt für den Fußballfan gemacht) und uns Daheimgebliebenen einen fröhlicheren Chat als beim letzten Mal. ;-)

Das Stadion

Seit 1954 erst gibt es das Lohrheidestadion, erbaut als Mehrzweckarena. Highlights blieben in seit dieser Zeit allerdings rar. Mal eine Leichtathletik-Meisterschaft, mal ein Hundewettwerb, mehr gab es nicht, denn die SG dümpelte bis 1992 im sportlichen Niemandsland rum.
Aber immerhin verfügte die Arena seit 1972 über eine neue Tribüne, auf der 800 Leute einen trockenen Sitz- und 2100 einen Stehplatz fanden. 3 Jahre später wurden 4 Flutlichter aufgestellt, wegen ihrer recht spärlichen Leuchtkraft auch "Kerzenständer" genannt.
Pünktlich zum Bundesligaaufstieg 1992 wurde dann auf der Gegengerade die große, schmucke Gegengerade fertig. Sie bietet etwa 5000 Fans einen Dach über den Kopf und einen Fläche für das Hinterteil.
Mittlerweile ist die Rund-Um-Sanierung des Stadions abgeschlossen und die dafür anlassgebende Deutschen Leichtathletikmeisterschaften Geschichte. Dafür hat die Lohrheide jetzt wieder herrliche Kurven, eine erneuerte Haupttribüne und auch im Sanitärbereich hat sich einiges getan. Trotzdem, die Mehrzweckarena in Bochums westlichsten Westen ist und bleibt ein Friedhof der Stimmung. Und jetzt erst recht, wenn sich die wenigen tausend Zuschauer (mehr als 5000 verirren sich nur selten hier her) wieder auf das ganze weite Rund verteilen. Der harte Kern hat sich zwar aus atmosphärischen Gründen unter's Dach verkrümelt. Von einem Hexenkessel ist aber die Lohrheide Lichtjahre entfernt.
Zu Futtern gibt es die angeblich bester Currywurst Fußball-Deutschlands, oder alternativ Frikadellen und andere fleischhaltige Gebilde. Für die trockene Kehle gibt es Fiege Pils. Alkohol ist im Preis inbegriffen. Wer's ohne mag, dem stehen Cola, Fanta, Wasser oder Kaffee zu Wahl.

Die Route

In Chemnitz geht's rauf auf die A4 Richtung Erfurt. An der thüringischen Landeshauptstadt geht's vorbei ins Hessische bis zum Kirchheimer Dreieck (31/86). Dort nach Norden auf die A7 Richtung Kassel abfahren. Am Kassler Kreuz (80/70) dann Richtung Dortmund auf die A44 wechseln.
Am Kreuz Dortmund/Unna (52/84) wird die A44 zur B1, man bleibt aber einfach auf dieser Schnellstraße. Vorbei am Westfalenstadion (der BVB spielt auswärts) geht die B1 am Kreuz Dortmund-West (42/5) in die A40 gen Bochum/Oberhausen über.
In Bochum durch den Autobahntunnel fahren und dann an der Anschlussstelle Bochum-Wattenscheid-West (29) runter von der A40 und rauf auf die Berliner Straße. Beim verlassen der Autobahn gleich links einordnen, denn an der Ampel geht es dann eben links Richtung Gelsenkirchen. Nach ca. 1,5km wieder links in die Weststraße einbiegen. Dort befindet sich auf dem Holland-Zechengelände ein großer Parkplatz, von dem es noch etwa 5 Minuten bis zum Stadion sind.
Wer den Fußweg scheut kann auch über die Jahnstraße bis zum Stadion fahren. Mit Glück findet man eine Stellfläche auf dem sehr kleinen und daher schnell vollen Parkplatz direkt am Stadion.

Von Bochum Hbf. mir der Straßenbahnlinie 302 bis Lohrheidestraße fahren und dafür reichlich 10 Minuten einplanen.

2. Spieltag - Regionalliga Nord - Saison 2002/2003
Freitag, 02. August 2002, 19:30 Uhr
Lohrheidestadion, Bochum
Zuschauer: 1.431
Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen)


Tore

Die Bilanz

 ZahlSUNTore
Alle Spiele732215:9
Heimspiele430111:2
Auswärtsspiele30214:7
Ligaspiele632114:7
Pokal-/Relegationsspiele10011:2

Der Ergebnisrückblick

1993/1994DFB-Pokal3. RundeChemnitzer FC - SG Wattenscheid 091:2 n.V.
1994/19952. Bundesliga3. SpieltagSG Wattenscheid 09 - Chemnitzer FC2:2 (2:2)
1994/19952. Bundesliga20. SpieltagChemnitzer FC - SG Wattenscheid 093:0 (1:0)
1995/19962. Bundesliga7. SpieltagChemnitzer FC - SG Wattenscheid 092:0 (2:0)
1995/19962. Bundesliga24. SpieltagSG Wattenscheid 09 - Chemnitzer FC2:2 (2:2)
2001/2002Regionalliga Nord10. SpieltagChemnitzer FC - SG Wattenscheid 095:0 (2:0)
2001/2002Regionalliga Nord27. SpieltagSG Wattenscheid 09 - Chemnitzer FC3:0 (1:0)